
Für hiesige Anleger war das vergangene Jahr ein gutes Jahr – auch wenn es ausgerechnet in Deutschland nicht ganz so gut gelaufen ist. 2,7 Prozent Plus beim Dax, das wars. Auf vielen Auslandsmärkten gab es weit mehr zu holen, wie eine Analyse von Finanztest zeigt. Am besten lief Indien: plus 41,1 Prozent. Mit US-Aktien waren 29,1 Prozent drin. Am schlimmsten hat es Russland erwischt mit minus 38,3 Prozent. test.de zieht Bilanz und gibt einen kleinen Ausblick auf das, was Anleger 2015 erwartet.
Dax zwischenzeitlich auf Rekordstand


Rekord: 10 093 Punkte. So hoch wie am 5. Dezember 2014 stand der deutsche Aktienindex Dax noch nie zuvor. Doch am Ende des Jahres blieben davon gerade einmal 9 805 Punkte übrig – ein Plus von nur 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei ging es heftig auf und ab. Nur zehn Tage nach dem Rekordhoch war der Dax nur noch 9 330 Punkte wert, zu Weihnachten kletterte er wieder auf 9 920 Zähler. Größere Schwankungen erwartet die Deutsche AWM, der Vermögensverwalter der Deutschen Bank, auch für 2015. Allerdings mit Aufwärtstendenz. „Aktien haben Ertragspotenzial trotz steigender Herausforderungen“, heißt es im Jahresausblick. Über fünf Jahre kann sich die Bilanz immer noch sehen lassen: 10,5 Prozent pro Jahr lag der Dax in dieser Zeit durchschnittlich im Plus (Stichtag 31. Dezember). Der Fonds mit der besten Fünfjahresbilanz, der DWS Aktien Strategie Deutschland, hat es auf 17,3 Prozent pro Jahr gebracht (Stichtag 30. November 2014). Für Anleger, die ein Indexinvestment bevorzugen, empfehlen sich ETF (börsengehandelte Indexfonds) auf den MSCI Germany. Einen solchen bietet Amundi an. Noch breiter aufgestellt ist der comstage-ETF auf den FAZ-Index. „Deutschland wird 2015 an den Aufwärtstrend anknüpfen“, schreibt die Fondsgesellschaft Fidelity. Sie rechnet mit Dividendenrenditen von um die 3 Prozent – nicht schlecht in Zeiten niedriger Zinsen.
Die Erfolgsgeschichte aus Indien
Der Fonds mit der besten 1-Jahres-Wertentwicklung kommt aus Indien. Es ist der Comgest Growth India, er hat – per Ende November – plus 84,1 Prozent erzielt und ist damit der beste von 15 397 Fonds aus dem Produktfinder Fonds, für die 1-Jahresrenditen vorliegen. Überhaupt führen Aktienfonds Indien die Rangliste an. Die indische Börse hat im Jahr 2014 mit einem Plus von 41,1 Prozent, gemessen am Aktienindex MSCI India, von allen untersuchten Märkten am besten abgeschnitten. Grund für die Aktienrallye rund um Mumbai war in erster Linie der Wahlsieg von Narendra Modi im Mai, dessen Reformen neuen Schwung in die erlahmte Konjunktur bringen sollen. Noch sind die Wachstumsraten gering, aber Analystenschätzungen zufolge könnte sich das bald ändern. „Im günstigsten Fall könnte Indien in ungefähr zwei Jahren sogar stärker wachsen als China“, schreibt die österreichische Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management (RCM).
Schwellenländer zeigen sich uneinheitlich
Ebenfalls gut gelaufen ist der Aktienmarkt in der Türkei. Mit einem Plus von 35,6 Prozent knüpfte die türkische Börse wieder an das erfolgreiche Jahr 2012 an, als sie um sage und schreibe 62,3 Prozent nach oben schoss. Doch Vorsicht vor Euphorie: Das Jahr 2013 zeigt, dass es zwischendurch auch in die andere Richtung gehen kann: minus 29,7 Prozent, so die ernüchternde Bilanz am Jahresende. Der chinesische Aktienmarkt hat 2014 ebenfalls zugelegt: plus 23,3 Prozent, ebenso Südafrika mit einem Zuwachs von 20,4 Prozent. In Lateinamerika sah es dagegen durchwachsen aus. Brasiliens Börse stand zu Silvester bei minus 1,8 Prozent. Marktbeobachter hoffen nach dem knappen Wahlsieg Dilma Roussefs auf eine marktfreundlichere Politik und einen Abbau der Bürokratie.
Schlusslicht Russland
Schlecht verlief das Jahr für Russland, das mit dem Absturz des Rubel im vierten Quartal in einen Abwärtssog geriet. Russische Aktien selbst verloren vergleichsweise geringe 12 Prozent, doch rechnet man den Währungsverlust hinzu, schlägt aus Sicht hiesiger Anleger ein Minus von 38,3 Prozent zu Buche. Auch Aktienfonds Russland konnten sich dem Trend nicht entziehen. Der Fonds mit der Finanztest-Bestbewertung von fünf Punkten, der Parvest Equity Russia Opportunities, steht gemessen am Index noch vergleichsweise gut da. Zumindest ein Gutes hat die Währungskrise: „In Rubel gerechnet ist der Ölpreis bislang noch relativ wenig gefallen“, stellt RCM fest. „Positiv könnte langfristig auch sein, dass Russland nun förmlich gezwungen ist, bisherige Importe stärker durch eigene Produkte zu ersetzen und dafür auch Reformen und Strukturveränderungen in der Volkswirtschaft einzuleiten.“
Öl und Rohstoffpreise im Keller
Öl gehört ebenfalls zu den großen Verlierern des Jahres 2014: minus 40,2 Prozent büßte der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent ein. Ursache hierfür waren unter anderem die schwache Weltkonjunktur und das steigende Angebot durch neue Fördermethoden wie Fracking. Analysten erwarten auch 2015 noch Kapriolen am Ölmarkt. Erst wenn die weltweite Nachfrage wieder anziehen sollte, rechnen sie mit einer Stabilisierung des Marktes. Rohstoffaktienfonds gehören somit zu den Verlierern des Jahres. „Nach der 2014 verzeichneten Schwäche wirken viele Energiewerte auf uns inzwischen wieder attraktiver“, geben sich die Experten von Franklin Templeton Investments in ihrem Jahresausblick 2015 zumindest verhalten optimistisch.
Der Dollar im Höhenflug
Gut lief es dagegen in den USA: Amerikanische Aktien haben im vergangenen Jahr aus Sicht deutscher Anleger 29,1 Prozent zugelegt – der größte Teil davon waren allerdings Währungsgewinne. Für US-Anleger betrug das Plus 13,4 Prozent. Die gute Konjunktur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bescherte dem Dollar Gewinne: Anfang 2014 bekamen Anleger für 1 Euro noch 1,38 Dollar, Ende 2014 waren es lediglich 1,21 Dollar – im Januar 2015 ist der Außenwert des Euro zwischenzeitlich sogar auf den Einführungskurs von 1999 gefallen, der bei knapp 1,18 Dollar lag. Von seinem Allzeittief bei 0,83 Dollar im Oktober 2000 ist der Euro jedoch noch weit entfernt. Auch gegenüber anderen Währungen ist der Euro im Jahr 2014 gefallen, gegenüber dem britischen Pfund um 6,7 Prozent, gegenüber dem Franken um 1,9 Prozent. Nur gegenüber dem Yen ist er leicht um 0,2 Prozent gestiegen. John J. Hardy, Währungsexperte bei der Saxo Bank, sagt: „Der Devisenmarkt schließt 2014 mit einem Paukenschlag ab. Auch 2015 könnte es Währungsentwicklungen in historischer Größenordnung geben, da der während der post-globalen Finanzkrise eingeschlafene Währungsmarkt langsam wieder erwacht.“
Der Euro und die Krise
Der Euro war schwach, Gründe dafür sind maue Konjunkturaussichten und das niedrige Zinsniveau. Angesichts der niedrigen Inflation – in Deutschland betrug sie im Dezember 0,2 Prozent, in der Eurozone sogar minus 0,2 Prozent – dürfte mit einem baldigen Zinsanstieg kaum zu rechnen sein. An den Börsen der EU-Krisenstaaten selbst lief es aber zum Teil recht gut. Die spanische und die italienische Börse schnitten 2014 mit einem Plus von 8,9 respektive 3,6 Prozent besser ab als die deutsche, und Irland verzeichnet mit einem Plus von 16,9 Prozent ein besonders gutes Jahr. Dagegen sah es in Portugal mit einem Minus von knapp 30 Prozent gar nicht gut aus. Auch die griechische Börse stürzte wieder ab. Minus 31,6 Prozent. Resteuropa wartet gespannt auf die Wahlen in Griechenland, die Ende Januar über die Bühne gehen sollen – und darauf, ob die Griechen dem Euro treu bleiben.
Fazit: Anleger sollten global unterwegs sein
Die unterschiedlichen Entwicklungen zeigen: Grundlage für jedes Depot sollten internationale Aktienfonds sein, und zwar in erster Linie solche, die in Industrieländer investieren. Mit einem Investment in den MSCI World, den Weltaktienindex, haben Anleger im vergangenen Jahr knapp 20 Prozent plus gemacht. Auch für 2015 zeigen Analysten sich optimistisch. „An Aktien führte 2014 kein Weg vorbei. Und diese Aussage gilt auch für 2015“, heißt es bei der Deutschen AWM. „Die USA werden im Jahr 2015 die Führungsrolle im weltwirtschaftlichen Zyklus übernehmen. Positiv sehen wir in Europa, dass sich die wirtschaftliche Dynamik in den ehemaligen Krisenländern wieder beschleunigt. Das ist ein Zeichen, dass die Strukturreformen in den Peripherieländern greifen. Aber noch ist der Kontinent wirtschaftlich auf einer Durststrecke.“ Auch ein Blick auf die Schwellenmärkte zeigt, dass Anleger gut daran tun, sich global aufzustellen. Die Empfehlung der Experten von Finanztest für Anleger, die dieses zusätzliche Risiko nicht scheuen: Aktienfonds Schwellenländer global. Deren Jahresbilanz fällt mit gut 4 Prozent positiv aus – und das trotz der vielen aktuellen Krisenherde.
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Kunststück, wenn einer (EZB) als Monopolist beliebige Preise für das Geld festsetzen kann.
bei allem Für und Wieder: einseitig wird hier auf Aktien abgestellt==> vergessen Sie nicht, dass- o.a. Zahlen beweisen es- A n l e i h e n durchschnittlich 10%, Aktien in Deutschland aber nur 3% gemacht haben....die vielen Experten sind baff!!!!