PVC-Fußböden enthalten oft Phthalate, Organozinn oder Nonylphenol. Besteht eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit?
Eine unmittelbare gesundheitliche Gefahr besteht nicht, aber es gibt schon Grund zur Sorge – und damit zur Vorsorge. Die angesprochenen Stoffgruppen und Stoffe werden in großen Mengen in sehr vielen, unterschiedlichen Produkten umweltoffen verwendet. Allein das zu den Phthalaten zählende DEHP wurde jahrzehntelang in Mengen von jährlich knapp 100 000 Tonnen besonders als Weichmacher in PVC und damit auch in Bodenbelägen eingesetzt. Und dies hat sich bis heute kaum verändert. DEHP ist unter Umweltbedingungen langlebig, reichert sich in Lebewesen an und beeinträchtigt die Fortpflanzungsfähigkeit. Nonylphenol und einige Organozinnverbindungen haben hormonelle Wirkungen.
Inwiefern gehen von Klebstoffen für die Bodenbeläge Belastungen aus? Welche Kleber empfehlen Sie?
Klebstoffe enthalten flüchtige und schwer flüchtige organische Verbindungen, die je nach Art und Konzentration Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen und störende Gerüche hervorrufen können. Diese Belastungen können zum Teil über mehrere Monate anhalten. Sie können weitgehend vermieden werden, wenn besonders emissionsarme Klebstoffe verwendet werden. Eine erste Orientierung bietet das von Klebstoffherstellern entwickelte Zeichen Emicode EC1, mit dem eine Reihe von emissionsarmen Bodenbelagsklebstoffen gekennzeichnet ist. Das Umweltbundesamt arbeitet derzeit an einer Vergabegrundlage für ein Umweltzeichen „Emissionsarme Bodenbelagsklebstoffe“. Die Anforderungen des Umweltzeichens sollen auf dem neuen Bewertungsschema des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten basieren und Kriterien zu weiteren Stoffen, etwa höhersiedenden Lösemitteln und Konservierungsmitteln, enthalten.
Einige Hersteller verzichten bereits auf die Phthalate DEHP und Dibutylphthalat und auf Organozinn in PVC-Belägen. Sind Verbote oder Selbstverpflichtungen der Industrie notwendig und geplant?
Für einige dieser Stoffe, etwa Tributylzinn, wurden in den letzten zwei Jahren Verwendungsverbote beschlossen. Für andere Stoffe stehen Verbote kurz bevor. Dies gilt zum Beispiel für Nonylphenol. Die Industrie hat sich in einigen anderen Bereichen verpflichtet, freiwillig auf diese Stoffe zu verzichten. Trotzdem werden hohe Belastungen in Umweltmedien, gerade auch im Hausstaub, ermittelt. Es muss noch mehr getan werden, da noch nicht alle Anwendungen erfasst sind oder, wie bei den Phthalat-Weichmachern, Beschlüsse noch ausstehen.
Was sollten Verbraucher tun, um mögliche Belastungen in Zusammenhang mit PVC-Fußböden zu vermindern?
Informieren Sie sich beim Händler oder Hersteller genau darüber, welche Stoffe in den Produkten enthalten sind. Achten Sie auch auf den Geruch der Bodenbeläge. Beim Kauf sollten geprüfte, emissionsarme Produkte ausgewählt werden. Bevor Sie den Bodenbelag vollflächig verkleben, sollten Sie prüfen, ob dies überhaupt erforderlich ist. Möglicherweise reicht doppelseitiges Klebeband aus. Falls vollflächig geklebt werden muss, sollten sehr emissionsarme Klebstoffe eingesetzt werden.
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Bitte den Test bald aktualisieren, da wirklich einige Leute für Neubauten oder Sanierungen eine fugenlose Alternative für Bodenbeläge suchen.
@krisander: Ihre Nachfrage zur Aktualität der Angaben bezüglich der Bodenbeläge nehmen wir als Testanregung gerne auf. Wie schnell sie realisiert werden kann, lässt sich derzeit nicht sagen. Auf jeden Fall haben wir den Testwunsch registriert und leiten ihn an das zuständige Planungsgremium weiter. (spl)
Stimmen die Angaben für die 2012 verkauften Beläge noch?
@B.Klaas: Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)
Bitte den Test aktualisieren,
oder stimmen die Angaben für die heute angebotenen Materialien noch?