Blutspende Weshalb es lohnt, Blut zu spenden

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Blutspende - Weshalb es lohnt, Blut zu spenden

Knappes Gut. Blut ist nur begrenzt halt­bar, fort­laufende Spenden sind daher umso wichtiger. © imago images / Rupert Oberhäuser

Trans­fusionen retten Leben. Doch Blut­konserven sind Mangelware. Wir geben Tipps, wie Sie auf gesunde Weise spenden und wo Sie Blutspende­dienste in Ihrer Nähe finden.

Blutspenden – auch in der Pandemie wichtig

Immer wieder kommt es zu Engpässen bei den Blut­konserven – je nach Bundes­land und Blutgruppe ist die Versorgung unterschiedlich. Dabei gilt: Wer regel­mäßig spendet, kann Leben retten. Blut­konserven werden immer gebraucht, in Deutsch­land täglich rund 15 000 Stück – etwa für Operationen oder zur Versorgung von Unfall­opfern.

Nur etwa drei von hundert Menschen spenden regel­mäßig Blut

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) – das Bundes­institut für Impf­stoffe und biomedizi­nische Arznei­mittel – verzeichnete für das Jahr 2020 rund 3,7 Millionen Voll­blutspenden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) geht davon aus, dass 2 Millionen Menschen in Deutsch­land regel­mäßig Blut spenden – das entspricht etwa 2,4 Prozent der Bevölkerung.

Was Menschen zurück­hält

Die Bereitschaft, Blut zu spenden, ist seit Beginn der Corona-Pandemie gesunken. Bei vielen besteht die Sorge, sich während des Spende­termins mit dem Virus anzu­stecken. Vorsichtige hält das auch weiterhin ab. Auch der demogra­fische Wandel schränkt die Zahl möglicher Spender ein: Spätestens mit 68 Jahren ist spenden in der Regel nicht mehr möglich.

Keine erhöhte Corona-Infektions­gefahr

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geht „grund­sätzlich nicht von einer erhöhten Infektions­gefahr bei Spende­terminen“ aus. Es gelten strenge Regeln. Vor Ort wird Fieber gemessen. Der Gesund­heits­zustand der Spendewil­ligen wird von medizi­nischen Fachleuten einge­schätzt.

Nicht nur Covid-19-Symptome sind ein K.-o.-Kriterium für die Blutspende, auch andere Krank­heits­anzeichen – selbst Schnupfen. Laut Bundes­gesund­heits­ministerium gibt es keine Hinweise, dass das Corona-Virus durch Blut oder Blut­produkte über­tragen werden kann.

Corona-Patienten müssen Blutspende-Pause einlegen

Aus Vorsicht machen Spende­dienste wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Vorgaben. So dürfen Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren, je nach Bundes­land erst bis zu vier Wochen nach Ausheilung wieder Blut spenden. Rück­stell­fristen gelten auch für jene, die mit positiv Getesteten in Kontakt waren oder sich in Risiko­gebieten im Ausland aufgehalten haben.

Wer Blut spenden darf – und wer nicht

Gesund und voll­jährig

Wer spenden will, muss gesund, 18 Jahre oder älter sein und mindestens 50 Kilogramm wiegen. Erst­spender dürfen allerdings nicht älter als 60 Jahre, Wieder­holungs­spender höchs­tens 68 Jahre alt sein. Wer älter als 60 beziehungs­weise 68 Jahre ist, kann Blut spenden, wenn es ein Arzt individuell entscheidet.

Gutes für andere tun

Blut lässt sich bislang nicht künst­lich herstellen. Millionen von Deutschen sind auf Spenden ihrer Mitmenschen angewiesen: nach Unfällen, bei Operationen, in der Krebs­therapie.

Dass so viel Blut gebraucht wird, liegt – abge­sehen von der Vorrats­haltung für Katastrophen – in erster Linie am medizi­nischen Fort­schritt: Viele Operationen und Trans­plantationen, die Blut­trans­fusionen erfordern, waren früher nicht mach­bar. Zudem werden die Deutschen immer älter und laufen in höherem Alter eher Gefahr, an Krebs zu erkranken. Präparate auf Basis von gespendetem Blut sind ein wichtiger Teil der Krebs­therapie.

Blutspende - Weshalb es lohnt, Blut zu spenden

© Stiftung Warentest

Gutes für sich selbst tun

Blut­hoch­druck gegen­steuern. Wer spendet, tut auch sich selbst etwas Gutes. Forschungen der Berliner Charité haben heraus­gefunden, dass hohe Blutdruckwerte im Lauf mehrerer Blutspenden sinken können. Das kann die Bluthochdrucktherapie unterstützen. Für Menschen mit bestimmten Krankheiten, die zu viel Eisen im Blut haben oder zu viele rote Blutkörperchen, sind Aderlässe sinn­voll.

Gesund­heits-Check inklusive. Vor jeder Blutspende erfolgt zudem ein kleiner gesundheitlicher Routine-Check: Blut­druck, Hämoglobin und Temperatur messen. Nach der Spende wird das Blut auf Infektions­krankheiten wie Hepatitis B und Hepatitis C oder HI-Viren geprüft. So erhält der Spender Sicherheit, dass das Blut frei von solchen Erregern ist.

Blutgruppe kennen. Nach der ersten Spende gibt es den Blutspende­ausweis. In dem ist auch die Blutgruppe des Spenders vermerkt. Wer den Ausweis immer bei sich trägt, dem kann im Notfall schneller geholfen werden.

So spenden Sie auf gesunde Weise

Viel trinken. Vor und nach der Spende reichlich trinken hilft, dem Flüssig­keits­verlust vorzubeugen und ihn auszugleichen. Am besten: Wasser oder ungesüßter Tee.

Ruhe gönnen. Planen Sie für Vorgespräch und Spende etwa eine Stunde ein. Die eigentliche Spende dauert fünf bis zehn Minuten. Danach sollten Sie dem Körper eine halbe Stunde Ruhe gönnen, um sich wieder zu erholen.

Gutes essen. Essen vor und nach der Spende stabilisiert den Kreis­lauf. Eisenhaltige Nahrungs­mittel sind gut, etwa Eigelb, Linsen und Hirse, Haferflocken im Müsli oder auch Fleisch wie Rinderleber.

Pass führen. Jeder Erst­spender erhält einen Pass, Blutgruppe und Rhesus­faktor sind dort vermerkt. Zwischen zwei Voll­blut-Spenden sollten minimal 56 Tage liegen.

Nicht jeder darf Blut spenden

Wer nicht spenden darf, regelt die Richtlinie Hämotherapie. Sie wurde 2021 zuletzt aktualisiert. Die Liste an Ausschluss­kriterien ist lang. Einige Personen dürfen dauer­haft, andere vorüber­gehend nicht spenden.

Dauer­haft ausgeschlossen sind etwa Diabetiker, die Insulin nehmen, HIV-Infizierte oder Personen, die Malaria haben oder hatten.

Vorüber­gehend ausgeschlossen sind laut der Richt­linie der Bundes­ärztekammer auch „Personen, mit einem Sexual­verhalten, das ein gegen­über der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Über­tragungs­risiko für durch Blut über­trag­bare schwere Infektions­krankheiten [...] birgt“. Sie dürfen erst vier Monate nach ihrem letzten Sex wieder Blut oder Plasma spenden. Zu dieser Personengruppe zählen unter anderem Sexarbeite­rinnen und Sexarbeiter sowie Menschen mit häufig wechselnden Sexual­part­nern. Die Rück­stell­frist von vier Monaten gilt auch für homo­sexuelle Männer mit einem neuen oder mehr als einem Sexual­partner. Kritische Stimmen, etwa der Lesben- und Schwulenverband, weisen darauf hin, dass andere Länder offener sind und halten die deutsche Regelung für diskriminierend.

Auch wer tätowiert oder gepierct wurde, muss vier Monate warten. Schwangere und Stillende dürfen nicht spenden. Auch wer einen Schnupfen hat, wird nach Hause geschickt – und darf nach einer Woche wieder­kommen. All das wird in einem Vorgespräch mit einem Arzt und dem Spender-Fragebogen erfragt.

Drei Arten, Blut zu spenden

Blut ist nicht gleich Blut. Wer spenden will, kann auch nur bestimmte Bestand­teile seines Lebens­saftes für das Wohl anderer abgeben. Hier ein Über­blick:

Die Voll­blutspende

Das ist die klassische Blutspende. Weiterge­geben wird sie nicht als Voll­blut, sondern als Konzentrat von Erythrozyten. Das sind die roten Blutkörperchen, die Sauer­stoff und Kohlen­stoff­dioxid trans­portieren. Sie werden aus dem Blut extrahiert, wie Blutplätt­chen und Plasma. Die Spende dauert etwa fünf bis zehn Minuten, ein halber Liter wird aus der Armvene entnommen. Männer dürfen bis zu sechs Mal im Jahr Blut spenden, Frauen bis zu vier Mal. Zwischen zwei Spenden müssen mindestens acht Wochen liegen, damit sich der Eisen­gehalt im Blut erneuern kann.

Die Plasmaspende

Blutplasma ist der flüssige Bestand­teil des Blutes, in dem Zellen wie die roten und weißen Blutkörperchen schwimmen. Er besteht vor allem aus Wasser plus Fetten, Eiweißen, Zucker, Mineralstoffen, Gasen und Hormonen. Plasma benötigen vor allem Menschen mit Verbrennungen sowie Arznei­mittel­hersteller. Es wird aus Voll­blut gewonnen, vor allem aber durch Apherese (Blut­wäsche). Die Spende dauert 30 bis 60 Minuten. Ein Gerät trennt rund 600 bis 750 Milliliter Plasma ab und leitet alle anderen Blut­bestand­teile wieder zurück in den Kreis­lauf, oft mit Kochsalzlösung, um den Flüssig­keits­verlust auszugleichen. Zwischen zwei Plasmaspenden müssen mindestens zwei spendefreie Tage liegen. Frauen und Männer dürfen maximal 60 Mal im Jahr Plasma spenden.

Die Thrombozytenspende

Die Thrombozyten, auch Blutplätt­chen genannt, verschließen Wunden: Sie verklumpen durch akti­vierte Gerinnungs­faktoren, dichten so die Verletzung ab. Vor allem Menschen, deren Blut­gerinnung gestört ist, etwa durch Chemo­therapie, benötigen sie. Gewonnen werden sie via Voll­blutspende oder – separat – über Apherese. Dabei wird Blut aus der Armvene in eine Maschine mit sterilem Schlauch­system geleitet und ein Gerinnungs­hemmer beigefügt. Die Plätt­chen werden via Zentrifuge vom restlichen Blut separiert; letzteres wird wieder dem Blut­kreis­lauf zugeführt. Die Leber baut die Gerinnungs­hemmer rasch ab. Die Spende dauert eine bis eineinhalb Stunden, ist alle 14 Tage und bis zu 26-mal pro Jahr möglich. Wer Plasma oder Thrombozyten spenden will, muss vorher einmal Voll­blut gespendet haben.

Wo Sie Blutspende­dienste in Ihrer Nähe finden

Unter diesen Internet­adressen finden Spendewil­lige Anlauf­stellen in ihrer Nähe. Auch die Website der Bundes­zentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft weiter – unter der Adresse blutspenden.de.

Blutspende­dienste

Kontakt

Sozial­verband Deutsches Rotes Kreuz

drk-blutspende.de

Kostenfreie Spenderhotline: 0 800/1 19 49 11

Baden-Württem­berg und Hessen

blutspende.de

Bayern

blutspendedienst.com

West (Rhein­land-Pfalz, Nord­rhein-West­falen und Saar­land)

blutspendedienst-west.de

NSTOB (Bremen, Nieder­sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen)

blutspende-nstob.de

Meck­lenburg-Vorpommern

blutspendemv.de

Nord­ost (Berlin, Brandenburg, Hamburg, Sachsen, Schleswig-Holstein)

blutspende-nordost.de

Kommunale Blutspende­dienste, Kliniken

stkb.de

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Kommentarliste

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  • vactorio am 24.11.2022 um 02:25 Uhr
    @j-m.s Siehe Grafik oben

    Ja, es ist sogar hier eine Grafik mit im Artikel die zeigt wie Blut genutzt wird. „Fast nie“ erscheint mir bei 12% dann doch die falsche Ausdrucksweise zu sein - und ist sicher kein Argument gegen das Spenden.

  • j-m.s am 04.11.2022 um 22:36 Uhr
    keine guten Argumente

    Das Hauptargument fürs Blutspenden ist immer Leben retten bei Unfällen oder Operationen. Aber gerade dafür braucht man so gut wie nie Vollblut. Bei Unfällen oder Operationen ist man fast nie auf Blutspenden angewiesen, denn da arbeitet man mit angereicherten Kochsalzlösungen.
    Sehr viel Vollblut wird allerdings für zweifelhafte Krebstherapien ver(sch)wendet.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 06.07.2020 um 14:07 Uhr
    Bezahlung

    @thorec: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) weist auf seiner Website darauf hin, dass es den Krankenhäusern für Blutpräparate einen Geldbetrag in Rechnung stellt. "Mit diesen Erlösen decken wir die Kosten, die wir zur Herstellung von Blutpräparaten benötigen", schreibt das DRK. Es gehe dabei um den Betrieb des deutschlandweiten Netzes an Blutspendediensten mit mehreren tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mehr Infos zum Thema unter www.drk-blutspende.de/blutspendedienste/versorgung-und-finanzierung.php. (BS/SL)

  • thorec am 05.07.2020 um 21:12 Uhr
    Bezahlung

    Ich habe niemals daran gedacht, für meine Blutspenden Geld zu bekommen. Jetzt habe ich allerdings erfahren, dass das DRK hingegen Milliarden mit Blutspenden verdient - ein Liter Blut wird angeblich mit über 200 EUR vergütet. Blutspenden ist sehr wichtig, aber es darf doch nicht sein, dass sich andere daran bereichern, oder? Vor allem nicht ein gemeinnütziger (!) Verein wie der DRK. Oder habe ich das was falsch verstanden?

  • Andreas-Schmied am 29.07.2016 um 20:46 Uhr
    Warteschlangen

    Spendenbereitschaft rückläufig? Komisch, wenn ich Spenden gehe, ist es meist mit Schlangestehen und Wartezeit verbunden.Vielleicht sollten die Blutsammler am Service arbeiten? Zudem: vor dreißg Jahren gab's fürs Spenden 40 Mark. Wenn's heute nur noch 15 Euro sind, dann klingt das für mich alles jedenfalls nicht nach mangelnder Spendenbereitschaft.