Transfusionen retten Leben. Doch Blutkonserven sind Mangelware. Wir geben Tipps, wie Sie auf gesunde Weise spenden und wo Sie Blutspendedienste in Ihrer Nähe finden.
Blutspenden – auch in der Pandemie wichtig
Immer wieder kommt es zu Engpässen bei den Blutkonserven – je nach Bundesland und Blutgruppe ist die Versorgung unterschiedlich. Dabei gilt: Wer regelmäßig spendet, kann Leben retten. Blutkonserven werden immer gebraucht, in Deutschland täglich rund 15 000 Stück – etwa für Operationen oder zur Versorgung von Unfallopfern.
Nur etwa drei von hundert Menschen spenden regelmäßig Blut
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) – das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel – verzeichnete für das Jahr 2020 rund 3,7 Millionen Vollblutspenden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) geht davon aus, dass 2 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig Blut spenden – das entspricht etwa 2,4 Prozent der Bevölkerung.
Was Menschen zurückhält
Die Bereitschaft, Blut zu spenden, ist seit Beginn der Corona-Pandemie gesunken. Bei vielen besteht die Sorge, sich während des Spendetermins mit dem Virus anzustecken. Vorsichtige hält das auch weiterhin ab. Auch der demografische Wandel schränkt die Zahl möglicher Spender ein: Spätestens mit 68 Jahren ist spenden in der Regel nicht mehr möglich.
Keine erhöhte Corona-Infektionsgefahr
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geht „grundsätzlich nicht von einer erhöhten Infektionsgefahr bei Spendeterminen“ aus. Es gelten strenge Regeln. Vor Ort wird Fieber gemessen. Der Gesundheitszustand der Spendewilligen wird von medizinischen Fachleuten eingeschätzt.
Nicht nur Covid-19-Symptome sind ein K.-o.-Kriterium für die Blutspende, auch andere Krankheitsanzeichen – selbst Schnupfen. Laut Bundesgesundheitsministerium gibt es keine Hinweise, dass das Corona-Virus durch Blut oder Blutprodukte übertragen werden kann.
Corona-Patienten müssen Blutspende-Pause einlegen
Aus Vorsicht machen Spendedienste wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Vorgaben. So dürfen Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren, je nach Bundesland erst bis zu vier Wochen nach Ausheilung wieder Blut spenden. Rückstellfristen gelten auch für jene, die mit positiv Getesteten in Kontakt waren oder sich in Risikogebieten im Ausland aufgehalten haben.
Wer Blut spenden darf – und wer nicht
Gesund und volljährig
Wer spenden will, muss gesund, 18 Jahre oder älter sein und mindestens 50 Kilogramm wiegen. Erstspender dürfen allerdings nicht älter als 60 Jahre, Wiederholungsspender höchstens 68 Jahre alt sein. Wer älter als 60 beziehungsweise 68 Jahre ist, kann Blut spenden, wenn es ein Arzt individuell entscheidet.
Gutes für andere tun
Blut lässt sich bislang nicht künstlich herstellen. Millionen von Deutschen sind auf Spenden ihrer Mitmenschen angewiesen: nach Unfällen, bei Operationen, in der Krebstherapie.
Dass so viel Blut gebraucht wird, liegt – abgesehen von der Vorratshaltung für Katastrophen – in erster Linie am medizinischen Fortschritt: Viele Operationen und Transplantationen, die Bluttransfusionen erfordern, waren früher nicht machbar. Zudem werden die Deutschen immer älter und laufen in höherem Alter eher Gefahr, an Krebs zu erkranken. Präparate auf Basis von gespendetem Blut sind ein wichtiger Teil der Krebstherapie.
Bluthochdruck gegensteuern. Wer spendet, tut auch sich selbst etwas Gutes. Forschungen der Berliner Charité haben herausgefunden, dass hohe Blutdruckwerte im Lauf mehrerer Blutspenden sinken können. Das kann die Bluthochdrucktherapie unterstützen. Für Menschen mit bestimmten Krankheiten, die zu viel Eisen im Blut haben oder zu viele rote Blutkörperchen, sind Aderlässe sinnvoll.
Gesundheits-Check inklusive. Vor jeder Blutspende erfolgt zudem ein kleiner gesundheitlicher Routine-Check: Blutdruck, Hämoglobin und Temperatur messen. Nach der Spende wird das Blut auf Infektionskrankheiten wie Hepatitis B und Hepatitis C oder HI-Viren geprüft. So erhält der Spender Sicherheit, dass das Blut frei von solchen Erregern ist.
Blutgruppe kennen. Nach der ersten Spende gibt es den Blutspendeausweis. In dem ist auch die Blutgruppe des Spenders vermerkt. Wer den Ausweis immer bei sich trägt, dem kann im Notfall schneller geholfen werden.
So spenden Sie auf gesunde Weise
Viel trinken. Vor und nach der Spende reichlich trinken hilft, dem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen und ihn auszugleichen. Am besten: Wasser oder ungesüßter Tee.
Ruhe gönnen. Planen Sie für Vorgespräch und Spende etwa eine Stunde ein. Die eigentliche Spende dauert fünf bis zehn Minuten. Danach sollten Sie dem Körper eine halbe Stunde Ruhe gönnen, um sich wieder zu erholen.
Gutes essen. Essen vor und nach der Spende stabilisiert den Kreislauf. Eisenhaltige Nahrungsmittel sind gut, etwa Eigelb, Linsen und Hirse, Haferflocken im Müsli oder auch Fleisch wie Rinderleber.
Pass führen. Jeder Erstspender erhält einen Pass, Blutgruppe und Rhesusfaktor sind dort vermerkt. Zwischen zwei Vollblut-Spenden sollten minimal 56 Tage liegen.
Nicht jeder darf Blut spenden
Wer nicht spenden darf, regelt die Richtlinie Hämotherapie. Sie wurde 2021 zuletzt aktualisiert. Die Liste an Ausschlusskriterien ist lang. Einige Personen dürfen dauerhaft, andere vorübergehend nicht spenden.
Dauerhaft ausgeschlossen sind etwa Diabetiker, die Insulin nehmen, HIV-Infizierte oder Personen, die Malaria haben oder hatten.
Vorübergehend ausgeschlossen sind laut der Richtlinie der Bundesärztekammer auch „Personen, mit einem Sexualverhalten, das ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten [...] birgt“. Sie dürfen erst vier Monate nach ihrem letzten Sex wieder Blut oder Plasma spenden. Zu dieser Personengruppe zählen unter anderem Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter sowie Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Die Rückstellfrist von vier Monaten gilt auch für homosexuelle Männer mit einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner. Kritische Stimmen, etwa der Lesben- und Schwulenverband, weisen darauf hin, dass andere Länder offener sind und halten die deutsche Regelung für diskriminierend.
Auch wer tätowiert oder gepierct wurde, muss vier Monate warten. Schwangere und Stillende dürfen nicht spenden. Auch wer einen Schnupfen hat, wird nach Hause geschickt – und darf nach einer Woche wiederkommen. All das wird in einem Vorgespräch mit einem Arzt und dem Spender-Fragebogen erfragt.
Drei Arten, Blut zu spenden
Blut ist nicht gleich Blut. Wer spenden will, kann auch nur bestimmte Bestandteile seines Lebenssaftes für das Wohl anderer abgeben. Hier ein Überblick:
Die Vollblutspende
Das ist die klassische Blutspende. Weitergegeben wird sie nicht als Vollblut, sondern als Konzentrat von Erythrozyten. Das sind die roten Blutkörperchen, die Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid transportieren. Sie werden aus dem Blut extrahiert, wie Blutplättchen und Plasma. Die Spende dauert etwa fünf bis zehn Minuten, ein halber Liter wird aus der Armvene entnommen. Männer dürfen bis zu sechs Mal im Jahr Blut spenden, Frauen bis zu vier Mal. Zwischen zwei Spenden müssen mindestens acht Wochen liegen, damit sich der Eisengehalt im Blut erneuern kann.
Die Plasmaspende
Blutplasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes, in dem Zellen wie die roten und weißen Blutkörperchen schwimmen. Er besteht vor allem aus Wasser plus Fetten, Eiweißen, Zucker, Mineralstoffen, Gasen und Hormonen. Plasma benötigen vor allem Menschen mit Verbrennungen sowie Arzneimittelhersteller. Es wird aus Vollblut gewonnen, vor allem aber durch Apherese (Blutwäsche). Die Spende dauert 30 bis 60 Minuten. Ein Gerät trennt rund 600 bis 750 Milliliter Plasma ab und leitet alle anderen Blutbestandteile wieder zurück in den Kreislauf, oft mit Kochsalzlösung, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Zwischen zwei Plasmaspenden müssen mindestens zwei spendefreie Tage liegen. Frauen und Männer dürfen maximal 60 Mal im Jahr Plasma spenden.
Die Thrombozytenspende
Die Thrombozyten, auch Blutplättchen genannt, verschließen Wunden: Sie verklumpen durch aktivierte Gerinnungsfaktoren, dichten so die Verletzung ab. Vor allem Menschen, deren Blutgerinnung gestört ist, etwa durch Chemotherapie, benötigen sie. Gewonnen werden sie via Vollblutspende oder – separat – über Apherese. Dabei wird Blut aus der Armvene in eine Maschine mit sterilem Schlauchsystem geleitet und ein Gerinnungshemmer beigefügt. Die Plättchen werden via Zentrifuge vom restlichen Blut separiert; letzteres wird wieder dem Blutkreislauf zugeführt. Die Leber baut die Gerinnungshemmer rasch ab. Die Spende dauert eine bis eineinhalb Stunden, ist alle 14 Tage und bis zu 26-mal pro Jahr möglich. Wer Plasma oder Thrombozyten spenden will, muss vorher einmal Vollblut gespendet haben.
Wo Sie Blutspendedienste in Ihrer Nähe finden
Unter diesen Internetadressen finden Spendewillige Anlaufstellen in ihrer Nähe. Auch die Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft weiter – unter der Adresse blutspenden.de.
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vactorio am 24.11.2022 um 02:25 Uhr
@j-m.s Siehe Grafik oben
Ja, es ist sogar hier eine Grafik mit im Artikel die zeigt wie Blut genutzt wird. „Fast nie“ erscheint mir bei 12% dann doch die falsche Ausdrucksweise zu sein - und ist sicher kein Argument gegen das Spenden.
Das Hauptargument fürs Blutspenden ist immer Leben retten bei Unfällen oder Operationen. Aber gerade dafür braucht man so gut wie nie Vollblut. Bei Unfällen oder Operationen ist man fast nie auf Blutspenden angewiesen, denn da arbeitet man mit angereicherten Kochsalzlösungen. Sehr viel Vollblut wird allerdings für zweifelhafte Krebstherapien ver(sch)wendet.
@thorec: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) weist auf seiner Website darauf hin, dass es den Krankenhäusern für Blutpräparate einen Geldbetrag in Rechnung stellt. "Mit diesen Erlösen decken wir die Kosten, die wir zur Herstellung von Blutpräparaten benötigen", schreibt das DRK. Es gehe dabei um den Betrieb des deutschlandweiten Netzes an Blutspendediensten mit mehreren tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mehr Infos zum Thema unter www.drk-blutspende.de/blutspendedienste/versorgung-und-finanzierung.php. (BS/SL)
Ich habe niemals daran gedacht, für meine Blutspenden Geld zu bekommen. Jetzt habe ich allerdings erfahren, dass das DRK hingegen Milliarden mit Blutspenden verdient - ein Liter Blut wird angeblich mit über 200 EUR vergütet. Blutspenden ist sehr wichtig, aber es darf doch nicht sein, dass sich andere daran bereichern, oder? Vor allem nicht ein gemeinnütziger (!) Verein wie der DRK. Oder habe ich das was falsch verstanden?
Spendenbereitschaft rückläufig? Komisch, wenn ich Spenden gehe, ist es meist mit Schlangestehen und Wartezeit verbunden.Vielleicht sollten die Blutsammler am Service arbeiten? Zudem: vor dreißg Jahren gab's fürs Spenden 40 Mark. Wenn's heute nur noch 15 Euro sind, dann klingt das für mich alles jedenfalls nicht nach mangelnder Spendenbereitschaft.
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Ja, es ist sogar hier eine Grafik mit im Artikel die zeigt wie Blut genutzt wird. „Fast nie“ erscheint mir bei 12% dann doch die falsche Ausdrucksweise zu sein - und ist sicher kein Argument gegen das Spenden.
Das Hauptargument fürs Blutspenden ist immer Leben retten bei Unfällen oder Operationen. Aber gerade dafür braucht man so gut wie nie Vollblut. Bei Unfällen oder Operationen ist man fast nie auf Blutspenden angewiesen, denn da arbeitet man mit angereicherten Kochsalzlösungen.
Sehr viel Vollblut wird allerdings für zweifelhafte Krebstherapien ver(sch)wendet.
@thorec: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) weist auf seiner Website darauf hin, dass es den Krankenhäusern für Blutpräparate einen Geldbetrag in Rechnung stellt. "Mit diesen Erlösen decken wir die Kosten, die wir zur Herstellung von Blutpräparaten benötigen", schreibt das DRK. Es gehe dabei um den Betrieb des deutschlandweiten Netzes an Blutspendediensten mit mehreren tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mehr Infos zum Thema unter www.drk-blutspende.de/blutspendedienste/versorgung-und-finanzierung.php. (BS/SL)
Ich habe niemals daran gedacht, für meine Blutspenden Geld zu bekommen. Jetzt habe ich allerdings erfahren, dass das DRK hingegen Milliarden mit Blutspenden verdient - ein Liter Blut wird angeblich mit über 200 EUR vergütet. Blutspenden ist sehr wichtig, aber es darf doch nicht sein, dass sich andere daran bereichern, oder? Vor allem nicht ein gemeinnütziger (!) Verein wie der DRK. Oder habe ich das was falsch verstanden?
Spendenbereitschaft rückläufig? Komisch, wenn ich Spenden gehe, ist es meist mit Schlangestehen und Wartezeit verbunden.Vielleicht sollten die Blutsammler am Service arbeiten? Zudem: vor dreißg Jahren gab's fürs Spenden 40 Mark. Wenn's heute nur noch 15 Euro sind, dann klingt das für mich alles jedenfalls nicht nach mangelnder Spendenbereitschaft.