Gesünder leben mit einem Ernährungskonzept, das auf die eigene Blutgruppe zugeschnitten ist? Darauf hoffen immer noch Menschen, die abspecken oder Krankheiten vorbeugen wollen. Das in Deutschland vor 17 Jahren erschienene Buch „4 Blutgruppen“ des US-amerikanischen Naturheilforschers Peter J. D’Adamo ist nach wie vor ein Verkaufsschlager. Weitere Autoren schwimmen in seinem Fahrwasser. Beweise für den Nutzen ihrer Ernährungsthesen fehlen aber.
Keine einzige Studie mit aussagekräftigen Antworten
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weist erneut darauf hin, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für den Nutzen der sogenannten Blutgruppendiät gibt. Die DGE verweist auf eine aktuelle Übersichtsarbeit von Autoren des belgischen Roten Kreuzes. Diese untersuchten, inwiefern Menschen ihr Risiko für Krankheiten senken und ihre Gesundheit verbessern können, wenn sie Diätvorgaben entsprechend ihrer Blutgruppe einhalten. Das Ergebnis ist ernüchternd: Bei der systematischen Suche in Literaturdatenbanken fand sich keine einzige Studie, die gesundheitliche Effekte von Blutgruppendiäten zeigte.
So soll die Diät funktionieren
Laut D’Adamo verklumpen bestimmte Eiweiße – so genannte Lektine – die Blutzellen des Menschen. Wer dem vorbeugen will, sollte nur für seine Blutgruppe geeignete Lebensmittel zu sich nehmen. Diese sind für jede Blutgruppe in drei Kategorien eingeteilt: „sehr bekömmlich“, „neutral“ und „zu vermeiden“. Zusätzlich gibt es für die vier Blutgruppen A, B, AB und 0 eine Liste von Lebensmitteln, die das Abnehmen beziehungsweise Zunehmen angeblich fördern. Jede Blutgruppe ist dabei einer historischen Lebensweise zugeordnet. Menschen mit Blutgruppe 0 zählen zu den Jägern, die vor allem Fleisch benötigen sollen, Menschen mit Blutgruppe A zu den Landwirten, für die D’Adamo Vegetarismus empfiehlt. B-Typen seien Alles-Esser, die nur wenige Lebensmittel nicht vertragen. Und Menschen mit der Blutgruppe AB werden als die „Rätselhaften“ bezeichnet, für die wenig Fleisch, dafür aber Weizen- und Milchprodukte günstig seien. Sowohl die Einteilung als auch die darauf basierenden Ernährungsratschläge entbehren laut DGE jeder Grundlage.
Abnehmen mit weniger Kalorien
Wer sich wirklich gesund ernähren und langfristig überschüssige Pfunde loswerden möchte, muss nicht sklavisch Essanleitungen folgen. Wichtiger ist es, das Verhalten im Alltag zu ändern: Weniger Kalorien, mehr Bewegung. Beim Einkaufen und beim Essen unterwegs sollten Abnehmwillige versteckte Fette und Zucker erkennen und durch kalorienarme Alternativen ersetzen. Das heißt: Rosinenbrötchen statt Croissant, Schinken statt Salami, Räucherfisch statt Krabbensalat.
So ernährt sich jeder gesund
Generell gilt es, vollwertig zu essen und zu trinken. Dazu gehört es, sich Zeit zu nehmen für die Mahlzeiten und dabei nährstoffreiche und energiearme Lebensmittel in angemessener Menge zu kombinieren: Also überwiegend pflanzliche Lebensmittel, darunter reichlich ballaststoffreiche Vollkornprodukte und Kartoffeln. Die Faustregel lautet: Fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag. Dazu sollten Milch- und Milchprodukte täglich auf den Tisch kommen und Fisch an ein bis zwei Tagen in der Woche. Bei Fleisch und Wurstwaren, Eiern, Zucker, Fett und Salz heißt es dagegen maßhalten. Pflanzliche Öle sollten Vorrang haben. Dazu reichlich trinken, am besten Wasser, Kräuter- oder Früchtetee und selbstgemixte Fruchtsaftschorle. Zum Wohlbefinden und Gewicht halten gehört schließlich noch viel körperliche Bewegung und Sport.
Tipp: Mehr zum Thema auf der Themenseite Gesunde Ernährung.
-
- Unter welchen Bedingungen gelingt es am besten, Gewichtsverluste dauerhaft zu halten? Das treibt viele um. Eine britische Übersichtsstudie liefert neue Erkenntnisse.
-
- Längere Essenspausen einlegen – fürs Intervallfasten gibt es vielfältige Konzepte. Was bringen die für Gesundheit und Gewicht? Wir haben Forschungsergebnisse ausgewertet.
-
- Ostern ohne bunte Eier? Undenkbar! Es gibt sie aus Boden- oder Biohaltung, man kann sie bunt kaufen oder selbst färben. test.de liefert Infos und Tipps rund ums...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.