
Einschmelzen. Das Wachs-Orakel ist deutlich harmloser als das mittlerweile verbotene Bleigießen. © Stiftung Warentest / Nina Mascher
Seit 2018 ist das beliebte Bleigießen verboten − denn Blei ist gesundheitsschädlich. Doch es gibt es harmlosere Alternativen: aus Zinn, Wachs oder Teig.
Mit Kerze, Löffel und Wasserschüssel
Egal ob Zinn oder Wachs: Das Figuren-Orakel funktioniert immer nach demselben Prinzip: Über einer Kerzenflamme wird das Material im Löffel geschmolzen und in eine Schüssel mit kaltem Wasser gekippt. Anhand der erstarrten Figuren wird im Kreis von Familie, Freundinnen und Freunden die Zukunft gedeutet. Bei vielen Gießsets sind schon Interpretationshilfen dabei − auf der Verpackungsrückseite oder als Beipackzettel.
Warum Bleigießen mit echtem Blei verboten ist
Blei ist ein Schwermetall, das bereits in niedriger Dosis die Gesundheit schädigen kann. Beim Erhitzen entstehen giftige Bleidämpfe, die über die Atmung in den Körper gelangen. Beim Anfassen der Bleifiguren geht das Schwermetall auf die Hände über und kann so zum Beispiel über Nahrungsmittel in den Körper gelangen. Kleine Kinder nehmen Bleifiguren, die wie Spielzeug aussehen, manchmal auch in den Mund, wobei ebenfalls größere Mengen Blei in den Körper gelangen können. Außerdem besteht beim Bleigießen das Risiko schwerer Brandwunden durch möglicherweise auftretende Spritzer des flüssigen Metalls.
Blei macht dumm
Blei schädigt das Zentralnervensystem und damit die Hirnfunktion. Studien zeigen, dass bereits geringe Mengen bei Kindern die Intelligenz-, Aufmerksamkeits- und Reaktionsleistungen beeinträchtigen sowie Verhaltensstörungen verursachen können. Blei kann aber auch das Hormonsystem beeinflussen. Besonders empfindlich reagieren Kinder im Mutterleib sowie Säuglinge und Kleinkinder. Für die Wirkung von Blei auf das Zentralnervensystem kann laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kein sicherer Schwellenwert festgelegt werden. Das BfR ist deshalb der Auffassung, dass die Bleiaufnahme von Kindern so weit wie möglich reduziert werden sollte. Spielzeug sollte aus diesem Grund gar kein Blei abgeben.
Kaum noch Gießsets mit Blei im Handel
Der Vertrieb von Bleigieß-Sets mit reinem Blei oder bleihaltigen Mischungen – wie etwa bleihaltigem Zinn – ist seit dem Jahr 2018 verboten. Der Bleigehalt in Metall muss laut einer EU-Verordnung unter 0,05 Prozent liegen. Online bieten nur noch vereinzelt private Händler Gießsets mit echtem Blei an – das sind allerletzte Restbestände, die eigentlich nicht mehr verkauft werden dürften. Bei den meisten Angeboten, die unter „Bleigießen“ firmieren, handelt es sich inzwischen um Sets mit Zinn oder Wachs.
Alternativen: Wachs, Zinn, Kaffeesatz – und App
Am besten für Umwelt und Gesundheit ist es, ganz aufs Bleigießen zu verzichten. Als Ersatz eignet sich Zinn, wenngleich die Figuren nicht ganz so schön gelingen. Dafür ist Zinn ungiftig und schmilzt sogar schneller als Blei. Wirklich bleifrei ist allerdings nur Reinzinn, auch Lebensmittelzinn genannt. Gießzinn für Zinnfiguren enthält meist ebenfalls Blei.
Besonders für Kinder kann man auf Kerzenwachs umsteigen. Es ist allerdings etwas schwieriger, die Wachsfiguren unzerbrochen aus dem Wasser zu fischen. Manche Nutzer beklagen, dass die Wachsmischung manchmal nicht in die Schüssel sinkt, sondern sich platt auf der Wasseroberfläche ausbreitet.

Wachsfigur. Sie soll dem Silvesterbrauch zufolge einen Hinweis auf die Zukunft geben. © Stiftung Warentest / Nina Mascher
Deuten und anschließend aufessen lassen sich Figuren aus Brot- oder Keksteig. Dazu schüttet man rohen Teig vorsichtig in siedendes Öl, lässt ihn kurz ausbacken und fischt ihn mit einem Schaumlöffel heraus. Vorsicht mit Fettspritzern! Bei dieser Methode sollten Eltern das Gießen für ihre Kinder übernehmen.
Gänzlich ungefährlich sind dagegen alternative Orakelformen wie Kartenlegen oder Kaffeesatzlesen. Und natürlich gibt es auch längst Apps, mit denen sich virtuell Bleigießen lässt.
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Blei ist gefährlich und aus dem Körper kaum entfernbar, was das größere Problem ist. Allerdings sollte man nicht allzu hysterisch werden. Es ist wichtig, einen Abzug zu verwenden, damit man die Dämpfe beim Erhitzen nicht einatmet. Ich habe früher auch Zinnfiguren gegossen, und weder eine Vergiftung mit Zinn noch mit Blei bekommen. Allerdings hatte ich eine Vergiftung durch das Quecksilber aus den Amalgamfüllungen. Diese sind immer noch nicht verboten und stellen ein viel größeres Problem da. Durch Abrieb, Diffusion in den Zahn und Lösung im Speichel nimmt der Körper das Quecksilber auf. Jedenfalls ging es mir nach der Entgiftung mit DMPS deutlich besser. Das war wie eine Befreiung. Von der evidenzbasierten Medizin kann man da leider keine Hilfe erwarten. Dort existiert das Problem nicht.
Sehr geehrte Redakteure,
die Behauptung, das jemand durch den jährlichen einmaligen Gebrauch von Bleigießen zu Sylvester zu Schaden kommt ist wirklich absurd und wohl eher reine Panikmache ihres Hauses. Metallisches Blei ist als reproduktionstoxisch eingestuft und bekanntlich macht ja die Dosis das Gift.
Sie sollten vielmehr die vielen positiven Eigenschaften und Anwendungen von Blei hervorheben, als durch oberflächliche Berichterstattung Produktion und Anwendung von Blei zu verunglimpfen. Die Damen und Herren in den Behörden sollten bevor Panikmache betrieben wird doch mal in den eigenen vier Wänden nach Produkten des täglichens Lebens suchen und überlegen ob diese denn verzichtbar sind.
Mit freundlichen Grüßen
M. Busch
Als ich ein Kind war hatt meine Familie und ich an Silvester immer Bleigiessen gemacht,wir fanden es lustig was da für "komische " Figuren rauskamen.Wir hatten alle,4 Töchter,Vater und Mutter,Spass an dieser Magie.Ich habe mich jedes Jahr gefreut wenn wieder Silvester war und wir Bleigiessen konnten.Schon das es wieder gibt.