Bio oder konventionell

Weniger Schad­stoffe in Bioprodukten?

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Bio oder konventionell - Wer hat die Nase vorn?

© StockFood / K. Schwabe; Foodografix (M)

Schwer­metalle, Schimmelpilzgifte, Mineralöle: Wir fahnden nach Schad­stoffen und fanden sie auch in Bioware. Mit Pestiziden hat Bio aber so gut wie kein Problem.

Konventionelle Lebens­mittel schneiden bei Schad­stoffen besser ab

Auch Bioware ist vor Schad­stoffen nicht gefeit: In schwarzem und grünem Tee, auch in Bioprodukten, fanden wir potenziell krebs­er­regende Substanzen – Anthrachinon und poly­zyklische aromatische Kohlen­wasser­stoffe. Gleich mehrere Bio-Darjee­lings waren deutlich belastet. Im Test von Teigwaren über­schritten Bio-Spirelli zum Beispiel den Höchst­gehalt für ein Schimmelpilzgift. In Bio-Sonnenblumenöl wiesen wir kritische Mineralöle nach. Zwar verdiente mehr als jedes dritte Bioprodukt die Schad­stoff­note sehr gut, doch die konventionelle Konkurrenz hielt mit. Die steht mit mehr guten Noten in der Schad­stoff­bewertung sogar besser da.

Kaum Probleme mit Pestiziden

Deutlich positiver fällt die Bilanz für Bio bei Pestiziden aus. Bioobst und -gemüse ist besonders sauber. Das belegen unsere Unter­suchungen, in denen wir nach Rück­ständen von Pflanzen­schutz­mitteln fahnden. In 85 Prozent der Bioware konnten wir keine Pestizide nach­weisen – bei der konventionellen Ware galt das nur für 21 Prozent. Positiv: Beide Gruppen verbesserten ihre Rück­stands­bilanz seit 2010 deutlich.

Bio oder konventionell - Wer hat die Nase vorn?

© Stiftung Warentest

Herstellungs­prozesse als Ursache

Stoffe wie Anthrachinon und poly­zyklische aromatische Kohlen­wasser­stoffe (PAK) gelangen ungewollt in Lebens­mittel. Die Ursache liegt wahr­scheinlich in der Herstellung. PAK entstehen zum Beispiel bei Verbrennungs­prozessen. In Teeblätter können sie beim Trocknen gelangen. Auf demselben Weg wandert wohl auch Anthrachinon in den Tee. Bioanbieter müssen – genauso wie konventionelle – Produktions­prozesse stärker über­wachen und verbessern. Manche Schimmelpilzgifte lassen sich beispiels­weise durch gute Lagerung vermeiden. PAK können immerhin minimiert werden.

Bio-Ananas und -Mangos unbe­lastet

Anders als PAK und Co. werden Pestizide gezielt einge­setzt. Sie sollen Pflanzen vor Unkraut und Schädlingen schützen. Ökoland­wirte verzichten bewusst auf chemisch-synthetische Mittel. Sie halten Schädlinge anders in Schach, Schmetterlings­raupen etwa mit dem Bakterium Bacillus thuringiensis. Bioware glänzte in unseren Tests beispiels­weise bei exotischen Früchten wie Ananas und Mangos, bei Limetten und Zitronen. Doch nicht immer ging es sauber zu. In einem abge­packtem Bio-Salat und in drei Bio-Basmatireis wiesen wir Pestizide nach, die für Bio nicht erlaubt sind. Das Biosiegel war in diesen Fällen fraglich.

Diskussion um Grenz­wert für Bio

Auch Mehr­fachrück­stände, sprich mehrere Wirk­stoffe in einem Produkt, betreffen Bioware. Bedenk­lich: Bis heute ist nicht geklärt, wie diese im Körper wirken. Bislang gelten für Bioobst und -gemüse dieselben Pestizid-Höchst­gehalte wie für konventionelle Ware. Die Biobranche orientiert sich freiwil­lig an einem deutlich strengeren Wert von 0,01 Milligramm pro Kilogramm. In der EU wird diskutiert, einen eigenen Pestizid­grenz­wert für Bioware verpflichtend einzuführen (Zukunft der Biobrache, unter „Mindest­stan­dard wird neu verhandelt“).

Fazit: Anders als Bioanhänger erwarten, hat Bioware auch Probleme mit Schad­stoffen. Die Ursachen sind vielfältig, es handelt sich etwa um Verunreinigungen aus der Produktion. In einem Punkt hat Bioware aber eine äußerst reine Weste: Sie ist nur selten mit Pestiziden belastet.

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Kommentarliste

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  • cell-82 am 27.01.2021 um 11:46 Uhr
    ich kann bestätigen..

    Ich habe seit 2004 Allergie, keiner wusste warum, ich mussste bis vor einem Jahr mit Medikamenten leben und habe ich auch muskelschmerzen, laktozeintoleranz .
    Ich habe mich letztes Jahr entschieden mein Ernärungsstil zu ändern und obst und Gemüze nur Bio, wenn ich andere Bioprudukte finde, kaufe ich auch. Nach dem Test haben die Ärzte festgestellt dass ich gegen Birke,Erle allergie habe (Kreuzallergie gegen Äpfel,Tomate usw..)
    ABER; wenn ich zB. einen Bioapfel esse, habe ich keine Allergie oder wenn ich Biomilchprodukte esse, habe kein Loktoseintoleranz und habe seit einem Jahr 10kg abgenommen, nehme ich seit einem Jahr keine Allergietabletten.
    Unser Körper arbeitet wie einer Fabrik, mit gutem Material kann man gutes Produzieren, das System mach dich erst krank, dann verkauft die Medikamente...

  • Saimondo am 19.04.2020 um 23:06 Uhr
    Bio vs konventionelle Hähnchen lt Germanwatch 2019

    Germanwatch hat Hähnchen 2019 auf Antibiotikaresistenzen überprüft und dort einen großen Unterschied zwischen bio und konventionell festgestellt: "Billig-Hähnchen aus Discountern sind zu 56 Prozent mit Keimen kontaminiert, die resistent sind gegen Antibiotika. Dabei ist mehr als jedes dritte Hähnchen mit Keimen belastet, die Resistenzen gegen Reserveantibiotika aufweisen. Reserveantibiotika wie Colistin werden bei Menschen als letzte Mittel gegen Infektionserkrankungen eingesetzt, wenn andere Antibiotika nicht mehr wirken. Oft können solche Resistenzen artübergreifend an Menschen und Tiere verbreitet werden." und "Bei [...] Öko-Hähnchenfleischproben wurden gar keine antibiotikaresistenten Keime gefunden." https://germanwatch.org/sites/germanwatch.org/files/Analyse%20von%20H%C3%A4hnchenfleisch%20auf%20antibiotikaresistente%20Erreger.pdf Beim horizontalen Gentransfer per Plasmide ist trotz kochen eine Verbreitung der Resistenz prinzipiell denkbar und zumindest mittelfristig bedenklich.

  • Engel1984 am 26.07.2019 um 11:25 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 17.01.2017 um 18:38 Uhr
    Schadstoffe und Pestizide

    @TheClub: Die verschiedenen Themen im Buch (tägliche Aufnahme an Kalorien, Nährwerte, usw.) richten sich nach den Empfehlungen der DGE, die diese auf Basis wissenschaftlicher Studien ausspricht. Wenn Sie sich für einen speziellen Bereich zum Thema Ernährung interessieren, finden Sie die Empfehlung dazu auf der Seite der DGE (www.dge.de), zusammen mit den jeweiligen Studien. Bei jeder unserer Untersuchungen geben wir die Testkriterien (z.B. nach welchen Schadstoffen wurde gesucht, etc.) in der Rubrik 'So haben wir getestet' bekannt. Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung von 50 Lebensmitteluntersuchungen, die nach unterschiedlichsten Kriterien untersucht wurden. Eine Untersuchung von Speiseeis ist eben nur schwer mit einer Untersuchung von Kräutertees zu vergleichen. (SL)

  • TheClub am 16.01.2017 um 11:28 Uhr
    Schadstoffe und Pestizide

    Leider hält der Bericht einer Expertendiskussion nicht stand, da nicht daraus hervorgeht, auf welche Schadstoffe getestet wurde. Wurde nur auf bekannte Pestizide und Schadstoffe konventioneller Landwirtschaft getestet, so hat dieser Test leider keine Aussagekraft darüber, ob Bio-Gemüse nun wirklich gesünder ist. Aber das geht halt nicht aus diesem Test hervor. Ich habe zwar weniger als einen Euro für den Test ausgegeben, von daher ist das jetzt kein finanzieller Schaden entstanden :), aber diesbezüglich hätte ich mir mehr Informationen erhofft, um den Bio-Gegner mal etwas entgegen zu setzen.