
© Köln Bonn Airport
Wer bei der Flugbuchung nicht aufpasst, zahlt drauf. Versteckte Aufschläge machen vermeintliche Schnäppchen teuer.
„Kürzlich hat unsere 18-jährige Tochter zum ersten Mal einen Flug gebucht“, schreibt Marlies G. an test. „Den günstigsten Preis hatte Fluege.de, also hat sie dort gebucht. Ein ärgerlicher Fehler. Mit separater Rechnung wurde eine ,Service Fee’ von 39,98 Euro erhoben. Sollte die Gebühr im Kleingedruckten bei Fluege.de erklärt worden sein, haben wir es nicht gefunden. Das nenne ich gut versteckte Kosten. Offenbar ist an der oft gehörten Kritik an Fluege.de wirklich was dran.“ Und ob da etwas dran ist. Täglich fallen viele auf die massive Werbung des Leipziger Anbieters herein.
Der Trick von Fluege.de
Verbraucherzentralen und auch test haben die Abzockmethoden von Fluege.de schon oft kritisiert. Geändert hat sich wenig. Der Trick von Fluege.de: Die im Internet beworbenen Billigpreise gelten nur, wenn der Kunde mit einer Fluege.de-Mastercard-Gold oder mit Visa Electron bezahlt. Zwei exotische Kreditkarten, die nur sehr wenige benutzen. Allen anderen wird, nachdem sie langwierig ihre persönlichen Daten eingegeben haben, eine deftige Service- und Zahlungspauschale aufgebrummt. Zwar gibt es einen Hinweis, dass Zahlungsgebühren hinzukommen können, der wird auf der überfrachteten Seite aber wahrscheinlich von vielen übersehen.
Außerdem verstößt Fluege.de gegen die EU-Verordnung 1008/2008. Die schreibt in Artikel 23 vor, dass „der zu zahlende Endpreis stets auszuweisen“ ist, inklusive aller Steuern, Gebühren und Entgelte, die unvermeidbar und vorhersehbar sind. Dazu gehören auch die Kosten für die Bezahlung mit gängigen Zahlungsmitteln.
Doch es gibt auch bessere Ticketverkäufer. In unserer Stichprobe von acht Online-Reisebüros sind das Airfasttickets.de und Lastminute.de. Sie berechnen für die Zahlung entweder mit üblichen Kreditkarten oder Sofortüberweisung keine Zusatzgebühren.
Ähnlich dreist wie Fluege.de kassieren die Online-Reisebüros Bravofly, eDreams.de und Opodo. Ohne Preisaufschlag akzeptieren sie nur wenig gebräuchliche Debit-, Prepaid- oder virtuelle Kreditkarten. Dasselbe Prinzip verfolgen Expedia.de und Seat24.de, nur sind die Gebühren hier nicht ganz so hoch Tabelle: Online-Reisebüros.
Sie wollen ganz oben stehen
Das Problem beginnt bei den Preisvergleichsportalen. Um in den Ergebnislisten ganz oben zu stehen, drücken viele Ticketverkäufer ihre Preise massiv – teilweise unter den Betrag, den die Airline verlangt. Die Differenz streichen sie mit überhöhten Zahlungsgebühren wieder ein.
Wir haben bei sechs Vergleichsportalen jeweils zehn Suchanfragen für Flüge in Deutschland und Europa gestellt. Günstige Verbindungen finden sie alle. Ob es beim genannten Preis bleibt, kommt darauf an, wo der Kunde bucht. Wer bei Billigflieger.de und Momondo.de auf den günstigsten Preis klickt, wird meist zu Online-Reisebüros verlinkt. Bei ihnen erhöht sich der Preis im Laufe des Buchungsprozesses oft durch happige Gebühren, die sie für die Nutzung gängiger Zahlungsmittel berechnen.
Die Masche von Opodo
Am auffälligsten ist das neben Fluege.de bei Opodo, einem Portal, das von Airlines gegründet wurde. So kostet hier beispielsweise ein Flug von München nach Rom mit der Billigairline Vueling 43,98 Euro, wenn der Kunde mit der virtuellen Karte Visa Entropay bezahlt. In der Kostenübersicht erscheint eine Servicepauschale von 17,67 Euro sowie ein Rabatt in gleicher Höhe. Wählt er aber die gängige Mastercard, kommt bei Opodo zur Servicepauschale ein Zahlungsentgelt von 16 Euro hinzu. Das macht zusammen einen Aufschlag von 33,67 Euro.
Aufpassen bei Swoodoo
Bei Swoodoo, einem der bekanntesten Vergleichsportale, können die Suchergebnisse nach Bezahlverfahren und Anzahl der Gepäckstücke verfeinert werden. Wenn der Suchende das berücksichtigt, zeigt das Portal günstige Preise an, für die er das Ticket auch bekommt. Benutzt er die Voreinstellung von Swoodoo, ist der Preissieger häufig Fluege.de mit den beschriebenen Aufschlägen. Außerdem führt bei Swoodoo oft ein Werbeangebot die Ergebnisliste an, das sich optisch kaum abhebt und deshalb wahrscheinlich angeklickt wird. Es muss nicht preiswert sein.
Check24 geht beim Flugvergleich einen anderen Weg. Es ist gleichzeitig Vergleichs- und Verkaufsportal. Wer sich anmeldet, so das Ergebnis der Stichprobe, kann durchaus günstige Flüge ohne Aufschlag buchen.
Wie die Vergleichsportale verdienen
Die Flugpreisvergleichsportale finanzieren sich durch Provisionen, die ihnen Online-Reisebüros für die Vermittlung von Kundschaft zahlen. Dass sie dabei Kooperationspartner bevorzugen, ist nicht ausgeschlossen. Die „Wirtschaftswoche“ behauptet sogar, dass die Portale „mit allen Tricks ... die eigenen Provisionen“ pushen.
In jedem Fall versuchen sie mit dem Verkauf von Zusatzangeboten, vor allem Versicherungen, Geld zu verdienen. Wer „ohne Versicherung“ anklickt, wird eindringlich vor den üblen Folgen eines fehlenden Versicherungsschutzes gewarnt.
Bei Fluggesellschaften beachten
Wenn man direkt bei der Airline bucht, die beim Preisvergleich vorn lag, muss man keine Zusatzkosten fürchten. Die Fluggesellschaften bieten immer eine gängige Zahlungsmöglichkeit ohne Aufpreis. Dennoch sollten Kunden auch bei Fluggesellschaften beim Buchen genau hinsehen.
Billigflieger wie Ryanair haben aus den Flugtarifen nach und nach alle Extras eliminiert. Der Kunde bekommt nicht mehr als den Transport von A nach B mit Handgepäck. Um konkurrenzfähig zu bleiben, haben die großen Liniengesellschaften das Prinzip nach und nach übernommen. Mit dem Unterschied, dass sie Tarife in verschiedenen Preisklassen anbieten – mit unterschiedlichen Leistungen inklusive. Wer wenig zahlt, bekommt wenig.
Die Lufthansa hat den Europaverkehr bis auf München und Frankfurt am Main auf ihre Billigtochter Germanwings verlagert. Germanwings-Kunden stehen drei Tarife zur Auswahl. Im Basic-Tarif ist nur Handgepäck inklusive, ein aufgegebener Koffer sowie Getränke und Snacks kosten extra.
Der Tarifwirrwarr kann beim Preisvergleich für Missverständnisse sorgen. Manchmal ist ein teurer Tarif günstiger als ein billiger mit Kofferaufschlag.
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- Betroffene eines Flugausfalls können einen zeitnahen Ersatzflug oder Erstattung des Ticketpreises fordern. In bestimmten Fällen haben sie Anspruch auf Entschädigung.
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- Die Stiftung Warentest hat hinter die Kulissen von Aida, Costa, MSC und Tui Cruises geblickt – so steht es um Sicherheit, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz an Bord.
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- Fliegen ist verheerend fürs Klima. Mit CO2-Kompensation lässt sich der Schaden zumindest teilweise ausgleichen. Wir haben geprüft, wie gut Atmosfair & Co das hinbekommen.
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@diederich: Kissandfly haben wir bislang in keine Untersuchung von Flugbuchungsportalen einbezogen, so dass wir hierzu leider keine Informationen vorzuliegen haben. Die Firma wird von einer TTN GmbH mit Sitz in Wien betrieben, die wenigen Erfahrungsberichte über Kissandfly.de im Internet sind leider fast ausnahmslos ohne substantielle Aussage. (Bee)
Gibt es Empfehlungen zu dem Anbieter kissandfly.de? Flüge sind dort tw. mehrere Hundert Euro billiger, als bei der hier getesteten Konkurrenz.
Auf dem Link:
Google.flights
findet man kein Impressum!
Und swoodoo gibt keine
eMail Adesse an.
Haben sie was zu verbergen?
Check24 antwortet dagegen sofort! :-)
Wenn ich den günstigsten Flug suche,
ist mir der Abflug- und Rückflugtag egal.
Wo finde ich die günstigsten Flugpreise,
ohne Abflug- und Rückflug-Tag angeben
zu müssen?
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Unangemessener Umgangston