
Software ab 86 Euro aufwärts bietet üppige Möglichkeiten, Fotos zu bearbeiten, zu verwalten und zu präsentieren. Gratisprogramme können weniger, sind aber auch nicht übel.
Wer fleißig fotografiert, will seine Bilder auch anderen zeigen – als Diaschau am Fernseher, im selbstgestalteten Fotokalender oder auch im Internet. Aber nicht immer sind die Fotos so richtig vorzeigbar, wenn sie aus der Kamera kommen. Mal ist der Horizont schief, mal sind Bildteile zu dunkel, die Kontraste zu flau, oder rote Augen verleihen den Fotografierten ein allzu vampirisches Aussehen. Mit den passenden Bearbeitungswerkzeugen lassen sich solche Fotos meist erheblich verbessern. Aber wie findet man dann zum Beispiel für die Hochzeits-DVD unter den Tausenden von Bildern, die sich mit der Zeit angesammelt haben, gerade die, auf denen die Brautleute zu sehen sind? Bildbearbeitungsprogramme versprechen Lösungen für diese Aufgaben: Fotos schnell optimieren oder aufwendig von Hand umgestalten, den Überblick über die Bildersammlung behalten und Bilder auf unterschiedlichen Medien präsentieren. Sieben Programmpakete von 59 bis 110 Euro haben wir geprüft, außerdem vier Gratisprogramme. Die können weniger als die meisten Kaufpakete, lassen sich aber zu einer brauchbaren Gesamtlösung kombinieren.
Adobe bietet die beste Automatik
Automatische Optimierung: Photoshop bringt sehr gute Ergebnisse, Gimp nicht.
Wer die Bildbearbeitung nicht als eigenständigen Zeitvertreib betrachtet, ist dankbar, wenn die Software ihm möglichst viel Arbeit abnimmt. Die beste automatische Optimierung bietet Adobe Photoshop. Aber auch die Automatiken von ACDSee, Corel PaintShop, Magix Foto Premium und Zoner Photo Studio Professional sowie die der Gratisprogramme Google Picasa und Zoner Photo Studio Free liefern gute Ergebnisse. Serif PhotoPlus hat keine vollautomatische Optimierung, sondern nur eine automatische Tonwertkorrektur.
Per Hand bearbeiten
Jpeg: Bei starker Kompression liefert Photoshop bessere Bilder als PaintShop.
Wenn das Ergebnis der Auto-Optimierung nicht überzeugt oder komplexere Bildveränderungen anstehen, muss der Nutzer sein Bild manuell bearbeiten. Zum Geradeziehen des Horizonts halten alle außer Computerinsel PhotoLine und Paint.net gute Werkzeuge bereit. Perspektivische Fehler wie stürzende Linien entzerren ACDSee, Corel, PhotoLine und Photoshop am besten.
Rote Augen bei Blitzlichtaufnahmen korrigiert Picasa besser als die übrigen. Störendes Bildrauschen entfernt Corel am besten. Die kostenlosen Bildbearbeitungsprogramme Gimp, Picasa und Zoner Free bieten keine spezielle Entrauschungsfunktion, sondern nur Weichzeichnerfilter.
Ausschneiden und aufhellen
Histogramm-Ansicht: Nützlich für die manuelle Tonwertkorrektur.
Fortgeschrittene Nutzer wollen häufig nur bestimmte Teile eines Bildes auswählen, etwa um einen Gegenstand auszuschneiden und in ein anderes Bild zu montieren oder um eine zu dunkel geratene Person im Vordergrund etwas aufzuhellen. Dafür dienen spezielle Werkzeuge wie der „Zauberstab“, der benachbarte Bildbereiche nach ähnlichen Farb- und Helligkeitswerten auswählt. Die besten Auswahlfunktionen dieser Art bieten Corel, Serif und Zoner Professional. Picasa und Zoner Free haben keine so fortgeschrittenen Auswahlwerkzeuge.
Gesichter automatisch finden
Dafür können die kostenlosen Programme Picasa und Zoner Free bei der Bildarchivierung mit den Kaufpaketen durchaus mithalten. Picasa bietet sogar eine automatische Gesichtserkennung: Diese hilft, Bilder zu finden, auf denen bestimmte Personen zu sehen sind. Das bieten sonst nur die 89-Euro-Programme von Adobe und Magix. Die meisten anderen ermöglichen aber immerhin, Bilder von Hand mit sogenannten Stichwortetiketten (oft auch englisch „Tags“ genannt) zu versehen, nach denen sich die Fotos leichter durchsuchen lassen. Nur die beiden kostenlosen reinen Bildbearbeitungsprogramme Gimp und Paint.net bieten keine Archivierungsfunktionen dieser Art.
Bilder präsentieren
Bis auf Gimp und Paint.net ermöglichen es alle, Bilder zu Diaschauen zusammenzustellen. Aber nur Magix und Zoner Professional können solche Bilderschauen auch als Video-DVDs exportieren, die jeder DVD-Player abspielen kann. Magix exportiert sie sogar in hoher Auflösung auf Blu-ray-Disc. Sechs Kaufprogramme und die kostenlose Software von Zoner ermöglichen es, Kalenderblätter zu gestalten. Fotoalben können Nutzer mit Corel, Magix, Photoshop und Zoner Professional als Datei speichern. Bis auf Magix exportieren diese Programme sie auch im PDF-Format, das unter anderem als Druckvorlage für Fotobuchdienste geeignet ist.
Stückwerk von Magix
Angesichts der vielen Funktionen verwundert es nicht, dass die Programmpakete oft aus mehreren Einzelprogrammen bestehen. Das Magix-Paket umfasst gar sieben Programme, die sich in ihrem Funktionsumfang teilweise überschneiden. Das wirkt ein wenig zusammengewürfelt: Die Bedienoberflächen sind nicht einheitlich, und es ist nicht möglich, beim Bearbeiten eines Bildes direkt zwischen den Programmteilen zu wechseln. Das ist bei anderen Paketen nahtloser und übersichtlicher gelöst. Die anspruchsvollen Sortier- und Bearbeitungsfunktionen stellen teilweise auch recht hohe Anforderungen an den Computer. Besonders die Programme von Adobe, Corel und Magix brauchen viel Speicher und relativ schnelle Prozessoren. Für betagtere PCs sind ACDSee und PhotoLine sicher besser geeignet.
Wer den eigenen Geldbeutel schonen will, findet die beste Komplettlösung in der Gratisversion von Zoner Photo Studio. Oder aber er kombiniert das Programm Picasa für die Archivierung und schnelle Bildoptimierung mit Gimp, das vielseitige Bearbeitungsmöglichkeiten für aufwendigere manuelle Eingriffe bietet. Damit erhält man zwar nicht die Qualität und Vielseitigkeit der besten Kaufpakete, aber eine brauchbare Lösung für Gelegenheitsnutzer ist das allemal.