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Bienen sichern unsere Ernährung. Doch sie sind in Gefahr – durch Parasiten, Pestizide und Monokulturen. Fragen und Fakten zu diesem bedrohten Insekt.
Warum sind Bienen unentbehrlich für Mensch und Umwelt?
Neben Honigbienen leben bei uns rund 560 verschiedene Wildbienenarten. Durch Übertragung von Blütenstaub befruchten sie Nutz- und Wildpflanzen, erhalten so die Artenvielfalt und sichern die Grundlagen unserer Ernährung. Ohne Bienen fehlten uns aber auch andere Produkte wie Seifen, Cremes oder mit Bienenwachs überzogene Gummibärchen.
Welchen landwirtschaftlichen Nutzen haben Bienen?
Der Pflanzen- und Obstanbau hängt direkt von ihnen und anderen tierischen Bestäubern ab. Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Gurken werden zu mehr als 50 Prozent tierbestäubt, Melonen, Kakao oder Kiwis zu fast 100 Prozent. Der Weltbiodiversitätsrat, ein Gremium zum Schutz der Artenvielfalt, hat errechnet: 5 bis 8 Prozent aller Pflanzenproduktion lässt sich auf die Bestäubung durch Bienen, Insekten und Co zurückführen. Ihre Leistung entspricht einem geschätzten globalen Marktwert von mehr als 500 Milliarden Euro pro Jahr.
Wodurch werden Bienen und andere Insekten bedroht?
Der Mensch ist einer der größten Bienenfeinde. Er bewirtschaftet Äcker in Monokultur. Das bedeutet: Er baut nur eine Pflanzenart an, verzichtet auf blühende Feldränder und reduziert Brachflächen. Die Folge: Bienen finden nicht genug Nahrung. Wenn sie im Spätsommer Vorräte für den Winter sammeln, sind viele Felder schon abgemäht.
Welche Rolle spielen Pflanzenschutzmittel?
Landwirte besprühen Äcker mit Unkraut- und Insektenvernichtungsmitteln, darunter auch solchen, die Nervengifte enthalten, Neonicotinoide genannt. Sie beeinträchtigen schon in geringen Mengen die Kommunikation der Bienen sowie ihren Orientierungssinn. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Efsa, betrachtet die Nervengifte als Risiko für Bienen. Die Europäische Kommission hat 2018 drei häufig verwendete neonikotinoide Wirkstoffe verboten: Imidacloprid, Thiamethoxam und Clothianidin dürfen nur noch in Gewächshäusern angewandt werden. In Deutschland ist auch die Aussaat von Mais-, Raps- und Getreidesaatgut, das damit behandelt wurde, untersagt. Ab April darf es zudem nicht mehr in Länder außerhalb der EU exportiert werden.
Wie der Unkrautvernichter Glyphosat auf Bienen wirkt, ist umstritten. Eine aktuelle Studie der University of Texas belegt, dass er die Leistungsfähigkeit der Bienen als Bestäuber schwäche. Umweltschützer warnen, vor allem der Chemikalienmix aus vielen verschiedenen Unkraut- und Insektengiften gefährde den Bienenbestand.
Machen lange Transportwege den Bienen Stress?
Vor allem in den USA werden Bienen Tausende Kilometer transportiert, etwa auf Plantagen nach Kalifornien. Sie schwärmen zum Bestäuben aus, kehren zurück in ihre Stöcke, weiter gehts zum nächsten Ort. Auch bei uns gibt es Wanderimkerei. Landwirte bestellen Imker mit Bienenstöcken in die Nähe ihrer Felder, um eine flächendeckende Bestäubung zu sichern. Für die Bienen bedeutet das Stress und schwächt sie, wie eine amerikanische Studie zeigt.
Welche natürlichen Feinde haben die Bienen denn?
Ein winziger Parasit bedroht ganze Bienenvölker. Die aus Asien eingeschleppte Varroa-Milbe vermehrt sich in der Bienenbrut, saugt deren Blut und kann Viren übertragen. Der Bienennachwuchs ist zu klein, hat oft verkrüppelte Flügel und stirbt früh. Erwachsene Bienen sind geschwächt, erfüllen ihre Aufgaben nicht richtig. Wird die Milbe nicht gestoppt, befällt sie den ganzen Bienenstock, das Volk geht unter.
Wie kann die Varroa-Milbe aufgehalten werden?
An der Universität Hohenheim wurde ein mögliches Gegengift gefunden: Lithiumchlorid tötet in hohen Mengen die Varroa-Milbe, die Biene bleibt unversehrt. „Der Bedarf ist unstrittig,“ sagt Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim und an der Erforschung beteiligt, „doch die Zulassung als Tierarznei dauert lange.“ Rosenkranz warnt Imker, mit Lithiumchlorid zu experimentieren. „Der Wirkstoff ist noch nicht anwendungsreif, wir müssen ihn weiter untersuchen.“
Was tut die Bundesregierung zur Rettung der Bienen?
Das Umweltministerium hat ein „Aktionsprogramm Insektenschutz“ vorgelegt: Es soll unter anderem Insektenlebensräume und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft fördern, Einträge von Schadstoffen in Böden und Gewässer senken. Dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, reicht das nicht. „Wir müssen grundsätzlich weg von der intensiven Landwirtschaft mit Monokulturen, massivem Pestizideinsatz und Überdüngung und Bäuerinnen und Bauern unterstützen, die auf Pestizide verzichten und auf häufig wechselnde Fruchtfolge setzen“, sagt Corinna Hölzel vom BUND.
Was kann jeder Einzelne für die Bienen tun?
Wer einen Garten hat oder Balkon, sollte auf Pestizide verzichten und nektarreiche Blumen pflanzen, wie Wildrosen, Zinnien und Astern. Auch Kräuter wie Thymian, Oregano und Lavendel, Wildsträucher und Obstbäume locken Bienen an. Die Vielfalt machts – von Frühling bis Herbst.
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Die Verbraucher schauen nur auf den Preis. Solange Honigerzeuger in Deutschland mit Billigstprodukten aus China, Süd- und Mittelamerika konkurrieren müssen, lohnt sich das Imkern erst recht nicht. Die investitionen sind hoch und am Ende kriegt man zu hören, dass der liebevoll erzeugte Honig zu teuer sei. Geiz ist halt geil.