
12 von 18 Erstligisten setzen zurzeit auf bargeldlose Bezahlsysteme. Doch meist gelten die Plastik-Bezahlkarten nur fürs eigene Stadion. Wer seine Mannschaft auswärts unterstützen will, muss oft eine neue Karte kaufen und mit Guthaben aufladen. test sagt, wo es Wurst und Bier gegen Bares gibt, wie man alte Karten ohne Verlust wieder loswird, und welche Vereine fanfreundliche Bezahlsysteme anbieten.
„Lästig und dreist“

Bezahlkarten. In den Stadien von zwölf Erstligavereinen sind Fans auf das ungeliebte Plastik angewiesen.

Der Besuch im Stadion hat für Werder-Fan Andreas Kasparek nichts von seinem Reiz verloren – trotz der Leistungen seines Vereins. Dass Speisen und Getränke an der Weser nicht mehr gegen Bargeld zu haben sind, stört ihn dagegen sehr. „Leider gibt es auch bei Werder Bremen diese blöden Bezahlkarten. Im Stadion – und darum herum – geht ohne gar nichts. Ein lästiges und dreistes System“, findet der Werder-Anhänger. „Was die wohl allein an nicht eingelösten Guthaben verdienen?“
Einheitliches System fehlt
Kaspareks Ärger teilen viele Fußballfans deutschlandweit. 12 der 18 Erstligavereine setzen zurzeit auf Bezahlkarten Tabelle. Wurst und Bier gegen Bares gibt es nur in Freiburg, Hamburg, Köln, Mönchengladbach, Paderborn und Stuttgart (Hier gibts Bier gegen Bares) sowie in einigen Gästeblocks der Stadien. Ein einheitliches System für die gesamte Liga sucht man vergebens. Ob in der Allianz-Arena oder auf Schalke: Mit wenigen Ausnahmen gelten die Plastikkärtchen nur im Heimareal des jeweiligen Vereins. Wer seine Mannschaft bei Auswärtsspielen unterstützen will, muss also eine Menge fremder Plastikkarten kaufen und mit Guthaben befüllen.
Tipp: Im Gästebereich von Werder Bremen, Dortmund, Eintracht Frankfurt, Hannover 96, Berlin und Hoffenheim können Sie mit Bargeld bezahlen. Wenn Sie sich als Heimfan dorthin trauen, umgehen Sie so den Kauf einer stadioneigenen Bezahlkarte.
Die „Knappenkarte“ war die Erste
Vorreiter in Sachen Stadionkarte waren die Schalker. Sie führten im Jahr 2001 die Bezahlkarte im Scheckkartenformat ein. Die „Knappenkarte“, wie sie auf Schalke heißt, funktioniert in den Grundzügen wie viele andere Bezahlkarten auch. Stadionbesucher kaufen die Plastikkarte, laden ein Guthaben gegen Bargeld auf den integrierten Chip und können dann an den Ständen vor und im Stadion bargeldlos bezahlen.
Aufladen im Internet oder am Telefon möglich
Der Erwerb der Karten ist einfach: Mobile Mitarbeiter in auffälligen Jacken bringen das Plastik an den Fan und laden es, gegen Bares, gleich mit dem gewünschten Guthaben auf. Oft wird beim ersten Aufladen ein Pfand von 2 bis 10 Euro fällig. Manche Fußballvereine verkaufen die Plastikkarten auch in Fanshops oder im Internet, einer auch per Telefon – Bayer Leverkusen. Einige bieten ebenfalls an, die Karten online aufzuladen.
Tipp: Bezahlkarten für die Stadien in Dortmund, Frankfurt am Main, Berlin und Hoffenheim sind im Netz auf www.justpay.de erhältlich. Justpay ist ein Bezahlsystem, das den Fans der Vereine in diesem Verbund einen Vorteil bietet. Sie können mit ihren vereinseigenen Bezahlkarten auch in den Stadien der anderen Erstligisten zahlen, die Justpay benutzen.
Mindestaufladebetrag meist 5 Euro
Für Dauerkartenbesitzer und Fans, die regelmäßig ins Stadion gehen, kann das Bezahlplastik durchaus praktisch sein. „An den Verkaufsständen geht es schneller und das Personal wird entlastet“, räumt Holger Böthling ein, VfL-Wolfsburg-Fan aus Berlin. Ärgerlich findet er aber, dass die Karten sich nur in 5-Euro-Schritten aufladen lassen. „Die Aufladebeträge stimmen nie mit den krummen Preisen der Getränke und Speisen überein. So hat man am Ende immer mehr auf der Karte, als man braucht.“
Den Schlummergroschen behalten oft die Vereine
Diesen Restbetrag, auch Schlummergroschen genannt, können sich oft die Vereine einstecken. Nicht zuletzt, weil die Auszahlung des Guthabens sehr umständlich ist. Aufladestationen und Mitarbeiter, die Geld aufladen, gibt es an Spieltagen zuhauf – Rückgabestationen nach dem Spiel sind dagegen rar Tabelle. Überdies bieten nur wenige Vereine den Service, Guthaben per Rücküberweisung zu erstatten – meist mit Abzug einer Bearbeitungsgebühr.
Guthaben und Pfand gehen flöten

In Bremen kostet die Bezahlkarte kein Pfand.

Aus Sicht vieler Fans steckt hinter diesem System Kalkül. „Oft vergisst man die Karte zurückzutauschen oder hat keine Zeit mehr dafür, weil man zum Bus oder zur Bahn muss“, sagt Holger Böthling. „Ich habe jedenfalls schon einige Karten mit nachhause gebracht.“ Finanziell sei das doppelt ärgerlich, weil neben dem nicht verbrauchten Guthaben auch der Pfandbetrag flöten gehe. „Da wird Fußballfans systematisch Geld aus der Tasche gezogen“, glaubt der Wolfsburg-Fan.
Diese Vereine machen es besser
Nur drei Vereine, Leverkusen, Mainz und Wolfsburg, bieten ihren Fans Karten, die eine Geldkarten- oder Girogo-Funktion haben. Damit funktioniert die Karte auch außerhalb des Stadions, und Fußballfreunde können sich auch ein Shampoo im Drogeriemarkt oder ein U-Bahn-Ticket am Fahrkartenautomat kaufen. Weitere Erleichterung aus Sicht der Fans: In den Stadien von Leverkusen, Mainz und Wolfsburg können sie nicht nur mit der Stadionkarte bezahlen, sondern auch mit der normalen Girocard und deren Geldkartenchip. Den laden die mobilen Mitarbeiter in der Arena sogar wieder auf.
Tipp: Per Geldkartenchip können Sie auch außerhalb des Stadions bezahlen – in Läden und an Automaten. Akzeptanzstellen finden Sie zum Beispiel auf www.girogo.de. Nicht verbrauchtes Guthaben auf dem Chip der Girocard können Sie an einem Geldautomat Ihrer Bank auf Ihr Konto zurückbuchen.
Nur Leverkusen antwortet offen auf Fragen zum Umsatz
Doch warum halten die Vereine an den stadioneigenen Bezahlkarten fest und bringen damit auch eigene Fans gegen sich auf? Offiziell argumentieren sie vor allem mit der Schnelligkeit des Bezahlvorgangs, der Sicherheit des Systems und der verbesserten Hygiene beim Bezahlen mit Karte statt Bargeld. Dass es auch ums Geschäft geht, will hingegen fast niemand zugeben. Unsere Anfragen zur Umsatzentwicklung seit Einführung der Bezahlkarte wurden nur von wenigen beantwortet. Meist hieß es, man könne dazu nichts sagen. Aus Bremen, Dortmund und Wolfsburg kam zumindest die Antwort, dass sich der Umsatz positiv entwickelt habe. Offene Worte fanden nur die Leverkusener: „Der Umsatz pro Stadionbesucher hat sich seit Einführung der Karte nahezu verdoppelt.“
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Vielen Dank für die Info.
Vielleicht kennen die Servicekräfte im Stadion diesen Umstand nicht, da dies vor Ort nicht so kommuniziert wird. Sollte ich mal wieder in Frankfurt sein, werde ich genauer darauf achten.
Wir haben die Stadion Frankfurt Management GmbH um eine Stellungnahme gebeten. Diese hat uns folgende Auskunft gegeben: „An Heimspieltagen von Eintracht Frankfurt kann an den Kiosken O-2-3 und O-2-4 im Gästebereich (im Bereich der Blöcke 18/20 - Unterrang/Gästestehplatzbereich) sowohl mit Bargeld als auch mit der Justpay Bezahlkarte gezahlt werden. Einzige Ausnahme bilden Begegnungen, bei denen auch die Heimspielstätte der Gastmannschaft über das Justpay Bezahlsystem verfügt – bspw. Borussia Dortmund, TSG 1899 Hoffenheim, Hertha BSC Berlin.“
(aci)
In diesem Falle handelt es sich tatsächlich um eine journalistische Recherche, nicht um einen Test, weshalb der vorliegende Bericht auch als „Special“ ausgezeichnet ist. Wir sind nach den üblichen journalistischen Kriterien vorgegangen, d.h. für jede Behauptung gibt es mindestens zwei Quellen. Daher steht in unserer Tabelle auch „Quelle: Angaben der Vereine“. Wir werden den Stadionbetreiber mit Ihrer Aussage konfrontieren und dessen Antwort ggf. an dieser Stelle veröffentlichen.
(aci)
Diese Antworten von den Stadionbetreibern wundern mich doch sehr. Und bei dieser Onlinequelle handelt es sich schließlich um die offizielle Seite. Auch aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es auch auf Nachfrage bei den Essens- und Getränkeständen nicht möglich war, mit Bargeld zu zahlen.
Es ist schade, dass man sich bei derartigen Tests nicht auf die Aussagen der zu testenden verlassen kann. Direktes Nachprüfen vor Ort ist hier wohl der einzig sichere Weg.
Selbstverständlich verlassen wir uns bei unserer Arbeit nicht auf Online-Quellen allein. Für unsere Tabelle haben wir im Vorfeld des Tests bei den Vereinen und Stadionbetreibern direkt nachgefragt und für Eintracht Frankfurt aus zwei verschiedenen Quellen, unter anderem von der Stadion Frankfurt Management GmbH, folgende gleichlautende Antwort erhalten:"Im Gästefanbereich ist auch die Zahlung mit Bargeld möglich, um den auswärtigen Gast mehrere Optionen anzubieten."
(aci)