
Sie sind weltweit auf dem Vormarsch – auch hierzulande. Haben die Bettwanzen sich erst einmal zu Hause eingenistet, lassen sie sich nur schwer bekämpfen. Vorbeugen ist besser. Hier erklären wir, wo sich Bettwanzen verstecken, was Sie gegen die Plagegeister tun können – und warum das Ganze keine Frage der Hygiene ist.
Die Bettwanze – ein Globalisierungsgewinner
Totgesagte leben länger. Bettwanzen galten als nahezu ausgerottet. Doch seit den 1990er-Jahren breiten sie sich weltweit wieder aus. Unzählige Unterkünfte suchten sie schon heim, darunter selbst Luxushotels. Und Berghütten in den Alpen. Die Blutsauger reisen gern. Daher gilt die Globalisierung mit boomendem Warenverkehr und Tourismus als wichtiger Motor der Zunahme. „Zudem sind die Wanzen gegen viele Insektizide resistent geworden“, sagt Dr. Arlette Vander Pan, die am Umweltbundesamt zum Thema forscht.

Bettwanze. Sie ist flach und ausgewachsen etwa 4 bis 8 Millimeter lang.
Plagegeister nicht nach Hause holen
Mit Hygiene habe das Problem nichts zu tun, so die Biologin Vander Pan: „Letztlich kann es jedes Hotel treffen. Doch in unübersichtlichen und unaufgeräumten Räumen ist das Risiko höher, denn dort lassen sich die Wanzen nur schwer entdecken und bekämpfen.“ Von hier können sie, etwa im Gepäck, ins eigene Zuhause vordringen – und bereits einzelne befruchtete Weibchen ganz neue Populationen begründen. Gute Vorbeugung verringert die Gefahr.
Sie kommen im Schutz der Dunkelheit – ihre Leibspeise: Menschenblut
Bettwanzen sind seit Jahrtausenden mit Menschen sozialisiert – und große Heimlichtuer. Sie können sich selbst in kleinsten Ritzen verstecken, gern am Bett und in der Nähe. So sitzen sie dicht an ihrer Nahrungsquelle. Im Schutz der Dunkelheit kommen sie aus ihren Löchern und finden, angelockt von Wärme, Geruch, Atemluft den Weg zu ihrer Leibspeise: Menschenblut.
Die Stiche können stark jucken

Stiche. Sie finden sich oft gleich zu mehreren in Reihen oder Gruppen.
Der „Übergriff“ fällt ahnungslosen Opfern häufig verzögert auf. Oft zeigen sich dann – ähnlich wie bei Flöhen – mehrere Stiche in einer Gruppe oder Reihe. Sie können stark jucken. Lindernd wirkt da etwa eine rezeptfreie Hydrocortison-Creme. Heftigere Hautreaktionen wie große Quaddeln erfordern oft einen Arztbesuch. Immerhin: „Bislang wurde keine Übertragung von Krankheitserregern durch Bettwanzen nachgewiesen“, sagt Vander Pan.
Bei Wanzenverdacht sofort handeln
Unabhängig von solchen Fragen belasten die Tiere und ihr nächtliches Treiben viele Menschen enorm, erzeugen Gefühle wie Ekel, Scham oder Angst vor dem nächsten Schlaf. Wer die Quälgeister bei sich zu Hause vermutet, muss schnell handeln. „Je stärker sich Bettwanzen vermehren, desto schwerer wird es, sie zu bekämpfen“, sagt Vander Pan. Warnhinweise seien vor allem verdächtige Stiche und Kotspuren – dunkle Punkte am Bett oder in dessen Umgebung – und natürlich die Frage, ob man kürzlich auf Reisen war oder Besuch hatte.

Spuren. Dunkle Punkte, etwa an Bett und Umfeld, können Wanzenkot sein.
Lieber einen Profi rufen
„Rufen Sie bei Verdacht einen Schädlingsbekämpfer“, rät Vander Pan. „Er kann beraten, prüfen, ob die Vermutung stimmt, und passende Maßnahmen ergreifen.“ Wer es schafft, ein verdächtiges Objekt etwa in einem Glas zu fangen, kann es dem Profi zeigen oder vielleicht zur „Fernbestimmung“ einsenden. Von Anti-Wanzen-Aktionen in Eigenregie rät Vander Pan ab. „So kommt man meist nicht gegen die Tiere an.“ Zu finden sind Schädlingsbekämpfer unter anderem auf Webseiten der Berufsverbände wie dsvonline.de und vfoes.de.
Sämtliche Wanzenverstecke aufzuspüren, ist gar nicht so leicht
Selbst Profis benötigen oft mehrere Einsätze bis zum Erfolg. Das hängt auch mit dem hohen Aufwand zusammen, sämtliche Wanzenverstecke aufzuspüren. Meist sind chemische Insektizide erforderlich, teils aber auch Alternativen wie eine Wärmebehandlung möglich. Kosten sind je nach Aufwand sehr unterschiedlich: Einige Hundert Euro kommen leicht zusammen.
Vorsorgemaßnahmen nehmen zu
Das alles soll nun keine Panik schüren; schließlich sind nach wie vor die allermeisten Wohnungen in Deutschland wanzenfrei. Dennoch können Tipps vorbeugen helfen, vor allem auf und nach Reisen (Vorsicht ist besser als Nachsicht). „Auch die Hotellerie setzt vermehrt auf Prävention“, sagt Vander Pan. „Es wird etwa Personal geschult, Wanzen früh zu entdecken, oder Schädlingsbekämpfer machen regelmäßig Routinekontrollen.“
Bettwanzen-Spürhunde bekämpfen das Problem schon am Flughafen
Zunehmend patrouillieren auch tierische Detektive: eigens ausgebildete Bettwanzen-Spürhunde. Die sind beispielsweise auch am Flughafen Frankfurt/Main im Einsatz, wo sie auf Anfrage und für derzeit ungefähr 100 Euro das Gepäck inspizieren. Schlagen sie an, ist direkt vor Ort eine Schädlingsbekämpfung möglich – das Ende der Reise für blinde Passagiere.