Mit einem guten Vertrag sind über die Jahre Tausende Euro mehr Rente drin. Die Auswahl trifft der Arbeitgeber.
Wenn bisher gar nichts geht mit betrieblicher Altersvorsorge in der Firma , weil der Chef kein Angebot macht – eine Direktversicherung geht immer. Der Chef muss sie anbieten, wenn auch nur ein einziger Arbeitnehmer in seiner Firma eine Betriebsrente abschließen will. Darauf gibt es einen Rechtsanspruch.
Eine Direktversicherung ist eine Rentenversicherung mit Kapitalwahlrecht, die eine Firma für ihre Beschäftigten abschließt. Das Unternehmen überweist die Beiträge. Der Arbeitgeber kann sie allein zahlen – oder der Arbeitnehmer oder beide zusammen.
Gerade in kleineren und mittleren Unternehmen ist eine Direktversicherung eine bequeme Möglichkeit für Arbeitgeber, etwas zur betrieblichen Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter beizutragen. Denn die Verwaltung der Verträge übernimmt weitgehend die vom Chef beauftragte Versicherungsgesellschaft.
Wir haben 45 Angebote von 26 Versicherern geprüft. Unser Modellkunde im Test ist ein 40-jähriger Arbeitnehmer, der 27 Jahre lang jährlich 1 200 Euro von seinem Bruttogehalt in eine Direktversicherung investiert.
Mit der Garantierente planen
Je nach Tarif erhält der Modellkunde eine garantierte monatliche Bruttorente zwischen 113 Euro (Europa) und 88 Euro (Volkswohl Bund). Überschüsse können diese Rente noch steigern. Ihre Höhe hängt davon ab, wie gut der Versicherer für seine Kunden wirtschaftet. Planungssicherheit für das Alter gibt es jedoch nur mit der Garantierente.
Zwischen den beiden oben erwähnten Angeboten von Europa und Volkswohl Bund liegen 25 Euro Unterschied im Monat. Lebt der Versicherte nach Rentenbeginn noch 20 Jahre, macht dieser Unterschied insgesamt 6 000 Euro Rente aus. Der Chef sollte sich also Mühe geben bei der Auswahl.
Der Test zeigt auch: Durch neue Angebotsformen ist der Markt unübersichtlich geworden, es ist also gar nicht so einfach, einen guten Vertrag zu finden. Ein Arbeitgeber, der für seine Mitarbeiter einen Vertrag abschließen will, hat die Wahl. Es gibt heute:
- feste Angebote, über die er nicht mehr mit der Versicherungsgesellschaft verhandeln kann und muss (Tabelle Verhandlungsunabhängige Direktversicherungen),
- verhandlungsabhängige Angebote (Tabelle Verhandlungsabhängige Direktversicherungen),
- Angebote mit abgesenkten Garantien (Tabelle Direktversicherungen mit abgesenkten Garantien).
Die beiden ersten Angebotsformen bieten einen Garantiezins von derzeit 0,9 Prozent. Diesen Zins gibt es heute bei der Direktversicherung genauso wie bei einer privaten Rentenversicherung ohne Fondsinvestment. Hier wie dort investieren Versicherungsunternehmen die Beiträge in sichere Anlagen und garantieren Kunden auf den Sparanteil des Beitrags eine Verzinsung von 0,9 Prozent. Bei den verhandlungsabhängigen Angeboten muss sich der Chef ins Zeug legen, um einen Gruppenrabatt zu bekommen: Je mehr Mitarbeiter sein Angebot annehmen, umso günstiger ist es. Doch unser Vergleich zeigt: Es gibt Angebote für Einzelverträge mit einer gleich hohen oder höheren Rente als bei Gruppenverträgen. Letztere sind also nicht immer am kostengünstigsten.
So bietet die Europa für unseren Modellkunden mit 113 Euro die höchste bei Vertragsbeginn garantierte Rente. Diese Rente gibt es bereits dann, wenn nur ein Beschäftigter des Betriebs dabei ist. So viel Garantierente bietet keiner der Versicherer mit einem Gruppenrabatt für zehn Personen. R+V und Bayerische machen hier mit einer garantierten Rente von 111 Euro das günstigste Angebot.
Doch je nach Versicherer gibt es auch bei den Einzeltarifen Unterschiede. Bekommt ein Versicherungsvermittler eine geringere Provision und sind die Kosten niedrig, hat der Arbeitnehmer eine höhere garantierte Rente. Bei den Einzelangeboten der Bayerischen liegt die Spanne bei einem Vertrag für einen Arbeitnehmer zwischen 100 und 108 Euro garantierter Rente. Wenn der Arbeitgeber ein Angebot aussucht, muss seine Standardfrage an den Versicherer also lauten: Haben Sie für meine Leute nicht noch etwas Besseres?
Nicht einmal Beitragserhalt
Die Direktversicherungsangebote mit abgesenkten Garantien weisen Parallelen zu privaten Rentenversicherungen der „Neuen Klassik“ auf (Test Private Rentenversicherung ,Finanztest 4/2017) Die Versicherer haben sich von den gewohnten Garantien verabschiedet, stellen statt dessen eine höhere Überschussbeteiligung in Aussicht.
Bei fünf von acht Angeboten mit abgesenkten Garantien in unserem Test ist nur noch der Beitragserhalt garantiert. Der Versicherte hat zu Rentenbeginn nur seine eingezahlten Beiträge sicher. Es gibt also kein garantiertes Plus. Die Gothaer garantiert gar nur 90 Prozent der eingezahlten Beiträge.
Der Volkswohl Bund hat die garantierte Verzinsung auf 0,5 Prozent abgesenkt. Beim Gruppentarif sind hier 94 Euro Monatsrente garantiert, beim Einzeltarif nur 88 Euro.
Nicht nur bei den Angeboten mit abgesenkten Garantien, auch bei verhandlungsabhängigen Angeboten, sind die eingezahlten Beiträge nicht immer garantiert. Das liegt an den höheren Kosten für Einzelverträge. So zieht die LV1871 im Vertrag für unseren Modell-Arbeitnehmer fast 798 Euro Abschlusskosten und zusätzlich 143 Euro jährliche Verwaltungskosten vom Beitrag ab. Bei einem Gruppenvertrag für zehn Personen, sind es 239 Euro Abschlusskosten und 107 Euro jährliche Verwaltungskosten.
Will der Versicherte mit einem Einzelvertrag bei Rentenbeginn eine einmalige Kapitalauszahlung statt einer Rente, garantieren ihm R+V, Condor, Nürnberger, Provinzial Rheinland und LV1871 ihm bei Vertragsbeginn weniger als die Beiträge, die er eingezahlt hat. Mit einem Gruppenvertrag für zehn Personen sind die Versicherten aber auch bei diesen Anbietern garantiert im Plus – dem Gruppenrabatt sei Dank.
Interrisk und Bayerische garantieren unserem Modellkunden die höchste Kapitalzahlung aller getesteten Angebote.
Was die Tarife noch leisten
Wir haben nicht nur die Geldleistungen verglichen, sondern auch geschaut, welche Leistungen die Verträge noch haben (Tabelle Leistungsspektrum der Direktversicherung). Zusatzschutz bei Berufsunfähigkeit ist fast überall abschließbar. Doch dies ist meist kein guter Schutz.
Möglich ist es auch, Hinterbliebene abzusichern. Sollen Ehepartner und Kinder für den Fall abgesichert werden, dass der Versicherte stirbt, knabbern die Kosten dafür an der Altersrente. Deshalb sollte der Kunde wählen können, ob er eine Todesfallleistung möchte oder nicht. Die Hälfte der getesteten Anbieter lassen ihm diese Wahl nicht und machen gar kein Angebot ohne Todesfallleistung. Singles und Kinderlose brauchen aber keinen Hinterbliebenenschutz und schmälern damit unnötig ihre Altersrente.
Neu: Für den Pflegefall kann bei drei Anbietern im Test (Hanse Merkur, LV1871 und Volkswohl Bund) eine höhere Rente vereinbart werden. Entscheidet sich der Kunde der LV1871 für diese Option, bekommt er statt 96 Euro (bei einem Einzelvertrag) nur gut 84 Euro garantierte Altersrente. Wird der Versicherte jedoch vor Rentenbeginn oder als Rentner pflegebedürftig, verdoppelt sich diese garantierte Rente auf gut 167 Euro. Hat sich die Rente durch die Überschussbeteiligung erhöht, verdoppelt sich auch die Überschussrente.
Informationen und Tests rund um das Thema Altersvorsorge finden Sie auf unserer Ressortseite Altersvorsorge + Rente.
Unser Rat
Auswahl. Die höchsten garantierten Renten einer Direktversicherung, schon ab einem Mitarbeiter, bieten Europa, Interrisk und – in einigen Branchen – die Metallrente. Wir nennen die Angebote „verhandlungsunabhängig“, weil der Chef darüber nicht verhandeln muss und kann.
Jährlich zahlen. Wenn möglich ist, zahlen Sie den Beitrag jährlich vorab, dann wird er jährlich verzinst. Bei der höchsten Garantierente im Test (Europa) gibt es 113 Euro Rente bei jährlicher Zahlung, bei monatlicher Zahlung nur 107 Euro.
Jobwechsel. Wenn Sie den Job wechseln, können Sie Ihre Direktversicherung beim neuen Arbeitgeber ohne neue Abschlusskosten fortführen; einzige Ausnahme ist Interrisk. Sie behalten aber nicht den alten Garantiezins. Wenn Sie einen mehrere Jahre alten Vertrag mit hohem Garantiezins haben, lassen Sie diesen besser beim alten Arbeitgeber beitragsfrei stehen und beginnen Sie beim neuen Arbeitgeber einen neuen Vertrag.
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- Jede vierte Pensionskasse hat finanzielle Probleme. Einige nehmen keine neuen Kunden mehr. Versicherte und Rentner sind verunsichert.
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- Für Betriebsrentner gibt es einen Freibetrag. Mit unserem Rechner können sie prüfen, wie hoch die Abzüge auf ihre Betriebsrente ausfallen.
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- Mit ordentlichem Arbeitgeberzuschuss und guten Verträgen lohnt sich die betriebliche Altersvorsorge. Hier lesen Sie alles zur Entgeltumwandlung und Betriebsrente.
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@Vielen Dank für Ihre Anfrage. Im nächsten Finanztest werden wir keinen Test zur betrieblichen Altersvorsorge veröffentlichen. Weiter in die Zukunft hinein darf ich zu geplanten Veröffentlichungen keine Informationen nach außen tragen. Bitte gedulden Sie sich noch etwas.
Wann kann man neue Testergebnisse
der privaten Anbieter erwarten, die für alle offen sind?
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Spam
@emrichf: Danke für den Hinweis. Ja, Sie haben Recht. Wenn das Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenkasse liegt, sparen Arbeitnehmer nur noch beim Beitrag für die gesetzliche Rentenversicherung. (maa)
Fehler im Artikel !?
Im Artikel "Nur mit Geld vom Chef" Finanztest 7/2017, Seite 26, Absatz "Vor- und Nachteile abwägen" scheint sich ein Fehler eingeschlichen zu haben.
Dort steht "Sie sparen mit ihrem Beitrag nur den Krankenversicherungsbeitrag, nicht aber den für die Rentenversicherung". Das müsste doch umgekehrt heißen, oder? Denn die Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung ist doch höher als die für die Krankenversicherung.