Bestattungsformen
Mit der Veränderung der Gesellschaft – weniger religiöse Bindungen, mehr Singles, verstreut lebende Familienmitglieder – wandelt sich auch unsere Bestattungskultur. Wir zeigen, welche Möglichkeiten es für die letzte Ruhestätte gibt – von traditionell bis modern.
Friedhof

Die meisten Friedhöfe haben verschiedene Grabarten, etwa Wahl- und Reihengräber. Beim Reihengrab bekommen Interessenten das nächste freie Grab in einer angelegten Reihe. Die Ruhezeit ist nicht verlängerbar und liegt häufig zwischen 15 und 20 Jahren. Es eignet sich daher nicht als Familiengrab. Beim Wahlgrab kann die Lage dagegen ausgesucht werden. Oft können bis zu vier Personen beigesetzt werden. Die Ruhezeit kann auf Wunsch verlängert werden.
Begräbniswald

5 Prozent aller Verstorbenen fanden im Jahr 2014 ihre letzte Ruhe unter Bäumen. Bei einer Waldbestattung wird die Asche in einer biologisch abbaubaren Urne im Wurzelbereich eines Baumes beigesetzt. Nur an kleinen Gedenktafeln lässt sich erkennen, dass der Baum eine Grabstätte ist. Die Bäume können auch schon zu Lebzeiten ausgesucht und gepachtet werden. Eine Suchmaschine im Internet hilft bei der Auswahl (naturbestattungen-online.de).
Grabdekoration ist nicht gestattet
Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hat entschieden, dass ein Urnengrab in einem Ruhewald nicht mit Blumen, Moos und anderen Pflanzen dekoriert sein darf. Wer sich nicht daran hält, muss mit der Entfernung der Dekoration rechnen. Im vorliegenden Fall ging es um den Konflikt zwischen einer Gemeinde und einer Witwe. Die Gemeinde unterhält einen Ruhewald. Die Klägerin ließ 2017 dort ihren verstorbenen Ehemann beisetzen und dekorierte seine Ruhestätte im Wurzelbereich des Baums mit Farn, Moos und drapierte Rosen.
Streitpunkt war, ob die trauernde Witwe dies darf. Denn Grabschmuck ist in dem Ruhewald in jeglicher Form nicht zulässig. So steht es im Belegungsvertrag und in der Satzung. Weil die Verwaltung die Dekoration regelmäßig entfernen ließ, klagte die Witwe und verlor vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe (Az. 11 K 4427/19, nicht rechtskräftig). Die Stadt habe ein Hausrecht und sei berechtigt, Pflanzen zu entfernen. Die Satzung schließe zudem eine Veränderung des Waldbodens und Grabpflege aus. Die Witwe hat die Zulassung der Berufung beantragt.
Urnenkirche

Früher genossen nur Könige, hohe Geistliche oder Adlige das Privileg der letzten Ruhestätte in einer Kirche. Heute gibt es in Deutschland mehr als 30 Urnenkirchen, die jedem offenstehen. Urnenkirchen sind ehemalige Gotteshäuser oder Teile davon, die heute für Urnenbestattungen genutzt werden, so wie die Aachener Grabeskirche St. Josef. Die Urnen werden hier in hohen Stelen mit mehreren Kammern beigesetzt.
Gedenksteine

Asche-Skulptur. In der kleinen runden Gedenkskulptur befindet sich in der Mitte eingeschmolzene Krematoriumsasche.
Diamantbestattung. Aus dem Kohlenstoff menschlicher Kremations-Asche kann ein Erinnerungsdiamant gefertigt werden. In Deutschland ist es allerdings nicht erlaubt, die Totenasche zu trennen. Außerdem gilt eine Bestattungspflicht. Beide Angebote verstoßen daher gegen die Vorschriften hierzulande. In der Schweiz ist aber beides möglich.
Memoriam-Garten

Was bei flüchtigem Hinsehen aussieht wie ein hübscher kleiner Park mit Skulpturen, heißt Memoriam-Garten. Er beherbergt mehrere Gräber, die von Gärtnern über die gesamte Dauer der Liegezeit gepflegt werden. Die Grabpflege muss im Voraus bezahlt werden. Im Internet (memoriam-garten.de oder ruhegemeinschaften.info) lässt sich herausfinden, ob eine solche Gemeinschaftsgrabanlage in der Nähe ist.
Anonyme Bestattung

Etwa jeder sechste Verstorbene wird in Deutschland inzwischen anonym auf einem Friedhof bestattet. Anonym bestattet heißt: Die Urne eines Verstorbenen wird in einem Gemeinschaftsfeld – meist eine große Wiese – beigesetzt. Dabei wird nicht gekennzeichnet, wo genau eine Urne begraben wurde. Manchmal erinnert ein Namensschild auf einem Gedenkstein am Rand an die Verstorbenen.
Urnengrab im Kolumbarium

Eine Grabkammer mit vielen Nischen, in denen Urnen stehen, heißt Kolumbarium. Bei manchen ist die Nische mit einer Steinplatte versiegelt. Kolumbarien gab es schon bei den Römern. Heute findet man sie entweder als Urnenwände unter freiem Himmel oder in eigenen Hallen, wie hier auf dem Friedhof Berlin-Wilmersdorf. Kolumbarien sind ein würdevoller Ort zum Trauern ohne Grabpflege.
Seebestattung

Einer Seebestattung geht immer die Einäscherung des Verstorbenen voraus. Die Asche wird anschließend außerhalb der Drei-Meilen-Zone in einer Spezialurne, die sich im Wasser auflöst, versenkt. See-Bestattungen für Urnen sind in Deutschland seit 1934 möglich. In Frage kommen die Ost- oder die Nordsee. Kränze, Gestecke oder persönliche Gegenstände, die sich nicht zersetzen, dürfen nicht ins Wasser gelassen werden.
Urne zu Hause aufbewahren

Die Urne mit der Asche seiner Lieben zu Hause aufzustellen, ist deutschlandweit verboten. Wer sich darüber hinwegsetzt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, für die ein Bußgeld droht: abhängig vom Bundesland sind Höchstbeträge zwischen 1 000 und 20 000 Euro möglich. „Mir ist nicht bekannt, dass jemand dieses Bußgeld schon einmal bezahlen musste“, sagt Alexander Helbach, Sprecher von Aeternitas, einer Verbraucherinitiative für Bestattungskultur.
Baum der Erinnerung

Aus der Totenasche wächst ein Baum – das ist die Idee der noch jungen Bestattungsform von „Tree of Life“. Die Asche eines Verstorbenen wird mit einem eigens dafür entwickelten Erd-Vitalgranulat vermischt. Anschließend wird in diesen Boden ein junger Baum gepflanzt, der dann die Asche vollständig aufnimmt. Dieser Prozess dauert etwa 6 bis 9 Monate. Danach kann der Baum umgepflanzt werden, zum Beispiel in einen Urnenhain oder auch in den eigenen Garten. Die Baumschulen der Firma befinden sich in Holland oder Tschechien, damit es keine Konflikte mit deutschen Bestattungsgesetzen gibt.