Besser anlegen

Robo-Advisor: Anlagetipp 0 1 0 1 0 1 1 1

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Besser anlegen - Wie Sie möglichst viel aus 45 000 Euro machen

© C. Barthold

Algorithmen mischen die Berater­welt auf. Anstelle von Menschen geben Computer­programme Ratschläge zur Geld­anlage. Ein Einblick.

Roboter montieren Autos, helfen im Haushalt – mitt­lerweile bieten sie sogar Beratung an. Zu Hause, auf der Couch. Sie setzen sich allerdings nicht, sondern kommen übers Internet in die Wohn­zimmer: die Robo-Advisor. Sie sind der aktuelle Hype der Geld­anlagebranche. Finanztest gibt einen Einblick in die Szene.

Advisor heißt auf deutsch Berater. Hinter dem nicht exakt definierten Begriff steckt computer­gestützte Vermitt­lung von Geld­anlagen, angeboten von Banken oder sogenannten Fintechs. Fintech steht für die Verbindung von Technologie und Finanzen, ange­fangen von Zahlungs­verkehr über Kredit­vermitt­lung bis hin zu Geld­anlagen.

Quirion: Ab 10 000 Euro

Die Quirin Bank etwa ist mit Quirion am Start (Quirion.de). Ein Kunde muss mindestens 10 000 Euro mitbringen und ein paar Fragen beant­worten, etwa nach seinem Alter und der gewünschten Anlagedauer. Nach wenigen Klicks erhält er einen Depot­vorschlag, dem er zum Ausprobieren virtuell folgen kann.

Wer will, kann gleich ein richtiges Depot eröffnen. Dafür muss er noch ein paar Fragen mehr beant­worten, „insbesondere zu seinen Kennt­nissen oder den Anlagezielen“, sagt Anna Voronina, Leiterin von Quirion.

Es gibt elf Strategien, die je nach Anlagedauer und Risiko mit Aktienquoten von 0 bis 100 Prozent arbeiten. Bestückt sind die Depots mit börsen­gehandelten Indexfonds (ETF) und den kostengüns­tigen Fonds des US-Anbieters Dimensional.

Das Fonds­depot wird von der Quirin Bank verwaltet. Sollte sich die ursprüng­liche Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen verschoben haben, wird nach­justiert oder – wie das im Finanz­deutsch heißt: reba­lanced. Das ist zumindest einmal pro Jahr der Fall oder bei 10-prozentiger Abweichung. Der Anleger zahlt dafür 0,48 Prozent pro Jahr. Kauf- oder sons­tige Kosten fallen keine an, nur die Verwaltungs­gebühren der Fonds.

Fintego: Stellt viele Fragen

Auch Fintego, das Geld­anlageportal der Fonds­bank Ebase (Fintego.de), bietet eine Vermögens­verwaltung aus ETF: das Fintego Managed Depot. Zur Wahl stehen fünf verschiedene Anla­gestrategien, von defensiv über konservativ bis hin zu Chance. Ehe der Anleger zum passenden Angebot gelangt, muss er einen ausführ­lichen Fragenkatalog beant­worten und auch angeben, welches Wissen er über Geld­anlagen mitbringt. Das ist zwar mühsamer, aber von vorn­herein umfassender. Auch Fintego achtet auf die Depot­aufteilung und justiert nach, sobald sich die Gewichte um 15 Prozent verschoben haben. Bis 50 000 Euro kostet die Verwaltung 1,25 Prozent pro Jahr. Wer mehr Geld mitbringt, zahlt weniger.

Vaamo: Voll­macht nur für die Bank

Seit September 2014 am Markt ist Vaamo (Vaamo.de). Das Start-up gegründet haben Thomas Bloch und Oliver Vins, beide mit Bank­hintergrund. Bei Vaamo bekommen Anleger je nach Risiko­bereitschaft ein Portfolio mit geringem, mitt­lerem oder höherem Risiko, wobei der Aktien­anteil 40, 60 und 80 Prozent beträgt. Die Depots sind mit Fonds von Dimensional bestückt.

Auch Vaamo bietet eine Vermögens­verwaltung an – gerät die Aufteilung der Fonds im Depot aus dem Gleichgewicht, wird angepasst. Der Service kostet 0,99 Prozent pro Jahr für Beträge unter 30 000 Euro und 0,49 Prozent pro Jahr für Summen über 50 000 Euro. Wer ein Depot eröffnet, den leitet Vaamo weiter zur FIL Fonds­bank (FFB). Die kauft die Fonds und ist auch für das „Reba­lancing“ zuständig – Vaamo selbst hat keine Voll­macht über das Geld der Kunden.

Ähnlich gehen auch andere Robo-Start-ups vor: Sie helfen dem Anleger beim Einstieg in die Materie – und vermitteln Fonds­depots, die von Banken verwaltet werden.

Originelle Risikofragen

Um passende Geld­anlagen vorzuschlagen, müssen die Robo-Advisor die Risiko­bereitschaft der Kunden ermitteln. Während Fintego direkt danach fragt, versuchen Quirion und Vaamo es auf indirekte Art.

Quirion erkundigt sich danach, wie der Anleger auf Turbulenzen an den Märkten reagieren würde. Wer in diesem Fall alles verkaufen wollte, wäre nicht sehr risiko­bereit, wer nichts tun und abwarten würde, hingegen schon. Vaamo zeigt bei jeder Frage, wie sich die Antwort auf das Risiko­profil auswirkt. Beispiel: Wer anklickt, dass er nur wenig Zeit zum Sparen hat, sieht sofort, dass er eher nicht so viel Risiko eingehen kann.

Etwas andere Konzepte

Auch der Anla­geassistent von Comdirect unterbreitet Vorschläge. Die Kunden entscheiden sich wahl­weise für ein Paket aus ETF, gemanagten Fonds oder suchen sich selbst Fonds aus. Der Service ist kostenlos, doch kaufen und betreuen müssen die Anleger ihr Depot selbst. Ähnlich beim Anlagefinder von Maxblue: Der Fragenkatalog ist ausführ­licher, die Fonds muss man sich jedoch komplett selbst aussuchen.

Bei Easyfolio (Easyfolio.de) steht am Ende des Fragenkatalogs keine fonds­gebundene Vermögens­verwaltung zur Verfügung, vielmehr gibt es einen passenden Misch­fonds: den Easyfolio 30 mit 30 Prozent Aktienfonds­anteil für vorsichtige Anleger, Easyfolio 50 mit einer Aktienquote von 50 Prozent und Easyfolio 70. Finanztest bewertet die Fonds nicht: Sie sind erst knapp zwei Jahre alt und mit nur wenigen Millionen Euro Fonds­volumen deutlich zu klein.

Simple Empfehlungen

Andreas Oehler, Professor für Finanz­wirt­schaft an der Universität Bamberg, hat die digitale Beratungs­welt unter die Lupe genommen. Wirk­lich über­zeugt ist er noch nicht. „Man kann verschiedene Daten eingeben, zum Beispiel Reaktionen auf Kurs­änderungen, Anla­gebetrag oder -horizont, und es kommen trotzdem sehr ähnliche Empfehlungen heraus“, hat er fest­gestellt. Das Problem: Der Anleger bekomme ein Ergebnis, aber ob das zu ihm passt, könne er oft nicht beur­teilen, weil viele Fragen gar nicht gestellt würden. Das Erfassen der Gesamt­situation fehle meist.

Die Bezeichnung Robo-Advisor findet er auch nicht ganz passend, weil die Tools weit entfernt seien von denkenden Systemen. „Das verdient den Namen Advisor nicht“, sagt Oehler. „Bei der Schlicht­heit der Empfehlungen kann der Anleger das ja oft auch selbst machen.“

Stimmt: Geld­anlage, verteilt auf ETF, das geht auch mit dem Pantoffel-Portfolio von Finanztest.

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Tesstie am 09.12.2016 um 10:21 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

drifter219 am 25.11.2016 um 16:41 Uhr
Absolutzahlen statt Vergleich

Hallo,
bei der Bewertung hätte ich mir statt Vergleichen wie "bleibt xy Punkt unter xyz" gewünscht
- Angaben von absoluten werten
- eine Gesamtübersicht der bewerteten Fond mit einer Grafik zu
- Kosten und
- Gewinn pro Jahr
Das würde den Gesamtüberblick wesentlich erleichtern.
Gruß
Gerhard M.

Profilbild Stiftung_Warentest am 29.08.2016 um 15:38 Uhr
weniger Kosten

Die Depotbank zu wechseln, ist sehr leicht. Doch Anleger müssen einige Feinheiten beachten. Unter dem folgenden Link finden Sie unsere Tipps zum Depotwechsel: www.test.de/depot
Auch wer selten Wert­papiere und Fonds handelt, kann mit dem Depot­wechsel sparen. Der Test zeigt, welche Direktbanken und Filialbanken eine kostenlose Verwahrung anbieten und welche Banken sich für eifrige Anleger eignen. OnVista ist im Test vertreten.
Wer kostengünstig ETF-Sparpläne kaufen will, schaut hier: www.test.de/Gebuehren-von-ETF-Sparplaenen-Kosten-sparen-Rendite-steigern-5015934-0
(maa)

speckmaus16.04 am 22.08.2016 um 19:08 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

speckmaus16.04 am 22.08.2016 um 18:27 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.