
© C. Barthold
Passend, einfach, solide – Indexfonds mit Aktien und Zinspapieren sind eine ideale Grundlage für Selbstmischer.
Bei handwerklichen Tätigkeiten droht oft Pfusch, wenn Ungeübte ihr Glück versuchen. Sollten also auch Anleger die Gestaltung ihrer Finanzen stets den Profis überlassen? Nicht unbedingt. Finanztest zeigt, wie Anleger mit einfachen Mitteln ihr Vermögen vernünftig strukturieren können. Damit sparen sie nicht nur Geld, sondern verbessern auch ihre Ertragschancen.
Breite Streuung mit nur zwei Fonds
Am wichtigsten ist es, das Vermögen auf eine möglichst breite Grundlage zu stellen, indem man es auf viele verschiedene Anlageklassen verteilt.
Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Wenn Anleger nur Finanzprodukte auswählen, die bereits sehr breit aufgestellt sind, können sie aus wenigen Bestandteilen ein Depot bauen, das den Anforderungen an eine große Streuung gerecht wird.
Im einfachsten Fall reichen dazu zwei Investmentfonds: Der eine bildet die Entwicklung des weltweiten Aktienmarktes ab, der andere repräsentiert sichere Zinsanlagen in Form von hochwertigen Euro-Staatsanleihen.
Lieber einfach als kompliziert
Dass Bankkunden ihre Geldanlage selbst in die Hand nehmen, ist natürlich nicht im Sinne hochbezahlter Finanzprofis. Ihre gemanagten Vermögensverwaltungen enthalten meist Dutzende oder sogar Hunderte von Einzelpositionen. Wie sinnvoll sie zusammengestellt sind, können selbst gut informierte Anleger kaum beurteilen. Sie müssen sich also auf die Expertise der Fondsmanager verlassen.
Das ist bei der selbst zusammengestellten Mischung aus Indexfonds (ETF) nicht nötig. Wenn die Aktienmärkte steigen, ist der Anleger mit von der Partie. Er segelt zwar „nur“ mit der allgemeinen Marktentwicklung, hat aber die Gewissheit, dass er nichts Entscheidendes verpasst. Das ist mehr als die meisten gemanagten Vermögensverwaltungen und Mischfonds bringen. Wegen ihrer hohen Kosten bleiben sie in der Regel hinter der breiten Marktentwicklung zurück.
Risiko lieber selbst festlegen
Warum nehmen die meisten Anleger dennoch lieber eine gemanagte Vermögensverwaltung, als selbst aktiv zu werden? Wohl auch, weil die Berater es ihnen ausreden. Bankberater spielen im Beratungsgespräch gern ihren größten Trumpf aus und warnen Anleger vor dem hohen Risiko von Aktien-ETF. Denn diese sind in den „Wesentlichen Anlegerinformationen“, einem gesetzlich vorgeschriebenen Informationsblatt für Investmentfonds, als deutlich riskanter eingestuft als Mischfonds.
Was Anlegern nicht gesagt wird: Wenn sie einen Aktien-ETF mit einem Renten-ETF mischen, sinkt ihr Risiko deutlich. Finanztest hat die Risikoklassen für eine defensive, eine ausgewogene und eine offensive Aktien-Renten-Mischung ausgerechnet (Grafik: Dreimal selbst anlegen). Sie unterscheiden sich kaum von denen der angebotenen Mischfonds und Vermögensverwaltungen.
Die Mischfonds haben meist keine festgelegte Aktienquote, sondern eine bestimmte Bandbreite, innerhalb derer Aktien und Renten liegen müssen. Wie hoch ihr Risiko zu einem bestimmten Zeitpunkt genau ist, können Anleger nicht feststellen. Beim selbst gebauten Mischfonds wissen sie es.
Wir raten Anlegern, selbst zu entscheiden, wie viel Risiko sie tragen wollen. Die drei Musterdepots bieten für jeden etwas. Um ein Gefühl für das jeweilige Risiko zu bekommen, schauen Anleger am besten auf den maximalen Verlust. Er zeigt, wie viel sie in den vergangenen zehn Jahren schlimmstenfalls einbüßen konnten. Wohlgemerkt nur dann, wenn sie zum höchstmöglichen Wert gekauft und später zum Tiefstwert verkauft hätten.
Indexfonds (ETF) für Selbstmischer
Aus diesen börsengehandelten Indexfonds (ETF) können Anleger einen Mischfonds gemäß den Depotvorschlägen (Grafik: Dreimal selbst anlegen) zusammenstellen. Durch die Höhe des Aktienfondsanteils bestimmen sie das Risiko der Mischung. Für selbst gebaute Mischfonds eignen sich außerdem alle „marktbreiten“ Aktien-ETF aus den Gruppen Welt und Europasowie alle dauerhaft guten Renten-ETF Staatsanleihen Welt (Euro) und Rentenfonds Welt (Euro). Diese finden Sie im Produktfinder Fonds.
Anbieter |
Kennnummer (Isin) |
Aktien: Referenzindex MSCI World |
|
Amundi |
FR 001 075 609 8 |
ComStage |
LU 039 249 456 2 |
db x-trackers |
LU 027 420 869 2 |
HSBC |
DE 000 A1C 9KL 8 |
iShares |
IE 00B 4L5 Y98 3 |
Lyxor |
FR 001 031 577 0 |
Source |
IE 00B 60S X39 4 |
UBS |
LU 034 028 516 1 |
Renten: Referenzindex Barclays Euro Aggreg. |
|
iShares |
DE 000 A0R M44 7 |
Indexfonds bei Banken nicht beliebt
Kunden von Filialbanken stoßen oft auf Widerstand, wenn sie Indexfonds (ETF) kaufen wollen. Das wissen wir aus Zuschriften von Lesern. Die ablehnende Haltung hat aus unserer Sicht wirtschaftliche Gründe. An ETF verdienen Banken sehr wenig. Weder gibt es einen Ausgabeaufschlag beim Kauf noch fließen Provisionen für die im Kundendepot gelagerten Fonds. Für Anleger sind das dagegen Riesenvorteile, denn weniger Kosten bedeutet mehr Rendite.
Das Beispiel der Frankfurter Volksbank aus unserem Beratungstest vor zwei Monaten zeigt, dass auch die Berater vor Ort äußerst kundenfreundlich handeln können. Unseren Testanlegern wurde in allen sieben Beratungsgesprächen unter anderem der ETF iShares MSCI World empfohlen, der sich vorzüglich für eine breit gestreute Aktienanlage eignet.
Andere Banken könnten bei ETF-Empfehlungen sogar konzerneigene Produkte auswählen. Naheliegend wäre, wenn Berater der Commerzbank Fonds von ComStage, Deutsche-Bank-Berater solche der Konzerntochter db x-trackers verkaufen würden. Selbst für Kunden von Sparkassen gibt es im begrenzten Angebot der Deka-ETF mit dem Deka MSCI Europe etwas Passendes.
Unnötiges Umschichten vermeiden
Wenn Anleger sich für ein Risiko und die dazu passende Depotmischung entschieden haben, können sie die Indexfonds laufen lassen. Regelmäßige Kontrolle, bei gemanagten Fonds dringend zu empfehlen, ist hier nicht nötig.
Die ideale Umsetzung des selbst gebauten Mischfonds ist ein Welt-Pantoffelportfolio aus Aktien Welt und Staatsanleihen. Anleger haben damit auf Dauer einen Mischfonds mit nahezu stabilem Risiko.
Normalerweise wird sich das Risiko im Laufe der Zeit durch die unterschiedliche Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte ändern. Wenn die Aktienkurse stärker steigen als die Kurse der Anleihen, erhöht sich der Aktienanteil im Depot. Finanztest rät, bei kleineren Abweichungen nichts zu tun. Einen Grund zum Umschichten sehen wir erst, wenn der aktuelle Depotmix um mehr als 20 Prozent vom ursprünglichen Niveau abweicht – vor allem, wenn sich die Aktienquote im Depot erhöht hat.
Wir bieten auch einen Rechner, der Anlegern die Kontrolle erleichtert. Wenn sie den Anlagebetrag eingeben, erfahren sie, wie hoch der Umschichtungsbetrag ist.
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- Opa, Tante oder Eltern – viele fragen sich, wie sie am besten für die Kids sparen. Das ist einfach. Wir zeigen die richtigen Anlageprodukte und wie es geht.
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- Das Fintech Raisin bietet mit dem Raisin Invest ETF Configurator einen neuen ETF-Portfolio-Helfer an. Die Stiftung Warentest hat sich das Angebot angeschaut.
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- Wir haben grüne Bankberatung ausprobiert. Unser Fazit: Gute Ansätze, mittelmäßige Fonds. Wirklich nachhaltig wird Ihr Depot mit den Top-Fonds aus unserem Fondsvergleich.
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Hallo,
bei der Bewertung hätte ich mir statt Vergleichen wie "bleibt xy Punkt unter xyz" gewünscht
- Angaben von absoluten werten
- eine Gesamtübersicht der bewerteten Fond mit einer Grafik zu
- Kosten und
- Gewinn pro Jahr
Das würde den Gesamtüberblick wesentlich erleichtern.
Gruß
Gerhard M.
Die Depotbank zu wechseln, ist sehr leicht. Doch Anleger müssen einige Feinheiten beachten. Unter dem folgenden Link finden Sie unsere Tipps zum Depotwechsel: www.test.de/depot
Auch wer selten Wertpapiere und Fonds handelt, kann mit dem Depotwechsel sparen. Der Test zeigt, welche Direktbanken und Filialbanken eine kostenlose Verwahrung anbieten und welche Banken sich für eifrige Anleger eignen. OnVista ist im Test vertreten.
Wer kostengünstig ETF-Sparpläne kaufen will, schaut hier: www.test.de/Gebuehren-von-ETF-Sparplaenen-Kosten-sparen-Rendite-steigern-5015934-0
(maa)
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