Viele Bankberater schauen eher auf die Provision als auf die Interessen der Anleger. Kunden sollten ihren Empfehlungen nicht einfach folgen. Wir sagen, wie es besser geht.
Mischfonds sind ein Lieblingsprodukt von Bankberatern. Oft werden sie nur anders genannt, etwa Vermögensverwaltung oder Vermögensmanagement. Solche Fonds, die Aktien und Zinspapiere mischen, gehörten auch in unserem Bankberatungstest zu den häufigsten Empfehlungen (Test Anlageberatung: Nur 3 von 23 Banken beraten gut, Finanztest 2/2016).
Mischen ist die richtige Idee, doch viele Bankberater setzen sie nicht gut um. Egal ob Sparkassen oder Genossenschaftsbanken, egal ob Commerzbank, Deutsche Bank, Hypovereinsbank oder Postbank: Die empfohlenen Fonds waren oft zu teuer und für Anleger nur zweite Wahl. Meist stammten sie aus dem eigenen Haus. Doch auch vom selben Anbieter hätte es fast immer deutlich bessere Fonds gegeben.
Bessere Fonds oder selbst mischen
Finanztest hat getrennt nach Banken die am häufigsten empfohlenen Fonds analysiert und zeigt, welche hauseigenen Alternativen die Berater anbieten könnten.
Die Targobank taucht in der Einzeldarstellung nicht auf. Sie hat keine hauseigenen Produkte. Ihre häufigste Empfehlung war – wie bei der Deutschen Bank – der Mischfonds DWS Multi Opportunities LD, bei dem der Anleger nicht weiß, welche Risiken der Fonds eingeht. Kunden der Targobank können sich an unseren Vorschlägen für die anderen Banken orientieren oder im Produktfinder Fonds einen Mischfonds mit Bestnote heraussuchen.
Sie können ihre Vermögensverwaltung auch selbst in die Hand nehmen. Das raten wir allen, die nicht unbedingt eine vom Fondsmanager betreute Fertigmischung wollen. Eine selbstgemachte Mischung aus Aktien und Anleihen mit zwei Indexfonds (ETF) ist die kostengünstigste und erfolgversprechendste Lösung (Geldanlage auf eigene Faust).
Provision steht im Vordergrund
Klassische Mischfonds setzen sich aus Aktien und Zinspapieren (Anleihen) zusammen, je nach Aufteilung gibt es sie mit unterschiedlichen Risiken – von sehr vorsichtig bis nah am reinen Aktienfonds. Da ist für jeden was Passendes dabei.
Doch bei den konkreten Empfehlungen wird schnell deutlich, wohin der Hase läuft. Die Banken empfahlen vor allem Produkte, an denen sie besonders viel verdienen. Über regelmäßige Provisionen, die sie für Fonds in den Kundendepots kassieren, erzielen sie verlässliche Einnahmen. Die sind noch wichtiger als die einmalige Gebühr beim Verkauf des Fonds, der Ausgabeaufschlag.
Anleger zahlen oft 3 bis 5 Prozent der Anlagesumme, wenn sie Mischfonds kaufen. Diesen Ausgabeaufschlag sehen Anleger, weil er mit dem Kaufpreis abgebucht wird. Die jährlichen Provisionen bekommen sie dagegen nur mit, wenn sie danach suchen. Sie gehen direkt vom Fondsvermögen ab und tauchen in keiner Abrechnung auf.
Musterbeispiele für Mischfonds mit hoher Provision sind die HVB-Vermögensdepot-privat-Fonds. Die Hypovereinsbank bietet sie in drei Risikovarianten an. Unsere Testkunden landeten meist in der Variante Wachstum. Sie kostet knapp 2,3 Prozent pro Jahr. Rund 1,5 Prozentpunkte erhält die Bank als „Beratungsvergütung“.
Fast immer könnten die Berater im eigenen Haus Fonds finden, die billiger und aussichtsreicher wären. Die bringen in der Regel aber eine geringere Provision. In den Porträts nennen wir Alternativen zu den häufigsten Empfehlungen der Banken.
Die Berater der Commerzbank empfahlen fast durchweg Produkte von Allianz Global Investors. Früher war die Commerzbank mit dieser Fondsgesellschaft verbunden, die Vertriebspartnerschaft läuft aber auch heute noch wie am Schnürchen.
Flexibilität führt oft nicht zum Erfolg
Ein Problem vieler Mischfonds ist, dass sie ihre Anlagegrenzen sehr weit fassen. In einem Fonds kann zum Beispiel der Aktienanteil mal 10 und mal 85 Prozent betragen. Diese Flexibilität wird gern als Vorteil gepriesen. Doch wie sollen Anleger ihr Depotrisiko einschätzen, wenn sie nicht wissen, was genau in ihrem Mischfonds steckt?
In unserem Beratungstest vor zwei Monaten haben wir flexible Mischfonds aufgrund ihrer Wertschwankungen in der Vergangenheit als ebenso riskant eingestuft wie Aktienfonds. Schließlich können sie sehr hohe Aktienanteile enthalten. Anleger erleben mit flexiblen Mischfonds immer wieder böse Überraschungen.
Viele unterliegen dem Irrtum, dass Vermögensverwaltungen einen Schutz vor Börsenrisiken bieten. Nach dem Motto: Wenn die Kurse steigen, setzt der Fondsmanager voll auf Aktien, wenn die Kurse fallen, hat er sie schon wieder verkauft. Doch Fondsmanager sind keine Hellseher. Unser Fondsdauertest zeigt seit Jahren, dass sich die meisten Mischfonds sogar deutlich schlechter entwickeln als Mischungen aus Aktien- und Renten-ETF mit vergleichbaren Risiken.
An der Depotmischung drehen
Bei unseren Empfehlungen, welche besseren hauseigenen Produkte Bankberater ihren Kunden anbieten könnten, haben wir uns nicht auf ausgewogene Mischfonds beschränkt, obwohl die Fifty-fifty-Mischung aus Aktien und Anleihen am besten zum Risikoprofil unserer Testkunden passt.
Wenn eine Fondsgesellschaft deutlich bessere Angebote bei defensiven oder offensiven Mischfonds hat, sollten Anleger darauf ausweichen. Sie müssen nur ihr Depot anpassen. Wer zum Beispiel einen defensiven anstelle eines ausgewogenen Mischfonds nimmt, erreicht das gewünschte etwas höhere Risiko durch Beimischung eines breit gestreuten Aktienfonds Welt.
In Beratungen für unsere Testkunden empfahlen die Bankberater ohnehin selten nur einen Fonds. Meist nannten sie mehrere Misch-, Aktien- und Rentenfonds, oft in Kombination mit anderen Geldanlagen. Statt Rentenfonds wurden oft offene Immobilienfonds empfohlen. Sie sind als Beimischung in Ordnung. Allerdings lassen sich ihre Risiken kaum einschätzen. Dadurch wird auch die Gesamtmischung schwerer kalkulierbar.