Viele Bankberater schauen eher auf die Provision als auf die Interessen der Anleger. Kunden sollten ihren Empfehlungen nicht einfach folgen. Finanztest hat die meistempfohlenen Mischfonds analysiert und nennt bessere Alternativen derselben Anbieter. Anleger erfahren außerdem, wie sie einfach und preiswert eine „Vermögensverwaltung“ selbst gestalten können und was von automatisierten Anlageprogrammen („Robo-Advisor“) zu halten ist.
Provision steht im Vordergrund
Bankberater empfehlen gern Mischfonds – was bei ihnen oft unter „Vermögensverwaltung“ oder „Vermögensmanagement“ läuft. Solche Fonds gehörten auch in unserem Bankberatungstest (Finanztest 2/2016) zu den häufigsten Empfehlungen. Unsere Tester wollten 45 000 Euro für zehn Jahre anlegen. Sie waren bereit, einen Teil des Geldes mit etwas Risiko anzulegen. Bei Bedarf sollte das Kapital rasch verfügbar sein. Im Nachgang zu diesem Test haben wir nun ermittelt, welche hauseigenen Fonds die sechs wichtigsten Banken und Bankengruppen besonders häufig empfehlen – und welche hauseigenen Alternativen sich besser eignen. Mischfonds sind durchaus sinnvoll, aber die Banken empfahlen vor allem solche Produkte, an denen sie besonders viel verdienen. Zum Glück können Anleger ihre Vermögensverwaltung auch selbst in die Hand nehmen. Unser Test verrät, welche Lösung am kostengünstigsten ist und am meisten Erfolg verspricht.
Flexibilität führt oft nicht zum Erfolg
Ein Problem vieler Mischfonds ist, dass sie ihre Anlagegrenzen sehr weit fassen. In einem Fonds kann zum Beispiel der Aktienanteil mal 10 und mal 85 Prozent betragen. Diese Flexibilität wird gern als Vorteil gepriesen. Doch wie sollen Anleger ihr Depotrisiko einschätzen, wenn sie nicht wissen, was genau in ihrem Mischfonds steckt? Viele unterliegen dem Irrtum, dass Vermögensverwaltungen einen Schutz vor Börsenrisiken bieten. Nach dem Motto: Wenn die Kurse steigen, setzt der Fondsmanager voll auf Aktien, wenn die Kurse fallen, hat er sie schon wieder verkauft. Doch Fondsmanager sind keine Hellseher. Unser Fondsdauertest zeigt seit Jahren, dass sich die meisten Mischfonds sogar deutlich schlechter entwickeln als Mischungen aus Aktien- und Renten-ETF mit vergleichbaren Risiken.
Auf die Marktentwicklung setzen
Bankkunden sind also gut beraten, ihre Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen. Das ist aber nicht im Sinne hochbezahlter Finanzprofis. Ihre gemanagten Vermögensverwaltungen enthalten meist Dutzende oder sogar Hunderte von Einzelpositionen. Wie sinnvoll sie zusammengestellt sind, können selbst gut informierte Anleger kaum beurteilen. Sie müssen sich also auf die Expertise der Fondsmanager verlassen. Das ist bei der selbst zusammengestellten Mischung aus Indexfonds (ETF) nicht nötig. Wenn die Aktienmärkte steigen, ist der Anleger mit von der Partie. Er segelt zwar „nur“ mit der allgemeinen Marktentwicklung, hat aber die Gewissheit, dass er nichts Entscheidendes verpasst.
Indexfonds bei Banken nicht beliebt
Kunden von Filialbanken stoßen oft auf Widerstand, wenn sie Indexfonds (ETF) kaufen wollen. An ETF verdienen Banken sehr wenig. Weder gibt es einen Ausgabeaufschlag beim Kauf noch fließen Provisionen für im Kundendepot gelagerte Fonds. Für Anleger ist das gut. Eine Bank im Test bewies, dass auch Berater vor Ort äußerst kundenfreundlich handeln können. Unseren Testanlegern empfahlen sie in allen sieben Beratungsgesprächen unter anderem den ETF iShares MSCI World, der sich vorzüglich für eine breit gestreute Aktienanlage eignet. Andere Banken könnten bei ETF-Empfehlungen sogar konzerneigene Produkte auswählen. Der Finanztest-Artikel nennt geeignete Fonds.
Der neueste Schrei: Robo-Advisor
Sogenannte Robo-Advisor sind der aktuelle Hype der Geldanlagebranche. Hinter dem Begriff steckt die computergestützte Vermittlung von Geldanlagen, angeboten von Banken oder speziellen Internetunternehmen. Die Finanztest-Experten stellen ein paar Anbieter vor und sagen, wie es funktioniert und was davon zu halten ist. Ein Interview mit dem Kapitalanlagen-Experten Rainer Juretzek rundet die umfangreiche Untersuchung ab.
-
- Das Fintech Raisin bietet mit dem Raisin Invest ETF Configurator einen neuen ETF-Portfolio-Helfer an. Die Stiftung Warentest hat sich das Angebot angeschaut.
-
- Wir haben grüne Bankberatung ausprobiert. Unser Fazit: Gute Ansätze, mittelmäßige Fonds. Wirklich nachhaltig wird Ihr Depot mit den Top-Fonds aus unserem Fondsvergleich.
-
- Der Krieg in der Ukraine hat eine Debatte ausgelöst: Sind Waffen nachhaltig, wenn sie Frieden sichern? Hilft mehr Atomstrom? Wir fragen Anbieter nachhaltiger Fonds.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Hallo,
bei der Bewertung hätte ich mir statt Vergleichen wie "bleibt xy Punkt unter xyz" gewünscht
- Angaben von absoluten werten
- eine Gesamtübersicht der bewerteten Fond mit einer Grafik zu
- Kosten und
- Gewinn pro Jahr
Das würde den Gesamtüberblick wesentlich erleichtern.
Gruß
Gerhard M.
Die Depotbank zu wechseln, ist sehr leicht. Doch Anleger müssen einige Feinheiten beachten. Unter dem folgenden Link finden Sie unsere Tipps zum Depotwechsel: www.test.de/depot
Auch wer selten Wertpapiere und Fonds handelt, kann mit dem Depotwechsel sparen. Der Test zeigt, welche Direktbanken und Filialbanken eine kostenlose Verwahrung anbieten und welche Banken sich für eifrige Anleger eignen. OnVista ist im Test vertreten.
Wer kostengünstig ETF-Sparpläne kaufen will, schaut hier: www.test.de/Gebuehren-von-ETF-Sparplaenen-Kosten-sparen-Rendite-steigern-5015934-0
(maa)
Kommentar vom Autor gelöscht.
Kommentar vom Autor gelöscht.