
Kann ich mich einfach an den preiswertesten sehr guten Tarif für Berufsunfähigkeitsschutz halten? Wer hilft mir, die komplizierten Versicherungsbedingungen zu durchschauen? Und gibt es alternative Produkte, wenn mich Berufsunfähigkeitsversicherer nur ablehnen? Nach dem aktuellen Vergleich Berufsunfähigkeitsversicherungen und dem Chat Berufsunfähigkeit beantworten die Experten von Finanztest nun weitere Leserfragen rund ums Thema Berufsunfähigkeitsschutz.
Wie kann ich sicherstellen, dass ich eine Berufsunfähigkeitspolice mit sehr guten Bedingungen bekomme?
Achten Sie auf die Druckstücknummern der sehr guten Angebote aus unserem Test vor zwei Monaten (siehe Unser Rat). Wenn Sie Versicherungsbedingungen mit einer dieser Nummern vorgelegt bekommen, können Sie sicher sein, dass wir den Vertrag mit sehr gut bewertet haben. Sie können den Experten der Stiftung Warentest bei ihrer Arbeit helfen, wenn Sie sich am Leseraufruf von test.de beteiligen und uns schreiben, welche Erfahrungen Sie beim Abschluss Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung gemacht haben.
Mich interessiert, warum so viele Tarife im aktuellen Test mit sehr gut bewertet wurden. Haben die Versicherer wirklich alle so gute Angebote?
Ja, es gibt viele sehr gute Angebote. Im Laufe der Jahre haben die Versicherer ihre Bedingungen schrittweise verbessert, nicht zuletzt aufgrund unserer Kritik.
So ist heute die „abstrakte Verweisung“ in den meisten Tarifen kein Thema mehr. Diese Klausel erlaubt es einem Versicherer, die vereinbarte Rente zu verweigern, wenn der Kunde theoretisch noch in einem „ähnlichen“ Beruf arbeiten kann. Außerdem haben sich viele Fristen und Zeiträume zugunsten der Kunden geändert, so etwa für die rückwirkende Zahlung einer Rente.
Die meisten Versicherer haben neben den guten Tarifen, die wir im Test herausgefiltert haben, auch weniger gute Verträge im Angebot. Diese sind meist billiger und eventuell leichter zu bekommen, aber nicht erste Wahl.
Kann ich mich einfach an den preiswertesten sehr guten Tarif halten?
Nein. Fragen Sie auf jeden Fall bei mehreren Gesellschaften nach deren sehr guten Angeboten. Für Ihren Beruf können wieder andere Anbieter als für unsere drei Modellkunden am günstigsten sein. Unsere Beispiele geben Ihnen aber eine Orientierung.
Wir nennen die Preise für einen 30-jährigen Diplom-Kaufmann, einen 25-jährigen Industriemechaniker und eine 25-jährige Arzthelferin. In jedem der drei Fälle ist ein anderer Versicherer der günstigste.
Auch Ihr Alter, die gewünschte Rente und die Laufzeit des Vertrags beeinflussen den Preis. Haben Sie Krankheiten wie Rückenbeschwerden oder Allergien, kann der Versicherer einen Risikozuschlag verlangen.
Eigentlich kann ich mir die Absicherung gar nicht leisten. Ich habe gehört, dass es keine gute Idee ist, den Schutz abzuspecken. Stimmt das?
Es ist richtig, dass der Schutz gegen Berufsunfähigkeit recht teuer ist. Schon gesunde Menschen mit wenig riskanten Berufen zahlen mehrere hundert Euro im Jahr, um sich eine sinnvolle Berufsunfähigkeitsrente zu sichern. Gerade diejenigen, die den Schutz dringend benötigen, wie Dachdecker oder andere Handwerker, bekommen oft nur sehr viel teurere Angebote. Denn je höher das Risiko ist, berufsunfähig zu werden, desto mehr Beitrag berechnen die Anbieter.
Optimal ist eine Absicherung bis zum Rentenalter und eine Rente in existenzsichernder Höhe. Können Sie das nicht bezahlen, ist aber ein abgespeckter Schutz oft besser als gar nichts. Überlegen Sie, ob Sie mit etwas weniger Rente und kürzerer Laufzeit auskommen könnten. Lassen Sie sich für sehr gute Tarife aus Ihrer engeren Wahl mehrere Kombinationen vorrechnen. Vielleicht können Sie wenigstens eine Mindestabsicherung finanzieren.
Ich hatte schon Probleme mit der Bandscheibe und habe auch Allergien. Lehnen mich die Versicherer nicht gleich ab? Muss ich die Erkrankungen denn schon bei der Anfrage angeben?
Sie müssen alle Gesundheitsfragen des Versicherers im Antrag korrekt und vollständig beantworten. Sonst können Sie Ihren Schutz später verlieren.
Nicht jeder Versicherer lehnt Sie automatisch ab, wenn Sie gesundheitliche Probleme haben. Unter Umständen müssen Sie aber teure Risikozuschläge in Kauf nehmen oder Ihre Erkrankung wird vom Berufsunfähigkeitsschutz ausgeschlossen.
Ich habe bislang immer nur Ablehnungen bekommen. Gibt es noch andere Absicherungsmöglichkeiten?
Wenn Sie keinen Schutz bekommen oder ihn sich nicht leisten können, gibt es Alternativprodukte, die eventuell für Sie infrage kommen. Dazu zählt zum Beispiel die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Im Gegensatz zum Berufsunfähigkeitsschutz zahlt diese aber erst eine Rente, wenn Sie gar nicht mehr arbeiten können. Andere Möglichkeiten sind die Funktionsinvaliditäts- und Grundfähigkeitsversicherung oder die Schwere-Krankheiten-Versicherung, englisch „Dread Disease“ genannt.
Was ist denn eigentlich besser: Ein Vertrag mit Nachversicherungsgarantie oder eine Dynamik?
Beides ist gut und ohne erneute Gesundheitsprüfung. Die Nachversicherungsgarantie ist wichtig, weil zusätzlicher Absicherungsbedarf oft schlagartig entsteht – etwa, wenn Sie ein Kind bekommen oder ein Haus kaufen. Mit der Nachversicherungsgarantie können Sie in diesen Fällen Ihre vereinbarte Rente auf einen Schlag gegen mehr Beitrag deutlich erhöhen. Allerdings geht das meist nur bis zu einem bestimmten Alter und nicht unbegrenzt.
Mit der Dynamik vereinbaren Sie, dass Ihre Rente und Ihr Beitrag sich automatisch erhöhen, meist jährlich. Das ist bis zum Ende des Vertrags möglich. Da bei jeder Erhöhung das aktuelle Alter zugrunde gelegt wird, steigen die Beiträge immer stärker. Überfordert Sie dies auf Dauer, können Sie die Dynamik aussetzen oder stoppen.
Meine Berufsunfähigkeitspolice ist deutlich schlechter als die Tarife im aktuellen Test. Soll ich jetzt kündigen und einen neuen Vertrag abschließen?
Natürlich können Sie sich um neuen und besseren Schutz bemühen. Kündigen Sie Ihren alten Vertrag aber nur, wenn Sie den neuen schon sicher in der Tasche haben.
Ich traue mir den Abschluss einer Berufsunfähigkeitspolice nicht allein zu. Wer kann mir helfen?
Sie können sich an eine Verbraucherzentrale wenden oder an einen unabhängigen Versicherungsberater, der Ihnen Angebote gegen Honorar empfiehlt, aber nicht am Verkauf verdient.
Darüber hinaus können Sie sich auch an einen spezialisierten Versicherungsmakler wenden. Achten Sie darauf, dass Sie von diesem Angebote von unterschiedlichen Gesellschaften gezeigt bekommen. Manche Makler können auch eine anonyme Risikoanfrage an die Versicherer abschicken, wenn Sie wegen gesundheitlicher Probleme eine Ablehnung befürchten.
Lassen Sie sich Ihre Vorgaben wie Rentenhöhe, Laufzeit und individuelle Wünsche vom Makler schriftlich bestätigen, wenn Sie sich entschieden haben.