Berufs­einsteiger Gut versichert in den ersten Job

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Auszubildende und Studenten schützt oft die Versicherung der Eltern. Ab Berufs­einstieg ist Schluss damit. Dann ist es Zeit, sich selbst um guten und güns­tigen Versicherungs­schutz zu kümmern. Die Experten von Finanztest haben Antworten auf die wichtigsten und häufigsten Fragen von Berufs­einsteigern.

Der Anfang ist nicht schwer

Wir müssen reden! Geht schnell und tut nicht weh, versprochen. Gemeint sind alle jungen Leute, die gerade ihre Ausbildung oder ihr Studium beendet haben. Jetzt stehen neue Aufgaben an. Bevor es losgeht, ist ein biss­chen Papierkram zu bewältigen. Sonst drohen gefähr­liche Versicherungs­lücken. Ein engmaschiges Sicher­heits­netz muss trotzdem nicht sein. Inter­aktiv und spielerisch gelingt die Bedarfs­ermitt­lung mit dem Versicherungs-Test. Antworten auf die drängendsten Fragen gibt es hier:

Welche Versicherung brauche ich auf jeden Fall?

Die gefähr­lichste Lücke entsteht bei der privaten Haft­pflicht­versicherung. Diese Police brauchen Sie unbe­dingt, nicht erst zum Berufs­einstieg. Doch spätestens dann oder ab dem 25. Geburts­tag ist Schluss mit dem Schutz über die Eltern. Schaden Sie anderen, müssen Sie dafür gerade­stehen, auch wenn es ein Versehen war. Verursachen Sie etwa als Fußgänger oder Radler aus Unacht­samkeit einen Unfall, wird das teuer für Sie, besonders wenn jemand verletzt wird. Eine private Haft­pflicht­versicherung rettet Sie vor dem Ruin. Ihre private Haft­plicht­versicherung sollte pauschal mindestens 3, besser 5 Millionen Euro abdecken, für Schäden an Personen wie für Sach­schäden. Sehr guten Schutz gab es in unserer jüngsten Unter­suchung Private Haftpflichtversicherung im Jahr 2012 schon ab 49 Euro in dem Internet­tarif der WGV-himmelblau. Leben Sie mit einem Partner zusammen, genügt eine Police, in der beide erwähnt sind.

Gibt es noch andere Verträge, die ich unbe­dingt brauche?

Ja, Pflicht ist die Kranken- und Pflege­versicherung. Die beitrags­freie, gesetzliche Familien­versicherung schützt Sie normaler­weise, solange Sie unter 25 und in Ausbildung sind und Einnahmen, zum Beispiel durch Mieten oder Zinsen, nicht über 395 Euro (2014) im Monat (Ausnahme Minijob: 450 Euro) haben. Ansonsten brauchen Sie auch dann schon eine eigene Versicherung.

  • Angestellte: Finden Sie gleich eine Anstellung, kommt es auf Ihr Einkommen an. Verdienen Sie weniger als 53 550 Euro im Jahr brutto, müssen Sie sich eine gesetzliche Kasse suchen. Das gilt selbst dann, wenn Sie im Studium privat versichert waren. Kommen Sie als Angestellter sofort über diese Einkommens­grenze, was als Berufs­anfänger wohl eher unwahr­scheinlich ist, können Sie sich statt gesetzlich auch privat versichern. Über­legen Sie aber genau, ob das für Sie sinn­voll ist. Für die Versicherung Ihrer Kinder zahlen Sie zum Beispiel extra.
  • Beamte: Sind Sie angehender Beamter, lohnt sich eine private Kranken­versicherung aber meistens. Dann trägt der Staat einen Groß­teil Ihrer Krank­heits­kosten über die Beihilfe. Tipps für die private Kranken­versicherung stehen in unserem Test Private Krankenversicherung. Welche gesetzliche Krankenkasse die besten Extra­leistungen anbietet, erfahren Sie in unserem Produktfinder Gesetzliche Krankenkasse.
  • Jobsuche: Suchen Sie nach dem Ende Ihrer Ausbildung oder Ihres Studiums länger einen Job, können Sie in dieser Zeit auf Antrag freiwil­lig gesetzlich versichert bleiben, wenn Sie es vorher waren. Sie zahlen mit Pflege­versicherung 2014 dann 158,33 Euro Beitrag im Monat. Die Kasse geht dabei von einem fiktiven Monats­einkommen von 921,67 Euro aus. Waren Sie als Student privat versichert, bleibt der Beitrag unver­ändert. Güns­tiger können Sie wegkommen, wenn Sie sich beim Arbeits­amt als arbeits­suchend melden. Falls Sie Hartz IV bekommen, bezahlt die Arbeits­agentur die Kosten für Ihre gesetzliche Krankenkasse. Privat Versicherte bekommen einen Zuschuss.

Schützt mich die normale Kranken­versicherung auch im Urlaub?

Nicht genügend. Für einen Rück­trans­port nach Deutsch­land zahlt zum Beispiel keine gesetzliche Kasse und nicht jede private Police. Eine zusätzliche Auslands­reise-Kranken­versicherung ist schon deshalb nötig. Sehr guten Schutz gab es im jüngsten Test von Auslandsreisekrankenversicherungen ab 7,50 Euro. Sind Sie länger als sechs, je nach Tarif auch acht Wochen, unterwegs, brauchen Sie eine teurere Lang­zeit­police. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Themenseite Reiseversicherung.

Wann brauche ich eine Berufs­unfähigkeits­versicherung?

Müssen Sie von Ihrer Arbeit leben? Dann brauchen Sie eine Berufs­unfähigkeits­versicherung. Falls Sie durch Krankheit oder Unfall lang­fristig nicht mehr in Ihrem Beruf arbeiten können, bekommen Sie die vereinbarte Rente. Auf eine gesetzliche Rente hätten Sie noch keinen Anspruch. Wählen Sie einen Vertrag mit Nach­versicherungs­garantie. So können Sie den Schutz ohne erneute Gesund­heits­prüfung aufstocken, wenn später auch Ihr Partner oder Kinder von Ihrem Einkommen abhängig sind. Schließen Sie die Police bald ab. Je jünger der Versicherte und je weniger riskant der Beruf, desto preis­werter. Weitere Informationen hierzu auf der Themenseite Berufsunfähigkeitsversicherung.

Brauche ich eine Unfall­versicherung?

Eine Berufs­unfähigkeits­versicherung zahlt auch, wenn Sie durch einen Unfall invalide werden. Das ist sehr viel seltener als durch eine Krankheit. Nur in einem Zehntel aller Fälle ist ein Unfall Grund für die Berufs­unfähigkeit. Depressionen, Rückenleiden und Krebs sind viel häufiger die Ursache. Bekommen Sie keinen Berufs­unfähigkeits­schutz oder können Sie ihn nicht bezahlen, ist eine Unfall­versicherung genauso eine Notlösung wie eine Funk­tions­invaliditäts­sicherung, eine Grund­fähig­keits- oder eine Schwere-Krankheit-Versicherung.

Sollte ich meinen Kram über eine Hausrat­versicherung absichern?

Steigen Sie gerade erst in den Beruf ein, ist der Wert Ihrer Sachen vermutlich über­schaubar. Eine Versicherung dafür ist unnötig, bis der Hausrat einen relevanten Wert erreicht. Sinn­voll kann die Police sein, wenn Sie teure Möbel oder Elektrogeräte oder ein edles Fahr­rad haben. Achten Sie darauf, dass die Versicherungs­summe Ihrem Besitz entspricht und die Entschädigungs­grenze für Räder hoch genug ist. Einen Über­blick gibt der jüngste Test von Hausratversicherungen.

Wann brauche ich eine Rechts­schutz­versicherung?

Die Rechts­schutz­versicherung steht für Sie sicher nicht an erster Stelle. Einen lückenlosen Rund­umschutz gibt es nicht und gute Policen kosten rund 300 Euro im Jahr bei 150 Euro Selbst­behalt. Der Versicherer über­nimmt Anwalts- und Gerichts­kosten bei Streit mit anderen Verkehrs­teilnehmern, dem Vermieter oder dem Arbeit­geber, wenn Sie den zugehörigen Baustein mitversichert haben. Miet­rechts­schutz haben Sie auch, wenn Sie Mitglied im Mieter­ver­ein sind, Arbeits­rechts­schutz über die Gewerk­schaft. Sinn­voll und preis­wert ist eine reine Verkehrs­rechts­schutz­police. Sie greift oft auch, wenn Sie als Fußgänger angefahren werden und der Versicherer des Unfall­gegners zickt. Weitere Informationen auf der Themenseite Rechtschutzversicherung.

Muss ich mich jetzt schon um eine Renten­versicherung kümmern?

Privathaft­pflicht- und Berufs­unfähigkeits­schutz gehen vor. Zahlen Sie einen Studien­kredit ab, sollten Sie erst die Schulden loswerden. Bleibt dann vom Gehalt genug übrig, ist die Alters­vorsorge dran. Wenn Sie früh mit der Vorsorge anfangen, können Sie von den Zinseszinsen richtig profitieren. Geeignet sind viele Anlageformen. Als junger Mensch sollten Sie auf Fonds setzen, am besten auf Sparpläne mit Indexfonds, nicht nur auf das unflexible Sparen mit Versicherungen. In Betracht ziehen können Sie eine Betriebs­rente, sofern Ihr Arbeit­geber etwas beisteuert. Flexibler ist ein Riester-Vertrag, bei dem der Staat Geld zuschießt. Riester-Sparen geht mit Renten­versicherungen, aber auch mit Fonds- und Bank­sparplänen. Der beste Einstieg ins Thema „Riester“ ist die Themenseite Riester-Rente auf test.de.

Welche Versicherungen brauche ich nicht?

Policen für Einzel­produkte wie Notebooks oder Smartphone sind in der Regel zu teuer für den Gegen­stands­wert und sie sind lückenhaft. Vergessen oder Verlieren ist oft nicht versichert, Diebstahl nur unter bestimmten Bedingungen. Versicherungen sollen existenzielle Risiken abfedern. Der Verlust des Telefons gehört nicht dazu.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Robert_Heckel am 23.08.2017 um 07:24 Uhr
    Sehr kompetenter Beitrag

    Der Beitrag erscheint mir sehr gut recherchiert und durchdacht. Auch ich empfehle meinen Kunden hauptsächlich nur folgende Versicherungen für den Berufseinstieg:
    1. Private Haftpflichtversicherung
    2. Berufsunfähigkeitsversicherung
    und wer eine kostspielige WohnungseInrichtung hat, die er bei einem Schaden nicht aus seinem angesparten Geld bezahlen kann auch noch eine Hausratversicherung.
    Wichtig: ist das man etwas für das Alter macht. Dafür lohnt sich meines Erachtens vor allem die betriebliche Vorsorge. Genau wie es in dem Artikel auch beschrieben wurde, aber nur wenn der Arbeitgeber etwas dazu zahlt, was ab 2018 aller vorraussicht nach auch verpflichtend ist.
    Am Besten ist es jedoch wenn man sich zusätzlich über ein eigenes Portfolio beispielsweise über ETF's noch etwas anspart. Somit hat man drei verschiedene Säulen (gesetzliche Rente, betriebliche Rente und eigenes Portfolio) auf die man im Alter bauen kann. (Link wegen Schleichwerbung gelöscht)

  • solianer am 10.09.2014 um 21:15 Uhr
    Beiträge sind kalkulierbar

    Die Versicherungsbeiträge sind sehr gut kalkulierbar - die Folgen eines #Unfalles oder #Mißgeschick nicht ! Alle Eltern sind gut beraten, wenn sie ihre Schützlinge in der Versicherungsfrage unterstützen! Im Falle eines Falles sparen sie immer mit.