In vielen Berufen muss man Fachbegriffe beherrschen. Auch in typischen Situationen wie Vorstellungsgesprächen oder Kundenmeetings sollte es einem nicht die Sprache verschlagen. Menschen mit Migrationshintergrund können das nötige Vokabular in berufsbezogenen Sprachkursen lernen. „Deutsch für den Beruf“ ist ein Programm von Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und Bundesagentur für Arbeit (BA). Es wird seit 2009 angeboten und wurde jetzt bis 2020 verlängert.
Spezielle Sprachförderung verbessert Berufschancen
In jeder Branche, jedem Beruf, sogar in jedem Betrieb gelten sprachliche Besonderheiten. Das betrifft nicht nur Fachausdrücke, sondern auch Regeln für die Kommunikation unter Kollegen, mit dem Chef oder Geschäftspartnern. Für Arbeitnehmer mit ausländischen Wurzeln ist es nicht leicht, sie zu verstehen oder sich entsprechend zu verständigen. Selbst Fachkräfte finden daher oft keinen ihrer Ausbildung angemessenen Job. Damit eine Berufstätigkeit nicht an sprachlichen Defiziten scheitert, bietet das BAMF berufsbezogene Sprachkurse für Arbeitssuchende und Arbeitnehmer an. Wer Arbeitslosengeld oder Hartz IV bezieht, wird von Arbeitsagentur oder Job Center gefördert. Beschäftigte müssen sich für den Kurs freistellen lassen, brauchen also die Unterstützung des Vorgesetzten. Kosten kommen aber nicht auf die Teilnehmer zu.
Der Deutschunterricht wird maßgeschneidert
Der Deutschunterricht ist auf die „Berufssprachschüler“ zugeschnitten: Bildungsträger bieten bundesweit Kurse für verschiedene Berufszweige an – für Ärzte, Altenpfleger, Erzieher, Handwerker, Ingenieure oder Mathematiker etwa. Außerdem gibt es berufsorientierende Angebote. „Deutsch für den Beruf“ verbindet die sprachliche mit fachlicher Qualifikation: Neben den Deutschstunden haben die Teilnehmer auch fachbezogenen Unterricht, der ihnen Wissen für den Job vermittelt oder es auffrischt. Im Rahmen von Betriebsbesichtigungen und Praktika bekommen sie außerdem Einblick in verschiedene Berufsfelder.
Nichts für Nullanfänger
Die Dauer der einzelnen Module ist nicht vorgeschrieben, sondern kann flexibel gestaltet werden. Insgesamt umfasst „Deutsch für den Beruf“ 730 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Sprachschüler nicht bei Null anfangen. Sie müssen bereits einen Integrationskurs absolviert und/oder solide Grundkenntnisse in der deutschen Sprache auf B1-Niveau gemäß Europäischem Referenzrahmen GER haben.
Die Fall als Vorbild
Das Programm hat Erfolge zu verzeichnen. Etwa die Hälfte der Teilnehmer fand nach dem Kurs einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Adama Fall ist eine von ihnen: Als sie 2005 aus dem Senegal in die Bundesrepublik kam, konnte sie kein Wort Deutsch. Als sie sich zwei Jahre und einen Integrationskurs später für einen Ausbildungsplatz bewarb, hatten sich ihre Sprachkenntnisse zwar deutlich verbessert, für den Arbeitsalltag reichten sie aber noch nicht aus. Adama Fall war eine der ersten Teilnehmerinnen des Sprachkurses „Deutsch für den Beruf“ an der VHS Delmenhorst. Mit der Kombination aus Deutsch-, Fachunterricht und Praktikum hat sie es geschafft: Heute ist sie Auszubildende zur Fachkraft für Bürokommunikation in Bremen, meistert ihren Job ohne Sprachbarrieren – und kann Vorbild für andere Sprachkursbesucher sein.