Alle Testergebnisse für Praxistest Bausparen 01/2020
BHW - Voll daneben

Unser Testkunde will in acht Jahren eine Immobilie kaufen und bis dahin bis zu 300 Euro im Monat sparen. Die Empfehlung eines Beraters der Postbank: Ein BHW-Bausparvertrag im Tarif Wohnbausparen FI1, mit 150 000 Euro Bausparsumme und einem Darlehenszinssatz von nur 1 Prozent. Zum Glück war es nur ein Test. Denn am Vorschlag des Beraters war so ziemlich alles daneben.
Falscher Tarif. Viel besser ist der Tarif Wohnbausparen Plus FX2 mit einer Abschlussgebühr von 1,0 statt 1,6 Prozent der Bausparsumme.
Überhöhte Bausparsumme. Die Bausparsumme ist für den Sparbeitrag viel zu hoch. Deshalb muss der Sparer rund 15 Jahre warten, bis sein Vertrag zugeteilt wird – sieben Jahre länger als geplant.
Risiko Kündigung. Die Sparrate ist nur halb so hoch wie der Regelsparbeitrag. Nach gut einem Jahr ist der Sparer mit einer Summe von mehr als sechs Regelraten im Rückstand. Das berechtigt die Kasse dazu, eine Nachzahlung zu verlangen – und zu kündigen, falls der Kunde nicht zahlt.
Tilgungsbeitrag. Das Bauspardarlehen von knapp 100 000 Euro soll der Kunde mit einer irren Monatsrate von 1 950 Euro in gut vier Jahren komplett zurückzahlen. Für den Immobilienkauf wird er außerdem noch ein Bankdarlehen benötigen. Wer soll das bezahlen?
Schwäbisch Hall - Extreme Monatsrate

Für einen Bau oder Kauf in zehn Jahren empfahl ein Berater von Schwäbisch Hall den Tarif FuchsStart XX mit 202 000 Euro Bausparsumme und einer Sparrate von 450 Euro im Monat. Auf den ersten Blick ein prima Angebot: Der Kunde muss nur gut 50 000 Euro sparen, um 150 000 Euro Darlehen zu erhalten. Und laut Sparplan kann die Bausparsumme pünktlich zugeteilt werden. Das klappt aber nur, wenn sich der Sparer später eine exorbitant hohe Monatsrate leisten kann – und die Bausparkasse ihm keinen Strich durch die Rechnung macht.
Happige Monatsrate. Das Bauspardarlehen muss der Kunde in fünfeinhalb Jahren mit einer satten Monatsrate von 2 424 Euro zurückzahlen.
Risiko Zuteilung. Nach zehn Jahren hat der Kunde nur gut 25 Prozent der Bausparsumme angespart. Damit sein Vertrag pünktlich zugeteilt wird, muss er eine Wahlzuteilung beantragen. Dafür braucht er die Zustimmung der Bausparkasse. Lehnt sie ab, kann sich die Zuteilung um viele Jahre verzögern. Dann müsste der Sparer fast 50 000 Euro zusätzlich einzahlen, um das für eine Standardzuteilung nötige Mindestguthaben von 50 Prozent der Bausparsumme zu erreichen.
Sparrate zu niedrig. Die monatliche Sparrate liegt 863 Euro unter dem tariflichen Regelsparbeitrag. Das berechtigt die Bausparkasse schon nach zehn Monaten Vertragslaufzeit, eine Nachzahlung zu verlangen und den Vertrag andernfalls zu kündigen.
LBS - „Ind. Z.-/Tilgungsb.“

Bausparkassen lieben Abkürzungen. Statt Bewertungszahl schreiben sie zum Beispiel häufig BZ oder BWZ. Steuern auf Guthabenzinsen heißen AgSt (Abgeltungsteuer). Mitunter tauchen auch Zusammensetzungen wie „F-Summe BV-unterlegt“ (LBS Bayern) auf, die garantiert nur Experten verstehen.
Der Preis für die überflüssigste Abkürzung gebührt der LBS Ost: „Ind. Z.-/Tilgungsb. in ‰“ steht auf einem Ausdruck für einen unserer Tester. Gemeint war die Monatsrate für das Bauspardarlehen, nicht in Promille, wie das ‰-Zeichen suggeriert, sondern in Euro. „Monatsrate (Euro)“ wäre also korrekt – und kürzer als die Abkürzung.
Postbank - Verflixtes Programm

Der Berater der Postbank hatte ein Problem: Der Kunde hatte schon einen Riester-Vertrag bei einer Versicherung und wollte nicht noch einen zusätzlichen Riester-Bausparvertrag bei der BHW abschließen. Das Beratungsprogramm der Postbank könne aber nur Tarife mit Riester-Förderung rechnen, erklärte der Berater. Das sei fest voreingestellt. So erstellte er eben ein Angebot über einen Riester-Bausparvertrag, in den er rund 2 600 Euro an fiktiven Zulagen einfließen ließ. Vermutlich kam der geplagte Berater nur nicht mit dem Programm zurecht. Andere Postbank-Mitarbeiter hatten jedenfalls kein Problem damit, einen ungeförderten Vertrag zu berechnen – wählten aber meist einen falschen Tarif.
LBS - Sparrate zu hoch

Der Kunde plant in sechs Jahren eine Modernisierung und rechnet mit Kosten von 50 000 Euro. Zwei Berater der LBS Ost empfahlen dafür den Tarif Classic 15 F8 mit 50 000 Euro Bausparsumme, einer monatlichen Sparrate von 300 Euro und einem künftigen Darlehenszinssatz von nur 0,99 Prozent. Doch der Vorschlag hat Tücken.
Zuteilung zu spät. Die Bausparsumme von 50 000 Euro kann frühestens 18 Monate nach dem gewünschten Finanzierungstermin zugeteilt werden. Die Zuteilung kann sich sogar noch erheblich verzögern. Die Sparrate ist doppelt so hoch wie die Regelsparrate. Monatlich 150 Euro sind Sonderzahlungen, die davon abhängen, dass die Bausparkasse zustimmt. Hat der Sparer Pech, lässt die Kasse irgendwann keine Sonderzahlungen mehr zu. Dann braucht er länger als geplant, um das Mindestguthaben von 40 Prozent der Bausparsumme anzusparen.
Bessere Alternative. Unser Bausparrechner hat für die LBS Ost eine viel bessere Lösung ermittelt: Der Kunde schließt den Tarif Classic 15 F4 ab, zahlt nur den Regelsparbeitrag von 150 Euro und außerdem zu Vertragsbeginn eine Sonderzahlung von 10 000 Euro, die er seinem Tagesgeldkonto entnimmt. Mit diesem Vorschlag hätte die LBS Ost besser als alle anderen Bausparkassen abgeschnitten – obwohl der Zinssatz für das Darlehen mehr als doppelt so hoch ist wie in dem Tarif, den der Berater empfohlen hat.
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@Gerhard_Fuchs: Ein Hinweis auf den Regelsparbeitrag erfolgt zwar häufig (nicht immer) auf den Ausdrucken der Bausparkassen, aber fast nie wird auf die möglichen Folgen hingewiesen, wenn der tatsächliche Sparbeitrag den Regelsparbeitrag unterschreitet. Das steht nur im Kleingedruckten (den ABB). Das haben wir in dem Artikel ausdrücklich kritisiert, an mehreren Beispielen erläutert und in der Bewertung berücksichtigt, außerdem hier:
https://preview.test.de/Bausparen-Rechner-hilft-beim-Vergleich-1825589-5390703/
(dda)
Ein Kunde nennt eine Sparrate, die er leisten kann. Er bekommt daraufhin in 26% der Beratungen ein Bausparvertrag angeboten, bei dem eine höhere Regelsparrate erwartet wird, zusammen mit einem Sparplan, der die Wunschsparrate des Kunden verwendet.
Stimmt das?
Beim Kunden könnte so der Irrtum erweckt werden, er könne sich mit seiner Wunschsparrate einen Bausparvertrag mit einer höheren Bausparsumme leisten.
Wenn jetzt die Bausparkasse nach einiger Zeit den Bausparvertrag kündigt, weil der Kunde die Regelsparrate nicht leisten kann, wird das Vermögen des Kunden geschädigt: Der Kunde vermag mit einen Bausparvertrag in der Zukunft ein Darlehen zu einem vorher vereinbarten Zinssatz in Anspruch zu nehmen, nach der Kündigung vermag er das nicht mehr.
Darüber hinaus hat sich in der Regel der "Berater" / die Bausparkasse auf Kosten des Kunden einen Vermögensvorteil verschafft, indem sie aufgrund der höheren Bausparsumme eine höhere Abschlussgebühr kassiert haben.
Ist das eigentlich Betrug?
@ LUCKyFinger: Mit meinem damaligen Bausparvertrag und den Beratungsgesprächen dazu, habe ich ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht. Daher kann ich deiner Aussage nicht zustimmen, dass sich die Vorteile von Fonds und Bausparverträgen unterscheiden. Richtig ist doch eher die Aussage, dass Bausparverträge gar keine Vorteile bieten. Bausparverträge sind in meinen Augen einfach nur die ultimative "Katze im Sack" oder der "Gaul, dem man doch einmal in das Maul geschaut hat". Ich bin sehr froh über mein Fondsdepot bei Comdirect, das ich dank meines Fondsvermittlers mit Fonds-Cashback und zu wesentlich günstigen Sonderkonditionen führen kann. Durch meine Erfahrungen muss ich Jedem raten: "Schaut euch ganz genau an, in was ihr investiert. Es lohnt sich ernsthaft 3 oder 4 Mal hinzuschauen." Denn es ist nicht lustig, sinnlos Geld zu verbrennen - besonders dann, wenn man seinen Kindern auch etwas bieten möchte.
Vielen Dank für die rasche und klare Auskunft. Dann freue ich mich über 12 Monate mit 3% Zinsen und überlege solange, was ich mit dem Geld 2021 anfangen werde.
Auch ich sehe, dass die meisten Bausparverträge aktuell nicht mehr lukrativ sind. Auf jeden Fall schneidet einen Fondssparplan für vermögenswirksame Leistungen in den meisten Fällen besser ab, als die durchschnittlichen Bausparverträge - doch auch bei diesen sollte man gut aufpassen, zumindest auf den Vermittler. Denn wenn man zu hohe Ausgaben zahlt, so werden auch die schönsten Erträge geschmälert. Daher würde ich behaupten, dass sich die Vorteile von Bausparverträgen und Fonds einfach unterscheiden.