
Richtfest – ein schöner Meilenstein im Projekt „eigenes Heim“. Ein anderer Meilenstein ist häufig problematisch: Die Bauspar-Beratung. © Getty Images / Fred Wagner
Unser Praxistest zeigt: Bausparkassen empfehlen oft ungünstige Tarifvarianten, überhöhte Bausparsummen, extreme Tilgungsbeiträge und Sparpläne mit zu hohem Sparguthaben.
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Alle Testergebnisse für Praxistest Bausparen 01/2020Liste der 17 getesteten Produkte
- Alte Leipziger
- Bausparkasse Mainz
- BHW (über Deutsche Bank)
- BHW (über Postbank)
- Debeka
- Deutsche Bausparkasse Badenia
- LBS Bayern
- LBS Hessen-Thüringen
- LBS Nord
- LBS Ost
- LBS Saar
- LBS Schleswig-Holstein-Hamburg
- LBS Südwest
- LBS West
- Schwäbisch Hall
- Signal Iduna
- Wüstenrot
Tarifvariante, Bausparsumme und Sparrate nicht abgestimmt
Grundsätzlich ist Bausparen gut geeignet für Sparer, die in einigen Jahren eine Immobilie kaufen oder modernisieren und sich gegen steigende Zinsen absichern wollen. Nach Berechnungen der Stiftung Warentest lohnt sich ein Bausparvertrag in vielen Fällen. Tarifvariante, Bausparsumme und Sparraten müssen aber sorgfältig auf die Ziele abgestimmt sein. Daran scheiterten viele Berater im Test. Mehrere Dutzend Tester führten dafür zwischen Juni und Oktober 2019 im Auftrag der Stiftung Warentest bei 16 Bausparkassen je sieben Gespräche zu drei verschiedenen Vorhaben. Das Ergebnis ist ein Armutszeugnis.
Der Bausparkassen-Beratungstest der Stiftung Warentest
Testergebnisse. Nur eine Bausparkasse erzielte gerade noch das Qualitätsurteil Gut. Die Mehrzahl kam über ein Ausreichend nicht hinaus. Drei fielen sogar mit Mangelhaft durch. Eine Tabelle zeigt die Bewertungen für alle 16 Bausparkassen.
Beratung. Häufige Beratungsfehler zeigt eine Grafik. Der Beratungstest schildert konkrete Beispiele aus der Praxis und die Folgen für die Kunden im Falle eines Vertragsabschlusses.
Tipps und Hintergrund. Wie Sie selbst ein Bausparangebot prüfen, zeigt eine Checkliste in sieben Punkten. Ein Glossar wichtiger Fachbegriffe ergänzt den Test.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus Finanztest 1/2020.
Zu hohe Bausparsummen, unsichere Sparpläne
Der gravierendste Fehler: zu hohe Bausparsummen. Dadurch kam die Zuteilung bei jedem vierten Angebot im Test mindestens ein Jahr zu spät, mitunter waren es sogar 5 bis 15 Jahre. Kunden müssen dann ihre Pläne verschieben oder bis zur Zuteilung einen Zwischenkredit aufnehmen. Das kann teuer werden.
Bedenklich: In drei von vier Angeboten war die monatliche Sparrate viel höher oder niedriger als der tarifliche Regelsparbeitrag. Nach ihren Tarifbedingungen können Bausparkassen höhere Zahlungen ablehnen. Dann dauert es länger als geplant, das Mindestguthaben für die Zuteilung anzusparen. Zahlen Sparer weniger, darf die Bausparkasse eine Nachzahlung fordern und kündigen, falls die Kunden dies nicht fristgemäß tun. Kaum ein Berater wies darauf hin.
Erdrückend hohe Tilgungsbeiträge
Einige Berater schlugen absurd hohe Tilgungsbeiträge vor. Kunden hätten Darlehen in drei bis sechs Jahren zurückzahlen müssen – im Extremfall mit mehr als 2 000 Euro pro Monat und Tilgungssätzen von 18 bis über 30 Prozent im Jahr. Bei anderen Angeboten hätte das angesparte Guthaben die für die Zuteilung nötige Mindestsumme weit überschritten. Bausparer legen damit unnötig viel Geld zum Mini-Zinssatz von meist 0,01 bis 0,10 Prozent an und verringern ihren Darlehensanspruch.
Unnötig teure Angebote in der Bauspar-Beratung
Viele Angebote waren auch unnötig teuer. Als Vergleich diente eine Finanzierung ohne Bausparvertrag mit einem Kreditzins weit über dem Niveau, das Banken aktuell verlangen. Ein Bausparvertrag sollte sich damit immer rechnen. Wie unser Vergleich von Bauspartarifen zeigt, gibt es durchaus gute Bausparlösungen. Fast ein Drittel der Bausparangebote war aber teurer. Andere blieben weit hinter den Möglichkeiten der Bausparkasse zurück. Eine der Ursachen: Nur wenige Berater suchten die am besten geeignete Tarifvariante aus dem Angebot ihrer Bausparkasse heraus.
Flexibel nur mit Abstrichen
Ärgerlich: In jeder fünften Übersicht über die wesentlichen Vertragsdaten fehlte die Abschlussgebühr. Noch häufiger ließen Bausparkassen die Jahresgebühr weg. Kunden müssen den Sparplan studieren, um zu erkennen, was von den Sparbeiträgen abgezogen wird. Spar- und Tilgungspläne bekamen nicht alle Testkunden.
Die Tester fragten auch, ob sie den Bausparvertrag früher oder später als geplant einsetzen können oder die monatliche Sparrate nachträglich ändern dürfen. Häufig erfuhren sie, das sei problemlos möglich. Oft sind aber Vertragsanpassungen nötig, denen die Bausparkasse zustimmen muss. Außerdem kann etwa ein Tarifwechsel Nachteile wie höhere Tilgungsbeiträge oder eine verzögerte Zuteilung bringen. Das sprachen nur wenige Berater an. Einige gaben sogar falsche Auskünfte.
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- Bausparkassen kündigen alte Verträge und verweigern Kunden den Zinsbonus. test.de stellt typische Bonusfallen vor und erklärt, wie Bausparer ihr Geld retten.
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@Gerhard_Fuchs: Ein Hinweis auf den Regelsparbeitrag erfolgt zwar häufig (nicht immer) auf den Ausdrucken der Bausparkassen, aber fast nie wird auf die möglichen Folgen hingewiesen, wenn der tatsächliche Sparbeitrag den Regelsparbeitrag unterschreitet. Das steht nur im Kleingedruckten (den ABB). Das haben wir in dem Artikel ausdrücklich kritisiert, an mehreren Beispielen erläutert und in der Bewertung berücksichtigt, außerdem hier:
https://preview.test.de/Bausparen-Rechner-hilft-beim-Vergleich-1825589-5390703/
(dda)
Ein Kunde nennt eine Sparrate, die er leisten kann. Er bekommt daraufhin in 26% der Beratungen ein Bausparvertrag angeboten, bei dem eine höhere Regelsparrate erwartet wird, zusammen mit einem Sparplan, der die Wunschsparrate des Kunden verwendet.
Stimmt das?
Beim Kunden könnte so der Irrtum erweckt werden, er könne sich mit seiner Wunschsparrate einen Bausparvertrag mit einer höheren Bausparsumme leisten.
Wenn jetzt die Bausparkasse nach einiger Zeit den Bausparvertrag kündigt, weil der Kunde die Regelsparrate nicht leisten kann, wird das Vermögen des Kunden geschädigt: Der Kunde vermag mit einen Bausparvertrag in der Zukunft ein Darlehen zu einem vorher vereinbarten Zinssatz in Anspruch zu nehmen, nach der Kündigung vermag er das nicht mehr.
Darüber hinaus hat sich in der Regel der "Berater" / die Bausparkasse auf Kosten des Kunden einen Vermögensvorteil verschafft, indem sie aufgrund der höheren Bausparsumme eine höhere Abschlussgebühr kassiert haben.
Ist das eigentlich Betrug?
@ LUCKyFinger: Mit meinem damaligen Bausparvertrag und den Beratungsgesprächen dazu, habe ich ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht. Daher kann ich deiner Aussage nicht zustimmen, dass sich die Vorteile von Fonds und Bausparverträgen unterscheiden. Richtig ist doch eher die Aussage, dass Bausparverträge gar keine Vorteile bieten. Bausparverträge sind in meinen Augen einfach nur die ultimative "Katze im Sack" oder der "Gaul, dem man doch einmal in das Maul geschaut hat". Ich bin sehr froh über mein Fondsdepot bei Comdirect, das ich dank meines Fondsvermittlers mit Fonds-Cashback und zu wesentlich günstigen Sonderkonditionen führen kann. Durch meine Erfahrungen muss ich Jedem raten: "Schaut euch ganz genau an, in was ihr investiert. Es lohnt sich ernsthaft 3 oder 4 Mal hinzuschauen." Denn es ist nicht lustig, sinnlos Geld zu verbrennen - besonders dann, wenn man seinen Kindern auch etwas bieten möchte.
Vielen Dank für die rasche und klare Auskunft. Dann freue ich mich über 12 Monate mit 3% Zinsen und überlege solange, was ich mit dem Geld 2021 anfangen werde.
Auch ich sehe, dass die meisten Bausparverträge aktuell nicht mehr lukrativ sind. Auf jeden Fall schneidet einen Fondssparplan für vermögenswirksame Leistungen in den meisten Fällen besser ab, als die durchschnittlichen Bausparverträge - doch auch bei diesen sollte man gut aufpassen, zumindest auf den Vermittler. Denn wenn man zu hohe Ausgaben zahlt, so werden auch die schönsten Erträge geschmälert. Daher würde ich behaupten, dass sich die Vorteile von Bausparverträgen und Fonds einfach unterscheiden.