
Bausparverträge. Sie kombinieren einen Sparplan mit Aussicht auf ein günstiges Darlehen zur Hausfinanzierung. © Adobe Stock / mitarart
Teure Tarife und unsichere Sparpläne: Die Onlinerechner der 16 von uns getesteten Bausparkassen erstellen überwiegend schlechte Angebote.
Bausparen hört sich ganz einfach an: Man spart ein paar Jahre mit regelmäßigen Raten Eigenkapital an und begnügt sich in dieser Zeit mit niedrigen Zinsen. Als Gegenleistung vergibt die Bausparkasse anschließend ein günstiges Darlehen zur Finanzierung eines Hauskaufs oder einer Modernisierung.
Tatsächlich ist Bausparen aber hoch kompliziert. Der Vertrag besteht aus mehr als einem Dutzend Konditionen: Abschluss- und Jahresgebühren, Spar- und Darlehenszinssätzen, Mindestguthaben, Tilgungsbeiträgen und vielem mehr. Allein die Berechnung des voraussichtlichen Zuteilungstermins, ab dem Sparer über die vereinbarte Bausparsumme aus Guthaben und Darlehen verfügen können, ist eine Wissenschaft für sich.
Rechner von 16 Bausparkassen im Test
Es ist nahezu unmöglich, aus dem Tarifangebot die beste Lösung selbst herauszufiltern. Aber dafür gibt es Bausparrechner, die 16 Bausparkassen im Internet anbieten. Nur die Badenia hat keinen. „Mit dem Bausparrechner finden Sie heraus, welcher Tarif am besten zu Ihrem Bausparziel passt“, versprechen etwa die Landesbausparkassen.
Stimmt das? Finanztest hat die Onlinerechner anhand von drei einfachen Modellfällen getestet:
- Fall 1: Ein Hauseigentümer möchte in sechs Jahren modernisieren. Geschätzte Kosten: 50 000 Euro.
- Fall 2: Ein Sparer will in acht Jahren eine Immobilie kaufen. Bis dahin spart er 300 Euro im Monat.
- Fall 3: Geplant ist ein Hauskauf in zwölf Jahren. Die monatliche Sparrate soll 200 Euro betragen.
Gesucht haben wir jeweils den geeigneten Tarif und die optimale Sparrate (Fall 1) oder die Bausparsumme (Fall 2 und 3).
Blamables Testergebnis
Auf den ersten Blick sehen die Onlinerechner ganz passabel aus. Die meisten schlagen nach Eingabe des Sparziels eine Tarifvariante vor und berechnen wahlweise die Bausparsumme, die Sparrate oder die Spardauer. Sie geben einen guten Überblick über Tarifkonditionen und den individuellen Vertragsverlauf samt Spar- und Tilgungsplänen.
Doch beim wichtigsten Prüfpunkt versagen die Rechner: Die meisten Angebote sind schlecht. Mal ist die Tarifvariante ungeeignet, mal passt die Sparrate nicht zur Bausparsumme. Oft stimmt beides nicht.
Bei fast allen Bausparkassen waren die Online-Empfehlungen nach den Kriterien der Stiftung Warentest für keinen oder nur für einen der drei Modellfälle geeignet. Details zu den Ergebnissen zeigt unsere Testtabelle unten. Nur fünf Mal war das Angebot optimal, also nicht nur geeignet, sondern auch die beste Lösung aus dem Tarifangebot der Bausparkasse. Das entspricht einer Trefferquote von lediglich 12 Prozent.
Der BHW-Rechner war der einzige, der wenigstens in zwei Fällen geeignete Sparpläne vorschlug. Allerdings ist dieser Rechner auch besonders kompliziert. Gute Ergebnisse erhalten nur Sparwillige, die vorab selbst den richtigen Tarif auswählen.
Sparrate viel zu hoch
Besonders bedenklich: Die Onlinerechner erstellen überwiegend Sparpläne, an die sich die Kassen gar nicht halten müssen. Die monatliche Sparrate liegt oft viel höher oder niedriger als der Regelsparbeitrag von meist 3 bis 5 Promille der Bausparsumme.
Das kann schiefgehen. Nach den Tarifbedingungen können die Bausparkassen Zahlungen oberhalb des Regelsparbeitrags ablehnen. Tun sie das, dauert es viel länger als geplant, das Mindestguthaben anzusparen. Die Zuteilung kann sich um Jahre verzögern.
Beispiel LBS Ost: Ihr Rechner empfiehlt für eine 50 000 Euro teure Modernisierung in sechs Jahren den Tarif „Classic 20 F 8“ mit einer monatlichen Sparrate von 452 Euro. Der Regelsparbeitrag beträgt aber nur 150 Euro. 302 Euro im Monat sind Sonderzahlungen, die die Bausparkasse nicht annehmen muss. Lehnt sie ab, dauert es nicht sechs, sondern bis zu zwölf Jahre bis zur Zuteilung.
Sparrate kleiner als Regelrate
Noch größere Nachteile drohen Sparern, die weniger als die Regelrate einzahlen. Das berechtigt die Bausparkasse dazu, eine Nachzahlung zu fordern – und zu kündigen, wenn der Kunde den fehlenden Betrag nicht fristgemäß auffüllt.
Bei den meisten privaten Bausparkassen kann das passieren, wenn Sparerinnen und Sparer mit sechs Regelsparbeiträgen im Rückstand sind. Bei einigen Landesbausparkassen reicht sogar ein Rückstand von einer einzigen Regelrate im vorangehenden Kalenderjahr.
Beispiel Wüstenrot: Für eine Sparzeit von zwölf Jahren und 200 Euro Sparrate im Monat schlägt der Onlinerechner den Tarif „Wohnsparen Premium“ mit einer Bausparsumme von 80 000 Euro vor. Bei dieser Summe ist die Sparrate nur halb so hoch wie der Regelsparbeitrag von 400 Euro. Nach einem Jahr macht das sechs Regelraten Rückstand. Die Folge: Wüstenrot kann die Differenz nachfordern und kündigen, wenn Kunden nicht zahlen können oder wollen.
Kaum eine Bausparkasse weist auf die Einschränkungen im Kleingedruckten hin. Keine einzige nennt konkret die drohenden Nachteile. Irgendwo steht aber immer, dass die erstellten Sparpläne unverbindlich sind.
Falsche Tarifvariante gewählt
Das schlechte Testergebnis liegt nicht in erster Linie am Produkt. In vielen Fällen könnten die Kassen für unsere Modelle passende und mitunter sogar sehr gute Lösungen anbieten. Doch ihre Onlinerechner finden die optimalen Sparvarianten nicht.
Oft waren die Angebote viel schlechter als die Lösungen, die wir mit dem internen Tarifrechner der Stiftung Warentest ermittelt haben. Die LBS Bayern beispielsweise könnte ihren Kunden mit dem Tarif „Z 35“ in unseren Modellen mit acht und zwölf Jahren Sparzeit günstige Angebote machen. Der Onlinerechner empfiehlt aber den dafür viel schlechteren Tarif „Z 5“.
Die LBS Nord hat für unseren Modernisierungsfall einen der besten Tarife der Branche. Der heißt sogar „LBS Modernisierer“. Stattdessen empfiehlt die Kasse online den Tarif „Zuhause“, der für die kurze Sparzeit von sechs Jahren nicht geeignet ist.
Vorschläge oft viel zu teuer
Unterm Strich sind viele Onlineangebote der Bausparkassen teuer. Das zeigt der Vergleich mit einer Finanzierung ohne Bausparvertrag: Sparer legen die gleichen Sparraten zu einem Zinssatz von 2,0 Prozent bei einer Bank an. Den Betrag in Höhe der Bausparsumme finanzieren sie mit ihrem Sparguthaben und einem Bankdarlehen zu einem angenommenen Zinssatz von 5,5 Prozent. Das wäre ein deutlicher Anstieg gegenüber den aktuellen Zinsen für Immobilienkredite. Bei solch einer Zinsentwicklung sollte sich ein Bausparvertrag immer rechnen.
Oft schlechter als Banksparplan
Doch fast 40 Prozent der Bausparangebote waren teurer als die Bankvariante. In anderen Fällen lagen die Bausparlösungen zwar noch im Plus. Das Ergebnis blieb aber oft weit hinter den Möglichkeiten der Bausparkasse zurück oder kam nur durch Sparraten zustande, die von der Bausparkasse nicht auf Dauer akzeptiert werden müssen.
Besonders schlecht war ein Angebot der LBS Hessen-Thüringen. Für unseren Modellfall 1 mit sechs Jahren Sparzeit und 50 000 Euro Kapitalbedarf empfahl der LBS-Rechner den Tarif „Xtra“ in der Variante „Comfort N“ mit einer monatlichen Sparrate von 495 Euro.
Für Hauseigentümer wäre ein mit 2 Prozent verzinster Banksparplan um Längen besser. Sie müssten dann zwar für ihre Finanzierung statt des Bauspardarlehens einen teureren Bankkredit aufnehmen. Doch selbst wenn die Bank dafür 11 Prozent Zinsen im Jahr verlangen würde, wären sie besser dran als mit dem Bausparvertrag. Für den LBS-Bausparer kann es sogar noch schlimmer kommen, falls die Kasse irgendwann nur noch die Regelsparrate von 200 Euro annimmt.
Niedriger Zinssatz, teures Angebot
Der Zinssatz für das Bauspardarlehen beträgt im Beispiel der LBS Hessen-Thüringen nur 0,69 Prozent. Trotzdem ist der Sparplan schlecht. Von den niedrigen Zinsen haben Kundinnen und Kunden nicht viel, weil sie nur ein Darlehen von gut 17 000 Euro bekommen, das sie in nicht einmal vier Jahren tilgen müssen. Das reicht bei weitem nicht, um die Gebühren und Zinsverluste in der Sparphase wettzumachen.
Das Beispiel zeigt: Ein niedriger Darlehenszins allein sagt nichts darüber aus, ob ein Bausparvertrag günstig ist. Es kommt auf das Zusammenspiel aller Konditionen an.
Überforderte Bausparer
Auf den Webseiten von BHW, Alte Leipziger und Debeka gibt es keine falschen Tarifempfehlungen. Kein Wunder: Sparerinnen und Sparer müssen die Tarifvariante selbst wählen, bevor sie sich einen Sparvorschlag erstellen lassen. Doch woher sollen sie wissen, welcher Tarif für ihre Ziele am besten geeignet ist? Die Bausparkassen wälzen ihre Verantwortung für die richtige Tarifwahl auf ihre Kunden ab. Wählen diese die falsche Variante, haben sie das Nachsehen und sind am Ende womöglich selbst schuld.
Andere Rechner bringen Nutzer zur Verzweiflung, weil nicht einmal einfache Fälle eingegeben werden können. Bei Schwäbisch Hall etwa war es uns nicht möglich, die gewünschte Sparrate für einen geplanten Immobilienkauf oder eine Modernisierung einzugeben. Der Bausparrechner von Signal Iduna kennt keine anderen Sparzeiten als 7, 10 oder 15 Jahren. Beim Rechner der Bausparkasse Mainz beträgt die Sparzeit maximal elf Jahre.
Besser nicht online abschließen
Unser Fazit: Die Bausparkassen bieten mit ihren Onlinerechnern einen überwiegend schlechten Service. Über das Internet ein gutes Angebot zu erwischen, ist für Sparwillige eher ein Zufallstreffer.
Von einem Abschluss allein auf Basis solcher Onlineberechnungen raten wir deshalb ab.
In der Filiale sind die Beratungsergebnisse jedoch nicht unbedingt besser. Unsichere Sparpläne, falsche Tarifempfehlungen und zu teure Angebote, die am Bedarf der Kunden vorbeigehen, bemängelten wir auch in unserem letzten Beratungstest.
Es ist daher nicht leicht, an einen passenden Bausparvertrag zu kommen. Unsere Bausparregeln helfen dabei, Angebote zu prüfen und einen Reinfall zu vermeiden.
Tipp: Aktuelle Tests rund ums Bausparen und zur Immobilienfinanzierung finden Sie auf unserer Themenseite.
Bausparrechner im Test: Nur selten gute Lösungen
Die meisten Onlinerechner bieten variable Berechnungsmöglichkeiten und gute Tarifinformationen – doch ihre Sparvorschläge sind überwiegend schlecht. Nur selten fanden die Bausparrechner gute Lösungen für die drei Modellfälle: eine Modernisierung in sechs Jahren und einen Immobilienkauf in acht oder zwölf Jahren (So haben wir getestet).
Die Tabelle zeigt die Testergebnisse in den wichtigsten Prüfpunkten. Die vollständige Tabelle finden Sie im Heftartikel zum Download.
Bausparkasse |
Kundeninformation |
Lösungen für die Modellfälle |
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Konditionen vollständig |
Spar- und Tilgungspläne |
geeignet |
optimal |
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Alte Leipziger |
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Badenia |
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BHW |
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Bausparkasse Mainz |
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Debeka |
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LBS Bayern |
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LBS Hessen-Thüringen |
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LBS Nord |
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LBS Ost |
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LBS Saar |
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LBS Schleswig-Holstein-Hamburg |
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LBS Südwest |
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LBS West |
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Schwäbisch Hall |
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Signal Iduna |
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– – – |
– – – |
start:bausparkasse |
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Wüstenrot |
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Stand: April 2023
= Ja.
= Nein.
= Mit Einschränkung.
– = Keine Berechnung eines Modellfalls möglich.
= Trifft für keinen Modellfall zu.
= Trifft für einen Modellfall zu.
= Trifft für zwei Modellfälle zu.
= Trifft für drei Modellfälle zu.
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