Wer eine Immobilie kaufen will, braucht billiges Geld und gute Beratung. Doch auf den Bankberater können sich Bauherren und Wohnungskäufer oft nicht verlassen. Von 21 Banken und Kreditvermittlern schnitten in unserem Praxistest 7 mit mangelhaft oder nur mit ausreichend ab. Nur 5 Kreditanbieter berieten gut. Den Bankexperten unterliefen im Test zahlreiche Fehler − von kleinen Patzern bis hin zu groben Schnitzern. Wir sagen, wie Sie sich mit guter Vor- und Nachbereitung wappnen können.
Baufinanzierung
Alle Testergebnisse für Praxistest Baufinanzierung 03/2017
Von den getesteten 21 Banken und Kreditvermittlern ließen sich die Tester der Stiftung Warentest Vorschläge zur Finanzierung einer Eigentumswohnung erstellen – pro Kreditanbieter waren das sechs bis sieben Filialen, so dass wir insgesamt auf 143 Gespräche kamen. Der Testfall war nicht besonders kompliziert: Ein Ehepaar will eine Eigentumswohnung für 250 000 bis 425 000 Euro kaufen, je nach örtlichen Marktverhältnissen. Den beiden bleibt nach Abzug von Grunderwerbsteuer, Maklerprovision sowie Notar- und Grundbuchkosten ein Eigenkapital von rund 25 Prozent des Kaufpreises. Ihr Einkommen reicht für eine Kredittilgung von mindestens 3 Prozent im Jahr aus.
Gute Beratung bleibt die Ausnahme
Der Testfall hätte den Bankberatern keine Probleme bereiten dürfen. Gute Beratung für Immobilienkäufer blieb im Test jedoch die Ausnahme. Mit soliden Finanzierungskonzepten, niedrigen Zinsen und übersichtlichen Kreditinformationen konnten nur die fünf mit gut bewerteten Institute überzeugen. Der Großteil der Banken kam über ein Befriedigend oder Ausreichend nicht hinaus, zwei waren sogar nur mangelhaft. Interessant: Eine Bank war in allen wichtigen Prüfpunkten immer in der Spitzengruppe, eine andere gehörte stets zu den Schlusslichtern.
Viele Berater machten bereits beim Aufbau der Finanzierung schwere Fehler. Sie übersahen zum Beispiel, dass für die Wohnung nicht nur Kreditraten, sondern auch Hausgeld für die Nebenkosten anfallen. Laut Exposé waren das jeden Monat meist 200 bis 350 Euro. Andere setzen zu niedrige Lebenshaltungskosten an oder empfahlen, als Zinsabsicherung zusätzlich zum Kredit einen Bausparvertrag abzuschließen – obwohl das Budget des Kunden bereits durch die Kreditraten ausgeschöpft war. Die Folge: In jedem vierten Test war die Monatsrate der Finanzierung mehr als 100 Euro höher als die Rate, die sich der Kunde leisten konnte.
Kreditsumme passt nicht
Viele Berater schafften es nicht, die Kreditsumme am Bedarf des Kunden auszurichten. In jedem fünften Finanzierungsplan fehlten mehr als 10 000 Euro für den Immobilienkauf. In anderen Fällen waren die Kredite dagegen viel zu hoch, weil die Berater mehr als 40 000 Euro Eigenkapital ungenutzt ließen. Der Kunde zahlt dann Zinsen auf einen Kreditanteil, den er gar nicht benötigt. Ein geringer Eigenkapitaleinsatz treibt außerdem den Zinssatz in die Höhe.
Hohe Zinsunterschiede
Nicht nur die Qualität der Beratung, auch die Zinsen klafften im Test weit auseinander. Die günstigen Banken verlangten im Schnitt ein halbes Prozent weniger Zinsen im Jahr als die teuren Banken. Bei hohen Kreditsummen und langer Laufzeit summiert sich so ein Unterschied schnell auf 20 000 Euro und mehr.
Baufinanzierung
Alle Testergebnisse für Praxistest Baufinanzierung 03/2017
Viele Banken informierten nur lückenhaft über ihre Konditionen. Viele Kunden erfuhren nicht, wann sie ihre Schulden voraussichtlich los sind, ob Sondertilgungen erlaubt sind oder wie hoch die Restschuld am Ende der Zinsbindung ist. In jeder fünften Beratung erhielten die Kunden keine Tilgungspläne. Für Kombikredite mit Bausparverträgen fehlte oft die gesetzlich vorgeschriebene Angabe des gemeinsamen Effektivzinses. Und obwohl fast die Hälfte der Vorschläge aus zwei oder mehr Krediten bestand, bekamen längst nicht alle Tester eine Übersicht über die Gesamtfinanzierung.
Lange Zinsbindung bevorzugt
Pluspunkte sammelten Banken dagegen durch flexible Kredite mit hoher Zinssicherheit. Die meisten rieten zu einer Zinsbindung von 15 oder 20 Jahren. Und drei Viertel der Kredite enthielten das Recht auf Sondertilgungen oder einen variablen Tilgungssatz.
Das bietet der Finanztest-Artikel
Anleitung.
Wir sagen Ihnen, wie Sie sich auf das Beratungsgespräch vorbereiten und den Kreditberatern auf die Finger schauen können – während und nach der Bankberatung. Mit unseren Tipps und Tricks für Immobilienkäufer kommen Sie Schritt für Schritt zu einer optimalen Finanzierung.
Orientierung.
Finanztest hat die Beratung von 21 Banken und Kreditvermittlern benotet – von gut bis mangelhaft. So finden Sie rasch einen geeigneten Anbieter.
Tops und Flops.
Unsere Grafik nennt die Institute, die in den wichtigsten Prüfpunkten (Kosten, Finanzierungskonzept und Kundeninformation) am besten und am schlechtesten abgeschnitten haben.
Viele Beispiele für Beratungsmängel.
Wir zeigen Fehler und Schlampigkeiten der Bankberater auf: falsche Kreditsummen, falsche Auslegung der EU-Kreditrichtlinien, Verstöße gegen Vorschriften, unverständliche Abkürzungen in Kreditberechnungen.
Zugriff auf den Vorgängertest.
Wenn Sie den Test freischalten, erhalten Sie auch Zugriff auf das PDF zu unserem letzten Praxistest Baufinanzierung („Selten gut beraten“, Finanztest 7/2013).
Nutzerkommentare, die vor dem 14.2.2017 gepostet wurden, beziehen sich auf die Vorgänger-Untersuchung aus Finanzest 7/2013.
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Formel für Nebenkosten im Eigenheim aus ft 03/2017
@ralph.meder: Die von uns genannte Pauschale empfehlen wir, solange die tatsächlichen Werte noch nicht bekannt sind und dienen einer ersten groben Einschätzung der Kosten für den Immobilienerwerb. Sie stellt einen groben Richtwert pro Quadratmeter Wohnfläche dar und beinhaltet alle Betriebskosten, die nach der Betriebskostenverordnung bei vermieteten Wohnungen auf den Mieter abgewälzt werden können, zuzüglich Instandhaltungs- und Verwaltungskosten. Sobald es sich um ein konkretes Objekt handelt, sollten Sie sich die Nebenkostenabrechnungen vom Verkäufer aushändigen lassen und dann die Finanzierung anhand dieser Daten genau prüfen. (AK)
Formel für Nebenkosten im Eigenheim aus ft 03/2017
Im Artikel "Der beste Weg zum Kredit" aus finanztest 03/2017 wird vorgeschlagen, wie man vor dem geplanten Hauskauf eine realisierbare Kreditrate berechnet. Zur Abschätzung der zukünftigen Nebenkosten wird empfohlen, wenn man diese für die neue Bleibe noch nicht kenne, pro Monat 3,50 € pro Quadratmeter anzusetzen. Meine Frage lautet: sollten damit etwa Energie, Strom, Müll, Immobilien-bezogene Pflicht-Versicherungen (Brand- bzw. Elementarschadenvers., Haftpflicht,..) abgedeckt sein und welche Flächenangabe wird zur Berechnung herangezogen? Die reine Hausfläche oder die gesamte Wohnfläche (jedes Stockwerk)? Dachgeschoss je nach Dachschrägen anteilig und auch Keller extra? Das bleibt völlig unklar. Die Faustformel scheint da für Eigentumswohnungen eher Sinn zu ergeben. Die Antwort auf diese Fragen würde uns für die Planung unserer Finanzierung sehr interessieren, da eine gesonderte Ermittlung aller dieser Kosten sehr zeitaufwändig ist.
@perseushelm: Anders als in Ihrem Fall, wird eine Baufinanzierung i.d.R. einmal im Leben durchgeführt. Vielen Verbrauchern sind weder die Begrifflichkeiten noch die möglichen Fallstricke einer Finanzierung bekannt. Das zeigen uns die vielen Zuschriften unserer Leser. Gerade für jene Baufinanzierer können lange Zinsfestschreibungen – zumal in der jetzigen Tiefzinsphase – Finanzierungssicherheit bedeuten. Wer bereits eine oder mehrere Baufinanzierungen hinter sich hat, weiß sicherlich, worauf es ankommt. (dda)
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Spam
@ralph.meder: Die von uns genannte Pauschale empfehlen wir, solange die tatsächlichen Werte noch nicht bekannt sind und dienen einer ersten groben Einschätzung der Kosten für den Immobilienerwerb. Sie stellt einen groben Richtwert pro Quadratmeter Wohnfläche dar und beinhaltet alle Betriebskosten, die nach der Betriebskostenverordnung bei vermieteten Wohnungen auf den Mieter abgewälzt werden können, zuzüglich Instandhaltungs- und Verwaltungskosten. Sobald es sich um ein konkretes Objekt handelt, sollten Sie sich die Nebenkostenabrechnungen vom Verkäufer aushändigen lassen und dann die Finanzierung anhand dieser Daten genau prüfen. (AK)
Im Artikel "Der beste Weg zum Kredit" aus finanztest 03/2017 wird vorgeschlagen, wie man vor dem geplanten Hauskauf eine realisierbare Kreditrate berechnet. Zur Abschätzung der zukünftigen Nebenkosten wird empfohlen, wenn man diese für die neue Bleibe noch nicht kenne, pro Monat 3,50 € pro Quadratmeter anzusetzen. Meine Frage lautet: sollten damit etwa Energie, Strom, Müll, Immobilien-bezogene Pflicht-Versicherungen (Brand- bzw. Elementarschadenvers., Haftpflicht,..) abgedeckt sein und welche Flächenangabe wird zur Berechnung herangezogen? Die reine Hausfläche oder die gesamte Wohnfläche (jedes Stockwerk)? Dachgeschoss je nach Dachschrägen anteilig und auch Keller extra? Das bleibt völlig unklar. Die Faustformel scheint da für Eigentumswohnungen eher Sinn zu ergeben. Die Antwort auf diese Fragen würde uns für die Planung unserer Finanzierung sehr interessieren, da eine gesonderte Ermittlung aller dieser Kosten sehr zeitaufwändig ist.
Kommentar vom Autor gelöscht.
@perseushelm: Anders als in Ihrem Fall, wird eine Baufinanzierung i.d.R. einmal im Leben durchgeführt. Vielen Verbrauchern sind weder die Begrifflichkeiten noch die möglichen Fallstricke einer Finanzierung bekannt. Das zeigen uns die vielen Zuschriften unserer Leser. Gerade für jene Baufinanzierer können lange Zinsfestschreibungen – zumal in der jetzigen Tiefzinsphase – Finanzierungssicherheit bedeuten.
Wer bereits eine oder mehrere Baufinanzierungen hinter sich hat, weiß sicherlich, worauf es ankommt. (dda)