Der Duftreis zählt zu den edelsten Reissorten der Welt. Doch jedes fünfte Produkt im Test ist mangelhaft. Der Preis sagt nichts über die Qualität.
Testergebnisse für 31 Basmati-Reis 09/2018
Höher können Erwartungen kaum sein: Basmati, der „Spitzenreis“, habe eine „erlesene Qualität“, sei „ausgesprochen aromatisch“ und biete „höchsten Reisgenuss“. Mit der Realität auf dem Teller haben die Versprechen auf den Verpackungen oft wenig gemein.
Wir haben 31 Produkte geprüft – zubereitet und verkostet, nach Schadstoffen gefahndet, Reiskorn für Reiskorn sortiert und vermessen, DNS-Profile erstellt. Das Ergebnis enttäuscht: Spitzenqualität fanden wir nur selten. Gut sind nur fünf weiße, lose verpackte Reise. Kein Vollkorn-, Kochbeutel- oder Mikrowellenreis überzeugt. Der Preis ist kein Indiz für edle Körner: Auf den ersten und den letzten Plätzen finden sich preiswerte und teure sowie Bio-Produkte.
Unser Rat
Nur weißer, lose verpackter Basmati überzeugt. Geschmacklich am besten ist der Reis der britischen Marke Tilda (6,60 Euro pro Kilogramm). Sensorisch sehr gut ist auch der gute Reis von Bio-Anbieter Davert (7,50 Euro). Preiswert und gut: Aldi Süd Le Gusto und Netto Marken-Discount Satori (je 1,99 Euro). Bei Testsieger Golden Sun hat Lidl inzwischen Sorte und Herkunft des Basmati geändert.
Von blumig bis pappig
Duftend – das bedeutet Basmati auf Hindi. Der langkörnige, schlanke Reis wächst am Fuße des Himalaya in Indien und Pakistan und ist besonders aromatisch. Kulinarische Spitzenklasse aber bieten nur drei im Test: die weißen Reiskörner von Lidl, Davert und Tilda. Ihre blumigen, mal röstig-nussigen, mal herb-fruchtigen Duftnoten beschreiben unsere Experten als aromatisch und komplex. Der Basmati von Tilda hat geschmacklich sogar eine glatte Eins verdient: Er ist luftig, locker und sein intensives Aroma überragt den typischen Stärkegeruch von Reis am deutlichsten.
Sensorisch mangelhaft ist dagegen der Edeka-Kochbeutelreis. Er hat nicht den Hauch einer Basmati-Note und schmeckt etwas pappig und leicht dumpf-modrig.
Selberkochen statt aufwärmen
Eine spezielle Produktgruppe sind die vorgekochten Basmati für die Mikrowelle. Alle fünf im Test enthalten Sonnenblumenöl – das ist wohl nötig, damit der Reis in der Packung nicht verklumpt. Das Öl überdeckt aber auch eine mögliche Basmati-Note. Alle fünf Produkte im Test schmecken daher wie x-beliebiger, aufgewärmter Reis. Nur bei Oryza ist eine sehr leichte Duftnote (Kokos) erkennbar. Der Reis von Rickmers enthält laut Zutatenliste auch Gemüsebrühe. Er riecht und schmeckt leicht nach Gemüsebrühepulver. Im Biss sind die meisten leicht gummiartig. Muss es schnell gehen, ist der vorgegarte Reis vielleicht eine Alternative. Echtes Basmati-Aroma bekommt aber nur, wer selbst kocht.
Ein Pestizid mit neuem Grenzwert
Ob vorgekocht oder nicht – möglichst schadstofffrei sollte jeder Reis sein. Doch einige Produkte im Test fallen negativ auf, etwa durch Rückstände von Pestiziden. Ein aktuelles Thema bei Reis ist Tricyclazol, ein Mittel gegen Pilzbefall. Weil nicht klar ist, wie gefährlich der Stoff für den Menschen ist, hat die Europäische Kommission den Grenzwert vergangenes Jahr um das Hundertfache gesenkt, von 1 Milligramm pro Kilogramm auf die Bestimmungsgrenze von 0,01. Das heißt, allein der sichere Nachweis von Tricyclazol – unter Berücksichtigung der Messunsicherheit – sorgt dafür, dass Reis nicht mehr verkauft werden darf.
Den alten Grenzwert halten alle im Test ein. Der neue gilt erst für Basmati, der ab dem 1.1.2018 importiert wurde. Im Mikrowellenreis von Rickmers fanden wir mit 0,085 Milligramm pro Kilogramm den höchsten Gehalt an Tricyclazol – er wurde laut Anbieter aber bereits 2017 importiert.
Zwei Basmati sind nicht verkehrsfähig
Bei zwei anderen Produkten ist die Gesetzeslage eindeutig. Der weiße Reis von Fair East und der Mikrowellenreis von Netto Marken-Discount hätten nicht verkauft werden dürfen. Beide enthielten mehr Pestizidrückstände als erlaubt.
Nicht nur auf dem Feld, auch auf der langen Reise von Asien nach Europa werden Schädlinge bekämpft – mit Begasungsmitteln. Bei Öko-Reis ist das verboten. Wir haben aber in den Bio-Körnern von Alnatura und dm Rückstände eines Begasungsmittels gefunden (Diese Schadstoffe fielen bei unseren Prüfungen auf).
Weißer Reis besser als Vollkorn
Unser Test zeigt auch: Arsen ist bei Basmati kein großes Problem. Die Reispflanze nimmt Arsen aus dem Boden auf und reichert es im Korn an. Anorganisches Arsen gilt als krebserregend. Ganz vermeidbar in Reis ist es nicht. Seit 2016 gibt es einen Grenzwert. Alle Produkte im Test unterschreiten ihn deutlich. Vielleicht ist die Region, in der Basmati angebaut wird, vergleichsweise gering mit Arsen belastet.
Auch Mineralölbestandteile fanden wir im Basmati, wenn überhaupt, nur in geringen Gehalten. Die Vollkornkörner enthielten im Schnitt mehr als die weißen. Das gilt auch für Arsen. Vollkornreis ist ungeschält. Seine Randschichten können Schadstoffe anreichern, dort sitzen aber auch Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe.
Im Test schneidet kein Vollkornreis gut ab. Hierzulande lässt sich der Vollkornhunger auch mit anderem Getreide stillen.
Ein Reis mit zu wenig Basmati
Für Basmatireis gibt es so etwas wie ein Reinheitsgebot, den „Code of Practice on Basmati Rice“ aus Großbritannien. Er listet in der aktuellen Fassung von 2017 41 Sorten wie Taraori, Kernel, Pusa, Super oder Basmati 396 auf und toleriert 7 Prozent Fremdreis. Nur der Reis von Neuss & Wilke hat mit durchschnittlich 9 Prozent zu viele Nicht-Basmati-Körner. Zum Vergleich: Im vorherigen Basmati-Test (8/2010) enthielten fünf Produkte zu viel Fremdreis und zwei davon nicht einmal ein einziges Korn Basmati. Mit genetischen Analysen haben wir den Fremdreis enttarnt. Wir haben DNS-Profile der Produkte erstellt und sie mit denen der anerkannten Sorten verglichen.
Zusätzlich haben wir alle Produkte auch auf gentechnisch veränderte Organismen geprüft. Im Vollkornreis von dm fanden wir Spuren von gentechnisch verändertem Mais, der in der EU zugelassen ist. Eine solche Verunreinigung ist akzeptabel.
Viel Bruch im Beutel
Eine weitere Vorgabe im Code: Basmati darf nur 10 Prozent Bruch enthalten. Das sind kleine gebrochene Reiskörner. Sie setzen beim Kochen mehr Stärke frei. Je mehr Bruch, umso klebriger wird Reis. Wir haben die ungekochten Körner in mühsamer Fisselarbeit sortiert – insgesamt 5,8 Kilo Reis. Unsere Kornlese offenbart: In Kochbeuteln ist doppelt so viel Bruch wie in losem Reis. Der Netto-Kochbeutelreis reizt die tolerierte Menge fast aus. Auch andere fehlerhafte Körner wie grüne unreife oder gelbe hitzegeschädigte haben wir aussortiert, um die Reisqualität nach dem für Reis geltenden Codex zu bewerten.
Auch auf die Maße kommt es an
Sehr guter Basmati hat lange, schlanke, gleichmäßige Körner. Gegart ist er körnig und locker. Auch die Basmati-Maße sind entscheidend: Das ungekochte Korn soll im Schnitt 6,5 Millimeter lang sein. Durch das Kochen soll es sich mindestens um den Faktor 1,7 verlängern.
Wir haben das mit dem Lichtmikroskop überprüft – und konnten so eine Übertreibung enttarnen. Anbieter Atry verspricht, dass sich sein Reis nach dem Kochen um das 2,5-Fache verlängert. Stimmt nicht: Es ist „nur“ das 1,8-Fache. Ob extralange Körner oder Spitzenqualität – viele Anbieter nehmen den Mund einfach zu voll.
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- Unsere Kollegen vom Schweizer Gesundheitstipp haben zwölf Risotto-Reis-Produkte auf Schadstoffe geprüft. Sie fanden in allen Arsen – aber nur geringe Mengen.
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- Asiaten verstehen unter Curry ein Gericht mit fein abgestimmten Gewürzen. Das Food Lab Münster variiert sein indisches Basisrezept mit Huhn, Zuckerschoten und Ananas....
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- Unsere Schweizer Kollegen von Saldo haben zwölf Reiskocher getestet. Drei überzeugten besonders. Sehr guten Basmati-, Vollkorn-, Sushi- und Wildreis kochte nur einer.
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@Doro07: In Reiswaffeln dürfen maximal 0,3 mg/kg (Milligramm pro Kilogramm) anorganisches Arsen enthalten sein. In Parboiled-Reis und geschältem Reis sind maximal 0,25 mg/kg anorganisches Arsen erlaubt. (bp)
Guten Tag, welcher Grenzwert für anorganisches Arsen liegt dem Reis Test zugrunde?
Frage an die Redaktion,
Ich kaufe schon immer den geschmacklich guten Tilda Reis, nun lese ich im Test "schlechte Lesbarkeit", das stimmt wirklich, doch einmal notiert, oder Scanner, und es passt.
Unklar sind mir die "unzulässigen Werbeaussagen", die gehören im Test definiert, der Hinweis darauf ist mir zu wenig.
Den Davert "Echter Basmati Reis", kann ich unter den 10 angebotenen bei Davert, unter der Bezeichnung nicht finden, oder habe ich da was übersehen?
@inga-lene: Unsere Tests haben einen Vorlauf von etwa einem halben Jahr. Somit haben wir den Reis im März anonym im Handel eingekauft. Die Anbieter werden über den Test ihres Produktes nicht vorab informiert, um jegliche Einflussnahme auszuschließen. Im Gegenzug hat dies zur Folge, dass wir vor Testbeginn keine Information darüber haben, ob möglicherweise Produktveränderungen geplant sind. Die Anbietervorinformation erfolgt erst kurz Heftveröffentlichung. Teilen uns die Hersteller dann im Zuge dieser Befragung mit, dass das von uns getestete Produkt geändert oder vom Markt genommen wurde, vermerken wir dies in der Testtabelle in Form einer Fußnote, wie das auch beim Lidl Reis geschehen ist. Da aber zum Zeitpunkt der Testveröffentlichung oft noch erhebliche Restbestände im Handel sind, veröffentlichen wir das Produkt trotzdem. (PF)
Nun habe ich aufgrund Ihres Tests den Basmatireis von Lidl gekauft - zu diesem Reis kann ich nur sagen:
Der schmeckt abscheulich!
Und lese gerade hier von "LuBu123" dass der getestete Reis gar nicht mehr angeboten wird! Was soll das denn? Dann hätten Sie diesen Test doch gar nicht mehr veröffentlichen dürfen!
Ich bin nicht das erste Mal von Stiftung Warentest enttäuscht!