Fehlende Fahrstühle, Treppen, nicht abgesenkte Gehsteigkanten – das können im Alltag Barrieren für Menschen mit einem Handicap sein. Auch bei der Benutzung von PC und Internet tauchen unüberwindbare Hindernisse auf. Doch für jede Art von Behinderung sind die Probleme andere – ein Überblick über Hürden und Hilfen.
Blinde
- Hilfreiche Vorleser. Blinde Benutzer benötigen vor allem Hilfe beim Lesen der Bildschirminhalte. Screenreader bieten eine Technik, die Texte automatisch vorliest. Diese synthetische Sprache ist für Sehende ungewohnt schnell und klingt unnatürlich abgehackt. Voraussetzung dafür, dass die Sprachausgabe über Screenreader funktioniert, ist eine entsprechende Programmierung der Seiten in HTML. Flash und Java dagegen machen eine Sprachausgabe unmöglich.
- Sprechende Bilder. Optische Informationen wie Bilder oder Grafiken müssen blinden Menschen über das Wort zugänglich gemacht werden – sie müssen folglich in Form aussagekräftiger Alternativtexte hinterlegt werden, die ein Screenreader vorlesen kann. Geschieht das nicht, wird nur der Dateiname wiedergegeben, der meist wenig informativ ist. Genauso wichtig ist es, Segmente der Seite, sogenannte Frames, sinnvoll zu betiteln, zum Beispiel mit „Hauptnavigation“ statt mit „Left Frame“.
- Verwirrende Zeichen. Auch Tabellenstrukturen bereiten Screenreadern Probleme: Elemente werden der Reihe nach wiedergegeben, dadurch aber oft aus dem Kontext gerissen. Vor unlösbare Probleme werden Blinde zudem durch Captchas gestellt, schwer entzifferbare Zeichencodes, die in ein Eingabefeld eingetragen werden müssen, um Zugang zu einer Seite zu bekommen.
- Einfache Orientierung. Wichtig ist eine klare, übersichtliche Struktur der Inhalte, zum Beispiel eine klare Gliederung von Texten durch Überschriften und Absätze. Links müssen sinnvoll betitelt sein. Ein „Hier“, „Mehr“ oder „Weiter“ reicht blinden Menschen nicht aus, um sich orientieren zu können.
- Fühlbare Schrift. Mithilfe einer speziellen Tastatur, der Braillezeile, kann Schrift für Blinde mit den Fingern fühlbar gemacht werden. Sie können Texte dann auf diesem Wege lesen.
Sehbehinderte
- Variable Schriftgröße. Sehbehinderte Menschen wählen oft eine stark vergrößerte Ansicht der Bildschirminhalte. Bei hoher Bildschirmauflösung kann die optische Wiedergabe aber verzerrt werden. Manche Inhalte sind dann durch Scrollen nicht mehr erreichbar und Elemente der Seite überlappen sich möglicherweise. Bei der Programmierung sollte sichergestellt werden, dass diese Probleme nicht auftauchen. Komfortabel ist es, wenn eine Software oder eine Homepage es erlauben, die Schriftgröße zu variieren und je nach Bedarf zu vergrößern. Das ist oft auch über die Option „Zoom“ unter dem Reiter „Ansicht“ möglich.
- Kontrastierende Ansicht. Für farbenblinde Computernutzer ist es wichtig, dass die Kontraste auf dem Bildschirm scharf genug sind. Zu blasse Schriftfarben, die sich kaum vom Hintergrund abheben, stellen für sie beispielsweise ein Problem dar. Das kann in der Navigation etwa über einen Reiter mit der Extra-Option „Kontrastansicht“ gelöst werden: Bei Bedarf wählt der Benutzer die Darstellung der Schrift schwarz auf weiß.
Gehörlose und Hörgeschädigte
- Gebärdensprache. Unsere Schriftsprache ist für gehörlose Menschen schwer verständlich, zumindest wenn sie von Geburt an taub sind. Sie kommunizieren häufig in der Gebärdensprache, die sich in Grammatik und Aufbau von der Lautsprache unterscheidet. Die müssen sie erlernen wie eine Fremdsprache, denn sie haben sie nie durch Hören kennenlernen können. Das hat Auswirkungen auf das Verständnis der geschriebenen Sprache.
- Leichte Sprache. Daher ist es hilfreich, Texte zusätzlich in der sogenannten Leichten Sprache zur Verfügung zu stellen: Die Sätze sind kurz und einfach formuliert. Dafür gibt es Richtlinien. Barrierefreie Angebote haben einen solchen „Easy-to-read-Modus“ – oder sie stellen Gebärdensprachvideos zur Verfügung.
- Untertitel. Audios wie Podcasts oder Videos sollten für gehörlose und hörbehinderte Menschen grundsätzlich untertitelt sein – mit Texten, die nicht nur das gesprochene Wort enthalten, sondern auch Geräusche beschreiben, die für das Verständnis wichtig sind.
Leichte Sprache
- Leichter Lernen. Nicht nur Gehörlose profitieren vom Einsatz der „Leichten Sprache“, die als barrierefrei gilt, einfach und klar ist. Sie ermöglicht es auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder geistigen Behinderungen, am digitalen Leben teilzunehmen.
- Kurze Sätze. Für die „Leichte Sprache“ gelten besondere Regeln: Die Sätze sollen kurz sein. Die Grenze liegt bei 15 Wörtern. Lange Sätze müssen aufgeteilt werden. Am besten werden Hauptsätze gebildet. Fremdwörter und Fachbegriffe sollten vermieden werden. Ausgangspunkt ist die Alltagssprache. Konjunktive und die Passivform gehören nicht in die „Leichte Sprache“. Zahlen in Ziffern sind leichter lesbar. Texte sollten grundsätzlich nur wenige Zahlenangaben erhalten. Lange Wörter wie das Behindertengleichstellungsgesetz werden lesbarer, wenn sie getrennt werden – in Behinderten-Gleichstellungs-Gesetz etwa. Ein Beispiel für einen Artikel in Leichter Sprache bietet die Übersetzung des Artikels zum Computerführerschein in Leichte Sprache.
Menschen mit motorischen Einschränkungen
- Maus-Alternativen. Benutzer, deren motorische Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist, zum Beispiel Spastiker oder Querschnittsgelähmte, haben oft Schwierigkeiten, eine Maus zu bedienen. Deshalb sind sie darauf angewiesen, dass sich Computerprogramme und Internetseiten auch ausschließlich über die Tastatur steuern lassen. Die Navigation erfolgt dann zum Beispiel über die Tabulatoren- oder die Pfeiltasten. Es können auch bestimmte Shortcuts eingerichtet werden. Das sind Tastenkombinationen, die bestimmte Befehle ausführen. Buttons zum Anklicken sollten nicht zu klein und nicht zu nah beieinander liegen.
- Zeit-Fenster. Motorisch eingeschränkte Menschen benötigen oft mehr Zeit, etwa um Eingabefelder auszufüllen. Zeitbegrenzungen benachteiligen sie.
- Hilfs-Technologien. Barrierefreie Angebote müssen die Nutzung durch sogenannte assistive Technologien erlauben. Zu diesen Hilfsmitteln zählen zum Beispiel Spezialtastaturen wie Einhandtastaturen oder solche mit extra großen Eingabetasten sowie Spezialmäuse, die sich beispielsweise über Kopfbewegungen steuern lassen.
-
- Menschen mit Behinderung stoßen im Alltag oft auf Hindernisse. Zwei Portale wollen helfen, Barrieren abzubauen. Wir stellen sie vor.
-
- Mehr Urlaub, reservierte Parkplätze, Steuervorteile: In unserem Special erklären wir, was der Schwerbehindertenausweis bringt und wie man ihn bekommt.
-
- Menschen mit Schwerbehinderung können früher in Rente gehen. Wir zeigen, ab wann und unter welchen Voraussetzungen – und wie sich die frühe Rente finanziell auswirkt.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Das E-Learning-Informationsportal e-teaching.org bietet eine Vertiefung zum Thema unter http://www.e-teaching.org/didaktik/konzeption/barrierefreiheit/
Die Aufzeichnung eines Online-Events zu barrierefreiem E-Learning, das im Oktober 2013 stattfand, kann außerdem hier angesehen werden: http://tinyurl.com/noj5r4u
Kommentar vom Autor gelöscht.
Kommentar vom Autor gelöscht.