Altersvorsorge geht auch ohne staatliche Förderung. Wer auf Riester und Rürup verzichtet, hat mit Sparplänen alle Freiheiten.
Altersvorsorge mit staatlicher Förderung ist fast immer sinnvoll. Arbeitnehmer erhalten für die Riester-Rente üppige Zuschüsse und Steuervorteile, Selbstständige können über die Rürup-Förderung ihre Steuerlast stark vermindern.
Doch der Staat fördert nicht nur, er gängelt auch. Die Sparer lassen sich auf viele Bedingungen für ihre Zusatzrente ein. Entscheidungsspielraum bleibt kaum.
Riester-Sparer können sich zum Beispiel bei Rentenantritt maximal 30 Prozent des angesammelten Kapitals auszahlen lassen, den Rest bekommen sie zwangsweise in monatlichen Raten. Ein Teil der angesparten Summe wird für eine Rentenversicherung reserviert, die so kalkuliert ist, als erreiche der Sparer ein biblisches Alter.
Das Geld in Riester- und Rürup-Verträgen bleibt unangetastet, wenn der Sparer Hartz-IV-Leistungen beantragt. Doch er kommt auch sonst nicht an sein Geld heran, ohne die Förderung zu verlieren.
Auf flexible Sparformen setzen
Die staatliche Förderung führt mitunter zu Renditen, die ohne staatliche Hilfe nicht möglich wären. So sind bei Riester-Banksparplänen Renditen von mehr als 7 Prozent möglich. Ein solches Ergebnis ist mit herkömmlichem Zinssparen undenkbar.
Altersvorsorge ohne staatliche Unterstützung bietet dem Sparer dafür völlige persönliche Freiheit. Wie viel Geld er jeden Monat zur Seite legt, in welche Anlagen er es steckt und wie er sein Erspartes nach Erreichen des Rentenalters verwendet, bleibt ihm selbst überlassen.
Stirbt der Sparer, geht das verbleibende Kapital einfach an seine Erben. Bei geförderten Verträgen geht das nur mit Einschränkungen und nach strengen Regeln.
Die große Freiheit bieten aber nur flexible Anlageformen wie Sparpläne. Renten- oder Kapitallebensversicherungen gehören nicht dazu.
Sparer, denen finanzielle Selbstbestimmung wichtig ist, sollten sich auf Banksparpläne und Fondssparpläne konzentrieren. Mit den Banksparplänen sichern sie sich einen krisenfesten und verlässlichen Vermögenszuwachs, mit Fondssparplänen können sie ihre Renditechancen erhöhen.
Anders als bei Riester- und Rürup-Verträgen oder privaten Versicherungen bleiben Sparer damit jederzeit flexibel. In der Sparphase, die idealerweise über mehrere Jahrzehnte geht, können sie die monatlichen Raten stets ihrer Lebenssituation anpassen.
Sie können ihre monatlichen Raten auch auf mehrere Verträge verteilen und parallel in einen sicheren Banksparplan und in einen renditeträchtigeren Fondssparplan einzahlen. Über die Wahl der Anteile lässt sich ein persönliches Konzept zur Altersvorsorge aufbauen – und anders als etwa bei fondsgebundenen Rentenversicherungen jederzeit verändern.
Sparer können Fondssparpläne kurzfristig unterbrechen oder vorzeitig beenden, ohne dass ihnen zusätzliche Kosten entstehen. Auch Banksparpläne mit Kündigungsrecht machen das möglich.
Bei Versicherungen mit und ohne Förderung sieht es völlig anders aus. Wer vorzeitig kündigt, muss nicht nur die teilweise sehr hohen Abschlusskosten abschreiben, sondern auch noch die staatlichen Zuschüsse zurückzahlen. Das ist besonders hart, wenn der Sparer aussteigt, weil er in einer finanziellen Notlage Geld benötigt.
Das Kursrisiko von Fondssparplänen kann einem allerdings niemand abnehmen. Deshalb eignen sie sich auch nicht für die Grundversorgung im Alter. Geld für Miete, Nahrung und Kleidung muss aus sicheren Quellen stammen.
Die Mischung machts
Mit ungeförderten Sparverträgen kann man sofort loslegen, das Risiko, einen ungünstigen Zeitpunkt zu erwischen, hat der Sparer nicht. Auch das bei geförderten Sparverträgen übliche Ausfüllen ellenlanger Anträge bleibt ihm erspart. Einen Banksparplan oder Fondssparplan einzurichten, ist sehr einfach.
Schwieriger ist es, die passende Mischung zu finden, falls der Sparer Bank- und Fondssparpläne kombinieren will.
Vorsichtige Sparer setzen vor allem auf einen Banksparplan und mischen einen kleinen Anteil Aktienfonds bei. Bei einer regelmäßigen Sparsumme von 200 Euro könnten zum Beispiel 160 Euro in die Zinsanlage, 40 Euro in die Fonds fließen.
Die besten Banksparpläne garantieren für die nächsten Jahre immer noch Renditen über 3 Prozent. Steigen die Zinsen, können die Kunden vorzeitig aussteigen und in einen noch besser verzinsten Sparplan wechseln.
Vor allem für jüngere Sparer ist eine Fünfzig-fünfzig-Aufteilung der Sparrate zwischen Fonds- und Banksparplänen gut verträglich. Die sicheren Zinsen aus dem Banksparplan federn einen Gutteil der Börsenrisiken ab. Zudem können Sparer durch einen cleveren Umgang mit Fondssparplänen ihre Chancen weiter verbessern. Wie das genau geht, erläutern wir in „Sparplan-Strategien“.
Je länger die Laufzeit, desto höher kann der Anteil an Aktienfonds sein. Für einen 25-Jährigen, der ab sofort für seine Zusatzrente sparen möchte, ist es sogar vertretbar, nur in Aktienfonds zu sparen.
Aktienfonds unterliegen heftigen Wertschwankungen, die zuverlässige Renditeprognosen unmöglich machen. Für die Absicherung künftiger Gewinne hat der junge Sparer aber mehr Zeit als genug. Es gibt zwar ein Restrisiko, dass die Aktienmärkte über Jahrzehnte schlecht laufen, aber diese Gefahr ist verschwindend gering.
Banksparpläne mit kurzer Laufzeit
Wie findet man den geeigneten Sparplan? Bei Banksparplänen ist die Sache vergleichsweise einfach, denn Sparer können sich an der attraktivsten Verzinsung orientieren. Und auch wenn das Zinssparen für die Altersvorsorge gedacht ist, sollten sie sich nicht unbedingt einen Vertrag mit extrem langer Laufzeit ans Bein binden.
Wer zum Beispiel in Vier- oder Fünf-Jahres-Schritten spart, erreicht unterm Strich sein Ziel genauso. Nur dass eben alle paar Jahre ein neuer Abschluss fällig wird und die bis dahin angesparte Summe in sichere Zinspapiere angelegt werden muss.
Bei Verträgen mit vorzeitiger Kündbarkeit bleiben Sparer sogar voll flexibel. Sie können unmittelbar auf Zinserhöhungen reagieren und den Sparplan wechseln.
Fonds nicht aus den Augen verlieren
Komplizierter ist die Suche nach geeigneten Fondssparplänen, denn das riesige Angebot überfordert die meisten Anleger. Wer sich überhaupt nicht mit dem Börsengeschehen beschäftigen, aber dennoch an den Chancen der Aktienmärkte teilhaben möchte, greift am besten zu Indexfonds.
In der Tabelle „Was Sparpläne auf Indexfonds kosten“ zeigen wir, welche Sparpläne auf Indexfonds angeboten werden und was sie bei verschiedenen Banken kosten.
Für viele Bankkunden kommt diese Lösung aber nicht infrage, weil ihre Hausbank keine Sparpläne auf Indexfonds anbietet oder weil sie nur sehr geringe Beträge regelmäßig sparen können und die Kosten für Indexfondssparpläne unverhältnismäßig hoch wären.
Die Alternative sind Sparpläne auf gemanagte Fonds. Sie erfordern etwas mehr Aufmerksamkeit, sind aber für Anleger, die ein gewisses Interesse für das Börsengeschehen mitbringen, sogar erste Wahl.
Gute Fondsmanager schaffen es langfristig, „ihre“ Vergleichsindizes und damit auch die jeweiligen Indexfonds zu schlagen. Als Gegenleistung für die höheren Managementkosten erhält der Sparer also eine bessere Wertentwicklung.
Allerdings sollte er seine gemanagten Fonds nicht längere Zeit aus den Augen lassen. Nur so kann er sicher sein, dass alles nach Plan läuft. Selbst bei den besten Fondsmanagern gibt es keine Erfolgsgarantie. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Am billigsten beim Fondsvermittler
Die besten gemanagten Fonds finden Sparer jeden Monat in Finanztest (siehe Produktfinder Investmentfonds). Wir empfehlen für Sparpläne vor allem breit streuende Aktienfonds Welt oder Europa. Für viele, aber längst für nicht alle getesteten Fonds gibt es Sparpläne. Anleger sollten bei ihrer Bank nachfragen.
Der preiswerteste Weg zu Fondssparplänen führt allerdings nicht über die Hausbank, sondern über Fondsvermittler im Internet (Anbieter siehe unter www.test.de/aktienfonds-welt). Die Vermittler bieten Fonds in der Regel ohne Ausgabeaufschlag an, während Kunden bei ihrer Hausbank meist 5 Prozent Aufschlag zahlen müssen.
Bei den meisten Fondsvermittlern können Sparer also ihre Fonds jederzeit umschichten, ohne dass ihnen Zusatzkosten entstehen. Das bringt ihnen zusätzliche Flexibilität.
Preiswerter als bei der Hausbank gibt es Fondssparpläne auch bei Direktbanken. Meist bieten sie sogar kostenlose Depots an. Kunden, die bei ihrer Hausbank keine befriedigende Fondsauswahl erhalten, können deshalb ohne Reue ein Zusatzdepot eröffnen.
Anleger sollten möglichst nicht nur in einen, sondern in mehrere Fonds sparen. Solange es nicht um börsengehandelte Indexfonds geht, macht es bei den Kosten keinen Unterschied, wie hoch die Raten sind und auf wie viele Fonds man sie verteilt.
Kombination für Rosinenpicker
Vorsorgesparer müssen nicht einmal auf die staatlichen Zuschüsse verzichten und können dennoch recht flexibel bleiben. Dazu kombinieren sie einen Riester-Banksparplan mit einem ungeförderten Fondssparplan.
Riester-Banksparpläne zeichnen sich innerhalb der Riester-Palette durch ihre Transparenz und die niedrigen Kosten aus. Sparer können über den Vertrag die ihnen zustehende Förderung einheimsen und eine sichere Rendite einplanen.
Mit dem Abschluss eines ungeförderten Fondssparplans erhöhen sie ihre Renditechancen, vermeiden aber die Nachteile von Riester-Fondsprodukten. Bei fondsgebundenen Riester-Versicherungen sind das vor allem die Abschluss- und Provisionskosten, bei Riester-Fondssparplänen die Zugeständnisse an die gesetzlichen Garantien.
Fondssparpläne im Riester-Gewand müssen so konstruiert sein, dass der Sparer am Ende der Laufzeit auf jeden Fall alle Einzahlungen zurückbekommt. Manche Anbieter senken von vornherein das Risiko, indem sie nicht voll in Aktien, sondern teilweise in sichere Anlagen investieren.
Bei dem meistverkauften Riester-Fondssparplan, der UniProfirente von Union Investment, gibt es stattdessen nach extremen Verlusten des Aktienfonds eine automatische Umschichtung. Sofern die Restlaufzeit des Vertrags es gebietet, werden die Aktienfondsanteile verkauft und in Rentenfonds umgeschichtet.
Aus Hunderten von Leserzuschriften weiß Finanztest, dass Anleger mit diesem Automatismus nicht einverstanden sind. Sie würden lieber auf eine Erholung der Aktienmärkte setzen und ihre Fondsanteile gerade nach starken Wertverlusten erst einmal behalten.
Wer einen ungeförderten Fondssparplan abschließt, hat diese Freiheit. Er kann dann umschichten, wenn er selbst es für vernünftig hält und nicht nach Maßgabe eines Computerprogramms.
Vermögenswirksame Leistungen
Für Arbeitnehmer, die sich mit möglichst geringem Risiko an die Aktienmärkte heranwagen wollen, bieten sich sogenannte VL-Sparpläne an. In vielen Betrieben haben die Beschäftigten Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen (VL). Der Arbeitgeber gibt dann einen monatlichen Zuschuss zu einem Fondssparplan.
Es gibt auch eine Handvoll Banken, die VL-Zinssparpläne anbieten. Das sind aber andere Angebote als die in diesem Heft getesteten Banksparpläne (siehe Test Vermögenswirksame Leistungen). Details zur VL-Förderung erfahren Arbeitnehmer in dem für sie gültigen Tarifvertrag oder bei der Personalabteilung ihres Betriebs.
Wer bisher keine einschlägigen Erfahrung mit Fondssparen hat, kann es über einen VL-Vertrag gut ausprobieren. Der eigene Sparbeitrag ist moderat, der Arbeitgeberzuschuss und – bei geringem Einkommen – eine zusätzliche staatliche Förderung federn das persönliche Risiko ab.
Bereits nach sieben Jahren können sich Sparer ihr Geld auszahlen lassen und uneingeschränkt darüber verfügen.
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- Wie geht es weiter mit der Riester-Rente? Die Pläne der neuen Bundesregierung sind noch vage. Bestandskunden sollten sich aber nicht verunsichern lassen.
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- Wer mit ETF für die Rente sparen will, kann zu Fondspolicen greifen. Bei fondsgebundenen Rentenversicherungen im Vergleich zeigt sich aber: Die Kosten sind meist hoch.
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- Fondssparplan, Banksparplan oder Bausparvertrag – Vermögenswirksame Leistungen (VL) sind vielfältig. Wie Beschäftigte die Extrazahlung am besten nutzen.
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