Bank­karte Maestro Wie geht es weiter mit der Girocard?

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Bank­karte Maestro - Wie geht es weiter mit der Girocard?

Verschwindet künftig. Statt Maestro wird es auf der Girocard (früher EC-Karte) dann andere Zeichen geben. © mauritius images / Alamy Stock Photos / Sharaf Maksumov

Steht die deutsche Girocard vor dem Aus? Finanztest erklärt, wie es mit der am weitesten verbreiteten Bank­karte, die immer noch als EC-Karte bekannt ist, weitergeht.

Was haben Maestro, Mastercard und die Girocard miteinander zu tun?

Maestro ist eine interna­tionale Marke für Debitkarten, die vom Kreditkarten­anbieter Mastercard – noch – heraus­gegeben wird. Bei einer Debitkarte werden Umsätze unmittel­bar vom Girokonto abge­bucht. Die Girocard ist eine Debitkarte der deutschen Kredit­wirt­schaft. Finanztest hat die Unterschiede zwischen Kreditkarte, Visa/Mastercard Debit und Girocard in einer Tabelle über­sicht­lich zusammengefasst.

Das Problem: Ohne fremde Hilfe könnten Inhaber mit dieser Karte der deutschen Kredit­wirt­schaft nur in Deutsch­land zahlen. Erst durch die Koope­ration mit Mastercard wird dieses Manko der Girocard behoben und ein zweites Zahl­verfahren der Karte hinzugefügt – das ist das sogenannte Co-Badging.

Plastikkarten mit dem blau-roten Maestro-Logo sind direkt mit einem Giro­konto verbunden und können dadurch welt­weit zum Bezahlen in Geschäften und Geld­abheben am Auto­maten verwendet werden. Auch Mastercard-Konkurrent Visa hat ein solches Debit-System, das auf vielen Girocards zu finden ist: Es heißt V-Pay.

Was hat Kreditkarten­anbieter Mastercard nun geändert?

Mastercard hat den Vertrag für dieses Co-Badging von Maestro zu Ende Juni gekündigt. Das bedeutet aber nicht, dass die Girocard abge­schafft oder einge­stellt wird. Tatsäch­lich wird nur die Maestro-Funk­tion, die oft auf der Girocard enthalten ist, abge­schafft.

Banken und Sparkassen haben aber andere Lösungen gefunden, damit Kundinnen und Kunden die Girocard weiterhin außer­halb Deutsch­lands zu Zahlungen einsetzen können.

Warum wird die Funk­tion abge­schafft?

Der Zahlungs­dienst­leister Mastercard begründet die Kündigung mit dem zunehmenden Onlinehandel und den Schwächen der bisherigen Lösung in diesem Bereich. Bank­karten mit der Maestro-Funk­tion sind mit vielen Onlineportalen nicht kompatibel. Bietet ein Händler nur wenige Zahl­verfahren an und schließt etwa den Kauf per Rechnung oder das Last­schrift­verfahren aus, ist die Girocard oft außen vor. Ebenso sind die bisher angebotenen Bank­karten häufig nicht digitalisier­bar, etwa für mobiles Bezahlen mit dem Handy.

Das ist ein Nachteil. Laut einer Umfrage der Gesell­schaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr 2022 erwarten 43 Prozent der Deutschen, dass sie ihre Karte auch für Onlinezah­lungen einsetzen können. Branchenkenner vermuten außerdem, dass hinter der Maestro-Entscheidung wirt­schaftliches Kalkül stecke und Mastercard so versuchen könnte, seine Umsätze über Kreditkarten auf dem deutschen Markt zu steigern.

Wird meine bisherige Girocard ab Juli fürs Ausland wert­los?

Nein, das ist nicht der Fall. Sie können die Maestro-Funk­tion Ihrer Girocard bis zum Ablauf des Gültig­keits­datums weiter nutzen. Das gilt auch für Karten, die bis Ende Juni mit dem Maestro-Verfahren ausgegeben werden. Das Maestro-Akzeptanzzeichen wird daher zum Teil bis 2027 auf der Girocard zu finden sein. Für diese Kundinnen und Kunden ändert sich also fürs Erste nichts.

Wer nach dem 1. Juli eine neue Girocard erhält, wird das Maestro-Logo zwar nicht mehr auf der Karte finden, aber Banken und Sparkassen haben andere Lösungen gefunden. Das war wichtig. Ohne diese Ersatz­lösungen wäre die Girocard künftig tatsäch­lich nur in Deutsch­land und nur im stationären Handel einsetz­bar.

Wie sieht denn die Alternative für Verbraucher aus?

Maestro ist nicht der einzige Anbieter, mit dem Banken und Sparkassen ihre Girocard auslands­tauglich machen können. Für das Co-Badging – also das Aufschalten einer weiteren Zahlungs­methode auf die Girocard – gibt es verschiedene Möglich­keiten. Manche Institute nutzen künftig V-Pay − das Debit System von Visa. Dieses steht Banken unver­ändert offen, sagte eine Sprecherin auf Finanztest-Nach­frage.

Nachteil: Während Maestro welt­weit einsetz­bar ist, wird die Girocard mit V-Pay-Funk­tion in Ländern außer­halb Europas kaum akzeptiert. Viele Banken und Sparkassen setzen daher auf ein anderes Co-Badging: Sie schalten die Debit-Mastercard oder Visa-Debit auf die Girocard. Diese beiden Anbieter sind das interna­tionale Pendant zur deutschen Girocard.

Kann ich meine Girocard künftig auch bei Onlinezah­lungen benutzen?

Wurde Debit-Mastercard oder Visa-Debit auf Ihre Girocard aufgeschaltet, können Sie diese wie eine klassische Kreditkarte im Online­handel zum Bezahlen nutzen. Die Girocard erhält bei diesen beiden Lösungen – wie bei Kreditkarten üblich – eine 16-stel­lige Karten­nummer, ein Ablaufdatum und eine drei­stel­lige Prüfzahl. Die Karte lässt sich zudem bei mobilen Zahlungs­diensten wie Apple Pay hinterlegen.

Benötige ich fürs Ausland noch eine Kreditkarte, wenn die Girocard welt­weit einsetz­bar ist?

Es empfiehlt sich, auf jeden Fall noch eine klassische Kreditkarte im Portemonnaie zu haben. Es kann Ihnen im Ausland passieren, dass die Debit-Funk­tion auf der Girocard nicht akzeptiert wird, etwa bei Auto­vermietern. Diese bestehen oft auf Hinterlegung einer klassischen Kreditkarte, bei der die Umsätze über den Monat gesammelt werden und der Betrag am Monats­ende auf einen Schlag ausgeglichen wird.

Generell empfiehlt es sich – gerade auf längeren Reisen –, mehrere voneinander unabhängig funk­tionierende Zahlungs­mittel wie Bargeld, Kreditkarte und Girocard zur Hand zu haben. Heben Sie Bargeld im Ausland ab, sollten Sie am Auto­maten darauf achten, die Auszahlung in der Landes­währung zu wählen. Die Umrechnung am Auto­maten wird Ihnen zwar oft regelrecht aufgezwängt, der Umrechnungs­kurs ist aber meist schlecht.

Girocard: Der Weg zu Deutsch­lands beliebtester Bezahlkarte

Bank­karte Maestro - Wie geht es weiter mit der Girocard?

© Stiftung Warentest / René Reichelt

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Profilbild Stiftung_Warentest am 31.05.2023 um 10:45 Uhr
Akzeptanz Visa Debit im Supermarkt

@waheguru: Wie weit die Akzeptanz im Einzelhandel fortgeschritten ist, haben wir an dieser Stelle nicht geprüft. Das Bezahlen des Einkaufs mit der Girocard und aufgeschalteter Visa-Debit Funktion sollte aber dort, wo Sie vorher auch mit der Girocard bezahlt haben, funktionieren.

waheguru am 31.05.2023 um 07:57 Uhr
Akzeptanz Visa Debit im Supermarkt

Ist es richtig, dass es bei der Bezahlung im Einzelhandel zu Problemen mit z. B. der Debit Visa Karte kommen kann bzw. schon kommt?

Friesenjunge am 18.05.2023 um 11:36 Uhr
Probleme

Wie aktuell Spiegel Online berichtet gibt es beim Bezahlen mit der Debitcard im Inland Probleme: diese werden zunehmend nicht akzeptiert. Die Verbraucherzentrale bittet die betroffenen Kunden diese Problem auf deren Webseite zu melden: https://www.verbraucherzentrale.de/geld-versicherungen/probleme-mit-der-girocard-oder-der-debitkarte-von-visa-mastercard-co-80848