Mit teuren Wertpapierdepots schmälern Anleger ihre Rendite. Das trifft sie kurz vor der Abgeltungsteuer besonders hart. Finanztest zeigt, wie Bankkunden Kauf- und Aufbewahrungskosten für Fonds und andere Wertpapiere senken und ihr Depot fürs Leben finden.
Die meisten Anleger wollen vor allem eins: Rendite. Für ein paar Zehntel Prozent mehr nehmen sie so manche Mühe auf sich und eröffnen zum Beispiel ein neues Tagesgeldkonto oder wechseln für ihr Festgeld die Bank.
Umso erstaunlicher ist es, dass Millionen von Anlegern Jahr für Jahr Geld verschenken. Sie leisten sich teure Depots und nehmen klaglos hohe Gebühren für Wertpapierkäufe hin. Wie Finanztest berechnet hat, kann bei größeren Depots dabei mehr als 1 Prozent pro Jahr verlorengehen.
Wir haben die Depotkosten und Transaktionsgebühren von 35 Banken untersucht und gewaltige Unterschiede gefunden. Wer noch in diesem Jahr wechselt, kann nicht nur einige Hundert Euro sparen, sondern macht sein Depot auch fit für die ab 2009 gültige Abgeltungsteuer.
Gute Gründe für den Depotwechsel
Ein preiswertes Depot war schon immer sinnvoll. Im Jahr vor der Abgeltungsteuer ist es noch wertvoller als früher.
Die Abgeltungsteuer bringt es mit sich, dass Anleger am besten noch im Jahr 2008 all die Aktien, Anleihen und Fonds kaufen, die sie langfristig behalten wollen. Nur dann können sie künftige Kursgewinne steuerfrei einstreichen, wenn sie die einjährige Spekulationsfrist hinter sich haben.
Die Kursgewinne aus Geldanlagen, die sie nach dem 1. Januar 2009 kaufen, sind dagegen auf jeden Fall steuerpflichtig. Es spielt keine Rolle mehr, wie lange der Anleger den Fonds oder die Aktie im Depot hatte. Die Bank zieht ihm beim späteren Verkauf 25 Prozent Abgeltungsteuer sowie Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer ab.
Wer sich umgehend ein preiswertes Depot sucht, kann bei bevorstehenden Käufen bereits sparen. Und das nicht zu knapp. Aktien-, Anleihen- oder Fondsorders sind über eine Bankfiliale oft um ein Vielfaches teurer als übers Internet.
Für einen Aktienkauf im Wert von 50 000 Euro zahlt ein Anleger in den meisten Bankfilialen um die 500 Euro Gebühren. Online kostet ein gleicher Kauf- oder Verkaufsauftrag bei Citibank, Postbank, S Broker und PSD Bank Rhein-Ruhr etwa 10 bis 30 Euro.
Bei kleineren Orders ist die Ersparnis geringer, aber für mehrere kommen leicht ein paar Hundert Euro im Jahr zusammen.
Depot am besten kostenlos
Ganz vermeiden lassen sich Gebühren für Kauf- und Verkaufsaufträge nicht. Die Aufbewahrung der Wertpapiere ist dagegen kostenlos möglich: Bei einigen Banken wie DAB bank und ING-Diba gibt es Gratisdepots ohne Wenn und Aber.
Auch Deutsche-Bank-Kunden können ihre Wertpapiere gratis aufbewahren lassen und müssen dafür nicht einmal den Anbieter wechseln. Das Onlinedepot „maxblue“ führt die Deutsche Bank im Gegensatz zum „Privatdepot Comfort“ für Filialkunden kostenlos. Ähnlich ist es bei der Sparda-Bank Hessen.
Einige andere Institute knüpfen das Gratisdepot an Bedingungen, die viele Anleger problemlos erfüllen können. Bei der comdirect reicht ein hauseigenes Girokonto, die regelmäßige Einzahlung in einen Fondssparplan oder eine Order pro Vierteljahr, um die Vergünstigung zu erhalten. Cortal Consors macht ähnliche Vorgaben (siehe Tabelle „Das kostet die Depotführung“).
Die SEB zeigt ein Herz für ihre umsatzstarke Klientel und gewährt die kostenlose Wertpapierverwahrung nur Kunden, die für mindestens 1 Million Euro pro Jahr kaufen oder verkaufen. Für geringere Umsätze gibt sie einen gestaffelten Rabatt.
Kaufkosten werden wichtiger
Für Anleger gilt seit jeher: Hin und her macht Taschen leer. Wer sein Depot oft umschichtet, zahlt dabei leicht drauf. Schließlich steht den unvermeidlichen Kosten ein ungewisser Erfolg der Transaktionen gegenüber.
Dennoch wird nach Einführung der Abgeltungsteuer die Bereitschaft zur Depotumschichtung zunehmen: Da es die bisherige einjährige Spekulationsfrist nicht mehr gibt, entfällt ein wichtiger Grund für das dauerhafte Festhalten an einmal gekauften Anlagen.
Bei Aktien oder Fondsanteilen, die ab 2009 gekauft werden, ist es geradezu fahrlässig, nicht ab und zu Kasse zu machen, wenn sie extrem im Wert gestiegen sind. Die Kosten für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren werden daher wichtiger.
Kunden klassischer Filialbanken stehen vor einem Problem. Oft orientieren sich die Kosten für Aktien- und Anleihenorders daran, dass neben dem eigentlichen Kauf oder Verkauf der Papiere eine intensive Beratung stattfindet. Wie sonst wollten Banken rechtfertigen, dass sie für das Anlegen großer Summen mitunter mehrere Hundert Euro berechnen?
Viele Anleger wissen aber sehr genau, was sie kaufen wollen, weil sie sich vorher zum Beispiel im Internet gründlich informiert haben. Und wer sein Aktienpaket einfach deshalb verkauft, weil er Geld braucht oder sein Renditeziel erreicht hat, braucht überhaupt keine Beratung. Die hohen Gebühren für die Order über die Bankfiliale zahlt er dennoch.
Selbst ordern spart viel Geld
Für Kunden einiger Banken oder Sparkassen gibt es immerhin die Möglichkeit, alternativ zur Filialorder den Kauf oder Verkauf per Internet selbst durchzuführen. Das drückt die Kosten manchmal sehr deutlich. Die meisten Sparda-Banken verlangen für einen Aktienkauf von rund 50 000 Euro über ihre Filialen um die 500 Euro. Tippt der Anleger die Daten selbst in die Ordermaske auf seinem Bildschirm ein, kommt er mit gut 50 Euro davon.
Allerdings sind Beratungs- und Onlinekonten in diesen wie in den meisten anderen Fällen getrennt. Der Kunde muss sich für eine Variante entscheiden.
Bei einigen Banken gibt es Konten, die Anleger auf beiden Wegen nutzen können. Vor allem Kunden von Postbank und Citibank können nach Bedarf ohne Beratung sehr günstig online ordern.
Bei anderen Banken bringt die Wahlmöglichkeit so viel: Die Berliner Sparkasse etwa verlangt für eine 50 100-Euro-Order innerhalb ihres Depots „classic“ in der Filiale rund 500 Euro Provision. Der Anleger mit diesem Depot kann die Order übers Internet auch selbst aufgeben und zahlt dann immer noch 350 Euro Provision.
Es geht aber auch bei der Berliner Sparkasse viel günstiger: Im Depot „direkt“, mit dem der Kunde auf die Option der Filialberatung verzichtet, würde ihn der Auftrag nur 30 Euro kosten.
In den Tabellen „Transaktionskosten“ haben wir die Kosten für beide Orderwege aufgelistet. Bankdepots, die in beiden Tabellen aufgeführt sind, stehen für Online- und Filialorders offen.
Bei den meisten Instituten gibt es für Computermuffel auch die telefonische Order. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem Anruf in der Filiale, den die Bank als Filialorder in Rechnung stellt. Vielmehr wendet sich der Anleger über eine spezielle Telefonnummer an ein Callcenter seiner Bank.
Ob dabei ein Gespräch oder gar eine Beratung zustande kommt, hängt von der Kompetenz des Mitarbeiters ab, den der Anleger an die Strippe bekommt. Normalerweise ist mit diesem Orderweg keine Beratung verbunden. Dafür ist er in der Regel deutlich billiger als eine Filialorder.
Ein Zwitter zwischen Telefon- und Onlineorder ist Phonebanking, bei dem der Kunde die Daten in die Telefontastatur tippt und nur mit einem Sprachcomputer kommuniziert. Der so erteilte Auftrag kostet in der Regel ebenso viel wie eine Onlineorder.
Schikanen für Fondsorders
Neben Aktien, Zertifikaten und Rentenpapieren kaufen immer mehr Anleger auch ihre Fondsanteile über die Börse. Dadurch sparen sie den Ausgabeaufschlag, den viele Banken beim Erwerb über die Fondsgesellschaft berechnen.
Der Börsenkauf ist meist preiswerter als der Kauf über die Fondsgesellschaft, selbst wenn die Bank einen Rabatt auf den Ausgabeaufschlag gewährt. Noch billiger gehts nur über Discount-Fondsvermittler, die ihre Dienste meist im Internet anbieten und viele Fonds sogar ohne Ausgabeaufschlag weitergeben.
Der Börsenkauf von Fondsanteilen ist natürlich nur dann attraktiv, wenn die Bank dafür nicht übermäßig viel berechnet. Einige machen genau das. Die Berliner Sparkasse und die Hypovereinsbank kassieren in ihren Filialen für eine Fondsorder meist doppelt bis dreimal so viel wie für eine Aktienorder. Plausibel ist das nicht, da die Fondsanteile an deutschen Börsen so gehandelt werden wie Aktien und beim Kauf übers Internet praktisch nie ein Preisunterschied gemacht wird.
Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass diese Art des Fondshandels manchen Banken nicht in den Kram passt, da sie ihren Kunden die Fondsanteile lieber selbst vermitteln und dafür Provision kassieren.
Den extremsten Preisunterschied fanden wir bei der PSD Bank Nürnberg. Wer dort Fondsanteile im Wert von 50 100 Euro über die Filiale ordert, muss sage und schreibe 626 Euro berappen. Eine Aktienorder mit gleichem Volumen würde dagegen nur 75 Euro kosten.
Kunden der Citibank können nach wie vor gar keine Fondsanteile über die Börse kaufen. Die Bank bietet diesen Handelsweg nicht an. Das ist schade, denn das Institut liegt mit seinen Preisen für Aktienorders gerade bei größeren Beträgen gut im Rennen. Für Anleger, die auch beim Fondskauf alle Optionen haben wollen, kommt sie dennoch kaum infrage.
Wir mussten die Citibank in unseren Modellrechnungen für die Top 10 ausklammern (Tabelle „Die preiswertesten Banken für Filial- und Onlinekunden“, da in ihnen auch Fondsorders enthalten sind.
Bitte kein Extradepot für Sparpläne
Auch andere Banken machen es Fondsanlegern nicht eben leicht. So halten wir es nicht für günstig, wenn ein Kunde für die Verwaltung eines Fondssparplans ein zusätzliches Depot benötigt und das auch noch zusätzlich kostet.
Vor allem bei den Genossenschaftsbanken (Sparda, BBBank) ist oft für die Verwahrung der Fondsanteile ein weiteres Depot bei der Fondsgesellschaft notwendig. Anleger müssen ein Extradepot eröffnen, das jährliche Kosten nach sich zieht. Bei der Commerzbank wandern Sparpläne zur Fondsbank ebase und belasten das Budget des Anlegers mit 36 Euro pro Jahr.
Bei den Direktbanken gibt es diese getrennte Verwaltung nicht. Außerdem finden sich unter ihnen sehr günstige Anbieter. Anleger sollten sich deshalb fragen, wie wichtig ihnen der Gang in die Filiale und der Kontakt zum Bankberater ist.
Wer die persönliche Betreuung nicht missen möchte, wird auch in Zukunft oft einen Aufpreis für Depotführung und Wertpapierkäufe zahlen müssen. Alle anderen sollten teuren Depots nicht die Treue halten und wechseln. Eine gute Lösung ist die Postbank. Ihre Kunden bekommen günstige Konditionen und brauchen auf persönlichen Kontakt zu einem Mitarbeiter nicht zu verzichten.
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