Testergebnisse für 12 Bambusbecher 08/2019
Im Test: 12 exemplarisch ausgewählte Mehrwegbecher, die ausloben, Bambus zu enthalten. Wir kauften die Produkte von März bis April 2019 ein. Die Preise ermittelten wir per Anbieterbefragung im Mai 2019.
Schadstoffe
Wir bestimmten die in den Bechern enthaltene Kunststoffart mittels FTIR-Spektroskopie: Bei allen Bechern handelte es sich um Melaminharz. Melaminharz setzt sich aus den Bausteinen Formaldehyd und Melamin zusammen und wird als Bindemittel bei der Herstellung von Bambusware eingesetzt. Formaldehyd und Melamin können bei der Verwendung der Produkte in das Lebensmittel übergehen. Für Melamin und Formaldehyd sind spezifische Migrationsgrenzwerte festgelegt. Dabei handelt es sich um festgelegte Höchstmengen, die unter bestimmten Prüfbedingungen maximal in das Lebensmittel übergehen dürfen.
In Anlehnung an die Methode B 80.30–12 der Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren prüften wir den Übergang von Melamin und Formaldehyd in ein Prüflebensmittel (dreiprozentige Essigsäure). Die Becher und das Prüflebensmittel wurden dafür jeweils auf 70 Grad Celsius vorgewärmt. Nach Befüllen des vorgewärmten Bechers mit dem temperierten Prüflebensmittel wurde die Temperatur kontrolliert für zwei Stunden auf 70 Grad Celsius gehalten. Dieser Vorgang wurde sechs Mal wiederholt. In der Migrationslösung der dritten Befüllung bestimmten wir die Gehalte von Formaldehyd gemäß Methode DIN CEN/TS 13130–23 und Melamin in Anlehnung an die Methode DIN EN 16858:2017. Für die dritte Prüfung sind in der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 die spezifischen Migrationsgrenzwerte festgelegt. Weiterhin bestimmten wir die Gehalte der beiden Stoffe in der Lösung der siebten Befüllung – damit simulierten wir die häufige Verwendung der Produkte.
Deklaration
Wir prüften die Verpackungsangaben sowie die Angaben auf den Produkten selbst nach dem Bedarfsgegenständerecht. Wir bewerteten unter anderem die Angaben zur Materialzusammensetzung und zu Verwendungsbedingungen wie Mikrowellen- und Spülmaschineneignung, weiterhin Angaben zur Abbaubarkeit und Recycling. Drei Experten bewerteten Leserlichkeit und Übersichtlichkeit der Informationen auf der Verpackung.
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@TL2020: Niemand geht davon aus, dass das Getränk im tatsächlichen Leben zwei Stunden mit genau 70 Grad im Bambusbecher verweilt. Die Verordnung hat diesen Prüfaufbau für das Labor definiert, um die Prüfzeit auf ein durchführbares Maß zu reduzieren, ein Zeitraffer. Damit soll der Effekt nachgebildet werden, der bei regelmäßiger Benutzung über einen längeren Zeitraum eintritt. Die vorgegebene Zeit und Temperatur sind dabei als Mittelwert anzusehen. In der Realität füllen Sie vermutlich heißere Getränke ein, die nach kurzer Zeit unter 70 Grad abkühlen. Eine Beispielrechnung: Wenn Sie den Becher täglich benutzen und er nur fünf Minuten eine Flüssigkeit heißer als 70 Grad enthält, dann sind Sie schon nach 24 Tagen bei den im Labor angewendeten zwei Stunden. Das ist keine harte Prüfung. Trotzdem haben die Messungen gezeigt, dass die Becher sehr unterschiedlich darauf reagieren. Neben den sieben Bechern mit sehr hoher Schadstoffmigration gab es fünf Becher, in denen kaum Schadstoffe ins Prüflebensmittel übergingen. Die Methode macht also Unterschiede in der Qualität deutlich. (SG/MK)
Vielleicht müßen Bambus-Becher Hersteller andere, 100% gesunde, Klebestoffen benutzen. Aber wann wird man für solche Teste mal endlich in realistische Umstände testen? Kaffee bleibt höchstens einige Minuten warm in einem Becher und wird sehr schnell kälter als 70°C. An 70°C kann man nichts drinken ohne sich zu verbrennen. Auch mit Papier werden Klebestoffen und Coatings benutzt und Plastic Becher will mann jedenfalls nicht mehr. Nur noch Becher aus Glass (?!), oder vielleicht aus unseren Hände trinken?!
@bahiagelb: Da wir Becher aus Edelstahl noch nicht untersucht haben, können wir leider keine bewertende Auskunft beisteuern. Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)
Mein Becher ist außen aus Bambus, Melamin, Formaldehyd und innen ist ein Edelstahleinsatz. Kann ich ihn bedenkenlos verwenden?
@test8803102611: In unserer Untersuchung haben wir 12 exemplarisch ausgewählte Mehrwegbecher unter die Lupe genommen, die ausloben, Bambus zu enthalten. Mehrwegbecher aus anderen Materialien haben wir nicht getestet und können dazu keine Einschätzung geben. (spl)