Bafög beantragen

Ein Bafög-Antrag gegen Geld?

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Bafög beantragen - Das müssen Sie über Bafög wissen

Studium. Ohne finanzielle Unterstüt­zung ist es für Studierende rein zeitlich schwierig, den hohen Anforderungen gerecht zu werden. © mauritius images / Alamy Stock Photos / SeventyFour Images

[Stand: 14.06.2022] Bafög-Anträge sind mühsam. Private Anbieter versprechen Hilfe. Gut ist die nicht, wie unser Test zeigt. Aber es gibt eine Alternative.

Antrags­assistenten für Bafög im Test

Bevor der Staat Bafög zahlt, ist ein umfang­reicher Antrag auszufüllen. Der erfordert zahlreiche Angaben, die mit entsprechenden Nach­weisen unterfüttert werden müssen. Zur Vereinfachung bietet der Staat den Online-Antrags­assistenten Bafög-Digital. Er leitet Schritt für Schritt durch den Antrags­prozess. Anschließend wird der fertige Antrag elektronisch und kostenlos ans Bafög-Amt über­mittelt. Einen ähnlichen Service bieten private Firmen schon seit einigen Jahren an.

Geprüft: Private Antrags­assistenten

Meinbafög, Studierenplus und Deinestudienfinanzierung* sind private Anbieter von Antrags­assistenten für Bafög. Zwei Anbieter sind kosten­pflichtig: Meinbafög verlangt 24,99 Euro pro Antrag, Studierenplus 25,95 Euro. Die Antrag­stellung bei Deine­studien­finanzierung ist kostenlos.

*Das Erstellen und Versenden von Bafög-Anträgen wird von Deine­studien­finanzierung aktuell nicht mehr angeboten (Stand: 25.07.2022).

Anhand von drei Modell­fällen haben wir untersucht, wie gut die Unterstüt­zung beim Antrag funk­tioniert und wie trans­parent die Anbieter sind: Weisen diese eingangs darauf hin, dass nicht sie selbst über den Antrag entscheiden, sondern das Bafög-Amt? Erklären sie im Antrags­prozess wichtige Fach­begriffe wie „Creditpoints“ oder „Bewil­ligungs­zeitraum“?

Meinbafög schneidet mit Befriedigend noch am besten ab, die anderen beiden Anbieter bewerten wir mit Ausreichend.

Unser Rat

Chance.
Wenn Sie eine Ausbildung oder ein Studium absol­vieren, prüfen Sie, ob Sie Anspruch auf Bafög haben. Dabei hilft der Onlinerechner des Studierendenwerks Göttingen.
Entbehr­lich.
Wir haben mit Deine­studien­finanzierung, Studierenplus und Meinbafög drei private Antrags­assistenten für Bafög getestet und halten sie für verzicht­bar. Keiner ist besser als befriedigend. Bei allen Anbietern fehlten uns wichtige Erklärungen. Teil­weise fanden wir unklare oder unrealistische Angaben. Außerdem kosten zwei Angebote Geld.
Unterstüt­zung.
Wenn Sie Bafög beantragen, nutzen Sie den staatlichen Antrags­assistenten Bafög-Digital. Er ist kostenlos und erspart Ihnen das händische Ausfüllen von Form­blättern. Antrag­stellende können dort alle ­erforderlichen Nach­weise hoch­laden und den Antrag elektronisch versenden. Anders als bei den privaten ­Anbietern können auch die Eltern ­ihren Teil orts­unabhängig von den Kindern digital erledigen.

Werbung: Unrealistische Versprechen

30 Minuten – so lange soll ein Bafög-Antrag dauern, wenn man ihn über einen privaten Antrags­assistenten erledigt. Damit werben alle drei Anbieter. Wir halten diese Zeit­angabe für unrealistisch. Zwar lassen sich die Antrags­daten schnell eintippen. Notwendige Informationen und Nach­weise müssen jedoch erst beschafft werden (etwa Konto­auszüge, Studien­bescheinigung oder Steuer­bescheide der Eltern).

Bewertet: Navigation und Antrag

Die Antrags­assistenten waren nicht durch­gängig nutzerfreundlich gestaltet. Manche Auswahl­menüs waren unüber­sicht­lich und einige Schriften schwer lesbar.

Für Fach­begriffe wurden stellen­weise eigene Wörter erfunden. Alle drei Anbieter fragten zudem Daten ab, die im offiziellen Bafög-Antrag nicht vorkommen. Deine­studien­finanzierung will etwa die Abiturnote wissen. Ebenfalls ärgerlich: Für einen Modell­fall ließ sich die Riester-Rente nicht korrekt eintragen.

Meinbafög und Studierenplus über­schlagen bereits früh­zeitig die Höhe des voraus­sicht­lichen Bafög-Anspruchs und passen diese fort­laufend an. Der Anfangs­betrag kann sich im Verlauf nach unten korrigieren. Deine­studien­finanzierung schätzt die Bafög-Höhe erst am Ende des Antrags.

Stolper­steine: Wichtige Infos fehlen

Wichtig war uns, dass die Antrags­assistenten Fach­begriffe verständlich erklären und alle wichtigen Informationen nennen. Dies funk­tioniert mehr oder weniger gut. Ob zur Wohn­situation, zum Vermögen oder zum Lebens­lauf: Bei allen Anbietern fehlten uns an verschiedenen Stellen Hinweise, die für das Ausfüllen des Antrags wichtig sind.

Extras: Von über­flüssig bis hilf­reich

Alle drei Antrags­assistenten bieten verschiedene Zusatz­leistungen an – Meinbafög erstellt beispiels­weise einen Antrag für die Befreiung vom Rund­funk­beitrag. Der Service ist recht sinn­voll, den Antrag kann jeder aber auch schnell selbst online auf der Seite rundfunkbeitrag.de erledigen. Wer Bafög bekommt und nicht bei den Eltern wohnt, kann sich befreien lassen.

Deine­studien­finanzierung ermittelt den individuellen finanziellen Bedarf des Antrag­stellenden, ohne dass dies für den Bafög-Antrag nötig wäre. Wir nehmen an, dass Deine­studien­finanzierung seinen Nutze­rinnen und Nutzern dadurch einen KfW-Studenten­kredit oder einen Zugang zum Brain Capital Bildungs­fonds vermitteln möchte.

Das Ergebnis: Bestenfalls befriedigend

Anhand von drei Musterfällen haben wir untersucht, wie gut Bafög-Antrags­assistenten von privaten Anbietern funk­tio­nieren. Das Ergebnis ist durch­wachsen. Bei zwei Antrags­assistenten kostet der Service Geld. Bei allen drei Portalen ist eine ­Registrierung notwendig.

Anbieter

Meinbafög

Studierenplus

Deine­studien­finanzierung1

Firma

Access 2 Justice GmbH

Lumato GmbH

Firec GmbH

finanztest-Qualitätsurteil

BEFRIEDIGEND (3,1) AUSREICHEND (3,9) AUSREICHEND (4,4)

Trans­parenz und Antrag­stellung 100 %

BEFRIEDIGEND (3,1)

BEFRIEDIGEND (3,4)

AUSREICHEND (3,9)

Trans­parenz und Informationen auf der Webseite

befriedigend

befriedigend

ausreichend

Ausstattungs­merkmale und Funk­tions­umfang

befriedigend

gut

befriedigend

Hand­habung und Verständlich­keit der Antrags­stellung

befriedigend

ausreichend

ausreichend

Nutzerfreundliche Navigation

befriedigend

ausreichend

ausreichend

Mängel der Daten­schutz­erklärung 0 %

gering

deutlich*

deutlich*

Mängel in den AGB 0 %

gering

sehr gering

keine2

Kosten für Einzel­antrag (Euro)

24,99

25,953

Kostenlos

Online-Über­mitt­lung an das Bafög-Amt

nein

nein

ja

Legende

Stand Preise: April 2022

Test­zeitraum: Januar bis Februar 2022

Bewertungs­schlüssel der Prüf­ergeb­nisse:

sehr gut = Sehr gut (0,5–1,5)

gut = Gut (1,6–2,5)

befriedigend = Befriedigend (2,6–3,5)

ausreichend = Ausreichend (3,6–4,5)

mangelhaft = Mangelhaft (4,6–5,5)

ja = Ja

nein = Nein

Mängel in der Daten­schutz­erklärung: Keine, sehr gering, gering, deutlich.

Mängel in den Allgemeinen Geschäfts­bedingungen (AGB): Keine, sehr gering, gering, deutlich, sehr deutlich.

*
Führt zur Abwertung
1
Das Erstellen und Versenden eines Bafög-Antrages ist aktuell nicht mehr Teil des Angebotes von Deine­studien­finanzierung (Stand: 25.07.2022).
2
Keine AGB und damit auch keine unzu­lässigen Klauseln vorhanden; insbesondere gilt das Bürgerliche Gesetz­buch.
3
Kosten Flatrate: 99 Euro.

So haben wir getestet

Im Test

Drei private Bafög-Antrags­assistenten für Schüle­rinnen, Schüler und Studierende.

Unter­suchungen

Wir haben auf Basis realer Fälle und ­Beispiel­rechnungen drei Musterfälle für Studierenden-Bafög erstellt: einen einfachen Stan­dard­fall für ein Inlands­stu­dium, einen für eltern­unabhängiges Bafög eines Studierenden mit Kind sowie einen Fall für Auslands-Bafög. Jeder Bafög-Musterfall wurde bei jedem Anbieter einge­geben, aber nicht abge­sendet. Eingabeschritte und Hilfe­texte wurden per Screen­shot dokumentiert, die E-Mail-Kommunikation gesichert. Zwei Expertinnen testeten und bewerteten die Webseiten und Anträge unabhängig voneinander. Die Eingabe der Musterfälle erfolgte von Januar bis Februar 2022.

Trans­parenz und
Antrag­stellung (100 %)

  • Trans­parenz und Informationen auf der Webseite: Über­prüft haben wir
    Informationen auf der Internetseite zu Vertrags­art, formalen Aspekten und Rahmenbedingungen, Informationen zum Anbieter (Impressum) und Informationen dazu, wie der Prozess der Antrag­stellung via Antrags­assistent ­
    bis zum Versand abläuft.
  • Ausstattungs­merkmale und
    Funk­tions­umfang:
    Wir haben Basis- und Zusatz­dienst­leistungen sowie Kontakt­möglich­keiten für Fragen bei der Antrag­stellung geprüft.
  • Hand­habung und Verständlich­keit der Antrag­stellung: Wir prüften die Antrags­fragen sowie die zugehörigen Informationen und Erläuterungen je Fragen­block, zum Beispiel: Wird
    erläutert, was mit Voll­zeit- oder Teil­zeit-Ausbildung, Creditpoints, Steueriden­tifikations­nummer oder beitrags­pflich­tiger Pflege­versicherung gemeint ist und wo sich entsprechende Informa­tionen finden?
    Wir bewerteten außerdem die Infor­mationen, die zu den einzureichenden Belegen oder zum Bewil­ligungs­zeitraum gegeben werden.
  • Nutzerfreundliche Navigation: Hier bewerteten wir beispiels­weise Navigations­elemente und die Lesbarkeit der Seiten. Marketing, Werbung und Fehler im Programm sahen wir kritisch.

Mängel in der
Daten­schutz­erklärung (0 %)

Ein Jurist prüfte, ob die Daten­schutz­erklärungen den Anforderungen der
Daten­schutz­grund­ver­ordnung (DSGVO) entsprechen. Sicherung der Daten­schutz­erklärungen: März 2022.

Mängel in den AGB (0 %)

Ein Jurist prüfte die allgemeinen ­Geschäfts­bedingungen (AGB) auf ­unzu­lässige Klauseln. Sicherung der AGB: März 2022.

Abwertungen

Abwertungen führen dazu, dass sich Mängel verstärkt auf das Finanztest-Qualitäts­urteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit *) gekenn­zeichnet. Folgende Abwertung haben wir vorgenommen: Bei deutlichen Mängeln in der Daten­schutz­erklärung haben wir das Qualitäts­urteil um eine halbe Noten­stufe ­abge­wertet.

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9 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 18.07.2022 um 13:37 Uhr
    Bafög-Reform 2022: Vermögen des Studierenden

    @McScrooge: Danke, wir ergänzen unsere Antwort entsprechend.

  • McScrooge am 18.07.2022 um 11:52 Uhr
    Bafög-Reform 2022: Vermögen des Studierenden

    Richtig ist: der persönliche Vermögensfreibetrag wird für bis 29jährige von 8.200 € auf 15.000 € erhöht, erst ab 30 Jahren auf 45.000 €. Siehe BmBF BAföG-Reform 2022: Die wichtigsten Änderungen

  • DerLangeFrank am 15.06.2022 um 17:27 Uhr
    Linkverkürzer im gedruckten Heft

    Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie statt TinyURL einen eigenen, selbst gehosteten Linkverkürzer benutzen würden, z. Bsp. YOURLS.
    Vertrauen und Sicherheit sind bei einem Link sehr wichtig! Wenn Abonnenten ihm nicht trauen, werden sie ihn auch nicht aufrufen.
    Gefahren / Nachteile von externen Linkverkürzern:
    - Verschleierung vom Linkziel kann zu Misstrauen führen.
    - Unbrauchbare Links können entstehen - Man ist von externen Anbietern anhängig.
    - Verlust der Kontrolle und Datenhoheit der Links durch Anbieter

  • Elisabeth101 am 09.03.2020 um 12:53 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Spam

  • Berndman am 22.01.2020 um 12:03 Uhr
    Ein notwendiger Artikel - Gute Sache

    Dieser Artikel ist echt eine gute Sache. Denn die Beantragung von Bafög kann echt zum Haare raufen sein, genauso wie BAB. Ein echt umfassender Artikel, der wohl Lebenszeit und bares geld wert sein wird. Eure Arbeit Rockt!