
Zum Reinbeißen. Croissants sind in Bäckertüten gut aufgehoben, wie der Test zeigt. © Stiftung Warentest / Th. Willemsen (M)
Bunt bedruckte Papierbeutel können gesundheitsgefährdende Stoffe wie zum Beispiel Mineralöle enthalten. Gehen sie auf Backwaren wie Splitterbrötchen oder Croissants über? Wie sicher sind die Papierverpackungen? Die Stiftung Warentest hat bunt bedruckte Papiertüten von 27 Backwarenanbietern unter die Lupe genommen, darunter Bäckereiketten, Backshops, Supermärkte und Discounter sowie 3 Biobäcker.
Die Verpackung – Schutz und Schadstoffquelle
Weichmacher aus der Deckeldichtung oder Kunststofffolie, Mineralöle aus dem Karton – Verpackungen sollen Lebensmittel schützen, sie können sie aber auch mit Schadstoffen belasten. Das zeigen unsere Tests immer mal wieder (zuletzt bei Pralinen, test 12/2014). Nicht nur das Material selbst, auch der Aufdruck kann eine mögliche Schadstoffquelle sein.
Problematische Druckfarben
Bei der Lebensmittelüberwachung fallen seit geraumer Zeit chemische Verbindungen auf, die bei der Herstellung bestimmter Pigmente für Druckfarben verwendet werden: primäre aromatische Amine (paA). „Einige paA weisen krebserzeugende und erbgutverändernde Eigenschaften auf“, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Veröffentlichung vom vergangenen Dezember. Etwa in bunt bedruckten Bäckertüten „können einige paA ein Gesundheitsrisiko darstellen, wenn sie auf Lebensmittel übergehen“.
Keine primären aromatischen Amine gefunden
Wir haben Brötchen – je nach Region etwa auch Schrippen, Wecken oder Semmeln genannt – eingekauft und die Tüten untersucht. Erfreulich: Keiner der 27 geprüften Beutel von Bäckereiketten, Backshops, Supermärkten oder Discountern war mit primären aromatischen Aminen belastet.
Auch auf Mineralöle geprüft
Zusätzlich haben wir die Tüten auf Mineralölrückstände getestet. Sie können ebenfalls aus Druckfarben stammen. Auch die Papierart kann entscheidend sein. In der Regel ist Recyclingpapier mit Mineralölen belastet. Aber auch Frischfaserpapier, aus dem die meisten bunt bedruckten Tüten im Test bestehen, muss nicht völlig frei davon sein. Bei der Analyse ging es um zwei wesentliche Stoffgruppen: um MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons). MOSH gelten als problematisch, da sie sich im Körper anreichern können. Noch kritischer sind MOAH. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.
MOSH-Gehalte meist sehr gering
In allen Bäckertüten konnten wir MOSH nachweisen. Die Gehalte waren meist sehr gering. Etwa jeder vierte Beutel enthielt auch MOAH. Gesetzliche Grenzwerte für Mineralölrückstände in Lebensmittelverpackungen gibt es bisher nicht. Es ist aber geplant, die Bedarfsgegenständeverordnung zu ändern – und Höchstmengen einzuführen. Sie werden aber nur für Verpackungen aus recyceltem Altpapier gelten. Trotzdem sind sie die Basis für unsere Bewertung.
Alle Tüten bestehen den Lagertest
Die Tüten von vier Anbietern lagen bei den besonders kritischen MOAH über dem vorgeschlagenen Höchstgehalt. Um zu prüfen, ob und wie viel davon im Lebensmittel landet, machten wir einen Lagertest. In diesen Tüten lagerten wir 24 Stunden bei Raumtemperatur je zwei Croissants oder zwei Splitterbrötchen. Die haben wir ausgewählt, weil Mineralöle bei direktem Kontakt vorrangig auf fettreiche Lebensmittel übergehen. Für den Lagertest haben wir frische Backwaren samt Tüten nachgekauft. Sie unterschieden sich im Aufdruck teils von den Beuteln aus der ersten Testreihe und so auch in der Schadstoffbelastung. Im Lagertest waren MOSH und MOAH in geringen Mengen nur noch in den Tüten von drei der vier Anbieter nachweisbar. Ins Croissant oder Splitterbrötchen ging davon auch nach 24 Stunden nichts über. Alle Tüten im Test eignen sich also zum längeren Aufbewahren von Backwaren. Croissants aber bleiben nur kurz frisch – eingetütet etwa einen Tag. Direkt aus dem Ofen schmecken sie am besten.
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@HThießen: Verpackungen von Tiefkühlprodukten wie beispielsweise von Obst und Gemüse haben wir bisher nicht auf Schadstoffe untersucht. (bp)
Vielen Dank für den informativen Bericht. Ich esse gern tiefgefrorenes Obst und Gemüse. Insbesondere bei den BIO-Varianten ist mir aufgefallen, dass diese häufig in bedruckten Pappschachteln, sogar ohne zusätzlichen Innenbeutel, verkauft werden. Vor dem Hintergrund der von Ihnen gefundenen Schadstoffproblematik frage ich mich nun, ob auch diese Lebensmittel belastet sind. Haben Sie bereits Erkenntnisse hinsichtlich einer möglichen Verunreinigung oder planen Sie einen Test?
Ich finde es gut, dass Sie solche Tests durchführen. Wir müssen nicht erst warten bis giftige Tüten auf dem Markt sind. Und nicht nur die Aufdrucke können Gift enthalten. Auch das Papier muss geprüft werden. Und oft sind die Backwaren stundenlang in den Tüten. Auch dann soll kein Gift in die Lebensmittel übergehen.
@Klausklaus: Vielen Dank für Ihren Hinweis! Wir werden die Ergebnisse umgehend anschaulicher darstellen und bitten noch um etwas Geduld. (bp)
Ich kaufe bei Schäfer's den Kuchen, um Ihn gleich zu verwerten und glaube auch nicht , dass jemand sein Brötchen oder Croissant länger in der Tüte aufbewahrt, sondern gleich isst! Die meisten Tüten sind, wenn überhaupt, auch nur äußerlich mit einem Aufdruck versehen, so dass ich daran zweifle, dass das Gebäck überhaupt mit der Farbe in Berührung kommt!