
Familienausflug. Julia und Simon Plentz tragen ihre Töchter: die neugeborene Nora im Tuch, die knapp zweijährige Mila in der Trage.
Die Stiftung Warentest hat Tragesysteme und Babytragetücher getestet. Ergebnis: Nicht in allen Modellen sitzen Kinder sicher. Dabei gilt grundsätzlich: Das Tragen tut allen Beteiligten gut. Eltern können sich frei bewegen, haben beide Hände frei und können sich um Geschwisterkinder kümmern. Die Kleinen fühlen sich in Tragetüchern und Tragesystemen sicher und geborgen.
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Kind tragen – viele Vorteile für Kind und Träger
Das Tragen fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind. Einige Studien belegen, dass Tragekinder weniger schreien als andere. Obendrein unterstützt die richtige Tragehaltung die gesunde Ausbildung der Hüfte. „Eine gesunde Hüfte im Kindesalter ist die Grundlage für ein schmerzfreies Leben im Alter“, sagt Professor Dr. Dr. Werner Siebert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Das bietet der Babytragen-Test der Stiftung Warentest
Testergebnisse. Die Tabelle zeigt Bewertungen für 11 Tragen (Halbschnallen- und Vollschnallensysteme) sowie vier Tragetücher (gewebte und elastische). Die Produkte eignen sich für Kinder ab der Geburt bis maximal drei Jahre. Die Preise reichen von 40 bis 179 Euro.
Kaufberatung. Für das Kind eignen sich Tragetücher oft besser als Tragen. Sie passen sich an unterschiedliche Größen an, das Kind ist immer richtig gewickelt. Eltern müssen allerdings eine Wickeltechnik lernen. Wer dies nicht möchte, findet im Test auch gute Babytragen.
Tipps und Hintergrund. Etwa ab dem neunten Monat können Kinder in Tragen oder gewebten Tüchern auf dem Rücken sitzen. Zum Reinsetzen braucht es meist Helfer.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus test 1/2020.
Tragen oder Schieben – Eltern haben die Wahl
In der Evolution ist der menschliche Säugling ein Tragling. Auch heute tragen viele Eltern ihre Kinder – sei es zusätzlich zum Kinderwagen oder ausschließlich (zum Test Kinderwagen). Vor dem Kauf einer Tragehilfe müssen sich Eltern zuerst für ein System entscheiden. Die Auswahl reicht von klassischen Tragetüchern über Vollschnallen- und Halbschnallen-Tragen. Hier einige Merkmale:
Warenkunde: Tragetücher und zwei verschiedene Tragesysteme

Von links nach rechts: Ein Babytragetuch, eine Halbschnalle-Trage, eine Vollschnallen-Trage.
Babytragetücher – das bietet der Markt
Eltern, die sich für ein Tragetuch entscheiden, müssen aus einer Vielzahl von Wickeltechniken eine auswählen und erlernen. Es gibt gewebte und elastische Tücher. Die elastischen Tücher sind gestrickt, weich und passen sich der Körperform des Babys und der tragenden Person an. Sie dehnen sich etwas während des Tragens. Je nachgiebiger ein Tuch ist, desto exakter und fester muss es gebunden werden, um einen sicheren Sitz zu gewährleisten. Die gewebten Tücher sind stabiler und eignen sich daher auch, um größere Kinder zu tragen – sogar auf dem Rücken.
Vollschnallen-Tragen – wie ein Rucksack
Sie werden nicht gewickelt, sondern wie ein Rucksack aufgesetzt und mit Gurten (Schnallen oder Klettverschluss) gesichert. Eltern sollten die Breite des Sitzstegs regelmäßig an das wachsende Kind anpassen.
Halbschnallen-Tragen – einfache Verschlüsse
Sie vereinen die Vorteile der Vollschnallentragen (einfache Verschlüsse) mit dem individuellen Binden und Anpassen der Tücher.
Video: So binden Sie das Babytragetuch
Die Beinchen des Babys sollten ein M formen
Nach der Geburt ist die Kinderhüfte noch nicht fertig. Sie ist nur knorpelig vorgebildet und formbar. Um Fehlbildungen zu vermeiden, empfehlen Orthopäden, Babys insbesondere in den ersten sechs Monaten in der Anhock-Spreizstellung zu tragen: Auf der Hüfte sitzend, zieht das Baby die Beinchen an und spreizt sie leicht. Von hinten sieht das aus wie ein M. Der Hüftgelenkskopf befindet sich optimal in der Gelenkpfanne. Die Hüfte kann ohne Fehlstellung reifen.
Babykopf und Babybeine brauchen Stütze
Einige Tragen verfügen jedoch teilweise über ungünstige Sitzstege. Sie lassen sich nicht individuell anpassen. Selbst die Beinchen der Kleinsten hängen unter Umständen ungestützt herunter. In der Haltung drückt der Hüftkopf in die unreife Gelenkpfanne und kann sie verformen. Nicht nur für die Beinhaltung sind manche Tragen ungeeignet – auch das Köpfchen schlackert in ihnen ungestützt hin und her. In den ersten Lebensmonaten können Kinder den Kopf noch nicht selbst aufrecht halten. Daher ist die Kopfabstützung wichtig.
Väter, Großeltern können auch tragen
In der richtigen Haltung können Babys theoretisch rund um die Uhr getragen werden. Die Nähe zu den Eltern beruhigt sie und fördert ihre Entwicklung. Auch Eltern profitieren vom Tragen: Sie haben beide Hände frei, können aufräumen, essen oder sich um Geschwisterkinder kümmern.
Mütter sollten nach der Geburt aber einige Wochen abwarten und sich von den Strapazen der Entbindung erholen. Die Gebärmutter zieht sich zurück, Verletzungen müssen heilen, der Beckenboden soll sich erholen und die Schambeinfuge braucht Zeit, um wieder fest zu werden. In dieser Phase können Vater, Oma oder Opa das Neugeborene tragen, es beruhigen und so Kontakt aufbauen. Grundsätzlich gilt für alle Träger: Langsam anfangen und Muskeln aufbauen.
Stokke und Fillikid mit Schadstoffen
Manche Eltern tragen ihre Kinder viele Stunden pro Tag im Tuch oder in einer Trage. In dieser Zeit lutschen und knabbern die Kinder am Material, sie sabbern und schwitzen. Deshalb sollten die Tragen und Tücher frei von Schadstoffen sein. Wir haben die strengen Grenzwerte für Spielzeug für Kinder unter drei Jahren angelegt. In der Fillikid-Trage fanden wir Formaldehyd. Es kann die Haut reizen und Allergien auslösen. In der Stokke-Trage wiesen wir zwei Flammschutzmittel nach: Eines ist als vermutlich Krebs erzeugend eingestuft, das andere wird von Wissenschaftlern genauso bewertet.
Das Kind kann zu Boden stürzen
Riskant sind auch die Halbschnallentragen von Fidella und Limas: Die Schultergurte können in Rückenposition von den Schultern rutschen. Das Kind stürzt dann ungebremst zu Boden. Andere Tragen verhindern das mithilfe eines Brustgurts. In Reaktion auf unseren Test legen Fidella und Limas nun ebenfalls Brustgurte bei. Beide Unternehmen bieten Kunden, die bereits eine Trage ohne Brustgurt gekauft haben, einen kostenlosen Gurt zum Nachrüsten an.
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