Drei Fragen an Jochen Wettach, Projektleiter

Dr. Jochen Wettach
Wenn Muttermilch keine Option (mehr) ist, kommt die sogenannte Anfangsmilch ins Spiel. Doch ist da wirklich alles drin, was der Säugling braucht? Wie sieht es mit Schadstoffen aus? Und wann ist es sinnvoll, auf hypoallergene Anfangsmilch zurückgreifen? Antworten gibt Jochen Wettach, der als Projektleiter die aktuellen Babymilch-Untersuchung der Stiftung Warentest betreut hat.
Mangelerscheinungen sind nicht zu befürchten
Bekommt ein Baby überhaupt alle Nährstoffe, die es braucht, wenn es mit Babymilch anstatt Muttermilch gefüttert wird?
Wir haben bei allen Produkten im Test die nötigen – und übrigens auch vom Gesetzgeber genau vorgeschriebenen – Nährstoffe gefunden, die Babys für ihre Entwicklung brauchen; Mangelerscheinungen sind also nicht zu befürchten. Allerdings hatte keines der Produkte die allerneuesten wissenschaftlichen Ernährungsempfehlungen schon vollständig umgesetzt (z.B. im Hinblick auf die langkettigen Fettsäuren aus Fischölen). Unabhängig davon ist ohnehin Muttermilch das Allerbeste für ein Baby. Die Vorteile des Stillens gehen aber weit über die Frage der Nährstoffe hinaus: So wird z.B. die Entwicklung des Immunsystems gefördert oder die Mutter-Kind-Bindung gestärkt.
Wie ist die Schadstoffbilanz des Tests?
Schadstoffe haben wir leider in allen Produkten gefunden. Bedenklich sind hier insbesondere die bei der Fettraffination entstehenden krebsverdächtigen Stoffe 3-MCPD- und Glycidyl-Ester. Leider sind diese gegenwärtig noch nicht vollständig vermeidbar; sie lassen sich jedoch immerhin minimieren. Hier hat es in den vergangenen Jahren Fortschritte gegeben, und die Hersteller sollten hier in ihrem Bemühen nicht nachlassen. Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass man auch in der Muttermilch Schadstoffe finden kann, die sich im Körper anreichern können – manche davon bedenklich langlebig. Die Belastung der Muttermilch ist in den letzten Jahrzehnten aber deutlich gesunken.
Sie haben neben gewöhnlicher Säuglingsanfangsnahrung auch hypoallergene Babymilch getestet. Wann sollte diese gefüttert werden?
Wenn z.B. ein Elternteil unter einer Allergie leidet, kommt hypoallergene Säuglingsanfangsnahrung ins Spiel. Eltern sollten dann den Rat von Hebammen und Kinderärzten einholen. Aber auch in puncto Allergievorbeugung gilt: Stillen ist das Beste für das Baby.