
Für Babys erste Lebensmonate ist Muttermilch die beste Wahl. Doch nicht alle Mütter können oder wollen lange stillen. Dann kommt eine Ersatznahrung ins Spiel. Aber ist da alles drin, was der Säugling braucht? Wir haben 15 Baby-Anfangsmilch-Produkte ins Labor geschickt, darunter 4 Spezialnahrungen für allergiegefährdete Babys („HA Pre“). Ergebnis: Acht Produkte sind gut. Wegen Schadstofffunden erhielt eine Babymilch ein Mangelhaft, drei weitere ein Befriedigend.
Ernährungsphysiologisch schneiden alle Produkte gut ab
Ersatzmilch für Säuglinge ist eine sensible Angelegenheit. Bevor Eltern dazu greifen, sollten sie mit dem Kinderarzt oder der Hebamme sprechen. Muttermilch lässt sich nicht eins zu eins kopieren – die Hersteller können nur versuchen, ihre Anfangsnahrung so zusammenzusetzen, dass sie die Säuglinge mit allem versorgt, was für eine gesunde Entwicklung nötig ist. Was Baby-Anfangsmilch enthalten muss, schreibt die deutsche Diätverordnung haarklein vor. Wir haben insgesamt 15 dieser Ersatznahrungen getestet: 11 Fertigmilchprodukte aus der Kategorie der Säuglingsanfangsnahrung Pre, außerdem 4 Produkte für allergiegefährdete Babys – sie werden als HA Pre, Hypoallergene Anfangsnahrung, verkauft. Die gute Nachricht für Eltern: Ernährungsphysiologisch schneiden alle Produkte gut ab (Preise: 6,70 bis 24,20 Euro pro Kilo). Und – ebenfalls erfreulich – krankmachende Keime fanden unsere Prüfer nicht.
Bakterien, Ballaststoffe, Fettsäuren – Mehrwert durch Zusatz?
Wer die Packungen studiert, sieht, was die Hersteller zusätzlich zu den gesetzlich festgelegten Inhalten noch so alles beimischen dürfen. Wie zum Beispiel
- Ballaststoffe. Mehrfachzucker wie Galakto- und Frukto-Oligosaccharide (Gos und Fos), auch als Präbiotika bekannt.
- Mikroorganismen. Darunter fallen auch Milchsäurebakterien, früher als Probiotika bezeichnet.
Sowohl die Bakterien wie auch Gos und Fos sollen gut für die Darmflora sein. Hinreichend belegt ist das laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bislang aber nicht. Anders sieht es aus bei der Docosahexaensäure (DHA), einer mehrfach ungesättigten Fettsäure aus Fischöl: Sie fördert nachweislich Gehirnentwicklung und Sehfähigkeit. Ab 2020 tritt eine Verordnung in Kraft, die dem Rechnung trägt. Wir haben DHA in mehreren Produkten gefunden, aber nur eines im Test erreicht schon jetzt annähernd den künftig geforderten Mindestgehalt von 20 Milligramm pro 100 Kilokalorien.
Schadstoffe gefunden: Ein Produkt fällt durch
Die Diätverordnung regelt praktisch alles, wenn‘s um Ersatzmilch geht – auch was nicht drin sein darf. Zum Beispiel Schadstoffe.
- Glycidyl-Ester. In einem Produkt entdeckten die Prüfer eine bedenkliche Menge an Glycidyl-Estern, die entstehen, wenn Fett raffiniert wird – und aus denen während der Verdauung das wahrscheinlich krebserregende Glycidol wird. Es gibt zwar keine gesetzliche Höchstgrenze für Glycidyl-Ester, solche erhöhten Gehalte sind aber vermeidbar. Deshalb konnte es hier nur ein Mangelhaft im Gesamturteil geben.
- 3-MCPD-Ester. Zwei andere Nahrungen enthielten erhöhte Mengen an 3-MCPD-Ester. Die entstehen wie Glycidyl-Ester während der Fettraffination und wurden 2007 erstmals nachgewiesen. Vermeiden lassen sie sich bislang nicht, aber durchaus minimieren. Das BfR schätzt das Krebsrisiko durch 3-MCPD-Ester geringer ein als das durch Glycidyl-Ester. Deshalb reichte es für die beiden betroffenen Produkte im test-Qualitätsurteil noch für befriedigend.
- Chlorat. In einer weiteren Milch fanden die Tester auffällig viel Chlorat. Es kann etwa über Desinfektionsmittel, die Molkereien verwenden, ins Produkt gelangen und die Jodaufnahme in der Schilddrüse hemmen. Der gesetzlich vorgegebene Höchstgehalt wurde aber nicht überschritten. Die Folge: Gesamtnote befriedigend.