
Elektronisches Auge. Dank Babycam sind Eltern stets informiert.
Die Mini-Spione geben Eltern Sicherheit. In unsicheren WLan-Netzen können sich aber auch Fremde im Schlafbereich umsehen. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und bei zwei Webcams von Motorola und Philips überprüft, wie gut sie die Übertragung von Daten schützen.
Motorola Blink1 und Philips In.Sight im Test

Baby-Webcams. Philips In.Sight und Motorola Blink1 sind nicht gefeit vor unbefugtem Zugriff: In unsicheren WLan-Netzen sehen Diebe oder Voyeure mit.
Am Abend kommt auf der Hochzeitsparty Stimmung auf. Die jungen Eltern unter den Gästen stürmen die Tanzfläche. Ihr Nachwuchs schlummert süß im Hotelzimmer – eine Webcam wacht darüber. Über das WLan des Hotels landen Bild und Ton auf dem Smartphone der Eltern. Doch wer weiß, ob nicht auch ein Voyeur zuschaut, der die Kamera angezapft hat? Um dieses Szenario zu prüfen, nahmen wir die Webcams Motorola Blink1 und Philips In.Sight aus test 5/2015 unter die Lupe. Damals stellten wir fest, dass die zugehörigen Smartphone-Apps verschlüsselt sendeten. Nun galt unser Augenmerk der Internet-Schnittstelle für die Ferndiagnose sowie dem Schutz der Datenübertragung.
Hintertür Ferndiagnose
Nur beim Philips-Gerät fanden wir eine Schnittstelle für die Ferndiagnose. Über sie können sich Techniker von Philips aufschalten und Störungen diagnostizieren. Das ist eine Hintertür, durch die jedoch auch Angreifer eindringen können – sie benötigen lediglich das richtige Passwort. Oft ist das gar nicht schwer zu beschaffen. Im Fall der Philips In.Sight war es Softwareexperten vor kurzem gelungen, das voreingestellte „admin“ aus der Betriebssoftware auszulesen. Philips stopfte die Sicherheitslücke daraufhin umgehend.
Geräte verlassen sich auf die Sicherheit des WLan-Netzes
Anders sah es beim Datenverkehr aus: Beide Kameras sind immer offen für Smartphones, Tablets und Computer im selben WLan-Netz. Die Geräte „verlassen“ sich darauf, dass das WLan gesichert ist. Davon sollte jedoch in Hotels niemand ausgehen. Im ungesicherten WLan können sich Fremde im Hotel oder der Nachbar zuhause aufschalten, ohne dass die Eltern dies bemerken.
Videosignal bei beiden Geräten ungesichert
Wir zeichneten den Datenverkehr auf, entdeckten dabei den Schlüssel zum Videosignal – und sahen auf einem Notebook, was die Kamera übertrug. Außerdem lasen wir bei der Philips In.Sight Temperatur und Luftfeuchte aus, diese Daten erfasst und sendet die Kamera ebenfalls. Auf unsere Nachfrage reagierte Philips prompt: Das Sicherheitsproblem ist bekannt, die Ingenieure arbeiten daran. Auch das Videosignal der Motorola Blink1 konnten unsere Prüfer recht einfach abzweigen. Sie schwenkten die Kamera sogar, sie ist motorgesteuert. In einem Hotelzimmer käme so vielleicht auch das Bett der Eltern ins Visier. Eine Rückmeldung gab uns Motorola bisher nicht.
Fazit: Sicherheit nur daheim
Vor fremden Blicken können Eltern ihr Baby nur zuhause zuverlässig schützen. Dreh- und Angelpunkt ist der Router – die Vermittlungsstelle zwischen den eigenen Geräten und dem Internet. Der Router und das von ihm aufgebaute WLan müssen gesichert sein. Ein individuelles Passwort für den Zugang ist Pflicht, dazu eine sichere Verschlüsselung per WPA2-Protokoll sowie eine Sperre für fremde Geräte. Diesen Dreisprung zu mehr Sicherheit im heimischen WLan beschreiben wir detailliert im Artikel So schützen Sie WLan und Router vor Fremden. Dagegen haben Hotelgäste keinerlei Einfluss auf die Sicherheit des WLan-Netzes. Die untersuchten Babycams lassen sich dort nicht sicher betreiben. Beruhigt feiern können nur Eltern, die ihren Nachwuchs mit einem der in test 5/2015 vorgestellten
guten Babyphones überwachen.