
Junge Menschen können bis zum Ende ihres 29. Lebensjahres beim Versicherer BGV das Versicherungspaket 4starters abschließen. Es kostet rund 240 Euro im Jahr und enthält Privathaftpflicht-, Hausrat-, Rechtsschutz- und Unfallversicherung sowie einen speziellen Onlineschutz. Gegen Aufpreis können Interessierte einen Elektronikschutz dazubuchen. Er umfasst Sachschäden an Waschmaschine, Fernseher oder Smartphone. Unser Schnelltest klärt, ob 4starters sich für junge Leute lohnt.
Duzen und flexible Kündigung – so umwirbt die BGV ihre Zielgruppe
Versicherungen sind nicht sexy – aber wichtig. Der Berufseinstieg kann ein guter Zeitpunkt sein, sich um eigene Policen zu kümmern. Oft endet nach einem Studium oder einer Ausbildung die Mitversicherung bei den Eltern. Insofern ist die Idee der BGV, speziell junge Leute anzusprechen, zunächst mal gut. Im Kleingedruckten duzt der Versicherer seine Kunden darum auch konsequent: „Versichert ist der Hausrat deiner Wohnung“ oder „In folgenden Fällen hast du keinen Rechtsschutz“. Für die derart Angesprochenen weitaus wichtiger: Die Kunden können den Versicherungsvertrag täglich kündigen. Das spricht Menschen an, die flexibel bleiben wollen und sich (noch) nicht lange binden wollen. Täglich kündbare Verträge werden Versicherungskunden sonst nur selten angeboten.
Tipp: Welche Versicherungen Sie wirklich brauchen, finden Sie spielerisch mit unserem Versicherungs-Test heraus.
Privathaftpflicht mit vernünftigem Schutz
Wer anderen einen Schaden zufügt, haftet dafür – und muss im Ernstfall ein ganzes Leben lang zahlen. Darum gehört die private Haftpflichtversicherung zu den wichtigsten Policen. Sie springt in solchen Fällen ein. Die Versicherungsexperten der Stiftung Warentest haben sich den Haftpflicht-Baustein von 4starters angeschaut. Erfreuliches Ergebnis: Wesentliche Haftungsfälle sind gedeckt und der Vertrag erfüllt die Mindestanforderungen der Finanztest-Experten an einen guten Grundschutz.
Tipp: Wer eine sehr gute einzelne Haftpflicht-Police abschließen möchte, muss als Single derzeit mit rund 45 Euro im Jahr rechnen, Familien zahlen ab 50 Euro. Die passende Versicherung für Ihren Bedarf finden Sie mit unserem Vergleich Haftpflichtversicherung.
Hausratschutz inklusive Fahrrad im Wert von 1 000 Euro
Die Hausratversicherung ist auf junge Leute mit überschaubarem Hausrat und wenigen Wertgegenständen zugeschnitten. Die Versicherungssumme beträgt im Schadensfall 35 000 Euro. Der Versicherer zahlt maximal diese Summe, wenn zum Beispiel die Wohnungseinrichtung abbrennt. Ist die Einrichtung sehr hochwertig, reicht dieser Betrag womöglich aber nicht aus. Versichert ist auch der Diebstahl eines Fahrrads im Wert von 1000 Euro, ebenso sind Skier, Fun- oder Snowboards bis 500 Euro mitversichert. Bei Elementarschäden leistet der Versicherer bis 5000 Euro, etwa wenn Starkregen Möbel und Elektronikgeräte im Haushalt zerstört oder beschädigt.
Tipp: Wer einen vergleichbaren Hausratschutz separat abschließt, zahlt in einer Großstadt wie Berlin ab rund 80 Euro im Jahr. Die günstigste Police für Ihren persönlichen Bedarf ermitteln Sie mithilfe unseres Vergleichs Hausratversicherung.
Leistung nach Unfall bei Vollinvalidität nicht ausreichend
Eine Unfallversicherung soll schwere Unfallfolgen finanziell abfangen. Beim BGV-Schutz gibt es bei 100 Prozent Invalidität (Vollinvalidität) maximal 140 000 Euro. Das klingt zunächst nach viel, reicht aber unter Umständen nicht aus, wenn eine Wohnung behindertengerecht ausgebaut, das Auto umgerüstet, eine Haushaltshilfe eingestellt oder das Geld dauerhaft für den Lebensunterhalt reichen muss, weil gesetzliche Zuschüsse nicht ausreichen. Die Finanztest-Experten empfehlen nur Verträge, die bei Vollinvalidität mindestens 500 000 Euro zahlen. Gute Tarife kosten ab rund 120 Euro im Jahr. Entsprechende Policen finden Sie in unserem Test Private Unfallversicherung.
Rechtsschutz reduziert, aber viele Beratungsleistungen
Im Rechtsschutz-Baustein sind hauptsächlich verkehrsrechtliche Streitigkeiten sowie Auseinandersetzungen wegen Reiseverträgen versichert. Hier zahlt der Versicherer auch, wenn es vor Gericht geht. Kunden erhalten weitere Serviceleistungen: Sie können sich über die Beratungshotline des Versicherers bei einem Rechtsanwalt Rat holen, Rechtsfragen über eine App oder über das Kundenportal stellen oder sich einmal pro Jahr persönlich an einen vom Versicherer empfohlenen Anwalt wenden.
Übernahme von Anwaltskosten gedeckelt. Der Versicherer zahlt dann jeweils maximal 250 Euro: Für die Überprüfung eines Arbeitszeugnisses, eines Arbeitsvertrages oder einer Nebenkostenabrechnung, außerdem bei Mietvertragsänderung und Auszug aus einer Mietwohnung. 150 Euro Selbstbeteiligung fallen an, wenn Kunden einen selbst gewählten Anwalt beauftragen. Jedoch reichen diese Leistungen nicht aus, um in wichtigen Lebensbereichen rundum gut versichert zu sein.
Das sollte eine umfassende Rechtsschutzpolice abdecken:
- Privatrechtsschutz
- Berufsrechtsschutz
- Verkehrsrechtsschutz
- je nach Bedarf Rechtsschutz für Mieter oder Vermieter.
Tipp: Gute Rechtsschutz-Tarife gibt es ab rund 280 Euro im Jahr. Sie helfen Versicherten, mit finanzstarken Gegnern auch vor Gericht auf Augenhöhe zu streiten. Wer nur eine Verkehrsrechtspolice abschließen will, kommt mit deutlich unter 100 Euro im Jahr aus.
Onlineschutz beinhaltet auch Beratungen
Beim Onlineschutz sind Käufer bis maximal 3 000 Euro im Jahr versichert, wenn im Internet gekaufte Ware gar nicht oder falsch geliefert wird oder beschädigt ankommt. Das gilt nur für Privatkäufe und nicht für Dienstleistungen wie Strom, Gas und Telekommunikation. Ebenfalls ausgeschlossen sind Online-Verträge über Downloads oder Software-Lizenzen. Privatverkäufer von Waren sind bei Verlusten ebenfalls versichert. Dafür bietet die BGV Leistungen an, wenn Versicherte Opfer von Identitätsmissbrauch geworden sind. Geht es um die Datenrettung nach einer Online-Attacke oder einem Virusbefall, erstattet der Versicherer maximal 1 500 Euro. Für Opfer von Cyber-Mobbing organisiert der Versicherer eine telefonische psychologische Erstberatung durch einen Psychologen und übernimmt dafür die Kosten.
Ab 30 wird es doppelt so teuer
Aufgepasst: 4starters gibt es nur bis zum Ende des 29. Lebensjahres für monatlich 19,90 Euro. Danach verdoppelt sich der Beitrag auf 39,82 Euro, ohne dass die Leistungen steigen. Beim Onlineabschluss rät der Versicherer BGV via „Transparenzhinweis“, die Versicherungen ab dem 30. Geburtstag dem nächsten Lebensabschnitt anzupassen. Zum Beispiel, wenn Versicherte in eine größere Wohnung ziehen oder sich um die langfristige Einkommensabsicherung kümmern und Berufsunfähigkeitsschutz abschließen wollen. Auszubildende und Studenten, die unter 26 Jahre sind, erhalten einen Preisvorteil. Sie zahlen monatlich 9,95 Euro, maximal drei Jahre lang.
Elektronikschutz zubuchbar
Gegen Aufpreis können Kunden einen Elektronikschutz dazubuchen. Bis zum Ende des 29. Lebensjahres kostet das 10 Euro mehr im Monat, danach beträgt der monatliche Aufpreis rund 20 Euro. Versichert sind Sachschäden an Haushaltsgeräten oder elektronischen Geräten wie Fernseher, Beamer, Router oder Smartphone. Der Versicherer leistet bei Schäden, die infolge von Unachtsamkeit, Kurzschlüssen, Bedienfehlern, Wasser oder Feuchtigkeit entstanden sind. Diebstahl ist nicht mitversichert. Erstattet werden notwendige Reparaturkosten; bei einer Entschädigung wird der aktuelle Wiederbeschaffungswert (laut Entschädigungstabelle) zugrunde gelegt. Beispiel: Für ein 16 bis 24 Monate altes Smartphone gibt es 50 Prozent des Wiederbeschaffungswertes. Im Schadensfall fällt eine Eigenbeteiligung von 50 Euro an.
Berufsunfähigkeitsversicherung fehlt
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung beinhaltet das Paket 4starters nicht. Wer sich nicht schon zum Ausbildungs- oder Studienbeginn gegen Berufsunfähigkeit versichert hat, sollte spätestens beim Berufsstart diese wichtige Police abschließen. Sie dient der Einkommensabsicherung, falls nach einem Unfall oder einer Krankheit der ursprüngliche Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. Junge und gesunde Menschen bekommen leichter einen guten Vertrag, daher ist ein früher Abschluss ratsam.
Tipp: Über den passenden Invaliditätsschutz informiert unser Vergleich Berufsunfähigkeitsversicherung.
Fazit: Kein echtes Schnäppchen
Wer glaubt, mit 4starters auf bequeme Art und Weise perfekt versichert zu sein, wird enttäuscht. Im Paket fehlt neben einer Berufsunfähigkeitsversicherung auch der wichtige Auslandsreisekrankenschutz, den alle im Gepäck haben sollten, wenn sie außerhalb Deutschlands unterwegs sind. Guten Schutz gibt es ab rund 10 Euro im Jahr, wie unser Vergleich Auslandskankenversicherung zeigt. Wie oft bei Kombiprodukten sind auch bei 4starters die Einzelbausteine mal gut, mal lückenhaft. Der Preis von rund 240 Euro im Jahr ist auch kein echtes Sonderangebot. Junge Leute bekommen sehr gute Einzelpolicen mit oft besserem Schutz für etwa den gleichen Preis – der sich am 30. Geburtstag nicht plötzlich verdoppelt.
Tipp: Schließen Sie Versicherungsverträge besser einzeln ab. So können Sie leichter Tarife vergleichen und den Durchblick behalten. Generell gilt: Junge Menschen sollten im ersten Schritt eine private Haftpflichtversicherung abschließen, bei Reisen ins Ausland eine Auslandskrankenversicherung dabei haben und sich als Berufsstarter um einen guten Berufsunfähigkeitsschutz kümmern. Mehr Infos finden Sie in unserem umfangreichen Versicherungs-Special So versichern Sie sich richtig – und sparen.
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@immer0711nie0815: Zwar bekommen Studierenden unter 26 Jahren das Paket günstiger, doch die Qualität der Bedingungen ist da genauso durchwachsen. Die Einzelbausteine sind mal gut, mal lückenhaft. Und der wichtige Berufsunfähigkeitsschutz fehlt. Bevor Studenten ihr knappes Budget für eine Hausrat-, Rechtsschutz-, Onlineversicherung ausgeben, sollten sie prüfen, ob sie an eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung kommen. Diese schützt sie bis zur Rente bei Eintritt einer Invalidität vor dem Einkommensausfall. Da die Versicherer für Vorerkrankungen hohe Aufschläge verlangen oder (weitreichende) Ausschlüsse vereinbaren, macht es Sinn, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, solange man jung und gesund ist. (maa)
Bei der Lektüre Ihres Artikels lässt sich für mich nicht ganz nachvollziehen, ob Sie Ihre Aussage, dass es sich bei dem Gesamtpaket um kein echtes Sonderangebot handele, auch auf das Angebot für Studierende und Auszubildende beziehen.
Mein Eindruck ist, dass der monatliche Preis von 9,95 € verglichen mit dem gewährten Schutz ziemlich fair ist. Aber vielleicht ist das auch nur meine Wahrnehmung. Insoweit würde mich Ihre Sichtweise interessieren.
@Westman: Zu einem guten Schutz gehört, die wichtigsten Risiken zuerst zu versichern. Dazu gehört unstrittig eine gute Privathaftpflichtversicherung, die es für Familien ab rund 50 Euro im Jahr gibt. Der Schutz über eine Hausrat-, Unfall- und Rechtsschutzversicherung ist sicherlich wichtig, noch wichtiger für junge Leute ist die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit und eine Auslandsreisekrankenversicherung. (AK)
Wenn ich mir über Check24 Einzelpolicen mit vergleichbaren Leistungen und Versicherungssummen zusammenstelle, bei denen meine Partnerin mitversichert ist , komme ich im best case auf einen Gesamtpreis von über 300 EURO. Können Sie mir vielleicht die Einzelpolicen nennen, die Sie angesprochen haben?