Sie sollen die Haut frisch und natürlich wirken lassen, Makel kaschieren, Feuchtigkeit spenden und vor UV-Strahlen schützen. Halten die Cremes all diese Versprechen?
Testergebnisse für 13 BB Cremes 01/2015
Die Wintersonne strahlt – doch ein Blick in den Spiegel trübt die Stimmung: Das Gesicht wirkt blass und fahl, die Nase rot, unter den Augen dunkle Schatten. Die Lösung für Probleme wie diese erhoffen sich manche von BB-Cremes. Die zwei Buchstaben stehen für Beauty Balm, also „Schönheitsbalsam“ oder Blemish Balm – frei übersetzt: „Creme, die Makel kaschiert“.
BB-Cremes sind die Nachfolger der getönten Tagescremes und gemacht für alle, bei denen es morgens schnellgehen muss. Sie sollen laut Anbietern die Haut nicht nur mit Feuchtigkeit versorgen, sondern auch einen frischen, natürlichen Teint verleihen, Rötungen und Unreinheiten kaschieren und vor UV-Strahlung schützen. Wir wollten wissen, was die vermeintlichen Alleskönner wirklich leisten.
13 BB-Cremes, die auf der Packung UV-Schutz angeben, ließen wir im Labor untersuchen. Je 20 Probandinnen testeten jede eine Woche lang. Ergebnis: Acht Cremes sind gut, eine ist befriedigend. Vier schneiden mangelhaft ab, sie fallen beim Sonnenschutz durch: Biotherm, das teuerste Produkt im Test, Garnier und Maybelline Jade – alle drei aus dem Haus L’Oréal – sowie die BB-Creme von Kiko.
Schönmacher aus der Tube
Ebenmäßige Haut ist eines der wichtigsten Werbeversprechen der Hersteller. Das Gesicht soll dabei nicht maskenhaft und geschminkt wirken. Klappt das? Visagist Luis Huber aus München, der unter anderem in der ARD Schminktipps gibt, nutzt BB-Cremes gern. „Sie sind die richtige Wahl, wenn man frisch, aber ungeschminkt aussehen will“, so Huber.
Bleibt die Frage, ob die Produkte auch im Alltag funktionieren – ohne Visagisten. Die Probandinnen testeten das zuhause. Ebenmäßigkeit und Natürlichkeit beurteilten nicht nur sie selbst, sondern auch drei Experten. Die Probandinnen wurden vor und nach dem Eincremen von allen Seiten fotografiert. Die Experten sahen sich jeweils alle Aufnahmen einer Probandin auf einem Bildschirm an, ohne zu wissen, auf welchem der Bilder sie eingecremt war und welches Produkt sie benutzt hatte.
Bei allen Produkten wirkte der Teint nach dem Cremen gleichmäßiger als vorher. Bei der Natürlichkeit konnte die CV Face BB Cream der Drogeriekette Müller jedoch nicht mit den anderen mithalten. Die Probandinnen waren zudem nicht von der Deckkraft überzeugt und die Creme hätte länger halten können, so die Kritik. Die meisten getesteten Cremes verschönern den Teint zuverlässig für sechs bis acht Stunden.
Tipp: Wenn Sie auch abends noch frisch aussehen wollen, sollten Sie nachcremen. Schminkprofi Huber empfiehlt, Augenringe und Unreinheiten zusätzlich mit einem Concealer oder Abdeckstift zu kaschieren. Reicht die Deckkraft einer BB-Creme nicht aus, „sollte man zu Make-up greifen. Das hat eine höhere Pigmentdichte“, so Huber.
Kann Tagescreme ersetzen
Für Verträglichkeit, Hautgefühl und Pflegewirkung vergaben die Probandinnen meist gute Noten. Doch versorgen die Cremes die Haut tatsächlich erfolgreich mit Feuchtigkeit, wie die Werbung nahelegt? Wir überprüften das mit einem Corneometer. Das Gerät misst unter standardisierten Bedingungen die Feuchtigkeitsanreicherung in der äußersten Hautschicht. Fazit: Die Cremes von Kiko, Biotherm und Müller schwächelten. Alle anderen eignen sich zur täglichen Pflege, eine Extra-Tagescreme ist oft überflüssig.
Riskante Mängel
Nicht nur im Frühjahr und Sommer sollte jeder sein Gesicht vor ultravioletten Strahlen schützen. Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, sollten auch im Herbst und Winter Sonnenschutz verwenden. Das empfehlen Dermatologen. Alle Produkte im Test weisen einen Sonnenschutzfaktor aus. Er gibt an, wie gut die Cremes vor den kurzwelligen UVB-Strahlen schützen, die Sonnenbrand und Hautkrebs verursachen können. Eine gute Creme mit UV-Schutz muss auch UVA-Filter enthalten, um frühzeitiger Hautalterung und Faltenbildung vorzubeugen. Aber nur 9 der 13 BB-Cremes bestanden sowohl die Prüfung des UVB- als auch die des UVA-Schutzes.
Die Kiko BB Cream etwa hält den angegebenen Schutzfaktor nicht ein. Wer sie aufträgt, kann früher einen Sonnenbrand bekommen als laut aufgedrucktem Faktor zu erwarten wäre. Ergebnis: mangelhaft.
Biotherm und Garnier kassieren dasselbe Urteil, weil sie nicht ausreichend vor UVA-Strahlen schützen. Die BB Cream von Maybelline Jade versagt beim Sonnenschutz auf ganzer Linie: Sie wirbt mit Sonnenschutzfaktor 30, einem hohen Schutz. Laut Inhaltsstoffliste enthält sie aber weder UVB- noch UVA-Filter – nur das hier als Farbpigment eingesetzte Titandioxid, das auch vor UV-Licht schützen kann. So erreicht die Creme nur etwa Sonnenschutzfaktor 8. Außerdem schützt sie unzureichend vor UVA-Strahlen.
Wie L’Oréal reagierte
Was sagen die Hersteller dazu? Wie alle Anbieter bei jedem unserer Tests bekamen sie die Messergebnisse vorab mitgeteilt. Kiko schweigt. Die Antwort von Branchenriese L’Oréal, der unter anderem die mangelhafte BB-Creme von Maybelline Jade anbietet, enttäuscht. Der Konzern ließ wissen, die Gesichtspflegeprodukte wiesen den Schutz vor UVB-Strahlen „lediglich als Zusatznutzen“ aus. Es sei „nicht angemessen, die Anforderungen für Beach-Produkte auf Gesichtspflegeprodukte zu übertragen“. Das sehen wir anders: Wird ein bestimmter Sonnenschutz versprochen, muss darauf Verlass sein. Egal, ob es sich um Sonnenlotion oder BB-Creme handelt.
Generell aber gilt: Weil man die getönten BB-Cremes üblicherweise schon aus optischen Gründen nicht so dick aufträgt, sollte jeder bei intensiven Sonnenbädern lieber eine Sonnencreme verwenden – und zwar reichlich.
Keine bedenklichen Aufheller
Im Internet sind auch BB-Cremes mit dem Inhaltsstoff Arbutin erhältlich. Sie sind wegen ihrer hautaufhellenden Wirkung vor allem in Asien beliebt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung stuft den Gebrauch von Arbutin in Kosmetika als „gesundheitlich bedenklich“ ein. Daraus kann sich im menschlichen Stoffwechsel Hydrochinon abspalten. Das steht im Verdacht, krebserzeugend zu sein. Wir haben die Inhaltsstofflisten geprüft: Demnach enthält keine Creme im Test Arbutin.
Tipp: Studieren Sie beim Onlinekauf genau die Inhaltsstofflisten.
Sechs Cremes sind Mogelpackungen

Schon benutzt? Nicht jede Creme im Test ist durch Folie oder Karton geschützt. Prüfen Sie direkt nach dem Bezahlen, ob sie schon mal geöffnet wurde.
Ärgerlich: Sechs Testcremes sind Mogelpackungen, Tabelle. Drei Tuben und drei Faltschachteln fallen zu groß aus – sie lassen mehr Inhalt erwarten, als drin ist.
Erwartungen wecken auch neue Buchstabenspiele der Marketingstrategen: CC-Cremes sollen noch mehr leisten, etwa Falten und Pigmentflecken mildern oder den Hautton korrigieren. „CC“ kann für „Colour Correction“ stehen, zu deutsch: Farbkorrektur. Selbst DD- und EE-Cremes sind vereinzelt schon im Angebot. Was sie wirklich können, bleibt abzuwarten. Material für weitere Tests gibt es jedenfalls genug.
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Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
@christina1989: UVA und UVB-Filter sollen in einem Verhältnis von 1:3 stehen. Beträgt der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des UVB-Schutzes, dürfen Cremes das UVA-Siegel tragen. Verpflichtend ist das jedoch nicht. Wir haben den UVA-Schutz untersucht. Nur zwei Cremes erfüllen diesen Standard nicht. (BP)
Soweit ich weiß, muss der UVA-Schutz nur 1/3 des deklarierten Schutzes betragen, und das ist auch nur gewährleistet, wenn das Produkt ein UVA-Siegel aufweist. Schade, dass ich durch diesen Artikel nicht schlauer geworden bin als ich davor war.
@christina1989: Die Höhe des Sonnenschutzfaktors ist auf der Packung angegeben. Unsere Überprüfung zeigt: Bis auf zwei Cremes wird dieser Wert eingehalten. Allerdings schützen drei BB-Cremes nicht ausreichend vor UVA-Strahlen. (BP)
Für mich ist ein Sonnenschutz in einer bb-Cream durchaus wichtig. Allerdings würde mich interessieren, wie hoch der tatsächliche UVA-Schutz der Cremes war?