
Autowerkstätten pfuschen häufig bei Inspektionen: Nicht einmal jede zweite Werkstatt im Test hat alle präparierten Mängel gefunden. Freie Werkstätten schnitten schlechter ab als Vertragswerkstätten. Stiftung Warentest und ADAC haben geprüft, wie gut Werkstätten Inspektionen durchführen und ob die Rechnungen transparent und fair sind.
Inspektionen für fünf Automarken
Eine Inspektion in der Autowerkstatt ähnelt einem Gesundheitscheck beim Arzt: In beiden Fällen ist der Kunde auf die Fachkompetenz der Experten angewiesen. Er kann kaum beurteilen, ob die Inspektion vollständig und sachkundig vonstatten ging, ob alle „Mängel“ behoben wurden, und ob die Rechnung fair ist. Dass bei den Autowerkstätten Zweifel angebracht sind, zeigt der Test von 75 Betrieben, den die Stiftung Warentest gemeinsam mit dem ADAC durchgeführt hat. Untersucht wurden jeweils fünf Vertragswerkstätten der Automarken Mercedes-Benz, Opel, Renault, Toyota und Volkswagen. Außerdem wollte test wissen, ob die oft deutlich billigeren freien Werkstätten konkurrenzfähig sind. Dafür haben die Tester exemplarisch die Werkstatt-Kooperation Meisterhaft und die Kette ATU ausgewählt.
Fünf präparierte Mängel
Die Testwagen stammten von Autobesitzern aus ganz Deutschland, bei denen tatsächlich eine große Inspektion anstand. Alle Fahrzeuge wurden von Sachverständigen mit fünf Fehlern präpariert: einer defekten Kennzeichenleuchte, einem zu geringen Kühlmittelstand, einem völlig verstellten Scheinwerfer, einem zu niedrigen Luftdruck im Reserverad beziehungsweise einem fehlenden Pannenset und einem ausgehängten Auspuff. Nach der Inspektion überprüften die Experten, ob die Werkstatt die Mängel beseitigt hatte. Die Autobesitzer haben den gesamten Ablauf der Inspektion von der Terminvereinbarung bis zur Übergabe des fertigen Wagens genau dokumentiert.
Listen werden einfach abgehakt
Eigentlich hätten alle Werkstätten bei der Fehlersuche einen Volltreffer landen müssen. Wenn die Betriebe bei der Inspektion, wie sie unisono behaupten, streng nach den Wartungsvorschriften der Autohersteller vorgegangen wären, hätte es bei der Technik nur Bestnoten geben dürfen. Denn die präparierten „Problemstellen“ sind in den Listen aufgeführt. Doch offensichtlich haken viele Techniker sämtliche Kästchen in den Wartungslisten einfach ab, egal ob sie die Arbeiten ausführen oder nicht. Im Unterschied zu den Vertragswerkstätten und den ATU-Filialen haben in den Meisterhaft-Werkstätten nur zwei Drittel der Betriebe die Wartungsliste an den Fahrzeugbesitzer ausgehändigt.
Mercedes vorn
Am besten – sowohl bei der Technik als auch beim Service – schnitten die Mercedes-Benz-Vertragswerksstätten ab. Alle arbeiteten vorbildlich, das Autohaus Schäfer in Königsbrunn sogar mit voller Punktzahl. Auch die Renault-Werkstätten haben alle Fehler behoben, und sie bieten einen guten Service. Bei Opel und Volkswagen gab es jeweils einen Ausrutscher: Eine Opel-Werkstatt übersah einen Fehler, ein Volkswagen-Autohaus zwei Fehler. Toyota bildet das Schlusslicht bei den Vertragswerkstätten. Vier Toyota-Betriebe haben jeweils einen Mangel nicht gefunden, und auch beim Service gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Meisterhaft nicht meisterhaft
Deutlich schlechter sah es bei den freien Werkstätten aus. Nur 8 von 25 ATU-Werkstätten fanden alle fünf präparierten Mängel. Zuverlässig und serviceorientiert arbeiteten lediglich 4. Noch schlechter das Ergebnis bei den Meisterhaft-Betrieben: Nur 6 Werkstätten spürten alle Mängel auf. 11 Betriebe übersahen zwei bis drei Fehler und 3 haben keinen einzigen gefunden. Gerade einmal 2 Meisterhaft-Werkstätten arbeiteten sehr gewissenhaft und boten einen ordentlichen Service.
Rechnungen oft nicht verständlich
Für eine große Inspektion mussten die Fahrzeughalter im Test mindestens 150 Euro hinblättern. Es konnten aber auch, je nach Modell und Werkstatt, mehrere hundert Euro sein. Aber nicht jede Rechnung informiert den Kunden verständlich und detailliert darüber, wie es zu diesen Summen kommt. Häufig erscheinen völlig undurchsichtige Positionen oder es tauchen Posten auf, die weder vom Hersteller vorgeschrieben sind noch vom Kunden bestellt wurden.