Gibt es bei einem Autounfall Verletzte, zahlt die Kfz-Haftpflichtversicherung des Verursachers. Sie leistet zum Beispiel Schmerzensgeld und Verdienstausfall. Doch die Haftpflicht trägt nur die Kosten für die Unfallopfer – nicht die des Unfallverursachers. Sie nimmt ihm nur die Forderungen derjenigen ab, die er beim Unfall geschädigt hat. Er selbst bekommt nichts. In diesem Fall hilft eine Fahrerschutzpolice.
Fahrer geht bei selbst verschuldetem Unfall leer aus
Beispiel: Ein selbstständiger Handwerker baut einen Unfall und bricht sich den Arm. Seine Frau auf dem Beifahrersitz erleidet ein HWS-Syndrom an der Halswirbelsäule. Die Kinder kommen mit Prellungen davon. Frau und Kinder erhalten von der Kfz-Haftpflicht des Vaters Schmerzensgeld. Er selbst bekommt nichts, weder Schmerzensgeld noch Verdienstausfall, wenn er wochenlang von der Arbeit pausieren muss. Wäre der Unfallgegner schuld gewesen, hätte dessen Kfz-Haftpflichtversicherung die Ansprüche der Familie übernommen, auch die des Vaters. Dann wäre wiederum der fremde Fahrer leer ausgegangen.
Lücke im Schutz
Diese Lücke im Versicherungsschutz füllt die Fahrerschutzpolice. Sie trägt die finanziellen Folgen, wenn der Fahrer einen Unfall verschuldet. Außerdem greift sie, wenn kein anderer für den Schaden aufkommt, zum Beispiel bei Unfallflucht. Die Versicherung ist durchaus sinnvoll. Jedes Jahr werden bei Unfällen in Deutschland rund 300 000 Fahrzeuginsassen verletzt, 4 000 sogar getötet – meist trifft es den Fahrer. Etwa zwei Drittel aller Verletzten haben am Steuer gesessen.
Tipp: Bei der Suche nach der richtigen Police hilft der individuelle Kfz-Versicherungsvergleich der Stiftung Warentest. Sie bezieht so gut wie alle Versicherer mit ein und nennt günstige Tarife – genau für Ihren persönlichen Versicherungsbedarf.
Was bringt die Police?
Was die Police leistet, kann sich je nach Anbieter unterscheiden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat Musterbedingungen entwickelt. Sie sind aber für die Unternehmen nicht verbindlich. Im Regelfall zahlen Versicherer:
- Schmerzensgeld – oft aber nur, wenn der Versicherte ins Krankenhaus musste (wobei einige Policen einen Mindestaufenthalt von fünf Tagen verlangen),
- Verdienstausfall, wenn sonst niemand dafür aufkommt,
- Haushaltshilfen, wenn der Versicherte nach einem Unfall darauf angewiesen ist,
- behindertengerechte Umbauten.
Bei schweren Verletzungen, vor allem wenn gesundheitliche Beeinträchtigungen zurückbleiben, reichen die Beträge oft nicht, die der Verletzte aus der gesetzlichen Sozialversicherung erhält. Fahrerschutzversicherungen übernehmen auch diese Lücke.
Auch bei grober Fahrlässigkeit versichert
Die Police leistet auch, wenn der Kunde den Unfall grob fahrlässig verursacht. Sie greift aber nicht bei Fahren unter Alkohol oder Drogen, nicht angelegtem Sicherheitsgurt oder Autorennen und Training dafür. Dasselbe gilt, wenn der Fahrer keinen Führerschein hat oder den Unfall vorsätzlich verursacht, zum Beispiel in Selbstmordabsicht.
Hohe Deckungssummen
Die Deckungssumme reicht bei vielen Angeboten bis 8 und sogar 12 Millionen Euro. Einige sehen aber deutliche Einschränkungen vor, zum Beispiel eine Begrenzung des Schmerzensgelds auf 100 000 Euro, des Verdienstausfalls auf monatlich 2 000 Euro oder der Haushaltshilfe auf 500 Euro.
Rückstufung bei selbstverschuldetem Unfall
Die Entschädigung an sich führt nicht zur Rückstufung des Kfz-Haftpflichtvertrags. Allerdings muss der Versicherte ohnehin eine Rückstufung akzeptieren, wenn er einen Unfall verschuldet und seine Versicherung Entschädigung an den Unfallgegner zahlt.
Eigenständiger Zusatz zur Kfz-Police
Anders als die Kfz-Haftpflichtversicherung ist die Fahrerschutzpolice freiwillig. Sie ist ein eigenständiger Zusatz zur Kfz-Police. Einige Anbieter verlangen, dass der Kunde nicht nur eine Kfz-Haftpflicht bei ihnen abschließt, sondern auch eine Teil- oder Vollkasko. Mitunter wird auch ein Mindestalter verlangt, zum Beispiel 23 Jahre.
Häufig rund 20 bis 40 Euro Zuschlag
Den Fahrerschutz bieten viele Autoversicherer an, aber nicht alle. Der Beitragszuschlag beträgt oft etwa 10 Prozent, häufig 20 bis 40 Euro pro Jahr. Alternative ist eine private Unfallversicherung. Sie zahlt auch bei Unfällen in der Freizeit – kostet aber deutlich mehr.
Tipp: Die Stiftung Warentest hat aktuell Unfallversicherungen getestet. Nur 5 von 124 Policen schneiden sehr gut ab. Zum Test Unfallversicherungen.
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@alle: Es stimmt, dass man mit einem empfehlenswerten Fahrerschutz einen Schutz für den Fahrer beim selbst verschuldeten Unfall bekommt, dessen maximale Zahlung (für den Verdienstausfall, das Schmerzensgeld, die Kosten einer Haushaltshilfe, etc.) sich an der Deckungssumme für Personenschäden der Kfz-Haftpflichtversicherung orientiert, also bis in die Millionenhöhe geht. Für denselben Preis bekommt ein Autofahrer keine Unfallversicherung, die in vergleichbarer Höhe leistet. Warum für Verbraucher die Unfallversicherung dennoch den ersten Rang hat, ist deren breiter Anwendungsbereich. Die Unfallversicherung leistet unabhängig davon, ob sich der Unfall im Verkehr oder anderswo ereignet hat. Im Test in Finanztest 10/15 gab es gute Tarife für Erwachsene mit ungefährlichen Berufen für 117 bis 137 Euro, die bei einer Invalidität von 100% bis zu 500.000 Euro zahlten. Wer über einen solchen Vertrag verfügt, ist in der Regel nicht unterversichert. Es gibt auch einen Fahrerschutz in Form einer Unfallversicherung sowie Mischformen deren Leistungen sich an fest vereinbarten Höchstgrenzen orientieren. Das ist dann der weniger empfehlenswerte Fahrerschutz. (maa)
@zujiko:
Nein ich denke nicht, dass ich das verwechsle. In den Fahrerschutzversicherungen sind die Deckungssummen oft in gleicher Höhe wie das Personenschadenlimit der zugehörigen Kraftfahrthaftpflichtversicherung zu finden also wie hier im Artikel beschrieben 8 bis 12 Millionen.
Genau das ist ja meines Erachtens der wesentlicher Vorteil der Fahrerschutz gegenüber normaler Unfallversicherung. Dadurch dass die Entschädigungsleistung unabhängig von der Deckungssumme ist (eben nur durch diese gedeckelt ist) können so hohe Summen angeboten werden. Bei der klassischen Unfallversicherung ist dagegen die Entschädigungsleistung direkt an die Versicherungssumme gekoppelt (doppelte Summe-> doppelte Leistung bei gleichem Verletzungsmuster), weswegen Millionen-hohe Versicherungssumen sehr teuer werden.
@markusre
Verwechseln Sie die Summen mit den Summen der KFZ Haftpflichtversicherung ? Dort sind diese hohen Summen standart
@zujiko: Sie schreiben "Bei einem Schaden sollten die Summen allerdings identisch sein"
Ich denke das ist ein sehr wichtiger Punkt.
In einer normalen privaten Unfallversicherung gibt es aber keine Summen von 8 Millionen (oder mehr).
@markusre....ich glaube schon, dass der Versicherungsschutz besser ist in der privaten Unfallversicherung. Bei einem Schaden sollten die Summen allerdings identisch sein, mir als Geschädigtem ist es dann nämlich egal ob ich durch einen Unfall als Fahrer zu Schaden komme oder anders geschädigt werde .