Wer beim Vertragshändler ein Auto kauft, kann eine Versicherung gleich mit dazu bekommen. Unsere Stichprobe zeigt: Das ist oft teuer. Nur bei einem von sechs Herstellern war die eigene Police günstiger als der Vergleichstarif eines guten Anbieters auf dem freien Markt. Die Finanztest-Experten erklären, für wen sich eine Herstellerpolice lohnt – und für wen nicht. Eine Tabelle zeigt, wie viel die Herstellerpolicen im Vergleich zu einem günstigen Tarif am Markt kosten.
Alles aus einer Hand – lohnt sich das?
Ein bisschen ist es wie früher bei Tante Emma. „Darfs ein wenig mehr sein?“, hieß es damals an der Wursttheke. „Darfs auch eine Versicherung sein?“, fragt heute der Autohändler. „Alles aus einer Hand“, heißt es beispielsweise bei Volkswagen. Der Kunde muss sich um nichts kümmern. Ob Wartung, Reparatur oder Unfallschaden: Stets ist der Vertragshändler für ihn da. Das ist praktisch, aber lohnt sich das auch?
BMW-Police mehrere Hundert Euro teurer
Finanztest hat sieben Herstellerbanken gefragt, was die Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung einen 35-jährigen Angestellten kostet. Ergebnis: Sie ist oft teuer. Wer sich stattdessen auf dem freien Markt eine günstige Police sucht, kann viel Geld sparen. Unser Modellkunde hat am Ende des Jahres ein paar Hundert Euro mehr im Geldbeutel, wenn er seinen neuen 1-er BMW nicht übers Autohaus versichert, sondern direkt bei einer günstigen Gesellschaft am freien Markt.
Vergleichstarif von der Huk24
Wir haben die Herstellerpolicen mit dem Classictarif des Onlineversicherers Huk24 verglichen. Dieser Tarif bietet in allen wichtigen Punkten gute Leistungen, teils sogar bessere als die Policen vom Hersteller, und er ist im Regelfall preiswert. Wer will, kann auf dem freien Markt sogar noch günstigere Angebote finden. Dafür ist aber ein Preisvergleich nötig, in den Merkmale wie Alter, Beruf, Jahreskilometer, Garage und anderes einfließen.
Nur eine Herstellerpolice ist günstiger als der Vergleichstarif
In unserem Vergleich war nur die Police eines Herstellers etwas günstiger als der Vergleichstarif. Fünf Hersteller waren teurer. Toyota machte keine Angaben: Die Preise seien je nach Händler zu unterschiedlich. Das Ergebnis erstaunt. Denn bei der großen Marktbedeutung der Autofirmen sollten günstige Preise drin sein. Die Hersteller erledigen das Versicherungsgeschäft meist nicht selbst, sondern kooperieren mit gewerblichen Versicherern. Denen vermitteln sie tausende Kunden. Allein die Allianz hat 1,3 Millionen Autos über Autohäuser versichert. VW geht anders vor: Die Wolfsburger betreiben gemeinsam mit der Allianz eine eigene Versicherung. Doch so oder so: Am Ende hat das „Alles aus einer Hand“ für den Kunden seinen Preis – das sagen die Verkäufer nicht.
Käufer teuere Autos können profitieren
Eine Versicherung bekommen oft nur Kunden angeboten, die ihren Neuwagen über einen Kredit der Herstellerbank oder über Leasing finanzieren. Viele Händler versichern auch Gebrauchte. Die Police eines Herstellers verzichtet auf die Einteilung in Klassen. Das bringt unserem Modellkunden in Klasse 5 zwar nur wenig. Aber Fahrer in teuren Klassen können viel sparen. Allerdings nimmt der Anbieter keine Fahrer unter 19 Jahren. Ab 19 Jahren sind Zuschläge fällig, die erst ab 23 Jahren entfallen. Auch Käufer besonders teurer Autos können von einer Herstellerpolice profitieren. Sie bekommen so eher Kaskoschutz. Dagegen lehnen viele Anbieter auf dem freien Markt es ab, Pkw über 60 000 Euro Wert zu versichern. Oder sie nehmen kräftige Aufpreise. Das gilt auch für Autos in hohen Typklassen.
Rabatt und Schadenfreiheit
Einige Hersteller geben Rabatte auf die Police, wenn der Wagen Sicherheitsausstattungen hat. Andere bieten Tarife mit einer Art Rabattschutz an. Einzelheiten hierzu und zum Thema „Schadenfreiheitsrabatt mitnehmen“ erfahren Sie, wenn Sie den Test freischalten.
Der Trend geht zu Komplettpaketen
Einige Hersteller werben massiv für Angebote, bei denen sie die Kosten für Kauf, Wartung, Reparatur, Versicherung, Kredit oder auch Leasing zu einer einzigen Monatsrate verschmelzen. Das läuft unter Bezeichnungen wie „Flatrate“, „Rundum-Sorglos-Paket“ oder „Full-Service-Angebot“. Peugeot versichert sogar die Gesundheit des Kunden: Bei längerer Krankheit entfällt die Rate. Für Autokäufer sind solche Pakete schwer zu durchschauen. Wie viel kostet die Versicherung, wie viel der Kredit, wie viel das Leasing oder die Wartung? Außerdem täuscht die Monatsrate: Meist kommen noch eine Anzahlung und eine Schlussrate hinzu. Kunden müssen also noch zusätzlich Geld zur Seite legen, um den Kauf des nächsten Autos zu stemmen. Finanztest erklärt, worauf Sie achten müssen.