
Hagelschaden – bis zu 30 Millimeter große Dellen im Blech.
Ein Unwetter mit Hagel hat mehrere hundert Autos in der Region Kassel beschädigt. Versicherer laden zur Massenbegutachtung ein. Finanztest war beim Termin dabei und erklärt, wie die Schäden ermittelt werden und was Versicherte anschließend für Zahlungen erwarten dürfen.
Nach dem Hagel kommt der Gutachtertermin
Starkregen, Stromausfall, Hagelkörner mit mehreren Zentimetern Durchmesser – ein heftiges Unwetter tobt an diesem Dienstagabend, am 10. Juni 2014, über Nordhessen. Am nächsten Morgen werden die Hagelschäden an Autos sichtbar. Allein beim Versicherer Württembergische zeigen rund 300 Autobesitzer mit einer Kaskoversicherung ihre Schäden an. Bei der R+V melden sich rund 380 Autofahrer. Bei anderen Kfz-Versicherern sieht es ähnlich aus. Die Schäden nach Unwettern gehen für die Autoversicherer in die Millionen. Nach dem Sturmtief Ela Anfang Juni melden etwa 100 000 Autobesitzer Schäden von insgesamt rund 250 Millionen Euro. „Nach solch großen Hagelereignissen laden wir die Geschädigten oft zu einer zentralen Sammelbegutachtung ein“, sagt Katja Bäcker-Wittke, Pressereferentin von Wüstenrot & Württembergische. Auch andere Versicherer veranstalten Hagelaktionen.
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200 Dellen an einem einzigen Auto

Ehepaar Strich bringt das Auto zur Begutachtung.
In Kassel mietet die Württembergische für eine Woche lang eine große Halle und vereinbart Termine mit Autobesitzern. Mit spezieller Ausrüstung zählen die Gutachter Auto für Auto Hageldellen, messen die Dellengröße aus und erstellen ein Schadengutachten. „Pro Auto kalkulieren wir etwa 40 Minuten Zeit“, erklärt Gutachter Markus Plebst. Auch die Eheleute Strich aus dem nahen Habichtswald fahren mit ihrem zwei Jahre alten Mazda vor. „Ehrlich gesagt: Wir haben vielleicht 20 Hageldellen gesehen“, sagt Carolin Strich. „Umso erstaunter waren wir, als der Gutachter rund 200 Dellen zählte.“ Der Schaden liegt bei etwa 2 700 Euro. Die Kunden können sich entscheiden, ob sie das Auto in die Werkstatt bringen oder sich die Schadenssumme auszahlen lassen. Das Ehepaar Strich lässt das Auto reparieren und sagt danach: „Unser Mazda sieht wieder top aus.“ Den Schaden rechnet die Werkstatt direkt mit dem Versicherer ab.
Vorsicht bei der Wahl der Werkstatt
Nicht jeder Autobesitzer hat Zeit für eine Hagelaktion und manche Autos sind nicht mehr fahrbereit. „In solchen Fällen vereinbaren wir individuelle Termine. Ein Sachverständiger fährt direkt zum Kunden“, erklärt Bäcker-Wittke von der Württembergischen. Nach dem Gutachten empfiehlt die Versicherungsgesellschaft eine Werkstatt. Hat der Autofahrer einen Versicherungstarif mit „Werkstattbindung“, sollte er dem Vorschlag folgen. Denn wenn er das nicht tut, bezahlen die Versicherer meist nur 85 Prozent des Erstattungsbetrags. Wählen Kunden ihre Werkstatt selbst, kommt es außerdem vor, dass diese den Schaden noch einmal selbst begutachtet. Doch was, wenn sie zu einem anderen Ergebnis kommt? „Geht es um eine Differenz von mehreren hundert Euro, sollten Geschädigte unbedingt Rücksprache mit dem Versicherer halten“, rät Bäcker-Wittke. Oft lässt dieser das Auto nachbesichtigen. Gibt es keine Einigung, läuft der Kunde Gefahr, die Mehrkosten bezahlen zu müssen.
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