Viele Autohersteller zahlen eine Abwrackprämie, wenn ihre Kunden den alten Diesel-PKW abgeben und sich dafür ein neues Fahrzeug kaufen. Die Prämienhöhe unterscheidet sich nach Hersteller und Modell. test.de sagt, wie Autokäufer das meiste herausholen können. Unsere Tabelle nennt exemplarisch neben den Prämien für Autos mit Verbrennungsmotor auch die addierten Subventionen von Staat und Herstellern für den Kauf von Elektro- oder Hybridmobilen.
Von Alfa Romeo bis VW: Autohersteller locken Käufer mit Rabatten
Die Automobilindustrie steht wegen manipulierter Dieselmotoren und geschönter Schadstoffwerte im Kreuzfeuer. Nun werben Volkswagen, BMW, Mercedes, Opel, Ford und Porsche und viele weitere Marken mit einer Dieselprämie, mit der die Autokonzerne den Verkauf ihrer Neuwagen in Schwung bringen wollen. Die Prämie – oft als „Umweltprämie“ annonciert – gibt es für Besitzer alter Dieselautos, wenn sie bis Ende dieses Jahres einen Neuwagen kaufen. Der Altdiesel muss mindestens sechs Monate im Haushalt zugelassen sein. Prämientauglich ist der Alt-PKW, wenn er die Abgasnorm Euro 4 oder eine darunterliegende (bis Euro-1-Norm) erfüllt. Die Euro-4-Norm definiert den Emissionsgrenzwert, den neuzugelassene Dieselfahrzeuge bis Ende des Jahres 2010 erfüllen mussten. Danach galt die strengere Abgasnorm Euro 5. Diesel-Autos, die nach den Abgasnormen Euro 5 und später Euro 6 zugelassen wurden, erhalten keine Prämie.
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Pauschalen und Staffelprämien
Zu Beginn dieses Jahres waren nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes 6 362 000 Diesel-Pkw auf deutschen Straßen unterwegs, für die Halter nun die Prämie einstreichen können. Insgesamt waren zu Jahresbeginn rund 15 100 000 Diesel-PKW zugelassen. Die Altautofahrer werden mit Dieselprämien in sehr unterschiedlicher Höhe geködert. Die höchste Summe von 10 000 Euro Prämie zahlen derzeit etwa Volkswagen für das SUV-Modell Touareg, Audi für seinen oberen Mittelklassewagen A6 und Hyundai für den SUV Santa Fe (siehe Tabelle Diesel-Prämien). Alle drei Hersteller haben wie auch Fiat, Ford, Opel und Renault ihre Prämien nach der Größe ihrer Neuwagen gestaffelt. Je größer das Modell, desto höher die Dieselprämie. Für Kleinwagen, wie den Opel Adam, beträgt der Zuschuss nur 1 750 Euro. Anders ist es bei BMW und Mercedes-Benz. Beide Konzerne gewähren beim Kauf eines Neuwagens pauschal 2 000 Euro für den Altdiesel. Obendrauf erhält der Kunde den Zeitwert, der an Hand eines Wertgutachtens berechnet wird. Bei einem gut erhaltenen Wagen kann sich das finanziell mehr lohnen als die Inanspruchnahme einer – nominell höheren – Diesel-Prämie eines anderen Herstellers.
Tipp: Erkunden Sie, welchen Rabatt Sie beim Neukauf Ihres Wunschautos bekommen könnten – ohne Dieselprämie. Vergleichen Sie diesen Rabatt anschließend mit den Angeboten, die Sie im Rahmen der Dieselprämien-Aktion erhalten. Es ist denkbar, dass Händler Rabatte einkürzen, wenn die Dieselprämie mit ins Spiel kommt.
Diesel-Besitzer sollten nachrechnen
Bevor Halter ihren alten Diesel in die Schrottpresse fahren und mit der Prämie einen Neuwagen kaufen, sollten sie den Wert des alten Autos schätzen lassen. Nur so wissen sie, ob der Neukauf mit Prämie für sie ein gutes Geschäft ist. Eine grobe Orientierung über den Restwert ihres Fahrzeugs können sie auf Gebrauchtwagenseiten im Netz ermitteln. So können zum Beispiel ADAC-Mitglieder den aktuellen Wert ihres Gebrauchten per Online-Anfrage ermitteln. Und vom Fahrzeug-Bewerter Schwacke können sich Autobesitzer – bei Angabe von Fahrzeugtyp, Baujahr, Ausstattung und Kilometerstand – für 7,90 Euro ausrechnen lassen, wie viel ihr altes Auto noch wert ist. Noch genauer ist ein Wertgutachten für den Altdiesel, das zum Beispiel Dekra, Tüv oder Gutachter im Auftrag des ADAC erstellen. Das kostet rund 100 Euro.
Restwert des Altdiesels nicht genau kalkulierbar
Die alten Dieselautos werden von Fahrverboten in Großstädten bedroht. Bisher gibt es noch keine Fahrverbote. Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) werden in mehr als 60 deutschen Städten die Stickstoffdioxid-Grenzwerte um mehr als zehn Prozent überschritten, wie Spiegel-Online kürzlich berichtete. Die DUH hat die zuständigen Behörden in den Städten aufgefordert, wirksame Schritte wie Dieselfahrverbote durchzusetzen. In der Folge dürften die alten Dieselfahrzeuge weiter an Wert verlieren. Wie viel, kann derzeit nicht seriös kalkuliert werden. Auch neuere Diesel-PKW mit einer Euro 6 Abgasnorm könnten von Fahrverboten betroffen sein. Halter sollten bei ihren Berechnungen einen Abschlag berücksichtigen.
Beim Kauf auf neue Abgasnorm Euro 6d achten
Der Kunde hat beim Neukauf die Wahl. Er kann sich bei vielen Herstellern für einen neuen Benziner oder aber wieder einen Diesel entscheiden. Mehrere Konzerne fördern mit der Diesel-Prämie den Verkauf neuer Elektro-, Hybrid- oder Gasfahrzeuge. Weitere Boni sollen die Wagen mit alternativen Antrieben für Altdieselbesitzer attraktiv machen. Einzelne Hersteller wie Volkswagen zahlen auch für den Kauf junger Gebrauchtwagen eine Prämie, die aber nicht so hoch ist wie die Dieselprämie beim Neuwagenkauf.
Tipp: Wollen Sie sich einen neuen Diesel kaufen, sollten Sie darauf achten, dass für den Wagen die neuesten Abgasnomen Euro 6d-Temp oder Euro 6d mit geringeren Stickoxid-Grenzwerten gelten. Das Umweltbundesamt empfiehlt: „Wer unbedingt einen Diesel kaufen möchte, sollte mindestens Euro 6d-Temp oder Euro 6d nehmen.“ Denn: „Diesel mit Euro 6a, b oder c halten die Grenzwerte auf der Straße mitunter nicht ein“. Das Amt weist generell darauf hin, dass kleine Autos schadstoffärmer und umweltfreundlicher sind als große.
Käufer von E-Autos profitieren am meisten
Für alternative Antriebe kombinieren Kunden die Diesel-Prämie mit dem Kaufbonus für einen neuen Elektro- oder Hybrid-PKW. Wer mit einem Elektrofahrzeug liebäugelt, für den kann sich eine vorgezogene Anschaffung mit doppelter Förderung tatsächlich lohnen. Wer sich einen neuen Benziner kaufen will, sollte auch darauf achten, dass die Schadstoff- und Verbrauchswerte der Benziner nicht zu negativ sind. Unter den Schlusslichtern im ADAC-EcoTest (ADAC-Zeitschrift 03/2017) fanden sich etwa die Benziner VW Tiguan 1.4 TSI ACT BMT Comfortline DSG und Ford Focus RS, welche auch in unserer Tabelle zu finden sind, die für jede Fahrzeugklasse beispielhaft prämienfähige Modelle nennt.
Beispiel E-Golf: Fast zu einem Drittel über Prämien finanzierbar
Der neue E-Golf kostet nach Herstellerangaben als Einstiegsmodell 35 900 Euro. Mit der Diesel-Prämie von 5 000 Euro, dazu einer „Zukunftsprämie“ von 2 380 Euro plus dem „Umweltbonus“ von 4 380 Euro – 2 000 Euro davon übernimmt der Staat – beträgt der Rabatt für den E-Golf 11 760 Euro. Der Kunde kann sich knapp ein Drittel des Neupreises fördern lassen. Auch BMW, Nissan und Smart bieten für ihre Elektro-Mobile eine Dieselprämie plus Bonus an, siehe Tabelle Diesel-Prämien. Citroën, Peugeot und Toyota lassen derartige Rabattkombinationen für ihre Elektro-Mobile oder Plug-In-Hybride nicht zu.
Tipp: Beantragen Sie den staatlichen Teil der Förderung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Das Antragsformular können Sie auf dem Online-Portal der Bafa unter dem Reiter Formulare ausfüllen.
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Dieses Special ist erstmals am 29. August 2017 auf test.de erschienen. Wir haben es am 30. August 2017 aktualisiert.
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Bei Toyota werden die Diesel- und die Hybridprämie in den Händlerrabatt eingerechnet, erscheinen also nicht wie suggeriert, als "Plus-" Bonus. Ist bei den anderen Herstellern wohl ähnlich. Ist also in der Realität nur ein weiteres verkaufsförderndes Element ohne Nutzen für den Käufer, da der Händlerrabatt sinkt!