
Alles muss mit: So beladen Sie die Dachbox richtig © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Sie schaffen Platz im Auto und bringen auch Paddel und Skier sicher in den Urlaub. Manche Boxen zeigten aber Schwächen im Crashtest – eine riss vorn auf.
Testergebnisse für 10 Dachboxen 03/2020
Das Zelt muss mit, die Wanderstiefel auch, ebenso Yogamatte, Paddel, Skateboard, dazu Schlafsäcke und Nordic-Walking-Stöcke – und das Töchterchen besteht auch noch auf ihrem Riesenteddy: Manch ein Urlaub erfordert so viel Ausrüstung, dass sie sich beim besten Willen nicht ins Familienauto stopfen lässt.
Dachboxen lindern den Packstress − durch zusätzlichen Stauraum auf dem Autodach. Sie schlucken alles Sperrige und Klobige, was nicht in den Kofferraum passt. Doch unser Test zeigt: Wenn die Boxen selbst unter Stress geraten, etwa bei einem Auffahrunfall, spucken manche von ihnen alles wieder aus. Die Stiftung Warentest hat zusammen mit dem ADAC zehn Dachboxen geprüft − unter anderem auf ihre Handhabung und ihren Einfluss auf Fahreigenschaften und Sicherheit. Sie fassen nach unseren Messungen bis zu 455 Liter und kosten zwischen 250 und 630 Euro.
Sechs Modelle schnitten gut ab. Größere Unterschiede zeigten sich bei der Montage, bei der Gebrauchsanleitung und beim Beladen. Mehr als die Hälfte der Boxen schwächelte zudem im Crashtest, zwei verloren Teile ihrer Ladung.
Unser Rat
Vier Dachboxen schafften im Test rundum gute Noten. Insgesamt am besten ist die Thule Motion XT L für 590 Euro. Sie ließ sich am leichtesten handhaben. Auf dem zweiten Platz liegt die Kamei Oyster 450 für 630 Euro. Sie schnitt beim Crashtest am besten ab. Knapp dahinter folgen die Atera Casar L für 420 Euro und die Hapro Trivor 440, die 450 Euro kostet.
Voll beladen, Dachlast überschritten

Teddy. Könnte in die Dachbox passen, kuschelt aber lieber aus dem Rücksitz. © Getty Images / People Images
Fast alle Boxen im Test können laut Anbietern 75 Kilogramm Gepäck transportieren, die Jetbag 50 Kilo. Leider dürfen derart vollgepackte Boxen auf vielen Autodächern gar nicht mitfahren: Zahlreiche Autos − auch unser Testfahrzeug − erlauben insgesamt nur eine Höchstlast von 75 Kilo auf dem Dach, manche weniger. Allein der unverzichtbare Dachträger wiegt um die 5 Kilo, die getesteten Boxen zwischen rund15 und 22 Kilo. Für die schwerste Box, die Northline Tirol 420, bleiben damit nur noch knapp 48 Kilo Zuladung übrig. Bei der Angabe des nutzbaren Volumens übertreiben übrigens viele Anbieter – vor allem Farad. Wir haben nachgemessen: Es passen 80 Liter weniger hinein als angegeben.
Bildergalerie: So befestigen Sie die Dachboxen
Die Montage fällt nicht immer leicht
Je mehr die unhandlichen Ungetüme wiegen, desto schwerer lassen sie sich aufs Dach wuchten. Eine kräftige, geübte Person schafft das vielleicht allein, ohne den Lack zu zerkratzen − besser gehts zu zweit. Befestigt werden die Boxen mit unterschiedlichen Systemen: Bei Thule und Atera zum Beispiel müssen nur vier Rädchen zugeschraubt, bei Kamei vier Hebel umgelegt werden − unter der Box greifen meist Krallen wie Krebsscheren um den Dachträger. Wer dagegen die G3 nutzt, muss erst vorperforierte Löcher aus dem Boxboden stanzen, ein Stahlseil nach außen um den Träger führen, wieder in die Box fummeln und dort festschrauben.
Wenig Hilfe bot die Gebrauchsanleitung von G3. Die Texte waren kaum zu verstehen, ebenso wie bei Farad. Northline irritierte mit sehr winzigen Bildern.
Eine Box öffnet nicht beidseitig
Das Beladen der Boxen fiel teils nicht ganz leicht. Manche ließen sich nicht immer mühelos öffnen oder schließen. Generell müssen auch große Menschen in den Rahmen der geöffneten Autotür steigen, um alle Nischen und Verschlüsse zu erreichen. Bei vielen Boxen ist der Stauraum nicht optimal nutzbar – die Verschlüsse sind im Weg. Die Mont Blanc öffnete die Klappe nicht weit genug, um Sperriges bequem zu verstauen. Manche Boxen verfügen nur über zwei statt drei Gurte, bei der Farad waren die beiden Gurte zudem zu kurz. Praktisch hingegen: Fast alle Dachboxen lassen sich von rechts wie von links aufklappen. Allein Jetbag-Nutzer müssen notfalls den Wagen wenden. Die Box ist nur einseitig zu öffnen.
Tipp: Verstauen Sie erst Sperriges wie Skier oder Paddel, stellen Sie schwere Taschen in die Mitte der Box. Polstern Sie Lücken mit Decken oder Jacken aus, damit nichts verrutscht. Wichtig: Zurren Sie das Gepäck mit den mitgelieferten Gurten fest. Bevor Sie losfahren: Messen Sie nach, wie hoch Ihr Auto jetzt ist – nicht dass Box und Urlaubsstimmung an der nächsten Parkhauseinfahrt oder Mautstation zerschellen. Prüfen Sie bei jeder Rast, ob noch alles festsitzt.
Anbieter und Sicherheitsexperten empfehlen, mit der Box auf dem Dach maximal 130 km/h zu fahren – egal ob leer oder voll. Das Zusatzgewicht verlängert den Bremsweg, erschwert das Ausweichen, und das Auto ist anfälliger für Windböen. Mit der Geschwindigkeit steigt der Lärmpegel. Am unangenehmsten klangen in den Ohren der Tester Thule, Kamei und Northline.
Crashtest: Viele hielten, eine zerbrach
Für den Crashtest packten wir Skier und schwere Skistiefel hinein und simulierten einen Aufprall mit 30 km/h. Dabei wirken enorme Kräfte auf Fahrzeug, Insassen und Gepäck: 50 Kilo Ladung in der Dachbox drängen beim Crash mit dem Gewicht einer halben Tonne nach vorn. Keine der getesteten Boxen konnte da noch die Klappe halten, allerdings mit sehr unterschiedlichen Folgen: Die besten − Kamei, Thule, Atera und Hapro − öffneten nur kurz das Maul. Die Skier kamen zum Vorschein, doch die Gurte zogen sie wieder zurück.
Gerissene Gurte, verlorenes Gepäck
Farad und G3 dagegen spien einen Teil ihrer Ladung auf den Prüfstand. Im Inneren rissen Gurte und Ösen. Bei der Farad zerbarst sogar das Gehäuse, zudem löste sich eine Halterung außen am Dachträger. Nur weil sie nicht komplett vom Dach segelte, bewerteten wir die Box von Farad nicht mit Mangelhaft.
Vollbremsungen überstanden die meisten Boxen hingegen klaglos. Nur die Farad öffnete vorn einen Spalt, als der Testfahrer bei 100 km/h das Bremspedal durchdrückte. Kleine ungesicherte Gegenstände wie am Strand gesammelte Kiesel könnten auf die Motorhaube poltern. Gut gesichertes Gepäck hätte sie aber bei sich behalten.
Regen und Frost meist kein Problem
Harmlose Herausforderungen meisterten die Dachboxen überwiegend gut. So blieb die Ladung bei simuliertem Starkregen nahezu überall trocken. Auch klirrende Minusgrade steckten fast alle gut weg. Eiseskälte kann die Kunststoffgehäuse starr oder spröde machen – Steinschlag oder ein heftiger Stoß beim Beladen etwa mit Skiern daher leicht Schaden anrichten. Neun Modelle trugen in der Stoßprüfung bei minus 20 Grad lediglich Dellen, Kratzer oder Sprünge davon. Nur in die Jetbag schlug der metallische Prüfkörper tiefe Risse – keine Empfehlung für den Winterurlaub.
Was die Noten im Crashtest bedeuten
Mit Gut bewertete Dachboxen streckten beim simulierten Aufprall nur kurz die Zunge heraus, ausreichende verloren ihre Ladung.
GUT
Crashtest-Sieger Kamei Oyster 450 schürzte beim Aufprall mit 30 km/h nur leicht die Lippen. Die Skier lugten kurz heraus, die Gurte im Inneren zogen sie wieder hinein. Im Bild sind die Skier bereits auf dem Rückzug. Der Mund der Dachbox schloss sich wieder ganz.
BEFRIEDIGEND
Dachboxen wie die Norauto Bermude 400 rissen ihr Fischmaul weit auf und würgten die Ladung hervor. Zwar verhinderten die Gurte, dass Skier und Schuhe komplett stiften gingen, doch auch nach dem hier gezeigten Crash ragten sie weit heraus.
AUSREICHEND
Zwei Boxen spuckten einen Teil ihrer Ladung auf den Prüfstand − so wie hier die Farad Zeus 480L, die zusätzlich vorn durchbrach.
Mangelhaft hätte bedeutet, dass eine Box sich vom Träger losreißt und vom Dach fliegt. Das ist in diesem Test nicht passiert.
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Kleiner Tipp: man kann Dachboxen auch mieten statt kaufen. Einfach mal z.B. in Werkstatt nachfragen...
@JonathanStooss: In die Bewertung des „Be- und Entladens“ fließen mehrere Parameter ein. Die Atera wurde hier nicht mit gut bewertet, da beim Schließen das Schloss hakelig einrastet. Auch das Einfädeln der Gurte war umständlicher als bei anderen Dachboxen.
Bei anderen Dachboxen war teilweise der Öffnungswinkel recht klein oder es gab nur zwei Befestigungsgurte usw. Eine Dachbox konnte nur von einer statt von beiden Seiten geöffnet werden, was es vor allem kleineren Personen erschwert, die Box gleichmäßig zu beladen. (Se)
Was ist am "Beladen und Entladen" der Atera Dachbox "befriedigend"? Also worin unterscheidet sie sich hier negativ von den "gut" bewerteten Dachboxen (Thule & Kamei)?
Das geht leider aus dem Bericht nicht hervor.
Danke & Gruß
@guidobre: Gerne weisen wir darauf hin, dass es für viele Automodelle günstige (Universal-)Trägersysteme von Drittanbietern gibt; vor allem für Autos mit Dachreling. (Se)
Wichtig zu ewrwähnen, dass hier immer noch zusätzlich PKW Modellabhängige Trägersysteme beschafft werden müssen, die schnell noch mal 100/150 € on top Kosten.
Für mich immer noch das größte Hinderniss Geld in eine Dachbox zu investieren, so lange es hier kein "one size fits all" gibt....