Autark Invest Auch in Liechten­stein wird ermittelt

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Autark Invest - Auch in Liechten­stein wird ermittelt

Rätselhafte Besitz­verhält­nisse. Warum hat dieses Duisburger Theater eine Gesell­schafterin mit Sitz Virgin Islands? © imago / H. Blossey

Die Sorgen der rund 3 600 Anleger, die der Autark Invest AG Nach­rangdarlehen in Höhe von 135 Millionen Euro gewährt haben, werden von Tag zu Tag größer. Inzwischen ermitteln immer mehr Staats­anwalt­schaften. Dabei richten sich die Ermitt­lungen nicht mehr nur gegen die Chefs von Firmen, die enge geschäftliche Beziehungen zur Autark haben, sondern auch gegen Verantwort­liche der Autark Invest selbst. Neue Fakten weisen auf wirt­schaftliche Schwierig­keiten der Autark Invest hin.

Ermitt­lungen gegen Kühn und Oehri

Frank Haun, Stell­vertreter des leitenden Staats­anwaltes in Vaduz erklärte uns letzte Woche auf Anfrage: „Über Antrag der Liechten­steinischen Staats­anwalt­schaft werden gegen Verantwort­liche der Autark Invest AG beim Fürst­lichen Land­gericht Vorerhebungen wegen des Verdachts der Verbrechen der Untreue und der Geld­wäscherei geführt“. Die Verantwort­lichen der Autark Invest heißen laut liechten­steinischem Handels­register Stefan Kühn und Gerhard A. Oehri. Anleger, die ihr Geld für die ohnehin sehr riskanten Nach­rangdarlehen in Raten einzahlen, sollten ihre Einzahlungen stoppen.

Zur Vorgeschichte siehe Autark-Group AG: Anleger sollten Einzahlungen stoppen

Firmenchef mit dubioser Vergangenheit

Stefan Kühn lenkt nach Aussage von Mitarbeitern die Geschäfte der Autark. Er saß bereits wegen unsauberer Finanz­geschäfte mit einer anderen Firma in der Schweiz zehn Monate in Unter­suchungs­haft – damals noch unter dem Namen Stefan Koschate. In Deutsch­land wurde er zu einer Haft­strafe von 3 Jahren und zwei Monaten verurteilt. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, als Freigänger der Justiz­voll­zugs­anstalt Biele­feld-Senne wichtige Entscheidungen für die Autark-Gruppe zu treffen. Wie berichtet, hat die Autark bis Ende Dezember 2016 rund 135 Millionen Euro Anlegergeld platziert. Davon sind 31 Millionen bereits einge­zahlt, monatliche Raten über gut 100 Millionen Euro stehen noch aus. Dieses Anlegergeld ist nach Einschät­zung von Finanztest stark gefährdet.

Angeblich gewinn­bringende Firmen haben Insolvenz beantragt

Neue Fakten weisen auf wirt­schaftliche Schwierig­keiten der Autark Invest hin. So haben Firmen Insolvenz beantragt, die eigentlich Gewinne erwirt­schaften sollten, um Anlegern die Zinsen für ihre Darlehen bezahlen zu können. Noch vor Kurzem brüstete sich die Firmenleitung in Briefen an die Anleger, wie erfolg­reich die Autark Digital GmbH den Ausbau der Breitbandnetze voran­getrieben habe, nun hat die Gesell­schaft im Dezember 2016 Insolvenz­antrag gestellt. Bereits im Dezember 2016 wurde über das Vermögen der Archea Anlagenbau GmbH in Hessisch Oldenburg das Insolvenz­verfahren eröffnet. An dieser Gesell­schaft, die zusammen mit anderen Firmen der Archea Gruppe den Anlagenbau, den Vertrieb, die Planung sowie das biologische und tech­nische Know-how für die Biogas­unternehmungen bündelt, besitzt die Autark Invest Anteile. Es handelt sich um eine Tochtergesell­schaft der Biogaspark Deutsch­land GmbH. Tatsäch­lich haben drei weitere Firmen der Archea-Gruppe im letzten Jahr Insolvenz­anträge gestellt:

  • Archea Service GmbH,
  • Archea Bioenergie GmbH
  • Archea Biogast­echnologie GmbH.

Angaben der Autark Geschäfts­führung, wonach die Biogaspark Deutsch­land sämtliche Gewinn­erwartungen der Autark Holding erfülle und über genügend Kapital verfüge, um ihre Geschäfts­ziele zu erreichen, erscheinen auch vor dem Hintergrund der Archea-Pleiten zweifelhaft.

„Flaggschiff“ hat Gesell­schafter auf den Virgin Islands

Die TaM Betriebs­gesell­schaft mbH des Theaters am Marientor in Duisburg hat als Gesell­schafterin die Quantum Capital Advisors Ltd, die auf den Britischen Jung­fern­inseln (Virgin Islands) einge­tragen ist. Die Quantum ist mit 25 000 Euro am Theater beteiligt. Selt­samer­weise kann Stefan Kühn – Ehemann der Theaterchefin Sabine Kühn – mit diesem Anteil machen, was er will. Er darf ihn unter anderem veräußern oder verpfänden. So steht es in einer Generalvoll­macht, die der Direktor der Quantum für Stefan Kühn ausgestellt hat. Auf die Frage von Finanztest, weshalb er eine solche Voll­macht habe, antwortete Kühn nicht. Anleger, denen das Theater als „Flaggschiff“ der Vermögens­anlagen genannt wird, dürften aber angesichts solcher Gesell­schafts­verhält­nisse ein ungutes Gefühl bekommen.

Finanz­aufsicht weiß nichts von einer Verschmel­zung

Im Rahmen des geplanten Börsengangs bietet Autark via Presse­mitteilung an, ihre Nach­rangdarlehen in Vorzugs­aktien der neuen Aktiengesell­schaft Autark Group AG umzu­tauschen. Doch das Ganze ist noch längst nicht spruchreif. Eine Sprecherin der Bundes­anstalt für Finanz­dienst­leistungs­aufsicht (Bafin) erklärte gegen­über Finanztest: „Dass eine Verschmel­zung der Autark Group AG in Berlin mit der Autark Invest AG in Liechten­stein aktuell tatsäch­lich beschlossen wurde und voll­zogen wird, ist uns nicht bekannt.“

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