
Autark-Boss Stefan Kühn hat gut Lachen: Die Autark Invest AG zahlt Anlegern ihr Geld nicht zurück. Jetzt sollen sie ihre Anlagen in Wertpapiere der Autark Entertainment Group AG umtauschen. © Quelle: https://autark-entertainment.com/management/, Screenshot: Stiftung Warentest
Hunderte Anleger der im Oktober 2018 liquidierten Autark Invest AG aus Liechtenstein warten seit Monaten vergeblich auf die Rückzahlung ihres Geldes. Jetzt haben sie ein Angebot der Rahl-Geschäftsbesorgungsgesellschaft erhalten. Danach sollen die Anleger dem Umtausch ihrer Nachrangdarlehen in nicht börsennotierte Vorzugsaktien zustimmen. Anleger sollten das Angebot nicht annehmen.
Dubioses Umtauschangebot für Anleger
Diesmal will die Rahl-Geschäftsbesorgungsgesellschaft mbH aus Holzminden Anleger der Autark Invest AG überreden, ihre Nachrangdarlehen in vermutlich weitgehend wertlose Wertpapiere umzutauschen zum Hintergrund des Autark-Krimis. Rahl-Geschäftsführerin Adele Raschke schreibt Anlegern, dass eine „Lösung für Sie in Sicht ist.“ Anleger, die ihre Ansprüche aus den Forderungen gegen die Autark Invest AG an die Rahl abträten, würden dafür von der Rahl als Ausgleich nicht börsennotierte Vorzugsaktien mit einer zweijährigen Kursgarantie erhalten. Die Rahl werde nämlich Inhaberin „vorbörslicher Vorzugsaktien“ der Autark Entertainment Group AG in Berlin und könne über diese verfügen.
Rahl GmbH verkauft Umtauschangebot als lukratives Geschäft
„Der Vorteil der Lösung ist, dass Sie für Ihr Nachrangdarlehen sofort und rechtssicher einen adäquaten wirtschaftlichen Ausgleich erlangen“, schreibt Adele Raschke an Anleger. Die Stiftung Warentest hält diese Aussage für falsch. Anleger sollten das Angebot ablehnen. Die Aktien sind vermutlich weitgehend wertlos. Bereits seit Ende März 2018 ist der Kurs der Aktien der Autark Group AG, bei der der vorbestrafte Stefan Kühn das Sagen hat, nicht mehr festgestellt worden. Hinzu kommt, dass die Autark Group AG laut Amtsgericht Duisburg bald Autark Entertainment Group AG heißen soll. Unseriös: Auf der eigenen Homepage wird die Autark Entertainment Group AG in Berlin unter einer alten Handelsregisternummer der Autark Group AG geführt. Diese ist beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin gar nicht mehr eingetragen. Auch die Angaben zur Umsatzsteuernummer sind falsch.
[Update 7. Dezember 2018]: Nachdem das Amtsgericht Duisburg unsere Fragen zu den Ungereimtheiten der Handelsregistereintragung der Autark Entertainment Group AG bis Redaktionsschluss nicht beantwortet hat, informierte uns die Pressestelle des Amtsgerichts nach Übersendung des Artikels darüber, dass die im Impressum der Autark Entertainment Group AG angegebene Handelsregisternummer des Amtsgerichtes Charlottenburg seit dem 13. November 2017 unrichtig sei und dass eine im Oktober 2018 beantragte Umbenennung der Autark Group AG in Autark Entertainment Group AG am Tag des Erscheinens unseres Artikels (7. Dezember 2018) ins Handelsregister Duisburg eingetragen wurde.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Autark-Boss Kühn und Geschäftsführerin Raschke
Die Autark Invest AG wurde im Oktober 2018 liquidiert und Kühn als Vorstand abgesetzt. Laut Auskunft der Handelsregisterabteilung beim Amtsgericht Duisburg versuchen Kühn & Co derzeit die Autark Entertainment Group AG unter der Handelsregisternummer der Autark Group AG in Duisburg eintragen zu lassen. Bei letzterer ist Adele Raschke Aufsichtsratsvorsitzende.
Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Dortmund sowohl gegen Rahl-Geschäftsführerin Adele Raschke als auch gegen den wegen dubioser Finanzgeschäfte vorbestraften Autark-Boss Stefan Kühn wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs und der Untreue. Kühn und Raschke bestreiten die Vorwürfe. Im Juli 2018 hat die Staatsanwaltschaft Dortmund etwa 40 Autark-Objekte und auch die Rahl Geschäftsbesorgungsgesellschaft mbH durchsucht.
Raschke will Kurswert der Papiere nicht nennen
Wir haben Adele Raschke, laut Homepage Aufsichtsratsvorsitzende, nach dem Kurswert für die „vorbörslichen Vorzugsaktien“ der Autark Entertainment AG gefragt. Der Kurs der Papiere wird in dem Schreiben nicht angegeben. Wie schon zuvor hat Raschke nicht geantwortet. Anleger müssen damit rechnen, dass die übertragenen Aktien weitgehend wertlos sind. Vorstandsvorsitzender der Autark Entertainment Group AG ist zudem Stefan Kühn. Einen weiteren Vorstandsposten hat Rechtsanwalt Jens Walther inne, der die Autark Invest AG öfter rechtlich vertreten hat.
„Autark-Theater“ hinter dem Rücken der Anleger verkauft
Wenig vertrauenserweckend sind auch weitere Geschäfte mit dem Vermögen der Autark-Anleger, die Kühn initiiert hat. So hat er – ohne Autark-Anleger darüber zu informieren – 94 Prozent der Anteile des Theaters am Marientor in Duisburg (TaM Betriebsgesellschaft mbH) verkauft. Weitere 6 Prozent sind an eine Gesellschaft in Leipzig gegangen. Für Anleger der Autark Invest AG waren das keine gute Nachrichten: Ihnen wurde das Theater stets als „gewinnbringendes Flaggschiff“ dargestellt.
Viele personelle Verstrickungen
Der Verkauf hinter dem Rücken der Anleger hat seltsame Begleitumstände. So gründeten zunächst einige Personen – darunter Kühn und seine Tochter Laura Koschate – eine Inncomm Genossenschaft. Diese ging dann wenig später in eine Inco Genossenschaft über. Vorstände der Inco sind Bram ten Hove sowie Grischa Pietsch, ein früherer Autark-Vertriebsmitarbeiter und alter Bekannter Kühns. Bram ten Hove ist nicht nur Inco-Vorstand, sondern auch Geschäftsführer des Theaters am Marientor (TaM). Margarete Pietsch, Ehefrau von Inco-Vorstand Grischa Pietsch hat bei der TaM Einzelprokura. Im August 2017 und vom 12. März 2018 bis zum 30. April 2018 war Stefan Kühn Geschäftsführer der TaM. Aufsichtsratsvorsitzender der Inco ist Rechtsanwalt Jens Walther, ein von Kühn zur Abwehr von Ansprüchen gegen die Autark Invest AG immer wieder beauftragter Rechtsanwalt. Er wird im Impressum der Homepage der Autark Entertainment Group AG zudem als Vorstand genannt.
Inco Genossenschaft steht auf der Warnliste
Das Theater selbst wurde auf der Homepage der Autark Group AG noch als „Autark-Theater“ bezeichnet, als es bereits in einem Prospekt der Inco Genossenschaft abgebildet war. Weder wurden Autark-Anleger noch Inco Genossen über den seltsamen Deal informiert. Genossen wurden im Inco-Werbeprospekt allerdings kulturelle Vorteile in Aussicht gestellt. Ein Bekannter Kühns erklärte gegenüber Finanztest, dass das von Autark vor einigen Jahren für etwa 3 Millionen Euro gekaufte Theater jetzt für 30 Millionen Euro an die Inco verkauft wurde und diese den Kaufpreis in monatlichen Raten von 250 000 Euro abbezahle. Das Geld soll angeblich an die Rahl fließen. Fragen nach der Höhe des Kaufpreises und danach, ob dieser in Raten bezahlt werde, beantworteten Kühn und Pietsch nicht. Ebenfalls unbeantwortet blieb die Frage, wieso und warum der Kaufpreis für das Theater an die Rahl und nicht an die Autark Invest AG fließen soll. Hier antwortete weder Raschke, noch Kühn oder Pietsch. Pietsch ließ über ein Anwaltsbüro mitteilen, dass er wegen des laufenden Verfahrens der Inco gegen die Stiftung Warentest nicht antworte (Details zum Verfahren in der Meldung Inco verliert gegen Stiftung Warentest). Pietsch hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.
Rechtsanwalt Wolfgang Benedikt-Jansen aus Frankenthal, der über 100 Geschädigte vertritt, erklärt, dass Kühn mit Hilfe von Raschke Vermögenswerte der Autark in die Rahl verschiebt, um Vollstreckungen von Anlegern zu verhindern. Kühn habe die Vollstreckungen zwar anerkannt, versuche sie jetzt aber zu vereiteln, erklärte Benedikt-Jansen gegenüber Finanztest (zur Meldung Wo sind die Millionen?).
Warnliste: Wir haben mehrere Autark-Firmen, die Inco Genossenschaft und die Rahl Geschäftsbesorgungsgesellschaft mbH wegen dubioser Geschäfte auf die Warnliste gesetzt.
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Die Historie, das Netzwerk der beteiligten Personen und die Bilanz kann man sich grafisch aufbereitet unter https://www.northdata.de/Autark+Entertainment+Group+AG,+Duisburg/HRB+30071 anschauen, wem's hilft. Man kann sich im Netzwerk auch zu weiteren Firmen der beteiligten Personen durchklicken oder oben nach weiteren Firmen aus der Warnliste suchen.