Aktuell haben 15 Anleger beim Landgericht Dortmund gegen die Autark Invest AG Arrest-Urteile erwirkt. Danach dürfen sie Vermögenswerte der Autark in Höhe ihrer Forderungen pfänden. Die Anleger hatten das Eilverfahren angestrengt, nachdem die Firma zahllosen Anlegern trotz fristgerechter Kündigung ihr Geld nicht zurück gezahlt hat.
Viele Anleger klagen gegen die Autark Invest AG
Zum Hintergrund: Die Autark Invest AG hat mindestens 35 Millionen Euro für sogenannte Nachrangdarlehen von etwa 3 600 Anlegern eingesammelt. Dafür sollten Zinsen von jährlich bis zu 7,5 Prozent fließen. Doch die Investitionen der Autark waren weniger erfolgreich als erhofft. Ein Angebot von Firmenchef Stefan Kühn an Anleger, ihre Nachrangdarlehen in Vorzugsaktien der Autark Group AG umzutauschen, scheiterte 2016. Als dann auch noch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und Geldwäscherei gegen den wegen dubioser Finanzgeschäfte vorbestraften Stefan Kühn bekannt wurden, kündigten zahllose Anleger ihre Nachrangdarlehen und forderten ihr Geld zurück. Die Autark zahlte jedoch in vielen Fällen nicht. Viele Anleger klagen deshalb.
Die Historie im Detail:
Autark-Group AG: Anleger sollten Einzahlungen stoppen
Autark Invest: Auch in Liechtenstein wird ermittelt
Autark-Nachrangdarlehen: Anlagekrimi
Autark Invest AG: Drohung mit Pleite
Mehr als 120 Anleger melden sich bei Rechtsanwalt

Am Geschäftssitz der Autark Group AG in der Grunewaldstraße 22 in Berlin fanden wir zwar ein Schild mit 15 Firmennamen, allerdings mit der Aufforderung... © Stiftung Warentest
Über 120 Anleger der Autark Invest AG haben sich bei Rechtsanwalt Wolfgang Benedikt-Jansen in Frankenberg gemeldet. Da Benedikt-Jansen fürchtet, dass die dubiose Liechtensteiner Autark Invest AG nach langwierigen Hauptsacheverfahren nicht mehr in der Lage sein wird, Anlegergelder auszuzahlen, hat er bei Gericht Arreste beantragt. Das sind Eilverfahren, die verhindern sollen, dass ein Schuldner nach erfolgreicher Klage gegen ihn mit dem Geld über alle Berge ist. Bis zum 5. April 2017 haben neun Anleger beim Landgericht Dortmund Arresturteile erwirkt. Sie dürfen jetzt Vermögenswerte in Höhe ihrer Forderungen bei der Autark Invest pfänden, die Ende März von der Autark Group AG übernommen wurde.
Arreste mit einem Volumen von 1,8 Millionen Euro anhängig

... alle Briefe für diese Unternehmen in den Briefkasten der „advantec“ einzuwerfen. © Stiftung Warentest
Zur Begründung führt das Gericht unter anderem an, dass der Versuch mit dem Tausch von Nachrangdarlehen gegen Aktien Liquidität zu schaffen dafür spreche, dass es nicht genügend Geld gab, um die Nachrangdarlehensansprüche zu befriedigen. Insgesamt gesehen könne das Gericht kein ausreichendes Vermögen der Autark Invest AG im Inland sehen, auf das Anleger zugreifen könnten. Benedikt Jansen hat inzwischen 60 weitere Arrestverfahren mit einem Anlagevolumen von 1,8 Millionen bei Gericht eingereicht.
Kühn hat Rückzahlungen zum 1. April 2017 versprochen
Zwar versichert der wegen dubioser Finanzgeschäfte gerichtsbekannte Stefan Kühn, jetzt Vorstand der Autrak Group AG in Berlin, alle Anlegerforderungen erfüllen zu können. Finanztest gegenüber erklärte Kühn, dass die Zahlungsschwierigkeiten der Autark Group, sofern es solche geben könnte, ausschließlich mit Verzögerungen der GmbHs Derivest und Sensus zusammenhängen, die knapp 15 Millionen Euro, die die Autark Invest AG dort investiert habe, bisher nicht zurückgezahlt habe. „Damit beginnen die Rückzahlungen an die Kunden am 1. April 2017.“
Rückzahlungsplan der Derivest zweifelhaft
Ob die von der Derivest und der Sensus zugesagten Rückzahlungen, die angeblich in mehreren Tranchen zum 30. März, zum 30. Juni, zum 30. September und zum 30. Dezember 2017 stattfinden sollen, allerdings fristgereicht erfolgen, darf bezweifelt werden. Denn gegen die beiden Firmen wird von der Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdachts im Zusammenhang mit Geldanlagen in zweistelliger Millionenhöhe ermittelt. Nachfragen bei Autark-Anlegern am 5. April 2017 ergaben, dass sie bisher kein Geld erhalten haben.
Kühn: Theater ist 30 Millionen Euro wert
Zu seinen Gunsten führt Kühn weiterhin an, dass der Wert des Theaters am Marientor in Duisburg heute aufgrund der Auslastung und Besucherzahlen 30 Millionen Euro beträgt. „Kommende Woche kommt ein Gutachten eines staatlich bestellten und vereidigten Gutachters, aus dem hervorgeht, dass der Wert des Theaters aufgrund der Auslastung und Besucherzahlen 30 Mio Euro beträgt,“ teilte uns Kühn Ende März 2017 mit. Das entsprechende Gutachten werde er Finanztest alsbald vorlegen. Bisher hatte Finanztest von Kühns Ehefrau Sabine, die Chefin des Theaters ist, keine belegbaren Informationen für erwirtschaftete Gewinne erhalten, mit denen die Zinsen der Nachrangdarlehen von Anlegern bedient werden könnten.
Aktienkauf ist hochriskant
Auch weist Kühn auf den Handel mit der Aktie der Autark Group AG an der Börse Hamburg hin. Dass der Aktienhandel im High Risk Market und nicht – wie mehrfach angekündigt – im regulierten Markt stattfindet, schreibt Kühn nicht. Auch nicht, dass es weiter keinen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) genehmigten Wertpapierprospekt gibt und die Firma den seit Monaten angekündigten Schritt in den regulierten Markt nicht geschafft hat. Im regulierten Börsenverkehr müsste die Autark Group AG regelmäßige Transparenzvorgaben erfüllen wie etwa die Einreichung von Jahresabschlüssen und Zwischenberichten oder Mitteilungen zu kursrelevanten Tatsachen abgeben. Im High Risk Market gibt es solche Vorgaben nicht. Ein Grund mehr für Anleger, ihre Nachrangdarlehen lieber zu kündigen als sie in hochriskante Aktien umzutauschen.
-
- „Gemeinsam die Zukunft gestalten. Sei dabei!“, wirbt die 2017 gegründete Inco Genossenschaft in Dortmund um Mitglieder. Investieren will sie in Kultur, Handel und...
-
- Während die Staatsanwaltschaft Dortmund gegen den wegen dubioser Finanzgeschäfte bereits vorbestraften Stefan Kühn im Zusammenhang mit einer Autark-Gesellschaft...
-
- Als die Rahl-Geschäftsbesorgungsgesellschaft mbH, Duisburg, im Jahr 2018 Anlegern der liquidierten Autark Invest AG den Umtausch ihrer Nachrangdarlehen in nicht...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.