
Der Streit zwischen Autark-Boss Stefan Kühn und dem heimlichen Macher des unseriösen Onlinedienstes Gerlachreport, Rainer von Holst, ist erneut entbrannt. Anfangs hatte der Gerlachreport kritisch über die umstrittenen Geschäfte der Firma Autark berichtet. Dann folgte im August die Wende: Der Gerlachreport berichtete positiv über Autark. Doch Autark-Boss Kühn wollte für die Positiv-PR nicht bezahlen. Jetzt hagelt es wieder Negativ-Berichte. Hier lesen Sie die Hintergründe.
Gerlachreport kassiert Geld für positive Berichte
Der Onlinedienst Gerlachreport wird von vielen Finanzvermittlern und Firmenvertretern gelesen, die riskante Produkte des grauen Kapitalmarkts vermitteln und daran gut verdienen. Auf den ersten Blick scheint es, als ob der Gerlachreport vor unseriösen Graumarktanbietern warnen will. Die Warnungen dienen aber offenbar dazu, um mit Graumarktanbietern lukrative Verträge abzuschließen. Zahlen die Anbieter, um negative Berichte über ihre riskanten Geschäfte zu vermeiden, veröffentlicht der Gerlachreport keine negativen Berichte mehr.
Autark Group AG steht auf der Warnliste
Die Autark Group AG und weitere Firmen der Autark sind von den Experten von Finanztest bereits vor Monaten auf die Warnliste der Stiftung Warentest gesetzt worden.
Wie berichtet hat die Autark Invest AG mit Sitz in Liechtenstein vielen Anlegern, die bei ihr riskante Nachrangdarlehen abgeschlossen haben, ihr Geld nicht zurückgezahlt. Über 120 Anleger haben deshalb geklagt und bei Gericht Arresturteile erwirkt und Vermögenswerte der Autark in Höhe ihrer Forderungen gepfändet. Insgesamt sind 3 600 Anleger betroffen. Sie haben Verträge mit einem Volumen von 135 Millionen Euro bei der Autark Invest AG gezeichnet.
Autark-Boss Kühn hat einen schlechten Ruf
Autark-Boss Kühn hat bei vielen Vermittlern einen schlechten Ruf. So ist er wegen dubioser Finanzgeschäfte vorbestraft. Berichte über staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verschwindens von rund 10 Millionen Euro Anlegergeld im Umfeld der Autark-Gruppe und Vorerhebungen gegen Verantwortliche der Autark Invest AG in Liechtenstein „wegen des Verdachts der Verbrechen der Untreue und der Geldwäscherei“ sind ebenfalls schädlich fürs Geschäft. Im Handelsregister in Liechtenstein werden als Verantwortliche Autark-Boss Stefan Kühn und ein Gerhard Oehri genannt.
Autark-Boss Kühn: Gefundenes Fressen für Rainer von Holst
Für den heimlichen Macher des Gerlachreport, Rainer von Holst, war Autark-Boss Kühn also ein gefundenes Fressen. In zahllosen Berichten wurden nicht nur die dubiosen Finanzgeschäfte von Autark-Boss Kühn behandelt, sondern auch dessen Privatleben. Trotzdem will sich Autark-Boss Kühn zunächst geweigert haben, für die angebotene Positiv-PR zu zahlen.
Autark: Wir werden erpresst
In einem Brief an Anleger der Autark-Gruppe heiß es, man lasse sich nicht erpressen und werde nicht „dafür zahlen, dass die falschen, verleumderischen Artikel nicht mehr erscheinen“. Kurz darauf gab Autark-Boss Stefan Kühn aber offenbar den Geldforderungen des hinter dem Gerlachreport steckenden Rainer von Holst nach. Daraufhin wurden die negativen Berichte, in denen der Autark-Gruppe gewerbsmäßiger Anlagebetrug und Veruntreuung von Anlegergeld vorgeworfen wurde, gelöscht. Auch Berichte über Autark-Boss Kühn unter reißerischen Titeln wie „Zockte Betrüger auf Freigang Kunden ab?“ wurden entfernt.
Gerlachreport: Aus Kritik wurde plötzlich Lob
Nach einer kurzen Berichterstattungspause berichtete der hinter dem Gerlachreport steckende Rainer von Holst dann positiv über Autark-Boss Kühn und lobte dessen Anlageangebote. Finanztest und andere Kritiker der Autark-Gruppe – darunter ein Anwalt, der erfolgreich Autark-Geschädigte vertritt – werden nun als unseriös dargestellt. Zuvor hatte der Gerlachreport diese Kritik positiv aufgegriffen.
Kein ordentliches Impressum
Grund für die plötzliche Positiv-PR ist ein Vertrag, den Autark-Boss Stefan Kühn am 13. August 2017 unterschrieben hat. Darin verpflichtet Kühn sich, monatlich knapp 100 000 US-Dollar dafür zu zahlen, dass die PR- und Öffentlichkeitsarbeit der Autark-Gruppe vom Herausgeber des Gerlachreport organisiert wird. Als Herausgeber des unseriösen Gerlachreport wird im Impressum eine Firma angegeben, die Newsroom LLC heißt. Mit dieser Firma schließen die Unternehmen die Verträge. Überwiesen wird das Geld allerdings an den Mann hinter dem Gerlachreport, Rainer von Holst. Von Holst, eine ebenso zwielichtige Gestalt wie Autark-Boss Kühn, soll seinen Wohnsitz in die USA verlegt haben, um sich dem Zugriff deutscher Behörden zu entziehen. Um rechtliche Schritte von Geschädigten gegen den Gerlachreport zu verhindern, gibt es im Gerlachreport kein ordnungsgemäßes Impressum mit einer namentlich verantwortlichen Person und einer ladungsfähigen Adresse.
Streit entzündet sich, weil Autark nicht zahlt
Die positiven Berichte des Gerlachreport über die Autark enden abrupt, als Autark-Boss Kühn den für Mitte August 2017 vereinbarten Zahlungstermin nicht einhält. Rainer von Holst ist darüber offenbar so sauer, dass er nicht nur den positiven Bericht über Autark-Boss Kühn wieder löscht, sondern wütend titelt: „Wegen Vertragsbruch gefeuert“. Seither werden Leser des Gerlachreport wieder mit Negativmeldungen über Autark-Boss Kühn und die Autark-Gruppe überschüttet. So wird unter anderem über die Pleite der gesamten Autark-Gruppe berichtet. Autark-Boss Kühn hat die Berichte auf der Internetseite der Autark Group AG zurückgewiesen.
Gleich mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln
Nicht nur gegen Autark, auch gegen den Gerlachreport wird in Deutschland ermittelt. Neben der Staatsanwaltschaft in Hamburg ermittelt auch die Zentralstelle der Generalstaatsanwaltschaft für Cybercrime in Bamberg gegen den Gerlachreport. Finanztest hat gegen den Gerlachreport sowie gegen hinter dem Gerlachreport steckende Personen Anzeige wegen Erpressung, Verleumdung und weiterer Delikte erstattet.
Finanztest warnte frühzeitig
Finanztest warnte Anleger frühzeitig vor den Machenschaften Kühns und seiner Mitstreiter. Wir berichteten von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Kühn sowie gegen Firmen, bei denen Anlegergeld der Autark verschwunden ist. Mehrere Firmen der Autark-Gruppe landeten auf der Warnliste der Stiftung Warentest.
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Ich bin selbst geschädigte Anlegerin und kann nur aus eigener Erfahrung bestätigen, dass die Autark wohl nie vor hatte das Geld je wieder an die Anleger auszuzahlen. Wir alle warten jetzt seit über 1 1/2 Jahren auf unser Geld und ich frage mich langsam, ob davon auch nur ein einziger Euro verfügbar ist, nachdem ja Rechtsanwälte (auf Seiten der Autark) und fragwürdige Journalisten (Gerlach-Report) scheinbar großzügig bezahlt wurden...
Wo greift hier das Rechtssystem?
@alle: Die Bemerkungen von argubi sind falsch. Finanztest hat über die Autark Invest AG aus Liechtenstein berichtet, weil sich bei uns zahllose Anleger darüber beklagt hatten, dass ihnen die Firma ihr Geld nicht zurückzahlt. Auch warnten wir Anleger mit langjährigen Ratenverträgen davor, noch weiteres Geld in die marode Firma einzuzahlen. Weiter warnten wir vor dem Angebot, Nachrangdarlehen in riskante Aktien der verschuldeten Autark Group AG umzuwandeln. Des Weiteren klärten wir Anleger darüber auf, dass von Autark als erfolgreich beschriebene Firmen bereits pleite sind und der wegen dubioser Finanzgeschäfte vorbestrafte Boss der Autark-Gruppe, Stefan Kühn, Anlegern in Briefen dazu überreden wollte, Geld in neue zweifelhafte Geschäfte zu stecken. Der erst seit Ende 2016 online gegangene Gerlachreport war uns bei der Erstellung der Berichterstattung nicht bekannt. Unsere Berichterstattung zu diesem Thema stützen wir ausschließlich auf eigene Recherchen. (maa)
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gegen die Netiquette
@GuessWhat
Richtig was Sie auf Jens.H entgegnen. Hier ist allerdings der Sonderfall: Wer will das zur Anzeige bringen, ohne seine wahre Identität zweifelsfrei Preise zu geben???
Ein gut gemeinter Rat, falls die Herren, von denen sie berichten auch nur annähernd so sind, wie sie sie beschreiben: Die direkte Unterstellung oder Bezichtigung von Straftaten (z. B. Betrug) - sofern nicht gerichtlich festgestellt - kann zivil- und strafrechtliche Konsequenzen für sie haben.