
Die Autark Group AG zahlt Anlegern, die ihre Nachrangdarlehen gekündigt haben, ihr Geld nicht zurück. Rund 100 Anleger haben inzwischen geklagt und Arreste erwirkt. Damit haben sie Vermögen in Höhe ihrer Forderungen bei der Autark Group AG gepfändet. Derweil versucht der gerichtsbekannte Autark-Chef Stefan Kühn, Anlegern neue dubiose Konzepte schmackhaft zu machen.
Anwalt hat Konten der Autark gepfändet
Seit Stefan Kühn, wegen dubioser Finanzgeschäfte vorbestrafter Vorstand der Autark Group AG, seine Zahlungsversprechen wiederholt nicht eingehalten hat, klagen immer mehr Anleger auf Schadenersatz. Rechtsanwalt Wolfgang Benedikt-Jansen aus Frankenberg hat inzwischen über 100 Arreste gegen das Unternehmen erwirkt. Viele davon sind bereits rechtskräftig. Auf diesem Weg hat Benedikt-Jansen Konten der Autark in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro gepfändet. In der Folge müssen zum Beispiel die Mieter der Autark-Villa in Olpe ihre Miete direkt an das Amtsgericht überweisen. Wie mehrfach berichtet, zeichneten etwa 3 600 Anleger bei der Autark Invest AG in Liechtenstein (heute Autark Group AG) Nachrangdarlehen in Höhe von 135 Millionen Euro. Dafür sollten sie Zinsen von jährlich bis zu 7,5 Prozent erhalten. Doch viele Geschäfte der Firma gingen schief. In Liechtenstein wird gegen Kühn ermittelt, in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Firmen, denen Kühn Anlegergeld zur Verfügung gestellt hat.
Die Autark-Berichte auf test.de:
Autark-Group AG: Anleger sollten Einzahlungen stoppen
Autark Invest: Auch in Liechtenstein wird ermittelt
Autark-Nachrangdarlehen: Anlagekrimi
Autark Invest AG: Drohung mit Pleite
Autark Invest AG: Arreste gegen Autark Invest AG erwirkt
Die Umsetzung neuer dubioser Ideen bleibt im Dunkeln
Derweil versuchen Kühn und seine Mitstreiter, darunter der Vorstand der Autark Group AG Dimitrios Paparas, mit neuen dubiosen Geschäftsideen Anleger zu überreden, ihr Geld in dem Unternehmen zu lassen. In einem Brief, der von Kühn unterschrieben sei, wird Anlegern weis gemacht, dass ihr Geld noch nicht verloren ist, wenn sie Miteigentümer einer Investitionsgemeinschaft werden. Da ist von einer starken Autark-Investitionsgemeinschaft die Rede, die Arbeitsplätze schaffen soll, Wohnraum fördern will und ressourcenschonende Energie gewinnen will. Wie das gehen soll, bleibt im Dunkeln.
Viel heiße Luft
Mit allen möglichen Versprechen versucht Kühn Anlegern sein Angebot schmackhaft zu machen. So werden Anlegern, die dem Umtausch ihrer Nachrangdarlehens in eine Hypothekenanleihe zustimmen, Gratisaktien der Autark Group AG versprochen. Dass die Aktien hochriskant sind und wertlos werden, falls die angeschlagene Autark Group pleite geht, wird Anlegern nicht erklärt. Auch sonst enthält der Brief an die Anleger viel heiße Luft. Konkret ist der Brief allerdings bei dem Formular, das Anleger unterschreiben sollen. Sie stimmen darin der Stundung der Kündigung ihres Nachrangdarlehens bis zum 30. Oktober 2017 zu. Offenbar wollen Kühn & Co. Zeit gewinnen, um ihr dubioses Gesamtkonzept in eine juristisch tragfähige Form zu bringen.
Autark-Antworten dürften Anleger erschrecken
Erschrecken dürfte Anleger der Autark Group AG die Antworten von Vorstand Dimitrios Paparas auf eine Finanztest-Anfrage. Die Antworten sind häufig schwammig und zum Teil absurd. Um Anlegern einen Eindruck zu vermitteln, veröffentlichen wir den gesamten Inhalt der Autark-Mail, die auch unsere Fragen enthält.
Die Stellungnahme von Autark im Wortlaut
Finanztest hat am 14. Juni 2017 Fragen an Dimitrios Paparas, den Vorstand der Autark Group AG, gesandt. Hier seine Antworten, die wir am 16. Juni 2017 erhalten haben:
„(...) vielen Dank für Ihre Fragen. Ich gehe davon aus, dass Ihnen die derzeitigen Rechtsprechungen und Verfügungen bekannt sind. Unsere Antworten können deshalb nur sehr allgemein gehalten sein. Selbstverständlich verstehen wir Ihren Wunsch nach nachhaltigen Schlagzeilen, werden jedoch gegen jede falsche Berichterstattung ohne vorherige Abmahnung vorgehen. Aufgrund der aktuellen positiven Entwicklungen werden wir zukünftig Presseverlautbarungen ausschließlich über unsere Abteilung „Investors Relations“ abwickeln und externe Presseanfragen neu zu bewerten haben. Auch das schreiben die Vorschriften vor. Um Ihnen unsere Verbundenheit für eine ausgewogene Darstellung zu ermöglichen, hier unsere Antworten:
Finanztest: Wie kommen Sie darauf, dass sich die Wünsche der Anleger hin zu einer Investitionsgemeinschaft geändert haben sollen?
Paparas: Selbst in unruhigen Zeiten hat die Autark einen sehr guten, vertrauensvollen Umgang mit ihren Kunden. Das beinhaltet auch, dass sichergestellt sein muss, dass getätigte Investitionen dauerhaft sicher und ertragreich sind. Autark hat in der Vergangenheit zahlreiche Optionen und Lösungsmodelle entwickelt. Die Investitionsgemeinschaft ist eine davon. Aber es gibt auch andere, äußerst vielversprechende Möglichkeiten, die derzeit in der Prüfung sind.
Finanztest: Wieso bietet eine Investitionsgemeinschaft mehr Mitentscheidung, höhere Flexibilität und optimale Sicherheit?
Paparas: Die Idee der Investitionsgemeinschaft war auch, die zahlreichen negativen und fehlerhaften Berichte in ein angemessenes Verhältnis zu rücken. Unabhängig von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung, die nach wie vor ausgesprochen gut ist, wird die Investitionsgemeinschaft auch deshalb eingerichtet, um den Dialog zu den Investoren, das Reporting und eine zeitnahe Berichterstattung zu ermöglichen. Diese Vorgänge werden selbstverständlich vertraulich behandelt.
Finanztest: Bitte konkretisieren Sie, wie Sie Arbeitsplätze schaffen wollen, Wohnraumförderung betreiben sowie die interkulturelle Entwicklung und die Förderung von Wirtschaftsansiedlungen betreiben wollen?
Paparas: Autark ist deshalb stark, weil wir in der Lage sind, Marktentwicklungen und Strategien an den Bedürfnissen auszurichten. Das Ziel der Unternehmung ist die Schaffung hoch ertragreicher Strukturen. Sie wollen uns nachsehen, dass wir die Arbeit der von uns eingesetzten Fachleute nicht durch verfrühte Verlautbarungen durchkreuzen werden.
Finanztest: Wie wollen Sie es angesichts der extrem angespannten Finanzsituation der Autark Group AG schaffen, jeden einzelnen Anleger so zu stellen, dass er zusätzlich direkt am bereits geschaffenen und dem zukünftigen Wachstum der Autark partizipieren kann?
Paparas: Ihre Frage bezieht sich auf die Vergangenheit. Wir sind jedoch längst in der Gegenwart angekommen und schaffen Lösungen für die Zukunft. Sie dürfen, wie unsere Anleger, versichert sein, dass die Realität und die Möglichkeiten der Autark genau das sicherstellen, was Sie hier infrage stellen.
Finanztest: Da die Autark trotz wiederholter Versprechen nicht in der Lage ist, Anlegern, die ihre Nachrangdarlehen gekündigt haben, ihr Geld zurück zu zahlen, fragen wir uns, wie Sie deren Kapital in reale Sachwerte einbringen wollen? Da das Geld für die Rückzahlungen fehlt, kann es doch auch nicht investiert werden?
Paparas: Das ist nicht korrekt. Durch diverse neue Partnerschaften hat sich die Lage komplett verändert.
Finanztest: Welchen Sinn macht es, Anlegern eine erstrangige Grundschuld in die TaM Betriebsgesellschaft vorzuschlagen, wenn diese mit den Geldern aus Nachrangdarlehen getätigt wurde und eventuelle Gewinne daraus ohnehin den Anlegern zustehen?
Paparas: Dieser Vorschlag war – ein Vorschlag. Jeder betriebswirtschaftlich versierte kann Vorschläge annehmen oder diese ablehnen. Wer einen solchen Vorschlag ablehnt, muss deshalb nicht befürchten, schlechter gestellt zu sein. Sie dürfen versichert sein, dass durch die schweren Anwürfe gegen die Autark wir alles getan haben, Wege für eine erfolgreiche Zukunft zu finden. Diese haben wir gefunden.
Finanztest: Wie können Sie davon sprechen, weiterhin gute Renditen zu erzielen, wenn das Gros der Anlagen der Autark entweder insolvent gegangen ist oder – wie die Biogasanlagen – defizitär ist?
Paparas: Wir verfügen noch nicht über alle Informationen durch die laufenden Ermittlungen, um hier überhaupt eine qualitative Aussage treffen zu können. Wir haben jedoch die Problematik erkannt und werden auch diese erfolgreich lösen.
Finanztest: Wie wollen Sie das Kapital der Anleger im weißen Kapitalmarkt etablieren, wo Sie entgegen gegenüber Anlegern getätigten Aussagen noch nicht einmal einen Wertpapierprospekt bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eingereicht haben?
Paparas: Autark ist längst im weißen Kapitalmarkt angekommen. Unsere Ausrichtung geht deshalb weit über den deutschen Horizont hinaus.
Finanztest: Warum ködern Sie Anleger mit hochriskanten Gratisaktien aus dem High Risk Market, die schnell wertlos sein können?
Paparas: Autark ködert keine Anleger mit hochriskanten Gratisaktien. Aufgrund der Bestimmungen werden wir gerade zu diesem Sachverhalt kurzfristig Stellung nehmen, weil unsere Nachrichten hierzu einen erheblichen Einfluss auf den Kurs der Aktie nehmen werden. Verraten wollen wir so viel: Es werden sich viele Leute wundern.
Finanztest: Weshalb hat die Autark den Zahlungstermin 1. April 2017 für die Rückzahlung gekündigter Nachrangdarlehen nicht eingehalten?
Paparas: Der Schutz eines Unternehmens wird auch in Deutschland vor die individuellen Interessen einzelner Investoren gestellt. Wir haben niemals gesagt, dass eine Zahlung nicht erfolgen wird. Wir haben jedoch das Wohl aller zu berücksichtigen. Zudem waren erhebliche wirtschaftliche und unternehmerische Interessen zu berücksichtigen. Unsere Entscheidungen, das wissen wir heute, waren deshalb alle richtig.
Finanztest: Ist die Autark Group AG überschuldet, nachdem über 80 Arreste gegen Autark erwirkt wurden?
Paparas: Ein Arrest hat nichts mit einer Überschuldung zu tun – ein Arrest ist ein unmittelbarer Eingriff in einen Prozess. Warten wir die juristische Aufarbeitung einfach einmal ab. Da wird es noch überraschende Ergebnisse geben.
Finanztest: Wie viele Konten der Autark sind bereits aufgrund der Arreste gepfändet?
Paparas: Das, bei allem Verständnis, geht Sie nichts an.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dimitrios Paparas
Vorstand der Autark Group AG“
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- Die TaM Betriebsgesellschaft mbH hat Ende Oktober einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Sie betrieb das Tehater am Marientor in Duisburg....
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Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gegen die Netiquette
Der wegen dubioser Finanzgeschäfte einschlägig vorbestrafte Chef der Autark –Group AG, Stefan Kühn, hat von rund 3600 Anlegern bisher rund 40 Millionen Euro eingesammelt. Nachdem er Anlegern, die ihre Nachrangdarlehen gekündigt haben, ihr Geld nicht zurück gezahlt hat, habe ich für die Betroffenen Arreste beim Landgericht Dortmund erwirkt, um ihre Forderungen durch Pfändungen in das Vermögen der Autark Invest AG zu sichern. Dafür habe ich das übliche Anwaltshonorar nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz berechnet.
Die Aussagen im Gerlachreport über mich sind frei erfunden. Ich habe niemals Honorare für die Vermittlung von Mandanten genommen, auch habe ich die Stiftung Warentest nicht dafür bestochen, positiv über mich zu berichten. Das sind ungeheuerliche Falschbehauptungen und Verleumdungen, gegen die ich mich in angemessener Form rechtlich zur Wehr setzen werde.
Wolfgang Benedikt-Jansen
Ich bin selbst Anlegerin und möchte den anderen erklären, was bisher geschah und weshalb man auf Stiftung Finanztest und zuverlässige Quellen setzen sollte.
- ich hatte Anfang des Jahres regulär gekündigt - die Autark bestätigte mir meine Kündigung. Als Ende März 2017 mein Geld zurück überwiesen werden sollte, blieb eine solche aus.
- ich kündigte aufgrund der speziellen Vorkommnisse zwischenzeitlich noch einmal fristlos - nichts passierte.
- ich mahnte die Autark ab - nichts passierte.
- Nachdem ich mir einen Anwalt nahm konnte ich erfolgreich durch einen Arrest mein Geld besichern. Die Autark erhebt Einspruch.
- zur außergerichtlichen Einigung ist es nicht gekommen (die Autark spielt vermutlich auf Zeit)
- ich sehe den Gang über einen spezialisierten Anwalt also als einzige Möglichkeit, noch an mein Geld zu kommen.
- Ich bin traurig, dass ich als Anlegerin von Anfang an angelogen wurde und, dass es der Autark möglich ist, einfach so weiter zu machen als wäre nichts gewesen..
Jedenfalls scheint der Anwalt am meisten zu kassieren. Siehe auch gerlachreport.com