Seit April müssen Auskunfteien wie Schufa, Bürgel und Creditreform einmal im Jahr kostenlos darüber aufklären, welche Daten sie zu einer Person gespeichert haben und wer die Daten zu welchem Zweck von ihnen bekommt. Seitdem haben Selbstauskünfte deutlich zugenommen. Noch im Juni hatte der Test Auskunfteien große Mängel offenbart. Nun gibt Finanztest Erfahrungsberichte von Lesern wider und beantwortet wichtigste Fragen zum Thema.
Rund 450 000 Menschen wollten es genau wissen. So viele haben seit 1. April 2010 bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) abgefragt, welche Daten über sie dort gespeichert sind. Das sind etwa 30 bis 40 Prozent mehr Anfragen, als die Schufa sonst bekommt.
Seit April muss jede Auskunftei einmal im Jahr kostenlos darüber aufklären, welche Daten sie zu einer Person gespeichert hat und wer die Daten zu welchem Zweck von ihr bekommt. Der Test Auskunfteien (Finanztest 06/2010) im Sommer zeigte, dass die großen Auskunfteien unvollständige und falsche Daten speichern und nach undurchsichtigen Regeln arbeiten. Daraufhin schilderten uns fast 40 Leser, was sie erlebt haben, als sie eine Eigenauskunft anforderten.
Fritz Schwarz hat alle sechs großen Auskunfteien um eine Eigenauskunft für sich und seine Frau gebeten – sie heißen accumio, Bürgel, Creditreform, Deltavista, info- score und Schufa. Seine Erfahrungen fasst Schwarz so zusammen: „Nicht das Gelbe vom Ei, aber doch erstaunlich viele Treffer.“
Accumio antwortete rasch, aber mit falschem Namen der Frau. Deltavista hatte ihn unter zwei Wohnsitzen in derselben Straße gespeichert. Creditreform hat sich lange Zeit gelassen und hatte nur eines von mehreren Kontokorrentkonten gespeichert. Bei Bürgel lagen gar keine Daten vor. Infoscore teilte mit, die Anfrage sei nicht angekommen. Nur bei der Schufa waren die Daten korrekt und umfassend.
Doch gerade bei der Schufa, die mit rund 66 Millionen Personeneinträgen die größte Auskunftei Deutschlands ist, stutzten einige andere Leser, als sie ihre Eigenauskunft erhielten, und fragten bei uns nach.
Die Schufa will mir erst eine Eigenauskunft schicken, wenn ich meine frühere Anschrift mitgeteilt habe. Warum reicht nicht die aktuelle Ausweiskopie, die ich übermittelt habe?
Offenbar hat die Schufa zwar Ihren Namen, aber eine andere Adresse als die auf Ihrem Ausweis. Nun will sie prüfen, ob Sie nur umgezogen sind oder ob Sie doch eine andere Person sind. Wenn die Schufa das geklärt hat, kann sie künftig die von ihren Partnern gemeldeten Daten eindeutig zuordnen.
Wenn ein Unternehmen vor der Korrektur Daten über Sie abfragen will, gibt die Schufa die Auskunft nach eigenen Angaben unter Vorbehalt: „Zu dieser Person haben wir die Daten x, y und z, aber wir haben zu dieser Person eine andere Wohnanschrift.“
Mit ihrer Nachfrage will die Schufa auch verhindern, dass unnötig ein zweiter Datensatz angelegt wird, und sie bereinigt gleich noch ihren Datenbestand.
Warum kritisieren Sie, dass manche Auskunfteien Daten ohne Ausweiskopie herausgeben?
Weil die Auskunfteien es dann versäumen, sich die Identität des Kunden bestätigen zu lassen, und es möglich wäre, dass fremde Personen die Eigenauskünfte zugeschickt bekommen. Dieses Risiko halten wir für größer als die Gefahr, dass anhand der Ausweiskopie ungewollt weitere Daten bei der Auskunftei gespeichert werden.
Informationen von einer Auskunftei über Sie dürfen außer Ihnen selbst nur deren Vertragspartner bekommen und auch nur dann, wenn sie ein „berechtigtes Interesse“ im Sinne des Bundesdatenschutzgesetzes haben. Es muss um ein Geschäft von nennenswertem Umfang gehen, an das ein wirtschaftliches Risiko geknüpft ist, zum Beispiel um einen Ratenkredit oder den Kauf auf Rechnung beim Versandhandel.
Die Partner der Auskunfteien dürfen nur dann Informationen über Sie abfragen, wenn Sie mit einer dieser Firmen einen Vertrag schließen möchten oder bereits ein Vertrag mit Ihnen besteht.
Warum liegt mein Schufa-Score eigentlich nicht bei 100 Prozent, sondern nur bei 99,26 Prozent?
Ein Score von 100 Prozent würde bedeuten, dass Sie Ihren Zahlungsverpflichtungen unter allen Umständen nachkommen – egal, was passiert. Diese Garantie wird keine Auskunftei für Sie übernehmen.
Ihr Scorewert ist schon sehr gut. Sie werden damit einer Gruppe von Personen zugeordnet, in der weniger als eine von 100 Personen ihre Verträge nicht erfüllt.
Meldet meine Bank der Schufa auch, wenn ich mein Girokonto über den eingeräumten Dispokredit hinaus überziehe? Und was ist mit Sparkonten?
Nein, die Schufa und auch die anderen Auskunfteien haben keine Informationen darüber, wie weit Sie Ihr Konto überziehen oder wie viel Vermögen Sie haben. Es ist für Geschäftspartner auch nicht zu erkennen, wenn Ihr Girokonto nur auf Guthabenbasis – also ohne Möglichkeit zum Überziehen – geführt wird.
Kann man der Berechnung des Scorewertes widersprechen? Welchen Vor- oder Nachteil hat das?
Ja, Sie können einer Auskunftei verbieten, aus den über Sie gespeicherten Daten einen Zahlwert, den Score, zu berechnen. Das geht formlos, muss aber schriftlich sein.
Wenn es keinen Scorewert für Sie gibt, ist das eher von Nachteil. Der Zahlenwert gibt nämlich an, mit welcher Wahrscheinlichkeit Sie Ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen, zum Beispiel eine Rechnung bezahlen. Wenn ein Vertragspartner von der Schufa die Auskunft bekommt „Scoreberechnung gesperrt“, wird er annehmen, dass Sie nicht kreditwürdig sind.
Als ich erstmals bei einem Versandhändler bestellte, durfte ich nur per Vorkasse oder Nachnahme bezahlen. Auf Nachfrage teilte mir der Händler mit, dass aufgrund der Beurteilungskriterien durch Bürgel der Kauf per Rechnung oder Bankeinzug nicht möglich sei. Bürgel hat aber gar keine Daten von mir.
Bürgel meldet in so einem Fall an den Vertragspartner „Person unbekannt, Einschätzung des Ausfallrisikos nicht möglich, Score 0,0“. Andere Leser hatten in ähnlichen Fällen die Werte 2,0 oder 2,6, was „durchschnittliches Risiko“ bedeutet. Bürgel waren aber nur Name und Anschrift bekannt.
Außer diesen Daten speichert Bürgel nur negative Merkmale wie Insolvenzen oder Haftbefehle. Das lässt den Schluss zu, dass Ihre Kreditwürdigkeit nur aufgrund Ihres Wohnorts eingeschätzt wurde.
Generell lassen Versandhändler Neukunden nur sehr selten per Rechnung bezahlen. Erst wenn die Kunden mindestens eine Rechnung pünktlich gezahlt haben, lassen sich die Händler darauf ein.
Wolfgang Schroer: In meiner Schufa-Eigenauskunft fehlen der Mobilfunkvertrag und die Kreditkarte. Soll ich das der Schufa nachmelden?
Sie selbst können Daten gar nicht nachmelden, das können nur Vertragspartner der Schufa. Das sind insgesamt 4 500 Firmen, zum Beispiel Banken, Versandhändler und Mobilfunkanbieter. Insofern können Sie Ihren Mobilfunkanbieter und das Kreditkartenunternehmen nur um eine Nachmeldung bitten, wenn die Firmen Vertragspartner der Schufa sind. Wie sich das auf Ihre Kreditwürdigkeit auswirkt, können wir nicht sagen. Die Schufa und die anderen Auskunfteien geben nicht preis, welche Merkmale überhaupt gespeichert werden und welchen Einfluss sie auf die Kreditwürdigkeit haben. Es kann zum Beispiel sein, dass sich die erste Kreditkarte positiv auswirkt, weil der Anbieter die Kreditwürdigkeit geprüft hat. Die dritte Karte wirkt sich vielleicht eher negativ aus, weil Sie sich damit womöglich einen höheren Kreditrahmen verschaffen, als Sie eigentlich bedienen können.
Jürgen Maifarth: Warum steht ein bereits im Juni 2008 abgezahlter Leasingvertrag immer noch in meiner Schufa-Eigenauskunft?
Leasing- und Kreditverträge bleiben noch drei Jahre ab dem Jahr der Rückzahlung im Datenbestand, ebenso aufgelöste Handelskonten. Das ist aber kein Nachteil für Sie. Vertragspartner erkennen daran Ihre gute Zahlungsmoral. Ende 2011 muss der Eintrag dann automatisch gelöscht sein. Ähnlich ist das, wenn Kunden bei einer Bank Kreditkonditionen erfragen. Diese Anfrage bleibt ein Jahr lang gespeichert, aber nur zehn Tage für Vertragspartner sichtbar. Haftbefehle oder eidesstattliche Versicherungen löscht die Schufa nach drei Jahren. Über die Löschfristen informiert die Schufa auf ihrer Eigenauskunft.
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